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Filmprojekt Ungetüm überrennt Ursleben, Teil 1

Wir bauen ein Dorf - Ein Hauch von Hollywood?

Filmprojekt Ungetüm überrennt Ursleben, Teil 1

Im November 2020 erhielt ich einen Anruf. Der Mann am anderen Ende der Leitung erzählte mir, das er in einem Modellbaugeschäft in Neuwied-Engers (die Militärbauer wissen um welches Geschäft es sich handelt) nachgefragt hätte, ein Dorf-Modell für einen Film bauen zu lassen. Er wurde dann an unseren Modellbauclub verwiesen. Bei seiner Anfrage ging es darum, dass er einen Kurzfilm drehen wollte, in dem es um einen Modellbauer ginge, der eine kleine Ortschaft baut und diese dann für einen Filmdreh zur Verfügung stellt.

Das Interesse war geweckt. Der Mann kam dann einmal persönlich vorbei und wir rückten mit einigen Clubkollegen an, um uns das Vorhaben anzuhören. Nicht nur sollte dieses Modell eine zentrale Rolle im Film selbst spielen, sondern auch in Detailaufnahmen am Ende des eigentlichen Films zu sehen sein, also in einem Creditfilm. Ich berichtete ihm dann von unserem Langzeitprojekt mit der Feuerwehr- und Katastrophenschutz-Akademie Koblenz und dass wir im Laufe der letzten 20 Jahre von solchen Modellbaulandschaften schon über 30 Quadratmeter im Maßstab 1:87 gebaut hätten.

Wir einigten uns auf Eckpunkte der Konstruktion: Es sollte eine Holzspanplatte von 2 x 1,2 Metern werden, die wir auf vier Beine stehen sollten. Der Zeitplan für dieses Projekt sollte sechs Monate betragen, da die Filmfirma schon einen Zeitpunkt des Drehs festgelegt hatte. Im Laufe der Zeit kristallisierten sich in Zusammenarbeit mit dem Geldgeber und der Filmfirma immer mehr Details heraus, die in die Platte einfließen sollten. Es sollte ein kleines beschauliches Dörfchen werden.

Wir starteten das Projekt mit einer kleinen Platte, um zu testen, ob das geplante Vorhaben auch umzusetzen ist.

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Die Berge und Hügel bestehen aus Stücken von Dämmschaum aus dem Hausbau, die wir mit Ponal verklebt haben. Die oberste Schicht wurde dann mit Abtönfarbe grundiert. Es folgten dann Grasfasern, Bäume und Sträucher aus dem Modelleisenbahnzubehör. Um bei dem Creditfilm eine Nahansicht der einzelnen Häuser hinzubekommen, wurde in etwa die Mitte der Platte ein Loch gesägt, damit der Kameramann nicht nur von außerhalb des Modells filmen konnte, sondern auch mitten im Geschehen war. Wenn aber der Kameramann nicht aus dem Loch filmen wollte, sondern von außen auf das Modell, mussten wir eine Platte herstellen, die dieses Loch überdeckt. Eine weitere Herausforderung bestand dann darin, dass wir die selbe Platte zum Überdecken des besagten Lochs bauten, die aber zerstört ist. Also eine Platte, die gewollt ausschaut als wäre sie zerstört worden, das wird nämlich im Film dadurch verursacht, dass ein Scheinwerfer mitten auf das Modell kracht.

Am Rand der Platte gab es noch das sogenannte „Partyhaus". Hierzu wurde eines der bekannten Faller-Häuser erheblich umgebaut. So wurde im Inneren Wände eingezogen und eine komplette Inneneinrichtung selbst eingebaut. Etwa 20 Figuren im Haus und davor belebten die Szene. Für die Kamera war das Dach abnehmbar, weil der Modellbauer im Film in diesem Partyhaus die letzten Details seines so genannten Meisterwerks fachmännisch vollendet. Die allermeisten anderen Häuser waren Gebrauchtware, die günstig im Internet gekauft wurde. Sie wurden gereinigt, wo nötig repariert und neu lackiert oder mit Graffiti versehen.

Das Partyhaus

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Das Hausbesetzerhaus

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Der Panzer

Eine weitere große Herausforderung war der Panzer, dem ebenfalls eine zentrale Rolle zugedacht war. Er sollte fahrbar sein und im Film auf die Kamera auf einem geraden Stück Straße zufahren. Eine Mini-RC-Panzer war untauglich. Ein maßstäblich passender Panzer aus dem 3D-Drucker war zu schwer. Mangels kurzfristig organisierbarer Alternativen verwendeten wir ein Kunststoffmodell im Maßstab 1:72. Der Größenunterschied zu 1:87 fällt kaum auf. Es war geplant, unter dem Stück Straße einen Hohlraum zu bauen, um mit Hilfe eines dünnen Metallstabs den Panzer zu bewegen. Dazu klebten wir an die Spitze einen starken Neodym-Magneten und einen anderen Magneten unter den Panzer. Aber leider war die Reibung zu groß und die Fahrt dadurch zu ruckelig. Anstelle der Magnete klebten wir dann kleine Räder unter das Modell, die für die Kamera unsichtbar waren. Der Panzer wurde dann mit dem Metallstab von hinten Richtung Kamera geschoben. Mit einiger Übung ging das dann relativ ruckelfrei. Aber es gibt noch weitere PKW-Modelle, die für die Dreharbeiten auf der Platte platziert wurden.

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Mehr als gefordert

Stellenweise haben wir Modellbauer auch mehr Details auf die Platte gebaut als eigentlich gefordert war. So z.B. zwischen der Baugrube und der Kirche, wo bei den Ausgrabungsarbeiten mehrere Skelette freigelegt wurden. Es wurde ein kleiner alter Friedhof mit Grabsteinen angelegt. Hinter dem Hausbesetzerhaus steht ein aufgebockter Partybus. Ein alter Polizeibus wurde hier auf alt und verrostet getrimmt. Und am Kreisel wurde ein Banner mit Werbung für eine Modellbauaustellung gehängt. Welcher Club mag da der Veranstalter sein?

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Fortsetzung folgt...

Bernd Heller

Publiziert am 05. April 2022

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