USS Minneapolis (CA-36)von Frank Spahr (1:700 Trumpeter)Das VorbildUSS Minneapolis (CA-36) war ein schwerer Kreuzer der US Navy und gehörte zur New Orleans – Klasse. Wie alle nach den Vorschriften des Washingtoner Vertrags gebauten Kreuzer stellte diese Klasse einen Kompromiss dar, dessen Grenzen im Kampfeinsatz zu Tage traten. 1934 in Dienst gestellt, machte die Minneapolis den Pazifikkrieg von Anfang an mit und nahm an vielen wichtigen Gefechten teil. Im Gegensatz zu drei ihrer Schwesterschiffe überlebte sie den Krieg, allerdings nur knapp. In der Schlacht von Tassafaronga am 30. November 1942 wurde sie schwer getroffen und beinahe versenkt. Nach der Reparatur nahm sie an fast allen wichtigen Schlachten des Krieges teil. Die Kapitulation der japanischen Truppen in Korea wurde an Bord der Minneapolis unterzeichnet. Wie viele der stark beanspruchten Einheiten der Flotte wurde sie nach Kriegsende relativ rasch außer Dienst gestellt und 1959 verschrottet. Die Diorama-IdeeBei der Recherche zur Bausatzvorstellung fand ich mehrere Bilder, die nach der schweren Beschädigung des Schiffes bei der Schlacht von Tassafaronga (30.11.1942) aufgenommen worden waren. In dieser Nachtschlacht – einer von zahlreichen während der Kämpfe um Guadalcanal – versuchte eine überlegene amerikanische Kampfgruppe ( fünf Kreuzer und vier Zerstörer), einen japanischen Nachschubkonvoi aus acht Zerstörern abzufangen. Trotz anfänglicher Überraschung der Japaner und Ausrüstung mit Radar bei den US-Schiffen führte die große Erfahrung der Japaner mit Nachtgefechten und ihre technisch überlegenen Torpedos zu einem taktischen Sieg ihrerseits. Während ein japanischer Zerstörer – die Takanami - verloren ging, verlor die US Navy den Kreuzer Northampton, während die Kreuzer Minneapolis, Pensacola und New Orleans schwer beschädigt wurden. Sowohl Minneapolis als auch New Orleans verloren durch Torpedotreffer und dadurch ausgelöste Explosionen von Munition und Treibstoff Teile des Buges. Bei der New Orleans riß das Vorschiff bis zum Turm Nr. 1 ab, wobei 183 Besatzungsmitglieder getötet wurden. Das Vorschiff der Minneapolis knickte kurz vor den Kettenrohren ab, dabei verloren 37 Mann ihr Leben. Ein weiterer Torpedotreffer mittschiffs legte drei der vier Kesselräume lahm – das Schiff verlor Antrieb und Steuerung. Es spricht für Können und Mut der Schiffssicherungsmannschaften, dass beide Schiffe trotz dieser schweren Beschädigung gehalten werden konnten. Die Minneapolis wurde nach der Schlacht zum nahegelegenen Tulagi geschleppt. Dort, auf der Guadalcanal benachbarten Insel Florida, gab es eine Basis für Schnellboote und „Seabees“, jedoch keinen Schutz. Es war ein äußerst gefährlicher Ort, und um zu überleben, musste das Schiff baldmöglichst fahrbereit gemacht werden. Zuerst wurde der abgeknickte Bug abgetrennt – er ist heute noch ein Ziel für Sporttaucher. Der offenstehende Querschnitt wurde provisorisch mit Palmstämmen und Stahlträgern abgestützt, um das Schiff rasch aus der Gefahrenzone schaffen zu können. Während der Arbeiten tarnte man das Schiff mit Palmwedeln und Netzen. Bei einem ersten Werftaufenthalt wurde der Bug dann etwas konventioneller mit Stahlplatten gedeckt. So fuhr die Minneapolis über den halben Pazifik; in Pearl Harbour erhielt sie einen richtigen neuen Bug, und in der Marinewerft Mare Island bei San Francisco wurden die Instandsetzungs- und Überholungsarbeiten schließlich beendet. Mich faszinierten die allerersten Bilder mit dem abgeknickten Bug und dem offenstehenden Querschnitt. Ich entschied mich für letzteres, weil ich das Bild mit den im Schiff stehenden Sailors so beeindruckend fand. Es entstammt dem Buch „US Heavy Cruisers in Action“. Der BauVon daher trennte ich den Bug an der entsprechenden Stelle (auf Höhe der Kettenrohre) ab, dünnte die Bordwände und das Deck etwas aus und verbog sie etwas. Aus Sheet und Plastikrohr wurden Andeutungen von Decks und Kettenrohren im Inneren hinzugefügt. Aus weichgeglühten Ätzteilen von L'Arsénal und Lion Roar entstanden ein paar weitere Details, und recht bald sah der Querschnitt ganz akzeptabel aus. Der Innenraum wurde hellgrau gespritzt. Durch die Wassereinbrüche lag das Schiff etwas vorlastig, deshalb wurde achteraus ein Teil der Wasserlinienplatte sowie Polystyrolprofile angebracht und nach vorne hin verlaufend etwas vom Rumpf abgeschliffen. Nun konnte das Schiff auf die gewünschte Basis angepasst werden. Der Boden der bei mir üblichen Trumpeter-Vitrine wurde abgeklebt, mit einem Heizkörperpinsel wurde stippelnd Dispersionsfarbe aufgetragen. Nach dem Durchtrocknen wurde diese leicht unregelmäßige Fläche mit diversen Acrylfarben in dem entsprechenden Farbton gespritzt. Ich nahm einen Blauton als Grundfarbe und dunkelte dort ab, wo durch die Treffer Öl im Wasser gewesen sein dürfte. Nach dem gründlichen Durchtrocknen wurde mehrmals Hochglanzlack aus der Baumarkt-Spraydose aufgesprüht, bis ich eine schön glänzende, aber noch leicht unregelmäßige Oberfläche hatte.Der weitere Bau des Schiffes gestaltete sich knifflig, hauptsächlich durch die Feinheit und Komplexität des WEM-Ätzteilsatzes. Ich beobachte in den letzten Jahren eine zunehmende Verfeinerung der Ätzteile, die Leute wie mich von den motorischen Fähigkeiten irgendwann hinter sich läßt. Bei diesem Ätzteilsatz kommt hinzu, dass viele Teile alles andere als benutzerfreundlich aufgebaut sind. Es müssen z.B. bei den Katapulten allerhauchfeinste Teile ohne irgendwelche Klebekanten aneinandergefügt werden – das bringt keinerlei Stabilität, sondern leider nur Frust. Andere Teile, wie die Dreibeine der 20 mm – Flak, müssen in mehrere Raumrichtungen gebogen und verklebt werden – das ist was für echte Cracks mit Zenmeister-Geduld. Es kann daran liegen, dass zumindest ein Teil der Bauteile vom 350er Ätzteilsatz herunterskaliert zu sein scheinen. Wie immer gilt natürlich, dass jeder hier seine eigene Erfahrung macht und meine Einschätzung rein subjektiv ist; viele werden die Dinge, die mir schwerfallen, als eher unkompliziert ansehen. Zunächst wurde der Rumpf mit den Decks gebaut. Die Passung war durchweg gut. Die angegossenen Schraubenschutze wurden abgefräst, und im Bereich der Beschädigung am Bug wurden die Bullaugen aufgebohrt. Erleichternd bei diesem Projekt war der Anstrich nach Ms. 21 – Navy Blue und Deck Blue über alle horizontalen und vertikalen Flächen. Hiermit ersparte ich mir größere Abklebearbeiten. Trotzdem spritzte ich den Rumpf recht früh im Projekt und brachte auch die meisten Schattierungen und Alterungen an. Durchweg wurden Acrylfarben benutzt, in Ermangelung genauer US-Marinefarben in Acryl benutzte ich ähnliche Farben von Vallejo. Während des Baus wurde das Schiff an einer Holzleiste passender Größe verschraubt, so ließ es sich gut handhaben. Nachdem ich die geätzten Oerlikons für mich verworfen hatte, benutzte ich hierfür und für die 1,1-Zoll-Vierlinge die Bausatzteile. Die schwere Flak wurde durch Resinteile von Loose Cannon ersetzt. Schritt für Schritt wurden Details hinzugefügt, wie die zahlreichen Niedergänge und der hochkomplexe, aber optisch sehr ansprechende Scheinwerferaufbau zwischen den Schornsteinen. Die Masten wurden aus Stabilitätsgründen durch konisch gedrehte Messingteile von BMK ersetzt, die Rahen durch gerichteten Messingdraht von kotol.de. Von BMK stammen auch die gedrehten Rohre der Hauptartillerie. Die überkomplizierten Wasserbombenanlagen wurden nur teilweise durch Ätzteile aufgewertet, die Kräne und die Katapulte wurden langwierig zusammengebaut und sehr vorsichtig am Modell angebracht, denn sie vertragen keine Handhabung. Ich musste bei den Katapulten auch das hochfeine Innenleben kürzen, weil es zu hoch ist und sich das Katapult mit ihm nicht schließen ließ. In diesem frühen Bauzustand hatten die Schiffe relativ wenig Radarausrüstung und Flak, das erleichterte den Bau. Ich muss jedoch zugeben, dass ich zeitweise von diesem Projekt extrem genervt war. Schließlich konnten die hochfeinen Relings angebracht werden, und ich konnte das Schiff lackieren. Verschiedenen Schattierungen und Washings wurden benutzt, um den monochromen Anstrich etwas lebendiger wirken zu lassen, ohne jedoch zuviel „Drama, Baby“ hineinzubringen. Rostspuren entstanden aus Ölfarbe. Die Brückenfenster erhielten einen dunklen Wash. Die letzten Schritte begannen damit, das Schiff zu bevölkern. Nicht ganz wenige fotogeätzte Besatzungsmitglieder von Lion Roar wurden passend bemalt und über das Schiff verteilt. danach konnte ich die Takelung angehen. Die Flaggleinen entstanden aus hellbraunem gezogenem Gußast, die Stage aus Angelfaden der Firma UNI in der Stärke 8/0, die Antennen aus dem ultrafeinen Caenis-Faden derselben Firma. Während der Gussast sich exzellent mit Polystyrol-Flüssigkleber verkleben lässt, benötigt der Angelfaden entweder Weißleim oder Cyanoacrylat. Gemein ist den Materialien, dass sie sich durch vorsichtig angewandte Hitze spannen lassen. Ein seidenmatter Klarlack von Xtracrylix versiegelte die Oberflächen und mattierte die Klebstoffspuren. Nun konnten die Brückenfenster mit kleinen Tröpfchen Glanzlacks betont werden und das Schiff mit Acrylgel auf der Basis befestigt werden. Aus gezogenen klaren Gussästen und Acrylgel entstanden auch die Wasserstrahlen mittschiffs. Das ablaufende Wasser basiert ebenso auf Acrylgel. Weiße Künstlerölfarbe komplettierte den Eindruck.
Das fertige Diorama
FazitEin guter Bausatz ohne größere Passungsprobleme, zu einem vernünftigen Preis. Der Ätzteilsatz erfordert Erfahrung, Geschick und Geduld, um zu einem guten Ergebnis zu kommen. Trotz zeitweiligen Frusts bin ich mit dem Ergebnis recht zufrieden, würde jedoch bei einer Wiederholung überlegen, ob ich nicht den älteren und einfacher gehaltenen Ätzteilsatz ausprobieren würde. Frank Spahr Publiziert am 11. November 2009 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |