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Burg Kallenberg

von Karsten Böcker (1:87 Eigenbau)

Burg Kallenberg

Burg Kallenberg ist eine der am besten erhaltenden Burgruinen im oberen Donautal, so beschloss ich 2005 sie wieder erstehen zu lassen, wenn man sie nicht irgendwann aufgelassen hätte. So wie ich sie letztendlich gebaut habe, könnte sie vielleicht um 1600 herum ausgesehen haben - oder auch nicht?

Bei meinen Recherchen an, in und um die Burg Kallenberg, in der Literatur und Internet, habe ich eine einigermaßen vernünftige Rekonstruktion gefunden. Und diese stimmt im Bereich der Hauptburg schon offensichtlich nicht zu hundert Prozent. Bei meiner eigenen Rekonstruktion habe auch bestimmt den einen oder anderen Fehler drin. Jedoch habe ich versucht, die zum Bau notwendigen Daten vor Ort zu erheben und korrekt umzurechnen.

Burg Kallenberg

Die Daten zum Bau

Vor Ort habe ich die Daten mittels Fotoapparat im Winter und mit Maßstab erhoben. Der Schnee bedeckte zwar hie und da die Geländeformen im Detail, hatte jedoch die Eigenschaft, im Großen die Geländeformen sehr gut zu zeigen.

Des Weiteren nutzte ich meine Burgenführer der Schwäbischen Alb, von denen ich für diese Gegend zwei Bücher habe. Im Internet gibt es auch mehrere interessante Websites, die allerdings auch nicht mehr sagen konnten, als meine Fotografien und Bücher.

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Als erster Schritt stand dann an, einen maßstabsgetreuen Grundrissplan anzufertigen. Dazu kopierte ich aus einem Buch den bestehenden und heute noch sichtbaren Grundriss, ließ meine ermittelten Kenntnisse über die Geländeformen und Mauerspuren mit einfließen und fing an, auf DIN A3 zu zeichnen. Heraus kam ein beeindruckender Gesamtgrundriss.

Auf Grund dieses Planes konnte ich dann die Mauerlängen und –breiten bestimmen. Die Höhen der Mauern, Türen, Tore und Fensteröffnungen konnte ich nur zum Teil fertig übernehmen. Die Geländehöhen sind mit Schätzmaßen entstanden.

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Die Grundplatte der Modellburg

Ich wählte Furnierschichtplatten mit der Stärke von 4 mm, um so durch Schichtbauweise das Relief zu gestalten. Auf jede Platte wurde dazu eine Kopie des Grundrissplanes draufgeklebt, dann mit einer Bandsäge ausgesägt und in korrekter Reihenfolge passend aufeinander geklebt. Der Bergfried und bekannte tiefere Mauerabschnitte wurden bereits beim Aussägen berücksichtigt. So konnte ich den Bergfried gleich von der Basis hoch bauen.

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Selbst in einer Großstadt wie Stuttgart sind mittlerweile gute Bastelgeschäfte mit entsprechendem Sortiment Mangelware, vom Umland ganz zu schweigen. Zum Glück konnte ich auf zwei Eisenbahn- und Modellbaugeschäfte zurückgreifen, die gut sortiert waren. Manches, wie die Pferdewagen, musste dennoch bestellt werden.

Als ich mit verschiedenen PU-Platten in Form von Mauerwerksarten und Dacharten und kleinerem Beiwerk an die Kasse kam, wurde ich prompt gefragt, was ich für ein Großprojekt vorhabe. Insgesamt hat mich das Grundmaterial alleine bereits an die 80 € gekostet.

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Der Bergfried

Bestehend aus vier Seiten mit zwei Giebelseiten und quadratischem Grundriss eignete er sich am besten als Baueinstieg. Auf der Innenseite wurden die Maße mit Bleistift übertragen und ausgearbeitet und die Kanten zur Vergrößerung der Klebeflächen angeschrägt.

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Als Dach wählte ich unten abgerundete Dachplatten, kein Strohdach. Schwierig wurde der Zugang zum Bergfried, der Eingang liegt in ungefähr neun Metern Höhe, beginnend am Fußstein. Wie kamen die früher da hoch? Am Boden vor dem Bergfried finden sich keine Spuren von Sockelsteinen mehr, jedoch dafür im Mauerwerk des Bergfrieds: Stellt man sich etwas weg von der Basis, so kann man auf dem Weg von der Basis bis hoch zum Einlass verschiedene Balkenlöcher feststellen, die sogar in verschiedene Richtungen zeigen. Um den Eingang des Bergfrieds befinden sich sogar deutlich sichtbar sechs Balkenlöcher. Insgesamt also ein gutes Potential für die Rekonstruktion einer hölzernen Treppenkonstruktion. Diese sah bei mir aus wie auf den Bildern ersichtlich.

Burg Kallenberg

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Die Hauptgebäude

Die Vorratsgebäude in der Hauptburg müssen, deutet man die Balkenlöcher in der Burgmauer links des Bergfrieds so, mindestens zweistöckig gewesen sein. Zu sehen sind heute noch Balkenlöcher für Deckenbalken und darüber eine Fensteröffnung. Darüber könnte sich dann noch ein Wehrgang befunden haben, da diese Mauer zum Zugangsweg weist und somit zur Hauptverteidigung diente. Also dreimal mannshoch plus Dach und Zwischendecken.

Da auf dieser kleinen Ministerialienburg nicht allzu viele Menschen wohnten, genügten ein kleinerer Palas und entsprechende Wirtschaftsanbauten. Die Viehstallungen verbannte ich in die Vorburg. Den Wohntrakt für das Gesinde legte ich so, dass die Fensteröffnung berücksichtigt wurde und der Palas nicht dem Gesindetrakt mit seinen Fenstern das Tageslicht nahm. Das heißt, die Scheune wanderte an der Hauptmauer entlang Richtung Talkante.

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Der Palas ist auf Grund des bearbeiteten Felssockels in der Hauptburg von seiner Grundfläche gut zu bestimmen. An diese Stelle war ich also gebunden. Schwierigkeiten machte mir die Ausführung des Fachwerks. Stein kam nur beim Palas in Betracht und auch dort nur im Erdgeschoß, vielleicht noch aus Stabilitätsgründen im ersten Stock. Aber darüber auch dort aus Kostengründen (Bauen war auch früher schon teuer!) ein günstigeres Fachwerk.

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Die Mauer zur Vorburg hin mit Tor

Die Größe des Tores der Hauptburg ist noch fast vollständig vorgegeben. Besichtigt man diesen Bereich der Ruine, so kann man noch am Bergfried die Riegellöcher des Torriegels, den Aufbau des Tores, die Höhe und Radius des Durchlasses erkennen bzw. weiter berechnen: so gesehen und getan.

Wie allerdings die gesamte Höhe der dortigen Mauer und deren Breite war, lässt sich heute nicht mit Sicherheit sagen. Da die Mauer vom Palas herkommt, kann man deren Wandstärke nehmen. Das tat ich dann auch. Wie allerdings dort der Wehrgang ausgesehen hat, kann keiner mehr sagen. Nur, dass er das Öffnen und Schließen des Tores nicht behindert hat. Ich habe den Wehrgang also so gebaut, wie er mir sinnvoll erschien.

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Die Vorburg

Sie besteht aus drei Seiten. An die Nordseite setzte ich die Stallungen, da dort im Gesamten tagsüber am meisten Sonne hinkommt. Das Tor zur Vorburg war aus den Geländeformen heraus bereits an der Südmauer anzusiedeln. Die Höhe der Mauern habe ich wie folgt ermittelt: Durch das Tor musste ein Wagen mit Pferdegespann passen. Aus dieser Breite ergab sich die relative Höhe und auf diese Höhe setzte ich noch einen übermannshohen Wehrgang drauf. Der Wehrgang bekam dazu noch ein zum Hof abfallendes Dach. Die so ermittelte Höhe der Mauer wurde für die gesamte Ummauerung der Vorburg beibehalten.

Der Aufgang zur Hauptburg wurde vom Tor durch eine mannshohe schmale Mauer abgetrennt, um etwaigen Eindringlingen die Möglichkeit zu nehmen, sofort hoch zum Haupttor zu gelangen. Deshalb wurde an diesem Treppenaufgang auch noch eine schmale Mauer angebaut. Dadurch wurde das Haupttor nochmals geschützt, ebenso wie in die Hauptburg Flüchtende.

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Der Viehstall in der Vorburg...

…ist ein reiner Holzbau ohne jeden wehrhaften Charakter. Er sollte lediglich wenige Tiere wie Pferde, ein bis zwei Milchkühe und diverse Kleintiere aufnehmen, sowie das dazugehörige Futter. Nebenbei auch noch Gerätschaften, Sattelzeug und ähnliches.

Ob er so aussah, ob es ihn so gab und ob er dort überhaupt an dieser Stelle war, lässt sich aus meiner Sicht nicht sagen. Als billiger Holzbau hat er natürlich auch Holzwände, das Dach ist auch mit Ziegeln bedeckt, dort hätte aber ein Strohdach ausgereicht, Dachziegel waren auch schon damals nicht ganz billig.

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Zusammenbau der einzelnen Bauteile

Beim Konstruieren und Zusammenbau der Burg entstanden insgesamt vier Komplexe: Der Bergfried, der Palas mit Wehrgang und Tor, der Wirtschaftstrakt und die Vorburg. Um die Landschaft zugestalten, wurden diese Teile endmontiert. Die offenen Spalten wurden mit Spachtelmasse geschlossen, neu modelliert und erneut lackiert inklusive Verwitterungsspuren.

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Die Gras- und Felslandschaft am Burgberg

Das Problem der Geländedarstellung ist für mich jedes Mal eine neue Herausforderung: welche Platte nehme ich, wie versiegele ich sie, welches Füllmaterial für die Geländedarstellung nehme ich? Ich verwendete 4 mm starke Furnierschichtplatten und versiegelte diese nach Ausschneiden und Zusammenbau mit Acryllack. So konnte ich feuchten Zement als Modelliermasse benutzen. Dieser Zement hatte den Vorteil, dass er später leicht war und nicht aufquoll.

Damit der Zement nicht ans Modell kam, aber dennoch mit der Mauer an den Kontaktstellen sauber abschloss, griff ich in die Trickkiste. Dort, zwischen Mauer und Boden wurde vorab mit Klebstoff und Grasfasern eine Fugenfüllung improvisiert. Die Felsen wurde zunächst in hellgrau angemalt. Die einigermaßen sanft abfallenden oder ebenen Flächen wurden mit humusbrauner Farbe bemalt.

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Die Verwitterung der Felsen wurde dann in lehmgelb weiter vollzogen und nach der Trocknung wurde die Kanten nochmals mit Weiß ausgeblichen, ausgeführt mit der Trockenmalmethode. Gleiches geschah mit den Erhöhung des Humusbereichs, hier allerdings nur mit Grau und Weiß. Das Gras wurde auf wasserverdünnten Weißleim aufgetragen und später wieder abgeklopft.

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Die Lackierung

Die Mauern bestehen bei der Originalburg vorwiegend aus dem Kalkstein der Umgebung. Dieser Kalkstein wirkt im frisch gehauenen Zustand lehmgelb bis weißlich und bleicht mit der Zeit an der Oberfläche in Richtung Grau-Weiß aus. Ich grundierte zunächst mit Betongrau sämtliche Mauern, bemalte diese nach der Trocknung mit der Trockenmalmethode mit Lehmgelb und betonte die erhabenen Stellen nochmals mit Weiß. Dadurch ergab sich für die Mörtelspalten eine dunklere Farbgebung.

Das Holz wurde dunkelbraun dargestellt, obwohl es meiner Ansicht nach eigentlich falsch ist. Es müsste eigentlich Lichtgrau sein, da das heimische Holz hell ist und mit der Zeit ausbleicht. Vielleicht gab es damals auch schon „Holzschutzmittel“. Das Mauerwerk im Fachwerk habe ich lehmgelb dargestellt, da Lehm und Kalksteinchen, Kies und weitere Zutaten aus der Region verwendet wurden.

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Die Pferdefuhrwerke

Beide Pferdefuhrwerke sind von Preiser aus dem Eisenbahnzubehör und Neuheiten gewesen. Die Bestellung hat ein halbes Jahr gedauert. Sie geben dem ansonsten leeren Gebäude aber Leben. Ein Fuhrwerk trifft gerade mit einer Ladung Stämme auf der Burg ein. Das zweite Fuhrwerk hat seine Ladung schon abgeladen. Die Pferde werden gerade in den Stall gebracht.

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Literatur

  • Burgenführer Schwäbische Alb Band 3 Donautal von Günter Schmitt, Biberacher Verlagsdruckerei, ISBN 3-924489-50-5
  • Burgen einst und jetzt von Arthur Hauptmann, im Verlag des Südkurier ISBN 3-87799-040-1
  • Bilder fotografiert von Karsten Böcker
  • Recherchiert und gezeichnet von Karsten Böcker
  • Karte Freizeitkarte 526 Sigmaringen/Tuttlingen/Naturpark Obere Donau 1:50000 Landesvermessungsamt Baden-Württemberg, ISBN 3-89021-619-6

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Karsten Böcker

Publiziert am 29. April 2023

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