Lamborghini Huracán STOEin Lambo mit besonderem Auftragvon Roland Kunze (1:24 Jinlifang)Zum VorbildDer Huracán ist ein Supersportwagen mit Mittelmotor von Lamborghini und wird seit 2014 produziert. Wie die meisten Lamborghini-Modelle erhielt auch der Huracán einen Namen aus der Welt des Stierkampfs. Der Kampfstier Huracán (dt.: Hurrikan, Wirbelsturm) blieb im August 1879 in Alicante ungeschlagen. Das Design des Huracán zeichnet sich wie bei allen Lamborghini-Modelle der letzten Jahre vor allem durch scharfe Kanten und ein aggressives Aussehen aus. Der Motor erreicht – im Übrigen als weltweit erster V10-Motor überhaupt – Verbrauchs- und Emissionswerte, die den von der Euro-6-Norm festgelegten Standards entsprechen. 2021 kam die Variante STO (Super Trofeo Omologato) auf den Markt, die sich von den „Basisversionen“ durch eine neu gestaltete Front abhebt, die eine bessere Aerodynamik und Belüftung der vorderen Bremsen gewährleistet. Weitere äußere Merkmale sind ein auf der Motorabdeckung sitzender Luftkanal in den Motorraum, auf dem eine Heckfinne in Verbindung mit einem Heckspoiler sitzt. Der 5,2 Liter V10-Direkteinspritzer wurde beibehalten, ist aber mit 640 PS die derzeit leistungsstärkste Variante. Weiterhin wurden viele bei den „Basisversionen“ aus konventionellen Materialien gefertigte Teile durch welche aus Carbon ersetzt, was in einer nicht unerheblichen Gewichtsersparnis resultiert. Dies macht sich mit einer besseren Beschleunigung bemerkbar, wobei die Höchstgeschwindigkeit mit 310 km/h aber etwas niedriger liegt als bei den anderen Varianten. Der AuftragUnd dann war da ein Ereignis im Hort, das wieder einen Spezialauftrag, diesmal mit dem Huracán STO als Thema, nach sich zog; aber ein passendes Modell dafür zu finden war nicht einfach. Von Alpha Model gibt es zwar einen Bausatz im gewünschten Maßstab (1:24), der ist aber (momentan?) nicht verfügbar und als Resinkit sowieso nicht im für uns akzeptablen Preisniveau. In der Ebucht hatte ich dann ein DieCast-Modell von dem chinesischen Hersteller Jinlifang gefunden, das für den vorgesehenen Zweck genügen sollte, aber mit dem blau/orange/schwarzen Outfit eine neue Lackierung erforderte. Mit Friktionsmotor, Beleuchtung und Soundgenerator eigentlich als Spielzeug gedacht, mag dies auch der Grund sein, warum der Maßstab nicht ganz passt: der liegt eher bei 1:23, der Dimensionsunterschied ist ähnlich dem von 1:24 zu 1:25. Da das Modell aber allein stehen soll, war dies akzeptabel. Insgesamt ist es für ein Spielzeug aber ordentlich detailliert, und mit dem Umgestalten bzw. Aufpeppen eines Metallmodelles hatte ich ja schon Erfahrung gesammelt. Die EntstehungDas Modell ließ sich - wie schon der Volvo XC 90 - recht gut und problemlos zerlegen, auch hier war für ein Spielzeugmodell die Teileanzahl recht umfangreich, was nicht zuletzt den zu öffnenden Türen und Hauben geschuldet war. Die meisten Teile waren verschraubt oder gesteckt, und die wenigen Verbindungen mit Schmelzstiften ließen sich verhältnismäßig einfach auffräsen und lösen. So konnte die Umgestaltung des Modelles ohne nennenswerte Verzögerungen starten. Im Gegensatz zu sonst, wo meine Modelle auch „innere Werte“ erhalten sollen, hatte ich mich diesmal auf die Lackierung der Karosserie konzentriert, und die bereitete mir durchaus Kopfzerbrechen. Das in blau/orange/schwarz gehaltene Modell musste dem in Verde Mantis/Schwarz lackierten Original nachempfunden werden, die passende Farbe dafür gibt es von Zero Paints. Da ich mit diesen Farben bereits auch negative Erfahrungen (beispielsweise mit Farbablösungen und der Deckkraft) gesammelt hatte, war ich mir über das Vorgehen bei diesem Modell nicht sicher: einfach überlackieren, mit einer hellen Farbe grundieren oder die ursprüngliche Farbschicht ganz entfernen? Schließlich entschloß ich mich, die vorhandene Farbschicht anzuschleifen und mit dem Verde Mantis zu überlackieren. Vier und mehr Farbschichten überdeckten die Grundfarbe sicher und blieben ebenso sicher haften, so dass es bei der Maskierung für die schwarzen Karosseriepartien bezüglich Farbablösungen keine Probleme gab. Dazu ergibt das Verde Mantis nach entsprechender Trocknungszeit eine sehr harte Oberfläche, so dass die manchmal nötige Korrektur von Kanten der schwarzen Flächen, die im zweiten Gang lackiert wurden, kein Problem darstellte. An Detaillierung im Außenbereich habe ich die nur aufgeprägten Scheibenwischer aus Evergreen-Profilen plastisch neu aufgebaut und die Auspuffrohre aufgefräst. Die Gestaltung des (in schwarz gehaltenen) Cockpits habe ich allein derart gestaltet, dass keine farbigen Flächen von außen zu sehen sind. So habe ich den Aufwand für den Innen- und Motorraum auf ein Mindestmaß beschränkt, da das Modell später in einer Staubschutzbox mit entsprechend gestaltetem Ambiente präsentiert werden soll und insofern vom Innenleben nicht sehr viel zu sehen sein wird. Im Gegensatz dazu legte ich erheblichen Wert auf eine originalgetreue Bemalung der Bremsanlage. Bremssättel und -scheiben sind grundsätzlich recht gut nachgebildet, aber an die Felgen anmodelliert und in dem glänzenden Schwarz der Felgen mitlackiert. Hier war es erforderlich, einerseits rechte und linke Räder so auf der Achse zu verdrehen, dass die Bremssättel auf beiden Seiten die korrekte, parallele Position zueinander haben und andererseits die gesamte Bremsanlage – abhebend von der Felgenfarbe – vorbildgetreu zu lackieren. Dazu wird darauf zu achten sein, die Räder (und hier insbesondere die hinteren mit dem Friktionsantrieb, die durchaus ein Eigenleben haben) in korrekter Position auf dem Boden der Vignette zu fixieren. Eine weitere wesentliche Aufgabe war die Erstellung der Decals und hier insbesondere die der Rautenmuster an Scheinwerfern, vorderen und hinteren Kotflügeln sowie der C-Säule. Hier wurden zunächst aus den wenigen, aber recht guten Vorbildfotos diese Segmente extrahiert, skaliert, zurechtgebogen und schließlich in Illustrator vektorisiert und feinangepasst. Dazu kamen noch Bilder, die durch die Lackierung verloren gingen oder falsch bzw. überhaupt nicht vorhanden waren. Die Bilder habe ich diesmal bei DecalDoc drucken lassen – hervorragender Service, erstklassiger Druck, wunderbare Verarbeitbarkeit – was will man mehr? Nach dem Aufbringen der Decals folgten mehrere Schichten Tamiya-Glanzlack zur Versiegelung und als Lackfinish; abschließend konnte das Modell wieder zusammengebaut werden. Nun war es an der Zeit, den Lambo für seinen besonderen Auftrag auszurüsten – in diesem Fall zu schmücken: er war das Brautauto(!) meiner Kollegin. Der Schmuck war schlicht, aber geschmackvoll und passend zum Fahrzeug gehalten und somit auch recht gut ins Modell umsetzbar. Ein entsprechendes weißes Band war schnell und verhältnismäßig einfach gefunden und mit doppelseitiger Klebefolie auf der Fronthaube vorbildgerecht angebracht. Mehr Kopfzerbrechen bereitete mir der Blumenschmuck – zwar nur sieben einzelne Blüten, die aber in der richtigen Größe und Farbe zu bekommen, erwies sich als durchaus schwierig. Vom Dekobereich über Modelleisenbahnbegrünung bis hin zu Playmobilteilen ging die Suche, es war nichts adäquates aufzutreiben. Schließlich fand ich in unserem Blumenladen Trockenblumen in passender Größe und Farbe; der Umsetzung stand nun nichts mehr im Weg. Mit ausgestanzten Blättern aus grünem Papier habe ich den Schmuck dann noch vervollständigt.
Die Base......sollte die Location der Trauung in zwar einfacher, aber ansprechender Weise wiedergeben. Dazu fotografierte ich die Hausfronten, die Stele und den Bodenbelag. Sämtliche Bilder wurden in Photoshop so angepasst, dass alle Kanten parallel und rechtwinklig zueinander stehen; Hausfronten und Stele habe ich maßstäblich passend skaliert. Ebenso wurde mit dem Bild vom Bodenbelag verfahren, der passend bearbeitete Ausschnitt dann aber verviefältigt und so oft fugendeckend digital aneinander gesetzt, bis das Format der Bodenplatte bedeckt war. Die Dokumente habe ich dann auf einem Laserdrucker ausgedruckt. Auch das Bild vom Brautpaar wurde passend skaliert, freigestellt und ausgedruckt. Das Druckerpapier habe ich mit einer weiteren Lage verstärkt, nach dem Trocknen des Klebers wurde das Paar dann randgenau ausgeschnitten. Sämtliche benötigten Platten der Base bestehen aus 8 mm starkem Sperrholz, die anhand der ermittelten Maße der Bilder passend zugeschnitten wurden und miteinander verschraubt sind. Zuerst habe ich anhand der Positionen der Platten Löcher für die Verschraubungen gebohrt, dann alle Platten mit den ausgedruckten Bildern bezogen und nach dem Trocknen die Überstände abgeschnitten. Jetzt konnten alle Teile miteinander verbunden werden; der Dachüberstand besteht aus einem zurechtgeschnittenen Stück Bastelpappe.
Die einzigen plastischen Elemente sind die Stele und der Dachüberstand. Auf eine plastische Darstellung der Bänke, des Verkehrsschildes und der Pflanzenrabatte habe ich verzichtet. Einerseits sollte der Aufwand im überschaubaren Rahmen bleiben, andererseits soll ja die Aufmerksamkeit auf dem Fahrzeug und dem Brautpaar liegen. Damit das (zweidimensionale) Brautpaar stehen bleibt, habe ich auf der Rückseite einen Drahtwinkel befestigt. Nun konnte eine erste Stellprobe erfolgen, die die Kollegen im Hort voll überzeugt hatte. Abschließend habe ich die Staubschutzhaube gebaut, die aus zurechtgeschnittenen, 2 mm starken klaren Polystyrolplatten entstand.
Im Zuge eines Teamtreffens hatten wir dann unserer Kollegin das Präsent überreicht. Eine sehr emotionale Angelegenheit: zuerst Sprachlosigkeit, dann Fassungslosigkeit und am Ende pure Freude über diese Erinnerung an einen höchst besonderen Tag haben den insgesamt doch nicht unerheblichen Aufwand über etwa ein Vierteljahr voll gerechtfertigt. Auf jeden Fall war es für mich spannend herauszufinden, welche Techniken (altbewährte und neue) hier zum Einsatz kommen sollten und welche Materialien sich am besten eignen. Für mich war es eine neue Herausforderung, aber das strahlende Gesicht der Kollegin und ihre Freude an dem Präsent haben die Mühen und den Aufwand voll belohnt.
Roland Kunze Publiziert am 26. Oktober 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |