Infanta Maria TeresaSpanischer Panzerkreuzervon Lars Scharff (1:700 WSW Modellbau)Das OriginalDie Infanta Maria Teresa war das Typschiff der ersten Klasse spanischer Panzerkreuzer. Die drei Schiffe wurde in Spanien mit Hilfe der britischen Werft Palmer gebaut, weshalb es nicht überrascht, dass die Infanta Maria Teresa-Klasse eine Weiterentwicklung der britischen Panzerkreuzer der Orlando-Klasse, von der Palmer zwei Schiffe baute, darstellte. Die spanischen Schiffe fielen größer aus und hatten stärkere Maschinen, mit denen sie eine höhere Geschwindigkeit erreichten. Die Aufstellung der Bewaffnung wurde beibehalten. Statt der 23,4 cm der britischen Schiffe erhielten die spanischen Schiffe aber 28 cm-Geschütze, bei der Mittelartillerie wählte man leichtere 14 cm- statt 15,2 cm-Geschütze. Die Panzerung fiel ähnlich wie bei den britischen Schiffen aus. Der Gürtelpanzer war zwar zwischen 25,4 cm stark und 30,5 cm stark, reichte aber nur knapp über die Wasserlinie. Abgesehen von einem dünnen Panzerdeck, den Barbetten der 28 cm-Geschütze und des Kommandoturms war der Großteil des Schiffes ungepanzert. Technische DatenInfanta Maria Teresa war 110,94 m lang und 19,87 m breit. Bei einer Verdrängung von 6890 ts (Standard) betrug der Tiefgang 6,58 m. Ihre beiden vertikalen Dreifachexpansionsmaschinen leisteten 13700 PS, womit 20,25 Knoten erreicht wurden. Bewaffnung
Infanta Maria Teresa wurde von 1889-1893 von Sociedad Astilleros del Nervión in Bilbao gebaut. In den folgenden Jahren war sie u.a. bei der Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals in Kiel dabei. Im Spanisch-Amerikanischen Krieg wurde sie als Flaggschiff von Admiral Cervera gemeinsam mit den Schwesterschiffen Vizcaya und Almirante Oquendo, dem Panzerkreuzer Cristobal Colon (dessen schwere Artillerie noch nicht installiert war!) sowie den Zerstörern Furor und Pluton zum Schutz der spanischen Kolonien in der Karibik nach Kuba verlegt. Nach ihrer Ankunft in Santiago de Cuba wurde das Geschwader von einem überlegenen US-amerikanischen Geschwader unter Rear Admiral Sampson, was aus vier Schlachtschiffen, zwei Panzerkreuzern und zwei bewaffneten Jachten bestand, blockiert. Am 3.7.1898 versuchte Cervara auszubrechen, wurde aber von dem US-Geschwader in der sich daraus entwickelten Schlacht vor Santiago gestellt. Infanta Maria Teresa wurde sofort nach dem Verlassen des Hafens schwer von dem Panzerkreuzer Brooklyn und dem Schlachtschiffen Iowa sowie eventuell den Schlachtschiffen Texas, Oregon und Indiana schwer getroffen, wobei das Achterschiff in Brand geriet. Um die Besatzung zu retten, wurde das brennende Schiff auf Strand gesetzt. Nach der Schlacht wurde das Schiff von der US-Marine geborgen und sollte zur Reparatur nach Norfolk geschleppt werden. In einem Tropensturm mussten allerdings die Schleppleinen gekappt werden, worauf die Infanta Maria Teresa auf ein Riff der Cat Island/Bahamas lief. Das Wrack kann dort im flachen Wasser heute noch besichtigt werden. Die Infanta Maria Teresa wollte ich direkt aus dem Bausatz von WSW bauen. Es sollte ein schnelles Projekt werden. Der Bausatz bot sich dafür an, da ich keinerlei Fehler oder größere Probleme erkennen konnte. Der Rumpf und die Aufbauten bestehen nur aus wenigen Teilen, die schnell zusammengebaut sind. An der Wasserlinie musste ich ein paar kleine Luftblasen verspachteln, danach folgte aber schon die Grundierung. Etwas umständlich war die Entfernung des Grates von den Bootshalterungen. Diese sollte man auch erst ankleben, wenn man die 14 cm-Geschütze montiert hat. Als Anstrich wählte ich nicht den ursprünglichen Anstrich, bei dem die Aufbauten oberhalb des Oberdecks weiß gestrichen waren, sondern den Anstrich, den sie wahrscheinlich zum Zeitpunkt der Schlacht von Santiago trug. Bei dieser Variante wurden auch die Aufbauten außen oberhalb des Oberdecks schwarz gestrichen. Den Rumpf, die Aufbauten außen und die Schutzschilder der 14 cm-Geschütze habe ich mit Anthrazit (Revell 9) gestrichen. Das holzbeplankte Deck habe ich mit Revell 89 bemalt, die Aufbautendecks mit Humbrol 100. Letzteres sollte Linoleum darstellen, was ich hier vermutete. Die Aufbauten innen habe ich weiß gestrichen, die Dächer der Aufbauten um die Schornsteine Anthrazit. Das Steuerhaus, was mit Holz verkleidet war, erhielt einen Anstrich mit Humbrol 98. Die Schutzkupeln der 28 cm, die Lüfter, Masten und Schornsteine habe ich mit der Ölfarbe Yellow Ochre gestrichen, was dem ocker-farbenen Originalton sehr nahe kommen dürfte. Beim Anstrich der Lüfter bemerkte ich, dass mehrere fehlten. Aber da ich mir ja vorgenommen hatte, den Bausatz aus dem Kasten zu bauen, und die fehlenden Lüfter von der Seite nicht sichtbar sind, habe ich sie nicht ergänzt. Auf die schwarzen Rumpfseiten kamen drei weiße Zierstreifen: die Wasserlinie, an der Kante des Oberdecks und an der Oberkante der Aufbauten. Hier wäre es geschickter gewesen, erst den Rumpf weiß zu streichen, die Streifen abzukleben und erst dann den Rumpf schwarz zu malen. Mein Rumpf war aber schon schwarz, so dass mehrere Schichten nötig waren - wobei das Abkleben wegen der Rumpfform, insbesondere der Schwalbennester für die 14 cm-Geschütze, sehr mühsam war. Die Streifen machten aus einem schnellen Projekt doch eines, was sich über zwei Monate hinzog. anach folgten die Boote, die ich innen mit Humbrol 98 dunkelbraun und außen weiß strich. Die Davits waren mir zu dick, so dass ich hier doch die Originalteile durch selbst gebogene aus Kupferdraht ersetzte. Dazu habe ich die Flaggstengen vorne und achtern sowie die Ankerkräne aus gezogenen Gussästen ergänzt. Die fehlende Ankerkette habe ich aus dem Fotoätzteilsatz für die Slava-Klasse von WEM geborgt. Ich habe nicht versucht, die leichte Artillerie (5,7 cm, 4,7 cm, MGs) darzustellen, da deren Positionen bzw. deren Rohre auf den Photos nicht eindeutig auszumachen waren. Das Bausatzteil für das Sonnensegel auf der Brücke habe ich durch ein Papierstück ersetzt. Die Takelung erfolgte mit gezogenen Gussästen, wobei ich die Taue montierte, die ich auf den Photos erkennen konnte, und die mir nach einem Vergleich mit zeitgenössischen britischen Kreuzern logisch erschienen. FazitDer WSW-Bausatz der Infanta Maria Teresa eignet sich für ein schnelles Projekt zwischen durch - wenn nicht der aufwendige Anstrich wäre. Verbesserungsmöglichkeiten würden sich noch bei den fehlenden Lüftern und den Relings der Brücken ergeben. Abgesehen von den Lüftern ermöglicht der Bausatz eine originalgetreue Wiedergabe dieses Panzerkreuzers, dessen Versenkung den Niedergang der imperialistischen Großmacht Spanien deutlich machte. Quellen
Lars Scharff, Publiziert am 11. November 2009 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |