Ryan FR-1 FireballUS Navys Jäger mit Mischantriebvon Bernhard Schrock (1:48 Czech Model)Die Modellgeschichte dieses Typs reicht viele Jahre zurück. Auf der Welle der Navy-Typen gleitend habe ich wohl ende der neunziger Jahre nach langer Suche endlich den Vaku-Bausatz von Wings in 1:48 erwischt. Bei der anschliesenden Bausatzinspektion hat es sich aber herausgestellt, dass der Rumpf mit einem Fehler tiefgezogen wurde und die Tragflächen eine falsche Form hatten. Somit wurde der Wunsch, die Sammlung um diesen Typ zu ergänzen, um viele Jahre vertagt. Groß war die Freude, als Czech Model diesen Typ ankündigte und noch größer, als ich den Bausatz endlich in meinen Händen hielt. Auf den ersten Blick hat der rührige und für seine gute Typenauswahl bekannte Hersteller gute Arbeit geleistet: relativ sauber gegossene Plastikteile mit versenkten Gravuren, Resinteile, eine tiefgezogene Kanzel in zweifacher Ausfertigung sowie sauber gedruckte und dünne Abziehbilder. Einige Jahre später fand der Bausatz tatsächlich den Weg aus dem Keller in die Bastelstube. Die anfängliche Freude bzw. Begeisterung wich dann jedoch beim Vergleich der Bauteile mit dem Heft aus der Naval Fighters Serie von Steve Ginter allerdings recht schnell einer Ernüchterung. Der Bausatz war an vielen Stellen mit Fehlern behaftet, welche ich ehrgeiziger Weise korrigieren wollte.Das Modell ist ein echter "Tailsitter"! Ungeachtet einer ganzen Nase voll Bleikügelchen fiel das Modell immer wieder auf den Hintern. Glücklicherweise habe ich mit dem Einbau der Düse bis zum Schluß gewartet. So wurde kurzerhand das Modell mit ca. 1 m Bleikette (zum Beschweren von Gardinen) durch die Schubdüse gefüttert, so dass es ihm durch das Cockpit wieder herausquoll. Ein nachgestopftes Stückchen Schaumstoff sollte dafür sorgen, dass die Bleikette da bleibt, wo sie hingehört. Es ist für mich ein Rätsel, wie sich Czech Model das Anbringen der Kanzel gedacht hat: relativ gut und klar gezogen, ist das Bauteil jedoch sehr dick. Einfaches Aufbringen auf dem Rumpf schien mir ein Ding der Unmöglichkeit. Abgesehen davon liegt im Bausatz die Oberkante des Cockpits um ca. 2,5-3 mm zu hoch. Auf Originalfotos kann man nämlich erkennen, dass die Unterkante der Schiebehaube und die Oberkante des Cockpits eine Linie bilden. Ich wollte unbedingt das geräumige Cockpit offen darstellen, so dass außerdem zwecks Einpassung der Windschutzscheibe der Rumpf an dieser Stelle großzügig entfernt wurde bzw. werden musste. Auf dem Bild ist auch das Antiblendpanel gut zu sehen, welches nicht schwarz, sondern in Seeblau semimatt lackiert wurde.Auch im Heckbereich kann hier und da ergänzt bzw. korrigiert werden: das weiße Licht entstand aus klarem Acryl-Rundstab. Beim Anbringen der Höhenflossen muß man darauf achten, dass die Achse beider Höhenruder eine gerade Linie bildet.Der Bausatz bietet für das Hauptfahrwerk Resinräder mit einem rechteckigen Reifenquerschnitt. Einige FR-1 wurden tatsächlich mit diesen Reifen ausgestattet. Im Fall dieser Maschine jedoch hatten die Reifen einen runden Querschnitt. Da der Durchmesser der Resinfelgen zu klein ist, wurde nicht das Bausatzteil modifiziert, sondern die Grabelkiste zu Rate gezogen. Die sehr schönen Bremssattel wurden mangels Ersatz und wegen Faulheit (hatte keine Lust auf Selbstschnitzen) abgetrennt und verwendet. Die Scharniere für die Landeklappen wurden nach dem Lackieren im Zuge des Endzusammenbaus angebracht. Auf diese Weise konnte die Abbbruchgefahr beim Hantieren minimiert werden (Foto oben). Gut zu sehen sind die Details der Fahrwerksklappe. Der Einziehhebel wurde nicht dem Bausatz entnommen, sondern entstand aus zwei Plastikstücken, denn auch im Original sind es zwei Teile mit einem Gelenk in der Mitte (Foto unten). Gut zu sehen ist die Lage des Hakens für das Rückhalteseil (Katapultstart). Die Auspuffanlage des Wright Cyclone wurde unter dem Gesichtspunkt der Leistungssteigerung konzipiert: die Auspuffstutzen ähnelten Düsen und trugen zum Vortrieb bei (links und rechts je zwei sowie unten links bzw. unten rechts zwei weitere). Die Resinteile für das Cockpit sind sehr gut und wurden nur um wenige Teile ergänzt. Die Schiebekanzel verfügte über zwei Führungschienen vorne in den Kanten des Cockpits (siehe Foto) und zwei Führungschienen hinten auf dem Rumpfrücken (siehe kein Foto bzw. Suchen zwecklos: war zu faul und hab sie nicht ergänzt :-) Der Antennendraht entstand wie üblich aus zwei Nylonfäden. Kurioserweise war das blaue Positionslicht auf dem Rumpfrücken nicht mittig angebracht, sondern nach links versetzt. Auf einem der Baustufenfotos sind die Bausatzklappen zu sehen. Beim Trockenanpassen fiel mir auf, dass diese im Vergleich zum Original zu schmal sind. Da aber die Breite durch den Schacht vorgegeben ist, war ich an dieser Stelle ratlos (Schacht zu schmal???). Kurzerhand habe ich beschlossen zu "mogeln": es wurden neue Klappen made by scratch angefertigt, die für den Schacht zwar zu breit sind, aber von der Seite ein stimmiges Ergebnis ergeben. Gut zu sehen ist die Lage des Katapulthakens unmittelbar oberhalb der Fahrwerksklappe. Die Propellerembleme von Aeroproducts wurden der Grabbelkiste entnommen. Auf einem Originalfoto konnte ich ganz gut die Details im Bereich der Propellernabe erkennen. So ist der Durchmesser des Spinners größer als des "Kerns" der Propellernabe. Die Propellernabe endet unmittelbar hinter den Blätter-Lagern. Zwischen der Nabe und dem Kurbelwellengehäuse sitzt ein Ring, von welchem ein Schlauch nach hinten weggeht (Propellerregler?). Blaues Positionslicht (CMK). Die Flosse auf dem Rücken ist im Bausatz mehr als 2 mm dick. Nietenzählerei hin oder her; im Original war das Bauteil aus dünnem Blech und so entschloss ich mich, das Teil aus Plastik zu ersetzen. Die Schlitze für das Auswerfen von Hülsen fielen dem Rotstift zum Opfer und wurden nach dem Dünnerfräsen der Innenseiten mit einem Skalpell geöffnet. Der Ausschnitt für den Fanghaken wurde durch das Heck mit einem Plastikplättchen verschlossen. Oben links im Bild sind die selbstgemachten Kleinteile für den Katapultstart, welche CM ebenfalls vergessen hat.Die Klappen für die Hauptfahrwerksschächte sind gut umgesetzt und wurden mit ein paar Kleinteilen detailliert. Die Bugradschacht-Klappen hingegen sind viel zu schmal und wurden durch neue ersetzt. Für das Entgraten bzw. Aufbereiten eines Fahrwerksbeins habe ich eine halbe Stunde gebraucht und war mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Kurzerhand wurden die Beine aus Rundstäben und einigen Kleinteilen selbst gemacht. Die Federbeine hätten ca. 1-2 mm kürzer sein können, so dass das Heck ein wenig zu hoch steht. Natürlich war dieser Fehler nicht mehr zu korrigieren, da er sich erst nach dem Ankleben der Fahrwerksbeine herausstellte. So stellt das Modell eine nicht aufgetankte und nicht aufmunitionierte Maschine dar :-)Auf den ersten Blick ist der Propeller gut gemacht. Auf den zweiten Blick zeigt er mehrere Schwächen: die Blätter sind um ca. 2,5 mm zu kurz und sind zu bauchig. Der Spinner und der Propeller bilden im Bausatz ein Teil. Der Durchmesser ist der gleiche wie beim "Kern" der Propellnabe und somit zu klein. Die Propellernabe hinten ist zu lang. Neue Blätter sowie ein neuer Spinner schienen die einfachste Lösung.Auch der Motor ist auf den ersten Blick gut gemacht. Beim näheren Hinsehen zeigt es sich jedoch, dass das Teil mit einem späten R-1820 Cyclone von Wright nur die Anzahl der Zylinder gemeinsam hat. Die Zylinder sind zu lang und zu schmal bzw. das Kurbelwellengehäuse ist zu klein im Durchmesser. Auch das Gehäuse für das Getriebe hat die falsche Form und "schaut zu weit nach vorne heraus". Auch die typischen Anbauteile sind falsch oder fehlen gänzlich. Dem erste Gedanken folgend wollte ich fertig werden und den Motor verwenden. Dann aber siegte der Ehrgeiz (Du hast an so vielen Stellen korrigiert und nun willst Du diese "Gurke" einbauen?). Glücklicherweise fiel mir beim Stöbern in einem Modellbauladen in HH ein Cyclone von CMK in die Hände, der mit zwei kleinen Ergänzungen genau das richtige für die Fireball war.
Die Zusatztanks des Bausatzes hatte ich schon mal gesehen... Kurzer Blick in die Kiste mit den Resten von Hasegawa Mustangs beförderte zwei Tanks ans Kellerlicht, welche den Bausatzteilen verblüffend ähnlich sahen und ein wenig präziser gegossen wurden. Summa summarum war es sehr viel Arbeit, welche von vielen Flüchen begleitet wurde. Letzten Endes entschädigt das Ergebnis doch die Mühe und abgesehen davon: ich habe es ja auch selbst so gewollt, nach mehreren einfachen Projekten etwas Anspruchsvolles auf die Beine zu stellen.Bernhard Schrock Publiziert am 07. Juli 2009 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |