Ford T 1917 Utilityvon Thomas Hannecke (1:35 ICM)Zum VorbildWas gibt es zu diesem Klassiker zu sagen was nicht schon in dem wirklich hervorragenden Wikipedia Artikel steht? Daher nur eine kurze Zusammenfassung und zwei Randbemerkungen. Neben millionenfachem Gebrauch in allen möglichen zivilen Varianten wurde der Ford Modell T auch vom Militär eingesetzt, von der US Armee selbst, von den westlichen Alliierten, und einige Exemplare fanden sogar ihren Weg ins zaristische Heer. Was wurde diesem gerade mal 540 – 750 kg schweren Fahrzeug mit seinem 20 PS Motor nicht alles aufgebürdet: Transport von Personen und Material, Patrouillen, bewaffnete Aufklärung, Verwundetentransport. Die Chassis diente sogar als Basis für einen Radpanzer. Das hier vorgestellte Fahrzeug würde man heute als Pick-up bezeichnen. Es gehörte zur Australian Mounted Division, also einer australischen Kavallerieeinheit. Eingesetzt wurde es von 1917 bis 1918 in Palästina und Ägypten. Australier im Nahen Osten? Klingt seltsam, aber es war bei den Briten nicht unüblich, Soldaten aus dem Commonwealth bei Kriegen rings um den Globus einzusetzen. So waren es Truppen aus Australien und Neuseeland, die die blutigen und verlustreichen Kämpfe gegen die damals mit den Deutschen verbündeten Türken zu schultern hatten. Nähere Informationen zu diesem speziellen Fahrzeug sind leider nicht zu finden. Nun die versprochenen Randbemerkungen: Reifen sind schwarz, klar doch. Was sonst? Um so mehr war ich verblüfft in der Bauanleitung den Vorschlag zu finden, die Reifen in matt-weiß zu lackieren. Ein Druckfehler? Mitnichten. Der zur Herstellung von Reifen verwendete vulkanisierte Rohkautschuk hat von Natur aus eine Farbe, die von weißlich gelb bis braun reichen kann. Reifen waren daher ursprünglich alle sehr hell. Bald wurde erkannt, dass man durch Zusatz von Füllstoffen den Abrieb reduzieren und die mechanische Stabilität verbessern kann. Das zunächst hierfür verwendete Zinkoxid ist ebenfalls weiß, fabrikneue Reifen waren daher nahezu weiß. Allerdings dunkelten die Reifen im Gebrauch schnell nach, und die Farbe schlug dann in ein schmutziges bräunlichen Gelb um. Etwa ab 1916 wurde ein neuer Füllstoff eingeführt – Ruß. Ruß war kein strategisch wichtiges Material, verbesserte die mechanischen Eigenschaften des Kautschuks noch mehr als Zinkoxid und war vor allem billig. Der schwarze Reifen, wie wir ihn heute kennen, war geboren. Daneben wurden für den zivilen Bereich auch rote (!) oder zweifarbige Reifen (rote Lauffläche, weiße Flanken) angeboten - gegen Aufpreis, versteht sich. Wenn wir schon bei Farben sind: Henry Ford wird gerne der Satz zugeschrieben: „Unsere Kunden können ihren Ford Modell T in jeder gewünschten Farbe bekommen, solange die Farbe schwarz ist.“ Obwohl dieses Statement in seiner eigenen Autobiographie steht, ist es nur bedingt richtig. In den ersten Produktionsjahren (1908-1913) waren die Fahrzeuge in grau, grün, blau und rot erhältlich, nur in einer Farbe nicht – schwarz. 1912 wurde die Lackierung zum ersten Mal vereinheitlicht, die Fahrzeuge waren nun alle mitternachtsblau mit schwarzen Kotflügeln. 1914 wurde dann in einem zweiten Schritt die schwarze Lackierung zum Standard. … und das ModellDer Ford Modell T 1917 Utility Maßstab 1:35 ist das erste Fahrzeug von ICM, das ich gebaut habe, und ich bin begeistert. Erstklassige Passgenauigkeit, überschaubare Anzahl von Teilen (um die 90), hervorragende Gussqualität und intelligent aufgebaut Spritzbäume, die es ermöglichen, auch fragile Teile mühelos zu entfernen, ohne sie zu zerbrechen. Außerdem jede Menge Teile, die zu einem anderen Modell T Bausatz gehören und umgehend in die Restekiste wanderten. Die Bauanleitung ist farbig gedruckt und leicht verständlich. Aufgrund des beengten Motorraums ist der Einbau der Lenkung und einiger Anbauteile des Motors aber etwas „fummelig“, das macht den Bausatz für Anfänger weniger geeignet. Für alle, die nun Lust auf einen eigenen Modell T bekommen haben: Vorsicht bei Einbau des Kühlers / Vorderachse (ein Teil). Dieser soll in Bauschritt 07 mit dem Chassis verleimt werden, aber die Auflagepunkte fixieren die vertikale Neigung des Kühlers nicht ausreichend. Das kann, wenn man sich an die Bauanleitung hält, zu größeren Spaltmassen der Motorhaube führen und dazu, dass der Kühlschlauch des Motors nicht mehr in die Bohrung im Kühler passt. Bei meinem derzeitigen Projekt (Ford Modell T Krankenwagen) habe ich mich daher von hinten nach vorne durchgearbeitet und entgegen der Baubeschreibung den Kühler zuletzt eingebaut, wobei die (abnehmbare) Motorhaube als Platzhalter diente. De Vorgehensweise hat sich gut bewährt. Die Karosserie des Fahrzeugs wurde mit den AK interactive Farben AK3072 Ocker Khaki und AK 3082 Dark Sand lackiert. Lacke dieses Herstellers werden in meinem Modellbauclub sehr kontrovers diskutiert, von „eigentlich nicht schlecht“ bis „ein Fall für den Abfall“. Meine Erfahrungen waren ganz gut, die Oberfläche wird schön glatt und die Farben weisen praktisch keinen Eigengeruch auf. Nur beim Verdünnen ist Vorsicht geboten. Beim Auftrag mit dem Airbrush nie mehr als maximal 10% Wasser und auf gar keinen Fall Ethanol zusetzen. Der kaugummiartige Niederschlag, der sich dabei bildet, ist weder in Wasser noch in Ethanol / Propanol löslich und lässt sich nur mit viel Mühen mechanisch aus der Spitzpistole entfernen. Thomas Hannecke Publiziert am 12. März 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |