Lockheed U-2Cvon Axel Theis (1:72 Airfix)Die Lockheed U-2 hat mich schon seit meiner Kindheit fasziniert. Dieser Maschine haftete von Anfang an ein Nimbus des Geheimnisvollen an. Mitte der 1950er Jahre wurde das Flugzeug in den berühmten „Skunk Works“ Anlagen von Lockheed unter strengster Geheimhaltung konstruiert und gebaut. Der Konstrukteur der U-2 war der geniale Clarence „Kelly“ Johnson. (1910-1990). Er war auch maßgebend an der Entwicklung der SR-71 Blackbird beteiligt. Als am 1.Mai 1960 eine U-2A mit dem Piloten Francis Gary Powers über der Sowjetunion mit einer Rakete abgeschossen wurde, bekam die Weltöffentlichkeit erstmals Kenntnis von der Existenz dieses Flugzeugs. Der Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten, wurde aber in der Sowjetunion wegen Spionage angeklagt und inhaftiert. Später wurde er über den Weg eines Agentenaustausches freigelassen. Mein erstes Modell einer U-2 war ein Kartonbausatz von Schreiber, ich glaube, das war 1962. Der Maßstab war etwa 1:50. Danach kam ein primitiver Vacu-Bausatz von Intermodell Anfang der 1970er Jahre auf den Markt. Diesen habe ich aber nur angefangen zu bauen, weil er ohne Fahrwerk war und nur eine entfernte Ähnlichkeit mit dem Original besaß. Einige Jahre später brachte der englische Kleinserienhersteller Rareplanes ebenfalls eine U-2 als Vacu-Bausatz in 1:72 heraus. Auch dieses Modell hat die Fertigstellung bei mir nie erreicht. Mit Vacu-Bausätzen konnte ich mich noch nie so richtig anfreunden. Die Firma Airfix brachte dann Mitte 1984 einen Spritzgussbausatz auf den Markt, den ich mir dann umgehend bei einem bekannten englischen Onlinehändler besorgte. Mit diesem Kit konnte man endlich arbeiten. In der Detaillierung ist der Bausatz einfach gehalten, kommt dem großen Vorbild jedoch sehr nahe. Die mangelnde Detaillierung trifft besonders auf das Fahrwerk und das Cockpitinnere zu. Aber bei geschlossener Haube sieht man da nicht mehr viel, wenn zusätzlich noch ein Pilot hinein gesetzt wird. Das Modell hat noch erhabene Strukturen. Über die Jahrzehnte habe ich schon einige U-2 Modelle von Airfix gebaut, alle aber abgegeben oder verkauft. Vor etwa zwei Jahren wollte ich es noch einmal wissen und habe mich wieder an eine Airfix U-2 herangewagt. Diesmal aber mit Schwerpunkt auf die Fahrwerksdetaillierung und dem Gravieren von versenkten Blechstößen. Es sollte eine U-2C sein mit einem hellgrauen Zweifarbenanstrich, hauptsächlich wurde diese Maschine von England aus geflogen. Äußerlich erkennbar war diese Version an den größeren, gewölbten Triebwerkseinläufen und einem großen Rückentunnel. Die Fahrwerksschächte habe ich an Hand von Originalfotos mittels Evergreen-Profilen und gezogenen Gussästen unterschiedlicher Dicke erstellt. Verschieden dicke Kupferdrähte zur Darstellung von Leitungen habe ich ebenfalls eingesetzt. Die Fahrwerksbeine sind komplett in Scratchbauweise entstanden. Die Bausatzräder des Hauptfahrwerks konnten verwendet werden, da diese von Airfix ganz gut gemacht sind. Die kleinen Räder des Heckfahrwerks und die Stützräder unter den Tragflächen sind mittels Drehmaschine selbst hergestellt. Die gebogenen Streben der Stützräder sind aus 0,5 mm dickem Kupferblech mit 1,5 mm Breite gearbeitet. Die Wellen für die Räder unten sind angelötet. Im Gegensatz zu den leicht abbrechenden Plastikteilen sind diese Metallteile viel stabiler. Übrigens wurden diese Stützen, auch „Pogos“ genannt, nach dem Start abgeworfen, danach geborgen und wieder verwendet. Damit man sie im Gelände gut wieder findet, waren sie leuchtend gelb oder orange lackiert. Gespritzt habe ich die U-2 mit selbst abgemischten Grautönen. Die Grundfarbe ist FS 36495, leicht aufgehellt. Für die dunkleren Bereiche habe ich aufgehelltes Grau FS 36375 verwendet. Die Decals entstammen einem alten Bogen von Micro-Scale für unterschiedliche U-2 Varianten. Ich habe noch zwei Airfix-Bausätze im Regal liegen. Die Kits bekam man damals in den 1980er Jahren für knapp 3 Pfund in England. Für den neuen Bausatz der U-2A von HobbyBoss muss man gut 30 Euro je nach Händler bezahlen. Bei Bausatzvorstellungen in diversen Portalen konnte mich das Produkt aus Fernost nicht so recht überzeugen. Was mir direkt ins Auge fiel, ist die zu kräftige Rundung des unteren Heckbereiches. Zu allem Übrigen kann ich nichts sagen, da ich den Bausatz nicht besitze und mir das Teil auch nicht kaufen werde. Beim Bau des Airfix-Modells war das sehr gute Aerograph 3-Buch von Jay Miller überaus hilfreich. Das hier gezeigte Modell entstammt einer viel späteren Ausgabe mit Teilen und Decals auch für die U-2C. Bei den ersten Airfix-Bausätzen konnten nur frühe Versionen wie U-2A und B gebaut werden. Es gab auch noch in den 1990er Jahren einen Bausatz von mpc in den USA. Dies war der original Airfix-Bausatz, jedoch mit Zusatzteilen für die C-Version. In Deutschland war dieser Bausatz jedoch nicht im Handel. Axel Theis Publiziert am 18. August 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |