USS The Sullivans (DDG-68)von Dirk Mennigke (1:350 Dragon)Zum Original21st Century Dreadnought, so titelte das IFR Warship Magazin über die Schiffe der Arleigh Burke Klasse in einem Sonderbericht zur Indienststellung von DDG 81 Winston Churchill. Dem einzigen Schiff der US Navy, das den Namen eines bedeutenden nicht amerikanischen Staatsmannes trägt.HMS Dreadnought, der Inbegriff für die technische Revolution im Marineschiffsbau… ob diese Attribute auf die Burkes zutreffen, vermag ich nicht zu beurteilen. Fakt ist, dass es sich bei den Arleigh Burkes um die ersten rund um das Aegis Kampfsystem konzipierten Schiffe handelt. All die bitteren Lehren, die die US Navy während der 80er Jahre machen musste, flossen in die Schiffskonstruktion ein. Besonders die leichtgewichtigen Aluminiumaufbauten kristallisierten sich zu einer permanenten Gefahrenquelle heraus. 1975 kollidierte USS Belknap, ein 7900 Tonnen Kreuzer, mit dem 83000 Tonnen schweren Flugzeugträger John F.Kennedy. Die kompletten Aufbauten der Belknap wurden zerstört, 15000 Gallonen Flugzeugtreibstoff ergossen sich über den Kreuzer und entzündeten sich. Lediglich die aus Stahl gefertigten Davids hielten den Flammen stand und drückten den Kreuzer von dem Winkeldeck des Trägers weg, so dass das Schiff seinem fast sicheren Untergang entging. Ebenso wurden die Ereignisse während des Falklan Krieges analysiert und führten zu einem Umdenken im amerikanischen Zerstörerbau. Die Arleigh Burkes erhielten im Gegensatz zu ihren Vorgängerklassen einen völligeren Rumpf, was den Seeeigenschaften zu Gute kam. Die Aufbauten wurden aus Stahl und Kompositmaterial gefertigt, um Feuersbrünsten vorzubeugen. Das Gewicht erhöhte sich auf über 8000 Tonnen, eine Gewichtsklasse, in der normalerweise Kreuzer angesiedelt sind. Pate für mein Modell ist DDG 68 The Sullivans. Der Kiel für DDG 68 wurde am 14. Juni 1993 auf der Bath Iron Works Werft in Maine gelegt. Am 12. August 1995 erfolgte der Stapellauf. Als achtzehntes Schiff der Arleigh Burke Burke stellte es am 19. April 1997 in Dienst. Namensgeber für das Schiff sind die fünf Sullivan Brüder, deren trauriges und erschütterndes Schicksal in die Geschichte eingegangen ist. Alle fünf Brüder kamen am 13. November 1942 an Bord des Kreuzers CL 52 Juneau in der Seeschlacht vor Guadalkanal ums Leben, nachdem das Schiff vom japanischen U-Boot I-26 durch Torpedos versenkt wurde. Das ModellRiesig war die Freude nachdem Dragon einen Arleigh Burke in 1:350 angekündigt hatte, fehlte in meiner Sammlung doch noch eine der modernsten Einheiten der US Navy. Okay, Deckel auf, Spannung pur, welcher Inhalt erwartet mich in der Box. Meine anfängliche Freude wich dann aber doch der Ernüchterung, nachdem ich die ersten Gießäste in den Händen hielt. Bei dem Bausatz handelt es sich um eine Wiederauflage des Panda Kits. Einzig und allein wurde dem Kit eine zusätzliche Ätzteilplatine sowie neue Decals spendiert. Der Ätzsatz beinhaltet die Radarabdeckungen für das SPY Radar sowie diverse Relingteile. Um die Radarflächen auf den Aufbauten anzubringen ist es unumgänglich, die alten im Bausatz anmodellierten Flächen zu entfernen. Nicht ganz einfach aufgrund der relativ großen geraden Flächen. Da wir gerade beim Thema entfernen sind…Seepocken. Um etwas anders kann es sich bei den Gebilden auf der Schiffsaußenhaut nicht handeln. Runde ca. 1,2 mm große Gnubbel sollen Zurrpunke für die Mannschaft darstellen. Normalerweise sichern sich an diesen Punkten die Mannschaften ab, um den Farbanstrich, besonders vor Hafenbesuchen, aufzufrischen. Auch hier gilt, alles abschleifen. Auf einen Ersatz für die Zurrpunkte habe ich verzichtet, sie sind einfach zu klein, um maßstabsgerecht wiedergegeben zu werden. Der weitere Zusammenbau der Aufbauten ging ohne Schwierigkeiten über die Bühne, die nachfolgenden Schleif- und Spachtelarbeiten sind ein ganz anderes Thema. Das Verspachteln der Flächen ist relativ einfach, das Verschleifen...hier beginnen die Problemchen. Schnell sind die Kanten rundgeschliffen und zerstören so das Aussehen der Aufbautenblocks. Um so einem Desaster zu entgehen, fertigte ich mir dünne Streifen aus Duralumin an, die ich mit 800er bis 1200 Schmirgelpapier beklebte. Vorsichtig mit wenig Druck und nur in einer Richtung ziehend konnte ich mit den Duraluminstreifen die Struktur der Kanten erhalten bzw. wieder herstellen. Eine müheselige Arbeit, leider unumgänglich. Danach entfernte ich im Brückenbereich die viel zu prominent ausgefallenen Verkleidungen der Brückennock. Als Ersatz brachte ich 0,2mm starke Polystyrol Platten an. Eine ziemlich kniffelige Aktion, da die Verkleidungen in den unterschiedlichsten Winkeln aufeinander zulaufen. Zusätzliche Plattformen aus Polystyrol komplettierten den Brückenblock. Aus 0,5 mm starken Polystyrolrundstäben fertigte ich Deckslampen an, die sich über die Aufbauten verteilen. Zu diesem Zweck bohrte ich mittig in den Rundstab ein 0,2mm großes (oder auch kleines) Loch, in das ich 0,1mm starke Relingstützen einklebte. Erst jetzt schnitt ich die Lampe schräg vom Rundstab ab. Die Lampe ist nur knapp einen Millimeter lang und so konnte ich die Lampe an dem zuvor eingeklebten Messingstab festhalten. Gut 25 Lampen verteilen sich über das Schiff. Zum Fixieren der Lampen bohrte ich ein passendes Loch in die Aufbauten, steckte die Lampe mit etwas Überstand ein, um den Eindruck einer Halterung zu erwecken. Mit einer Nadel brachte ich flüssigen Sekundenkleber ein, der durch Kapilarwirkung die Lampe mit den Aufbauten verband, ohne dass störende Kleberreste den Gesamteindruck trüben. Der Mast, na ja. Anstatt eines dreieckigen Profils wiesen die Bausatzexemplare ein quadratisches Profil auf. Mittels einer groben Feile rückte ich den Stützen zu Leibe, um das richtige Profil herauszuarbeiten. Sehr zeitaufwändig gestaltete sich die Montage des Mastes auf dem Brückendach. Da diese beiden Teile eine Einheit bilden, konnte ich den Mast nicht separat bauen, um ihn später einfach auf dem Brückendach aufzukleben. Das Zusammenfügen der beiden Komponenten zerrte arg an meinem Nervenkostüm, mussten Hauptmast, Abstützungen sowie weitere Plattformen im richtigen Winkel zueinander verklebt werden. Die kleinste Abweichung führte zu Fehlstellungen, so dass entweder der Hauptmast schräg zur Schiffsachse stand, oder die parallel zueinander stehenden Stützen gegeneinander versetzt waren. Auch das geht irgendwann vorbei, schließlich sah die ganze Sache stimmig aus und ich konnte die Plattformen/Yardarms des WEM Ätzteilsatzes anbringen. Die Dinger sehen super aus. Im Vergleich zu meinen Fotos fielen sie aber einen Hauch zu dünn aus. Letztendlich unterfütterte ich die komplette Geschichte mit 0,2 mm Polystyrolleisten. Kommen wir zu dem achteren Aufbau. Hier hielt sich der Arbeitsaufwand in Grenzen. Lediglich die obere Umrandung aus denen die Schornsteinschlote herausragen, reduzierte ich in der Dicke, gleiches gilt für den vorderen Aufbau. Trotzdem, irgendetwas störte den Gesamteindruck. Der Fehler lag im Aussehen der Lüftungsgitter. Unverständlicherweise ist die Gitterstruktur unterschiedlich ausgeführt, zudem fehlen diverse Gitter auf der Rückseite des vorderen Aufbautenblocks. Versuche geeignete Gitter aus Polystyrol zu basteln scheiterten ziemlich kläglich. Am Ende verwendete ich GMM Heli Fanggitter aus geätztem Messingblech. Trifft zwar nicht das exakte Aussehen des Originals, mit dem Endergebnis kann ich aber gut leben. Mk 45 Kanone, Düppelwerfer, Phalanx, Speedboote, MK 32 Torpedorohre landeten in der Grabbelkiste. Nicht dass die Bausatzteile unbrauchbar wären, aber für meine Zwecke verwendete ich die seit einiger Zeit auf dem Markt erhältlichen Veteran Resin Teile. Die Qualität des Gusses sowie die Filigranität der Bauteile sind einfach unglaublich! Die mitgelieferten Antennenkuppeln des Brückendaches entsprechen dem Aussehen früherer Arleigh Burkes. Da ich The Sullivans in einem Zeitraum von 2006 bauen wollte, musste ich die Kuppeln auf den aktuellen Zeitpunkt updaten. Einige der im Bausatz enthaltenen Kuppeln und Sattelitenantennen wechselten lediglich auf eine andere Position, andere Antennen scratchte ich aus Teilen meiner Grabbelkiste. Photogeätzte Relings der Firma Voyager vollendeten den Rohbau. Dieser Ätzsatz ist speziell auf Schiffe der Arleigh Burke Klasse zugeschnitten und das Beste, das mir unter die Finger gekommen ist. Äußerst filigrane Struktur und als absolutes Highlight sind die Karabinerhaken der in den Streben eingehakten Seile zu erkennen. Phänomenal!! Das Dio…....jeder Flusslauf oder Kanal verfügt über Denkmäler oder Gebäude, die einen hohen Wiedererkennungswert haben. Beim Stöbern im Internet entdeckte ich auf mehreren Böschungsfotos des Suezkanals den Schriftzug "Welcome to Egypt". Warum eigentlich nicht? Das Schiff solo ins Wasser zu setzten erschien mir bei einem Stealth Schiff zu langweilig. Außerdem reizte mich der Farbkontrast zwischen dem eintönigen Schiffsgrau, dem grünen Kanalwasser sowie der Wüste. Das kleine Dio entstand innerhalb weniger Tage. Der einzige Kompromiss den ich schließen musste, betrifft den Abstand zwischen Schiff und Böschung.
FazitAlles in allem ein Bausatz mit Licht und Schatten. Für mich als US Navy Sammler ein absolutes Muss. Um aber ein ansprechendes lebendiges Modell zu erhalten war einiges an Eigeninitiative erforderlich. Ohne die zusätzlich angebrachten Kleinteile oder Besatzung, wirkt das Modell aufgrund der geradlinigen Struktur schnell langweilig. Kein Vergleich zu dem eleganten Aussehen der Charles F.Adams Klasse. Auch wenn der Weg steinig war, besonders die Kanal Böschung, bereitet mir das fertige Modell viel Freude und fügt sich gut in meine 1:350 Flotte ein. Dirk Mennigke Publiziert am 02. Februar 2010 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |