USS Vincennes (CA-44)von Lars Scharff (1:700 WSW Modellbau)Das Original:Die USS Vincennes war das letzte Schiff der Schweren Kreuzer der New Orleans-Klasse. Diese Klasse beruhte auf der Erkenntnis der US-Marine Ende der 20er Jahre, dass die Feuerleitung sich so verbessert hatte, dass Kreuzergefechte auf Entfernungen ausgeführt werden konnten, die eine Panzerung gegen 20,3 cm möglich erscheinen ließen. Zuvor war man von sehr kurzen Entfernungen ausgegangen, für die es keine wirksame Panzerung geben konnte. Die Konsequenz waren die Schweren Kreuzer der New Orleans-Klasse, die u.a. in Bezug auf die Panzerung eine vollkommene Abkehr von den vorausgegangenen Pensacola-, Northampton- und Portland-Klassen waren. U.a. erhielten die Geschütztürme eine richtige Panzerung und der Schutz der Maschine und der Magazine gegen Geschütztreffer wurde deutlich verbessert. Allerdings wurde hierfür die Aufteilung der Maschine in zwei getrennte Einheiten - ein Schutz gegen Ausfall der Maschine durch Torpedotreffer - aufgegeben, um den Bereich, der gepanzert werden muss, zu kürzen. Im Gegensatz zu den Vorgänger-Klassen gab es Probleme, die Verdrängung innerhalb der Grenzen des Washingtoner-Vertrags zu halten. Gewichtseinsparungen wurden z.B. durch den Verzicht auf Dreibeinmasten und Torpedorohre erzielt. Auch die Reichweite und die Seetüchtigkeit wurden zugunsten der verstärkten Panzerung reduziert. Da es abzusehen war, dass die Schiffe nahe an den erlaubten Tonnage-Grenzen waren, wurde der Entwurf der letzten beiden Schiffe, Quincy und Vincennes, modifiziert: um die Länge des gepanzerten Bereichs zu reduzieren, wurde der Turm 1 um 4,87 m nach achtern versetzt. Die Barbette von Turm 2 wurde zur Kompensation leicht erhöht. Die Brücke fiel einfacher als die der Schwesterschiffe aus, die Signalbrücke blieb hier immer offen. Technische Daten:Vincennes war 179,2 m lang, 18,8 m breit und hatte 6,9 m Tiefgang. Die Standardverdrängung betrug 9400 ts. Ihre vier Turbinen und acht Kessel produzierten 107 000 PS, womit 32,7 Knoten erreicht werden sollten. Bewaffnung 1942:
Vincennes wurde von 1934 bis 1937 bei Bethlehem Shipbuilding auf der Fore River-Werft in Quincy gebaut. Nach dem Einfahren im Atlantik und europäischen Gewässern wurde sie 1938 Teil der Pazifik-Flotte, aber schon 1939 wieder in den Atlantik verlegt. Ab 1939 war sie an Neutralitätspatrouillen beteiligt. Diese wurde im Juni 1940 - kurz vor der französischen Kapitulation - durch einen Goldtransport von dem damals französischen Marokko in die USA unterbrochen. Im März 1942 wurde Vincennes als Teil einer Kampfgruppe um den neuen Flugzeugträger Hornet in den Pazifik verlegt. Als Teil dieser Gruppe war sie im April 1942 am Angriff auf Tokio (Doolittle Raid) beteiligt. Die gleiche Gruppe verpasste die Schlacht im Korallenmeer, aber nahm an der Schlacht von Midway am 4.6.1942 teil. Nach einer Überholung in Pearl Harbor war sie Teil des Geleitschutzes für die Invasion auf Guadalcanal und Tulagi am 7. August 1942. Nach mehreren Luftangriffen, die Vincennes unbeschädigt überstand, erfolgte in der Nacht vom 8. auf den 9. August der Angriff der japanischen Schweren Kreuzer Chokai, Furutaka, Kako, Aoba und Kinugasa, der Leichten Kreuzer Tenryu und Yubari sowie des Zerstörers Yunagi unter Mikawa (Schlacht von Savo Island). Vincennes sollte zusammen mit den Schwesterschiffen Astoria und Quincy sowie den Zerstörern Helm und Wilson die nördliche Zufahrt zwischen Savo und Tulagi und damit die alliierte Invasionsflotte sichern, wurde aber von den japanischen Schiffen, die zuvor bereits die Schweren Kreuzer HMAS Canberra (die später selbstversenkt wurde) und Chicago der südlichen alliierten Gruppe schwer beschädigt hatten, komplett überrascht. Nach 50 bis 75 Granatentreffer der japanischen Schiffe und drei Torpedotreffern (zwei von Chokai und einer von Yubari erzielt) musste Vincennes ca. 25 Minuten nach Feuereröffnung aufgegeben werden und sank etwa eine halbe Stunde später am 9.8.1942. 332 Mann der Besatzung starben. Vincennes erhielt zwei Battle Stars. Das Modell:Im Rahmen der IG Waterline und des Modellboards hatten wir beschlossen, zusammen zur Ausstellung Faszination Modellbau Bremen 2008 ein Diorama der Schlacht von Savo Island im Maßstab 1:700 zu bauen. Ich übernahm u.a. die Vincennes. Zuerst wollte ich sie mit Hilfe des angekündigten Trumpeter-Bausatzes bauen. Dieser erschien aber nicht rechtzeitig, so dass ich einen der inzwischen nicht mehr produzierten Bausätze der USS Quincy von WSW kaufte. Quincy und Vincennes ähneln sich in im Wesentlichen, aber es gibt insbesondere im letzten Zustand auch eine Reihe von Unterschieden. Die Plattform für die 2 cm-Flaks vor der Brücke habe ich deshalb ein Stück tiefer gesetzt. D.h. die ursprüngliche Plattform wurde entfernt und eine neue mit Plastikplatten auf gleicher Ebene mit dem Deck dahinter aufgebaut. Die Brückenflügel von Teil 10 wurden auf beiden Seiten gekürzt und an der Vorderseite kamen zwei runde Plattformen (gebaut aus halben Rundstäben) hinzu. Auf dem Deck darüber (Teil 11) wurden die Feuerleitgeräte für die 2,8 cm-Vierlinge entfernt, die bei Vincennes nie an Bord waren. Auch die Plattform für den taktischen Entfernungsmesser Mk 35 vorne am gleichen Teil und die vorderen beiden runden Ausguckstände habe ich abgeschnitten. Stattdessen habe ich aus 0,25 mm dicken Plastikplatten das feste Schanzkleid der offenen Brücke ergänzt. Diese offene Brücke bewirkt das einmalige Aussehen der Vincennes in diesem Zustand - alle anderen Schwesterschiffe hatten immer eine Plattform, die vorne über die Brücke hinausragte. Entweder, wie auch bei Vincennes im ursprünglichen Zustand, für den Mk 35-Entfernungsmeser oder als Verlängerung der offenen Brücke bei späteren Bauzuständen. Die offene Brücke der Vincennes dagegen ragte nicht über die Brückenfront hinaus. An Teil 11, insbesondere der Vorderkante, waren Spachtelarbeiten notwendig. Auch beim Rumpf gab es diverse Kleinigkeiten wie Ritze und Luftlöcher zu verspachteln. Die Form der Splitterschutzschilde auf dem Backdeck unterschied sich bei Quincy und Vincennes. Deshalb habe ich die vorhandenen entfernt und aus 0,125 mm dickem Plastik neu aufgebaut - als Vorbild dienten neben Originalphotos die Zeichnungen im Profile Morskie über die Astoria. Achtern musste der überdimensionierte Schraubenschutz weichen. Auch für die achteren 2,8 cm-Vierlinge waren keine Feuerleitgeräte vorhanden, so dass die entsprechenden Plattformen entfernt werden mussten. Das machte erforderlich, den Splitterschutz selbst aus 0,125 mm dicken Plastikplatten neu herzustellen. Für die schwere Artillerie hatte Vincennes nicht, wie ihre Schwesterschiffe, Mk 31-Feuerleitgeräte, sondern Mk 34. Dieses baute ich aus Plastikplatten- und Stäben mit Hilfe der Zeichnungen im dem Profile Morskie-Heft über die USS Portland selbst. Die Mk 33-Feuerleitgeräte für die 12,7 cm-Flak sind unverändert aus dem Bausatz genommen. WSW hat das falsche Modell der 20,3 cm-Türme beigelegt: das mit der abgerundeten Turmfront, was auf den ersten drei Schiffen der New Orleans-Klasse zum Einsatz kam. Glücklicherweise liegen in dem Trumpeter-Bausatz der New Orleans auch die dort nicht benötigten späten Türme mit der eckigen Front bei, die ich verwenden konnte. Die Rohre konnte ich, danke Burkhardt, gegen die 20,3 cm/55 (8"/55)-Geschützrohre von BMK tauschen. Die 12,7 cm-Geschütze von WSW gefallen mir insbesondere wegen der Form der Lafette nicht wirklich. Ich hatte aber keinen Ersatz verfügbar - meines Wissens gibt es aktuell das L/25-Modell nur von Corsair Armada (manchmal findet man die L/38-Geschütze von Loose Cannon falsch als L/25 beschriftet!). Die zu großen 2,8 cm-Vierlinge des Bausatzes habe ich durch Paper Lab-Teile ersetzt. Auch die 2 cm-Oerlikons sind von Paper Lab. Die Katapulte, die Kräne (leider etwas zu kurz!), der SC-1-Radar auf dem Fockmast und die Mk 3 (FC)-Feuerleitradars auf den Mk 34-Feuerleitgeräten stammen aus dem Fotoätzteileset WORLD WAR TWO USN CRUISER/DESTROYER (1:700) von Gold Medal Models. Die richtigen Kräne wären im US HEAVY CRUISER-Satz von Tom's Modelworks enthalten. Dieser konnte aber nicht rechtzeitig geliefert werden. Ralf Schuster konnte mir dankenswerterweise die beiden Scheinwerfertürme aus dem Satz zur Verfügung stellen. Die Masten sind wie die Rahe und der Antennenträger vor der Brücke aus Federstahldraht. Aus gezogenen Gussästen sind diverse Abstützungen der Brückenplattformen ergänzt. Aus 0,3 x 0,3 mm Plastik sind die Abstützungen der vorderen Plattformen für die 12,7 cm-Flaks gemacht. Die Rettungsflöße sind aus dem Bausatz und wurden anhand von Originalphotos angeordnet. Die Curtiss SOC Seagull sind Spritzgussteile von Trumpeter. Die Takelung erfolgte mit gezogenem Gussast. Vincennes war am 8.8.1942 im Schema 12 mod gestrichen. Das Sea Blue 5-S habe ich mit Vallejo 900 French Mir. Blue, Ozean Gray 5-O mit Vallejo 907 Pale Greyblue, Haze Gray 5-H mit Vallejo 993 White Grey und das Deck Blue 20-B mit Vallejo 994 Dark Grey dargestellt. Vincennes wirkte im Vergleich zu ihren Schwesterschiffen, auch im Vergleich zur Quincy, die im gleichen Schema gestrichen war, heller - wie man gut an einem Photo hinten innen im Einband im Profile Morskie über die Astoria sehen kann. Eine Besonderheit der Vincennes ist, dass sie auf den beiden vorderen Türmen grüne Erkennungsstreifen hatte. Diese fanden sich auf den im gleichen Gebiet eingesetzten Schwesterschiffen im August 1942 nicht. Die Seagull habe ich mit Vallejo 905 Bluegrey Pale und mit Vallejo 993 White Grey bemalt. Gealtert habe ich mit diversen Ölfarben. Quellen:
Lars Scharff, Publiziert am 11. November 2009 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |