North American F-51D Mustangvon Bill Retoff (1:72 Tamiya)Die Tamiya F-51D Mustang ist ein Juwel! Ich bezweifle, dass es irgendwo eine bessere Mustang in diesem Maßstab gibt. Sie ist wirklich gut gemacht, die Formen und die Gravuren sind spitze. Falls die beiliegenden Decals verwendet werden, machen sie einen großartigen, versatzfreien Eindruck. Selbst das Plastik fühlt sich nach hoher Qualität an. Vielleicht gibt es nicht so etwas wie den perfekten Bausatz, aber diese Mustang von Tamiya kommt wirklich nah dran. Meine Modellbaufähigkeiten sind höchstens mittelmäßig. Aber mit diesem Bausatz, meinem Fähigkeitslevel und etwas Geduld, kann man ein Modell in Wettbewerbs-Qualität bauen. Meine Mustang benötigte kaum ein Gramm Spachtelmasse. Der einzige Bereich, der überhaupt etwas überarbeitet werden musste, war das kleine eingravierte Rechteck an der Unterseite bei der Öffnung der Ölkühlereinheit, da hier die Rumpfnaht direkt hindurch geht. Mit Schleifpapier kann man da nicht wirklich heran kommen. Ein Skalpell (wenn es nicht gerade wie meins vor ein paar Wochen wie ein Pfeil in meinem Fuß steckt, was einen Besuch der Notaufnahme zum Nähen nach sich zog)...ein Skalpell passt auch nicht. Meine Lösung bestand darin, ein winziges Rechteck aus dem dünnsten verfügbaren Plastiksheet zu schneiden, es noch dünner zu schleifen, und mit etwas Sekundenkleber in das gravierte Rechteck zu kleben. Ach ja, das Abziehbild zur Darstellung des Gurtzeugs ist in einer seltsamen gelblichbraunen Farbe gehalten. Ich habe es mit einem Drybrush in Mattweiß aufgehellt. Die Baustufe, vor der ich mich etwas scheute, war der Zusammenbau der transparenten Kanzel mit dem separaten Rahmen. Ich erinnere mich daran, wie ich eines Nachts aus tiefem Schlaf gerissen plötzlich kerzengerade im Schummerlicht im Stil eines „Film noir" im Bett saß - mit Schweißperlen auf der Stirn - und mich panisch fragte: werden die Gratstellen auf der klaren Haube zu sehen sein? ...wird der klare Kanzel-Rahmen Übergang realistisch aussehen? ...werde ich es hinbekommen, sie so zusammen zu kleben, dass sie auch wirklich zusammen halten? Aber alles lief glatt. Nach vorsichtigem Schleifen, Polieren und einem Bad der Klarteile in Future, lackierte ich einfach die Kontaktflächen von Kanzel und Rahmen in Mattschwarz und klebte sie dann mit Microscale/Superscale Krystal Klear Weißleim zusammen. Es klappte, und zwar so gut, dass es sogar hielt, als ich den Antennendraht von der Haube zum Seitenruder spannte. Und es hält immer noch, nun wo vier Monate vorbei sind - ich habe gerade noch einmal nachgeschaut. Das Naturmetallfinish der F-51D erreichte ich mit dem SnJ Enamel Spray and Powder System. Nachdem ich das mit einem dem Maßstab entsprechenden Schwarz lackierte Anti-Glare-Panel abgeklebt hatte, sprühte ich mehrere dünne Schichten auf, zwischen denen ich jeweils ca. fünf Minuten wartete. Nach etwas mehr als einer Stunde nach Beendigung der Lackierarbeiten polierte ich die Oberfläche mit weichen Krankenhaus-Mullpads, trug dann das SnJ Puder auf und polierte etwas mehr. Rumpf und Landeklappen polierte ich zu einem schönen Glanz, den Rest der Flügel polierte ich weniger, um den etwas matten Aluminiumschutzanstrich zu simulieren, der bei den Flügeln der echten Mustangs zum Einsatz kam. In den nächsten paar Tagen bemalte ich einzelne Panels - die Panels um den Auspuffbereich herum, ein paar am Rumpf plus die Flügel- und Leitwerksenden - alles mit ein paar selbst gemischten Tönen aus Testors Buffing Metalizer Farben. Normalerweise helle ich alle meine verschiedenen Metalizer Farben mit Testors Aluminium Buffing Metalizer auf, andernfalls sehen sie direkt aus der Flasche zu steif und grell aus, wenn sie direkt neben Panels mit SnJ Aluminium aufgetragen werden. Im Juni stand die 2007er IPMS Region 5 Convention an, und Thema der Veranstaltung war die obskure aber faszinierende USAF 1947-1950. Daher beschloss ich, meine Mustang in einem angemessenen Farbschema fertig zu stellen. Während ich im Internet recherchierte, stolperte ich über eine ziemlich fabelhafte Webseite, www.swissmustangs.ch, die eine Menge zeitgenössischer Fotos - meist in Farbe - von Mustangs aller Epochen, vieler Luftwaffen und sogar ziviler Versionen bietet. Ich fand ein paar Bilder von F-51Ds, die bei der 80th Fighter Squadron in Japan im Jahr 1949 eingesetzt waren. Und ich baute meine Mustang in eben diesen Farben. Das gelbe Band wurde lackiert, während die USAF Standardmarkierungen Decals aus dem Bausatz oder aus meinem Fundus sind. Wie es das Glück wollte, gewann die F-51D, die ich mitgenommen hatte, zwei Preise...einen zweiten Platz in der Kategorie 1:72 Propeller-Einmots...und einen ersten Platz für das beste themenbezogene Modell der Ausstellung. Diese Auszeichnungen spiegeln allerdings vielmehr Tamiyas tolle Qualität als die wankelmütigen „Fähigkeiten" des Erbauers wider. Zu guter Letzt, als eine Art Nebenbemerkung...letztens ging ich abends ins Wohnzimmer, um die Mustang zu holen und mit ihr zum Fotoshooting zu Don Rosser zu fahren. Und als sie da so auf ihrem Regalbrett neben Monograms 1:72 Bearcat saß, war ich plötzlich sehr von dem Größenunterschied dieser beiden Flugzeuge aus einer vergleichbaren Ära beeindruckt. Die Bearcat sieht groß und muskulös aus, die Mustang schlank und sportlich. Daher machte ich noch schnell dieses letzte Bild, um das zu verdeutlichen. Bill Retoff Publiziert am 11. November 2009 Die Bilder stammen von Don Rosser und Bill Retoff. © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |