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Messerschmitt Me 262 A-1a/U4

Pulkzerstörer

von Alexander Jost (1:32 verschiedene Hersteller)

Messerschmitt Me 262 A-1a/U4

Das Original:

Mit einer großkalibrigen 50 mm-Kanone im Bug ausgestattet sollte die Me 262 A1a/U4 insbesondere die so genannten "Fliegenden Festungen" der Alliierten ins Visier nehmen. Von diesem "Pulkzerstörer" gab es zwei Prototypen, von denen einer ab März 1945 als Erprobungsjäger flugfähig war - die Werknummer 111899 mit MK 214 AV-2-Bewaffnung, die nach 14 Flügen und etwa fünfstündiger Erprobungszeit aber kein zufrieden stellendes Schussbild abgab. Auch zwei "scharfe" Jagdeinsätze waren erfolglos, weil es zu Waffenstörungen kam. Die zweite Version, Werknummer 170083, erhielt die MK 214 AV-3 Kanone, und wies ebenfalls noch erhebliche Mängel auf. Insbesondere der zu enge Gurtschacht musste überarbeitet werden. Nach der Übernahme durch die US-Truppen wurde die Werknummer 083 in "Wilma Jeanne" und später in "Happy Hunter II" umbenannt. Das Flugzeug ging auf dem Überführungsflug von Lechfeld nach Cherbourg wegen Triebwerksproblemen verloren, Messerschmitt-Testpilot Ludwig Hoffmann konnte sich mit dem Fallschirm retten. Der Verbleib des ersten Prototyps ist unbekannt.

Der "Pulkzerstörer" war ein kurioses, aber hoffnungslos übereilt entwickelt und erprobtes Flugzeug, ohne dass zu diesem Zeitpunkt eine reelle Chance zur Bekämpfung der alliierten Übermacht bestanden hätte.

Messerschmitt Me 262 A-1a/U4

Kitbashing macht Spaß!
Kitbashing macht Spaß!

Das Modell:

Trotz der von Pech und Pannen gekrönten Geschichte des Pulkzerstörers macht so ein außergewöhnlicher Vogel doch ordentlich was her. Während es in 1:48 ein Angebot von Dragon und im selben Maßstab einen Resin-Umbausatz samt Kanone von Schatton-Modellbau gibt, legte Revell 2004 seine uralte Me 262 in 1:32 wieder auf und fügte zusätzliche Teile zur Darstellung der A1a/U4 "Pulkzerstörer" Variante und der Aufklärungsversion A1a/ U3 bei. Leider ist die Detaillierung und Maßhaltigkeit des Revell-Bausatzes mangelhaft, deshalb griff ich für den Umbau im "großen Maßstab" auf das Modell von Trumpeter zurück, und verwendete die dem Revell-Bausatz beiliegenden Teile für den "Pulkzerstörer". Dabei waren ein paar Modifikationen notwendig.

China-Pfanne einmal anders...
China-Pfanne einmal anders...

Messerschmitt Me 262 A-1a/U4

Der größte Akt ist der Umbau der vorderen Kanonenverkleidung des Rumpfes. Dabei reicht es nicht, einfach nur die "Beule" für die Aufnahme der Kanone auf die Rumpfspitze anzukleben, wie es in vielen Darstellungen und Zeichnungen leider propagiert wird (übrigens auch auf der Revell Boxart). Vielmehr muss der gesamte obere Rumpfbug verändert werden. Für die Kanonenverkleidung nutzte ich gewalztes Alublech - eine zurechtgeschnittene und mit einem runden Griffel geglättete Lebensmittelschale. Bei der nächsten Bestellung beim Chinesen unbedingt aufbewahren...! Blechstöße und Nietenreihen wurden mit einer Nadel und einem Nietenroller aufgraviert und das Blech mit Epoxy-Modelliermasse unterfüttert. Als vorderer Abschluss diente das nasenförmige Teil von Revell, durch Verschleifen bündig angepasst und für die Aufnahme der Kanone aufgebohrt. Zudem brachte ich unterhalb der "neuen" Rumpfverkleidung vier angedeutete Schnapp-Verschlüsse aus Alublech und zwei kreisförmige Wartungsklappen im Bugbereich an, auf die ich erhabene Nieten gravierte.

Messerschmitt Me 262 A-1a/U4

Messerschmitt Me 262 A-1a/U4

Messerschmitt Me 262 A-1a/U4

Das Revell-Kanonenrohr wurde im Mündungsbereich noch innen dünner geschliffen, vorne ein 1mm-Stück "Q-Tip" als Kanonenmündung eingepasst und verspachtelt. Danach ging es rund: ich bohrte jeweils 25 Löcher mit Durchmesser 0,5mm in die beiden Flanken der Kanone, die restlichen von Revell vorgeprägten Löcher wurden verschlossen, weil die Mündung beim Original nicht rundherum perforiert war.

Eine weitere Modifikation betrifft den vorderen Fahrwerksschacht, der wegen des riesigen Geschützes eine besondere Form hatte. Das Bugrad wurde beim Einfahren des Fahrgestells nämlich um 90 Grad eingedreht, um sich "flach" in den Rumpf zu schmiegen, dabei dienten eine an der Bugradachse angebrachte Verkleidung sowie drei Fahrwerksklappen zum Verschluss des Schachtes. Die für diesen Umbau notwendigen Teile kommen vom Revell-Bausatz. Dabei besonders erfreulich: die Teile passen hervorragend und sind maßhaltig. Die Rumpfunterseite des Trumpeter-Bausatzes muss nur ein wenig zurechtgesägt werden, das Trumpeter-Bugfahrwerk aus Weißmetall wird angepasst und in den Revell-Schacht eingesetzt.

Wichtiges Detail: Anders als bei der 262-Standard-Ausführung befand sich die Federbeinschere beim Pulkzerstörer auf der rechten Seite des Fahrwerkbeines.

Messerschmitt Me 262 A-1a/U4

Räder aus Resin, Marke Eigen-Gieß
Räder aus Resin, Marke Eigen-Gieß

Neben den üblichen, stundenlangen Detaillierungsarbeiten am Fahrwerk und an den Fahrwerksschächten (Austausch der Trumpeter-Gummireifen durch solche aus Resin, Anbringen von Verkabelung, Leitungen, ...) und einer entsprechenden Aufwertung des Cockpits (Verkabelung, Sauerstoffanlage, Halterungen des Kopfpanzers, Canopy-Zugfeder...) wurden vor der Lackierung noch Antennendraht aus drei haardünnen Kupferlitzen gezwirbelt und Isolatoren aus Weißleim angebracht.

Messerschmitt Me 262 A-1a/U4

Messerschmitt Me 262 A-1a/U4

Messerschmitt Me 262 A-1a/U4

Messerschmitt Me 262 A-1a/U4

Bemalung:

Vom Grundriss her kann man sich grob an das von Revell vorgesehene Tarnschema für die "083" halten - bei den Farbangaben übrigens nicht: hier muss die hell gerasterte Fläche der Bemalungsanleitung dem Farbton RLM 81 "braunviolett", die andere RLM 82 "hellgrün" entsprechen. Gemäß der verfügbaren Originalfotos (siehe Quellenangaben) war der Rumpfbug allerdings nicht gänzlich in RLM 81 "braunviolett" gespritzt, sondern wies Schattierungen von RLM 82 "hellgrün" auf. Außerdem gab es im Übergangsbereich des Rumpfes zu den Flügeln und zur Rumpfunterseite ein sanftes "Mottling" der beiden Farbtöne, mit durchscheinendem RLM 76 "Lichtblau".

Wegen Materialknappheit sollten die Rumpf- und Flügelunterseiten "nicht gespritzt, sondern blank" bleiben und nur "Stahl- und Holzteile" auf der Flugzeugunterseite im "Farbton 76" = Lichtblau gespritzt werden. Die Photos des Prototyps sprechen allerdings eine andere Sprache, so dass ich die gesamte Unterseite lichtblau lackierte und gemäß der Vorbildfotos kräftig alterte.Nach Vorschrift war auch vorgesehen, die Balkenkreuze in Flugrichtung parallel zur Rumpfachse auszurichten, und nicht, wie in vielen Bauanleitungen von Modellen der Me 262, parallel zur Flügelvorderkante. Ich verließ mich in diesem Fall auf die vorschriftsmäßige Darstellung, wobei ich größtenteils die Decals des Trumpeter-Bausatzes benutzte, und nur bei den speziellen Typenmarkierungen für die "083" auf die von Revell zurückgriff.

Schwebende Masken und Patafix-Knete
Schwebende Masken und Patafix-Knete

Washing mit Ölfarben
Washing mit Ölfarben

Messerschmitt Me 262 A-1a/U4

Messerschmitt Me 262 A-1a/U4

Messerschmitt Me 262 A-1a/U4

Messerschmitt Me 262 A-1a/U4

Messerschmitt Me 262 A-1a/U4

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Fazit:

Der Umbau des Trumpeter-Bausatzes ist mit ein wenig Erfahrung ein Kinderspiel, die Teile von Revell passen super. Der "Pulkzerstörer" ist im Internet kaum vertreten - es wird Zeit, dass sich daran etwas ändert!

Messerschmitt Me 262 A-1a/U4

Quellenangaben:

  • Helmuth Erfurth, Vom Original zum Modell: Me 262, Bernard&Gräfe-Verlag, ISBN3-7637-6034-2 (hier ist auf S.58/ 59 ein Original-Pause der Messerschmitt-Werke für den Sichtschutzanstrich und die Formgebung/ Anbringung der Nationalitätskennzeichnungen abgedruckt)

  • KIT Flugzeug-Modell Journal 3/2006, Baubericht des Trumpeter-Modells von Joachim Weiske und Hintergrundinfos mit tollen Bildern des Jets

  • FLUGZEUG Profile Nr. 13, Me 262-Varianten, hier ist die Geschichte des "Pulkzerstörers" ausführlich dokumentiert

  • Seweryn Flerischer, Marek Rys, MONOGRAFIE LOTNICZE, Me 262 Schwalbe, Nr. 30 (Teil 1, ISBN 83-737-135-0) und 31 (Teil 2, ISBN 83-7237-139-3). Wichtige Detailpläne und Risszeichnungen sowie die meisten und besten Bilder des A1a /U4-Typs. Leider in polnischer Sprache...

  • Für die korrekte Bearbeitung der MK 214- Kanone kauft man sich am besten das 1:48er Pendant (MK 5) von Schatton Modellbau.

März 2008

Weitere Bilder

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Messerschmitt Me 262 A-1a/U4

 

Alexander Jost

Publiziert am 16. November 2009

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