Aero L-159 ALCAvon Max Lorenz (1:72 KP)Zum VorbildIhre Ursprünge fand die von Aero in Tschechien gebaute L-159 in der L-39 (Schulflugzeug, einzelne Varianten für leichten Erdkampf), welche man in den 1980er Jahren zur L-39MS weiterentwickelte. Unter anderem wurde der Rumpf verlängert, sowie moderne Schleudersitze und Avionik eingebaut. Für den Export bot man dieses Model als L-59 an. Die Serienfertigung begann 1990, welche auch ein paar Einsitzer enthielt. Aus diesen wurde im Prinzip nahtlos die L-159 für leichte Erdkampfeinsätze entwickelt, aber auch eine zweisitzige Trainervariante, welche noch vor dem Einsitzer zum ersten Mal flog (im August 1997 und August 1998). Zu Beginn bestellte Tschechien 72 L-159, wovon man letztendlich aber nur 24 abnahm. Der Rest wurde eingelagert und teilweise an den Irak verkauft. Dies hatte damit zu tun, dass man die alten sowjetischen Mig-21MF, Su-22M4 und Su-25K mit der L-159 ersetzen wollte. Durch die großen Überschwemmungen 1997 und 2002 und wegen vielen schlecht durchgeführten Reformen wurde allerdings der Verteidigungsetat sehr stark gekürzt, weshalb nur ein Bruchteil der gebauten Flugzeuge abgenommen wurde. Aber auch wenn alles glatt gegangen wäre, gab es schon zu Beginn Kritiker, welche die angestrebte Anzahl als völlig überzogen ansahen. Andererseits war der Hersteller Aero Vodochody nach dem Zusammenbruch des Ostblocks in Schwierigkeiten geraten und die Regierung wollte mit Aufträgen unter die Arme greifen. Die Zukunft der L-159 ist in Tschechien allerdings ungewiss, nicht zuletzt wegen der geplanten Anschaffung der F-35 und den bald notwendigen Modernisierungskosten der mittlerweile über 20 Jahre alten Flugzeuge. Intern wird aber wohl schon an einer L-159C „Super ALCA“ gearbeitet. Wer sich weiter mit dem Thema beschäftigen möchte, findet hier viele interessante Infos, welche die üblichen allgemeinen im Internet zu findenden Informationen übertreffen. Zumindest für die Zukunft als Strahltrainer setzt man nicht mehr auf die L-159, sondern führt diese wieder unter der Bezeichnung L-39NG (Next Generation) durch. Diese ist im Gegensatz zur L-159 moderner, leichter und technisch weniger umfangreich, weshalb man diese Neuentwicklung logischerweise eher der L-39 Familie zuordnet. Bei der hier vorgestellten L-159 ALCA handelt es sich um die einsitzige Erdkampfversion (Advanced Light Combat Aircraft), welche aber auch einfachere „Luft-Luft-Missionen“ fliegt. Der Platz im hinteren Cockpit ist mit zusätzlicher Elektronik für Kampfeinsätze ausgestattet. Die gebaute „6066“ der Tschechischen Luftstreitkräfte wurde im Jahr 2000 in Dienst gestellt und erhielt im November 2007 anlässlich 10.000 erreichter Flugstunden in Tschechien eine Sonderlackierung. Der Bausatz......enthält auf zwei grauen und einem klaren Gussast insgesamt 71 Bauteile, wovon 10 aber nicht benötigt werden. Die Bauteile besitzen feine versenkte Strukturen, teilweise sind auch Nieten vorhanden. Die Ausformung dieser Details ist allerdings eher mittelmäßige Short-Run Qualität: es ist nahezu überall mehr oder weniger Gussgrat vorhanden und auch die Bauteile an sich sind nicht immer sauber ausgeformt und erfordern fast immer Nacharbeit. Obwohl die L-159 das erste Mal 2018 erschien und damit neueren Ursprungs ist, habe ich schon bessere Short-Run Formen gesehen, auch bei KP. An Außenlasten gibt es leider nur zwei Zusatztanks und immerhin einen Kanonenbehälter. Bei KP nicht unüblich, trotzdem ist da noch etwas Luft nach oben. Neben der Bauanleitung ist ein kleiner Abziehbilderbogen enthalten, welcher die wichtigsten Markierungen für drei tschechische L-159 enthält. Der Druck ist allerdings eher grobkörnig. Wartungshinweise, welche beispielsweise auch gut auf Kanonenbehälter und Zusatztanks sichtbar sind, gibt es leider keine. Auch die gelben Positionsstreifen am Flugzeug fehlen. In der aktuellsten Auflage sind letztere aber vorhanden. Der BauDer Gesamteindruck des Baus entspricht leider auch dem der Bauteile: es war sehr viel Nacharbeit nötig, damit alles passt. Ja, Short-Run Bausätze setzen sich allgemein nicht von allein zusammen, aber in den letzten Jahren hat sich auch hier sehr viel getan. Heutige Bausätze sind absolut nicht mehr mit denen von z.B. Amodel aus den früher 2000ern zu vergleichen, ebenso wenig aber auch mit denen der üblichen Großserienhersteller, auch wenn die Lücke zu diesen immer kleiner wird. Den vorliegenden Bausatz würde ich auf die Passgenauigkeit bezogen eher auf ein mittelmäßiges Short-Run Niveau einschätzen. Mittlerweile geht auch hier etwas mehr. Der Bau beginnt mit dem Zusammensetzen des Fahrwerks. Hier fällt auf, dass die Felgen der Räder teilweise schlecht ausgeformt sind und nicht mittig im Rad sitzen. Zudem sind am Reifen deutliche Formtrennnähte zu sehen und die Reifen wirken insgesamt etwas unrund. Hier wurde beim Formenbau wohl unsauber gearbeitet. Der nächste größere Schritt widmet sich dem Cockpit. Die Schleudersitze sind eher einfach gehalten, als solche aber gut erkennbar. Gurte gibt es leider keine. Die Teile für die Cockpitwanne lassen sich relativ problemlos zusammensetzen und sind verhältnismäßig gut detailliert (insbesondere die Instrumentenkonsole). Beim Einkleben in den Rumpf muss diese aber sehr stark an ihn angepasst werden (u.a. ist die Instrumentenkonsole zu breit für den Rumpf). Der vordere Teil muss auch unter die am Rumpf angebrachte Passhilfe angeklebt werden, ansonsten steht das Cockpitinnere zu weit nach oben und die Haube passt nur noch mit einem 1-2 mm großen Spalt aufs Flugzeug! Zudem muss die Abdeckung der Konsole sehr stark angepasst werden. Als nächstes erfolgt die Montage der Lufteinlässe. Im Vergleich zum Original sind die Leitbleche etwas zu lang und müssen am vorderen Ende leicht gekürzt werden, zudem sind diese sehr dick. Damit die Einläufe mit dem Rumpf später bündig abschließen, hilft nur dünner schleifen, ansonsten gibt es einen unschönen, 0,5 mm starken Absatz. Da die hinteren Kanten der eigentlichen Einläufe zum Rumpf hin eher rund sind, kommt man am Spachtel aber trotzdem nicht vorbei. Nachdem das dreiteilige Triebwerk montiert ist, können die beiden Rumpfhälften zusammengeklebt werden. Diese haben recht gut zusammengepasst, nur an den Übergängen vom Seitenleitwerk-Rumpf und Flügel-Rumpf muss zwangsläufig Spachtelmasse verwendet werden. Wenn man sich das bisher gebaute Modell mal von hinten betrachtet, fällt der Triebwerksauslass auf. Im Vergleich zum Original sieht man recht deutlich, dass er am Modell etwas falsch wiedergegeben ist: Bevor es ans Grundieren geht, fehlt nur noch das Ankleben der Cockpithaube. Im Cockpit selbst musste ja auch schon etwas Vorarbeit dafür geleistet werden. Bei der ersten Passprobe fallen jetzt auch noch folgende Dinge auf:
Insgesamt hat man den Eindruck, dass die Haube hinten gestaucht wurde und so zu flach bzw. zu breit daher kommt. Das Ergebnis sind unschöne Übergänge zum Rumpf. Vielleicht hat sich das Klarsichtteil beim Abkühlen nach dem Spritzen zu sehr verzogen. Die Lackierung und DecalsDiese erfolgte mit Airbrush und Farben von Humbrol und Revell. Die Auswahl der Farben war nicht so leicht, da die auf der Kartonrückseite angegebenen Farbtöne nicht zu 100% zutreffen. Zudem ist auf Bildern der dunkelgraue Bereich bei einigen Flugzeugen mal heller und mal dunkler, was aber auch mit eventuell unterschiedlichen Lichtverhältnissen bei den Aufnahmen zu tun haben kann. Nach etwas Ausprobieren habe ich mich für meine 6066 für folgendes entschieden:
Die bisherigen Erfahrungen mit den Abziehbildern von KP waren eher durchwachsen. Mal sehr dick und steif, mal extrem dünn. Diese hier gehören eher zu letzteren, daher sollte man beim Verarbeiten sehr vorsichtig sein und kein zu warmes Wasser verwenden. Durch den dünnen Trägerfilm neigen sie wirklich sehr zum Reißen, aber wenn alles gut geht, sieht es aus wie aufgemalt. Das Fahrwerk, diverse Kleinteile und Außenlasten werden erst jetzt am Rumpf montiert. Die Gefahr, dass etwas abbricht, ist davor einfach zu groß. Zum Schluss erfolgt noch eine Versiegelung mit matten Klarlack. Als Bewaffnung habe ich mich für eine durchaus übliche Kombination aus AIM-9, AGM-65 und dem PL-20 Kanonenbehälter unter dem Rumpf entschieden. Zusammen mit den beiden Zusatztanks erscheint die recht zierliche L-159 nun doch schon etwas bedrohlicher. FazitWer eine L-159 in diesem Maßstab bauen möchte, kommt an dem KP-Kit eigentlich nicht vorbei. Alternativ gäbe es nur noch Resinbausätze. Aufgrund des doch schon hohen Arbeitsaufwandes war ich mit meiner L-159 nach überraschend vielen 19 Stunden Gesamtbauzeit fertig. Wer sich für diesen Bausatz entscheidet, sollte also schon einiges an Erfahrung mitbringen. Max Lorenz Publiziert am 07. November 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |