Zündapp KS 600mit Beiwagenvon Andreas Maleika (1:35 Tamiya)
Zündapp, 1917 als „Zünder- und Apparatebau GmbH - Nürnberg“ gegründet, stellte bis Ende des Ersten Weltkriegs vorwiegend Zeitzünder her. Nach einer Durststrecke von drei Jahren wurde im Herbst 1921 das erste Motorrad, die Z 22 an den Kunden geliefert. Diverse Modelle folgten, so dass bis bis Ende 1924 die 10.000 Stück-Marke erreicht wurde. Diese Verkaufszahlen ermöglichen Zündapp, die Inflationszeit verhältnismäßig gut zu überstehen. Wirtschaftlich besser ging erst nach 1933, da brachte Zündapp die „K-Reihe“ auf den Markt; Kastenrahmen aus gepreßtem Blech und ein Kardanantrieb, entwickelt und konstruiert von Richard (Technik) und Xaver (Design) Küchen, wurden zum Markenzeichen von Zündapp Mitte der 30er Jahre. Die KS 600, die ab 1938 die Produktionshallen verließ, ging da schon direkt an die Einheiten der Wehrmacht, und obwohl als Zivilkrad konzipiert, erwies es sich im harten Gelände-Einsatz als überraschend widerstandsfähig. Bis zum Erscheinen der überschweren Geländetypen KS 750 und der BMW R75 galt sie als das beste Gespann-Krad der Armee.
Im Sommer dieses Jahres hat Tamiya einen hübschen Bausatz der KS 600 mit Seitenwagen herausgebracht. Eine echte Neuheit, abseits der ausgetretenen Pfade, einfach, aber grundsolide und passgenau, eben Tamiya. Es lässt sich daraus relativ schnell ein ansprechendes Modell bauen. Zum einen, sehr befremdlich wirken die angegossenen Speichen der Räder, ein Äquivalent aus geätzten Material hätte dem Bausatz das Prädikat „Vorzüglich“ verliehen! Haben die Macher bei Tamiya die Zeichen der Zeit nicht erkannt? Zum anderen, ein wenig unglücklich fand ich die vorgegebene Zusammensetzung der einzelnen Baugruppen; die Montage und vor allem die Lackierung gestalten sich dadurch sehr zeit- und arbeitsintensiv. Es fehlen auch ein paar Kleinigkeiten z.B. Hupe und die Pedalerie, die lassen sich allerdings ohne allzu großen Aufwand selbst anfertigen, Lappalie eben. Aufgrund dieser Sachlage, denke ich, wird die Zubehörindustrie bald tätig werden und entsprechende Ergänzungs-Sets anbieten.
Eine alte Handwerker-Regel besagt: Was nicht passt, wird passend gemacht. Erfreulicherweise bestehen die Räder aus jeweils zwei Hälften, so waren die Speichen relativ schnell ausgetauscht, (siehe hierzu auf MV Tipps & Tricks „Nylonspeichen“). Zwecks besserer Handhabung änderte ich auch das Layout des Aufbaus, was notwendigerweise einen Austausch und Änderung einiger der Originalteile nach sich zog; beide Teile des Rahmens hatte ich von innen her um 0,2 mm dünner geschliffen, er wirkt dadurch schlanker und eleganter. Das untere Teil des Tanks (Teil A 20) musste dementsprechend mit 0,2 mm ummantelt werden (Alu). Das obere Teil ist zu bauchig, die Seiten sollen bündig mit dem Rahmen abschließen. Ein neues Schutzblech (jetzt einen halben Millimeter breiter), die Federung der Sitze und die Packtaschen-Halter mussten einer Neuanfertigung weichen. Die Packtaschen selber entnahm ich dem DKW-Bausatz, sie wirken durch ihre knittrige Oberfläche irgendwie „lebendiger“. Auch die Vordergabel habe ich dünner geschliffen, sie verjüngt sich wie das Original zu Achse hin. Das Parallelogramm samt Lampenhalter sind nicht schlecht und eben nicht besser darstellbar, hier das gleiche in grün; habe ich neu gestaltet, und last but not least das Schutzblech samt Streben ersetzt. Die Tiefe, die das dünne Material (0,2 mm) ermöglicht, sorgt am fertigen Modell für entsprechende Vorbildtreue.
Der Seitenwagen ist soweit in Ordnung. Allerdings weisen die Seitenwände des Bootes eine beachtliche Wandstärke auf, im sichtbaren Bereich habe ich sie bis auf die runde Kante dünner geschliffen, im unteren Bereich sowie am Boden ist die ursprüngliche Stärke geblieben. Den Sitz habe ich mit Milliput „aufgepolstert“, ein paar Ösen, und ein neues Schutzblech vervollständigen diese Baugruppe. Diese Aufzählung ließe sich noch weiter fortsetzen, allerdings handelt es sich vorwiegend um winzige Details, die Rohbau-Aufnahmen sind hoffentlich diesbezüglich aussagekräftig genug...
Der Ansatz war, im Kern möglichst viel von der ursprünglichen Substanz des Bausatzes zu verwenden, was auch gelang. Auf der Strecke blieben: die Speichen, die Schutzbleche, und die Packtaschen samt Halter. Das Vorhaben, bloß die Speichen auszutauschen, artete doch in ein erheblich umfangreicheres Projekt aus, die Güte der einzelnen Teile und die Passgenauigkeit ermöglichten allerdings ein rasches Vorankommen. Lackiert und gealtert habe ich das Modell so wie bereits in früheren Artikeln von mir beschrieben. Dem Bausatz liegen auch drei Figuren der Infanteristen bei, eine der Wahloptionen sieht vor, das Krad als Fahrzeug der Luftwaffe darstellen zu können. Doch obacht, die Kameraden tragen dann die falsche Montur.
Andreas Maleika Publiziert am 02. Oktober 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |