Messerschmitt Me 262 B-1von Thorsten Wieking (1:144 Eduard)Relativ kurz nach der Bausatzvorstellung wanderte die Messerschmitt Me-262B von Eduard auf meine Arbeitsfläche, genauer gesagt einer der zwei Bausätze. Nachdem eine Sinkstelle im hinteren Sitz verspachtelt war, wurden zunächst die zwei Sitzgruppen miteinander verklebt. Danach wurde das gesamte Cockpit in einem dunklen Grauton lackiert und eine erste Passprobe mit den Rumpfhälften und dem vorderen Fahrwerksschacht gemacht. Das Ergebnis dieser ersten Passprobe war so überzeugend, dass gleich etwas Ethylacetat (=sehr dünnflüssiger Kunststoffkleber) entlang der Rumpfkante aufgebracht und die Hälften miteinander verschlossen wurden. Ca. 10 Minuten später, als ich wieder einen Blick auf den Bauplan warf, traf mich ein Schlag mit ca. 10gr Gewicht... ich hatte nämlich vergessen, jene 10gr Gewicht zwischen Bugfahrwerksschacht und Cockpit unterzubringen. Die Hecklastigkeit war somit vorprogrammiert und nicht mehr zu vermeiden. Auch die einteiligen Tragflächen passten im oberen Bereich tadellos an den Rumpf, Schleifpapier mußte nur am Tragflächenübergang an der Rumpfunterseite bemüht werden. Auch bei den Triebwerken wurde zum Schleifpapier gegriffen, zum einen bei den Klebenähten, zum anderen am hinteren Übergang zwischen Triebwerk und Tragfläche. Bei der Anpassung der Cockpitverglasung an den Rumpf waren ebenfalls kleinere Schleifarbeiten notwendig, ein etwas größerer Spalt (im Verhältnis zum Maßstab des Modells) wurde später mittels Wachsspachtel verschlossen. Für die, entlang der Rumpfmittellinie angeschlagenen, Hauptfahrwerksklappen sind nur zwei kleine Klebepunkte an den Rändern des Fahrwerksschachtes vorgesehen. Nach mehreren erfolglosen Montageversuchen wurden die einzelnen Klappen daher erst zusammengeklebt und dann montiert. Nach der Montage sämtlicher Teile exklusiv des Fahrwerks wurde zunächst die Cockpitkanzel maskiert. Mit Ausnahme der Frontscheiben sind sämtliche Streben als versenkte Gravuren ausgelegt, was die übliche Vorgehensweise - Maskieren und entlang der erhabenen Streben das Maskierband wegschneiden - leider ad acta legte. Der neue Plan sah daher den Versuch vor, nach der Gesamtlackierung diese Streben mittels Washing farblich hervorzuheben.
Nachdem die Kanzel maskiert und sämtliche Rumpföffnungen (Fahrwerksschächte und Triebwerke) mit kleineren Schaumstoffstücken und Maskierflüssigkeit verschlossen waren, wurden die verschiedenen Farbflächen mit Tamiyafarben lackiert. Soweit möglich wurden die Farben direkt aus dem Glas genutzt, lediglich der hellere Grünton wurde aus zwei verschiedenen Farben angemischt. Wenn man dies in einer Einwegspritze macht, dann kann man die so erzeugte Farbmischung auch über einen längeren Zeitraum lagern. Hierfür gibt es spezielle Verschlüsse, die man auf die Spritzen stecken kann. Nachdem das Tarnmuster lackiert war, wurden die Tarnflecken mittels eines Microbrushes aufgebracht, der einmal als Beilage in einem Gunze Farbset den Weg zu mir fand. Wäre dieser nicht vorhanden gewesen - es hätte sich sicherlich ein anderes Mittel gefunden. Nach sämtlichen Lackier- und Nachlackiersessions wurde das komplette Modell mit einer hochglänzenden Klarlackschicht (in diesem Fall Future) für die Decals und ein leichtes Washing vorbereitet. Die Decals konnten problemlos verarbeitet werden, lediglich die Balkenkreuze wurden mit etwas Micro Set bestrichen. Nur das gelbe Rumpfband passte nicht 100%, weshalb eine kleinere Stelle später noch mit dem Pinsel und dem passenden Farbton nachgearbeitet werden musste. Mit einem Ölfarb/Feuerzeugbenzin Washing wurden die Gravuren der Trag- und Steuerflächen leicht betont, auf eine Betonung der Rumpfgravuren wurde aus verschiedenen Gründen verzichtet. Zum einen ist des öfteren in der Literatur zu lesen, dass die Blechstöße der Me 262 verspachtelt wurden, zum anderen - und dieses Argument wiegte schwerer - wollte ich das Risiko umgehen, das Modell zu stark zu stilisieren und Richtung Spielzeug zu kommen. Abschließend erfolgte eine Lackierung mit mattem Klarlack von Gunze. Die Maskierung der Cockpithaube wurde entfernt und ein zaghafter Versuch gestartet, die Kanzelstreben mittels Washing zu betonen. Leider führten diese Versuche zu keinem befriedigenden Ergebnis und wurden daher abgebrochen. Vor dem gleichen Problem stand jedoch offensichtlich auch der Erbauer des Modells auf der offiziellen Eduard Homepage, denn auch dort sind die einzelnen Kanzelstreben nicht lackiert. Sollte es bis zum Bau der nächsten Me 262 B-1 keine vorgeschnittene Maskierfolie geben, werde ich nochmals ein Washing versuchen, diesmal jedoch bevor die Kanzel mit dem fertig lackiert Modell verklebt ist. Vor der abschließenden Montage der Triebwerkskegel und des Fahrwerks wurden die photogeätzte Rundantenne und der Antennenmast montiert. Da ich den Antennenmast jedoch mehrfach verbogen hatte, bevor er überhaupt in der Nähe des Modells war, wurde er mit einen Stück Stahldraht ersetzt, das formstabiler ist. Die Antenne selbst wurde aus Madeira Monofil erstellt, einem Produkt aus dem Nähbedarf. Die Montage der Hauptfahrwerksstreben erwies sich als relativ einfach, man benötigt nur etwas Ruhe, Geduld und eine möglichst zitterfreie Hand. Die Montage des Bugfahrwerks konnte ebenso erfolgreich abgeschlossen werden, auch wenn es noch einen Hauch spannender war, weil die Fahrwerksabstrebung seitlich in ein Loch in der Schachtwand bugsiert werden musste (der Schacht ist ca. 3mm breit). Um diese Montagearbeiten zukünftig zu vereinfachen, werde ich bei der nächsten Me 262 von Eduard entgegen der Anleitung die Fahrwerksklappen als letztes montieren. Der Bau des Modells hat wirklich Spaß gemacht, die Passgenauigkeit war gut, der Bauplan ließ keine Fragen offen. Eduard hat mit der Me262 B-1 ein nettes Modell dieser Maschine im Maßstab 1:144 auf den Markt gebracht, der dank passgenauer und gut detaillierter Modelle immer mehr Anhänger findet und hoffentlich auch den Respekt erhält, den er verdient. Ich freue mich schon auf die demnächst erhältliche einsitzige Me 262, vielleicht überrascht uns Eduard noch mit einem Satz vorgeschnittener Maskierfolie, besonders in diesem Fall und bei diesem Modell würde ich es für sinnvoll halten. Thorsten Wieking Publiziert am 15. Mai 2007 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |