M5 High Speed Tractor

von Thomas Hannecke (1:72 Hasegawa)

Das Original

Die Feldartillerie sah sich seit ihrer Gründung immer wieder mit demselben Problem konfrontiert: Kanonen sind schwer, und je grösser, desto schwerer. Wie also von Punkt A nach Punkt B bewegen? Jahrhunderte lang gab es darauf nur eine Antwort:

Bespannte Artillerie der niederländischen Armee 1940

Das änderte sich langsam während des Ersten Weltkriegs, und zu Beginn des Zweiten Weltkriegs standen den meisten Ländern ein Arsenal an motorisierten Zugmaschinen zur Verfügung. Allerdings unterschied sich der Motorisierungsgrad und die Art der Zugmaschinen stark voneinander.

Der hier vorgestellte M5 13 ton High Speed Tractor war ein recht spätes Produkt der Kategorie Artillerie-Kettenschlepper. Das 1942 entwickelte Fahrzeug basierte auf dem Prototyp des T13 High-Speed Tractors, wurde von einem 235 PS Continental R6572 Sechs-Zylinder Reihenmotor angetrieben und erreichte (auf der Straße und unbelastet) die beachtliche Geschwindigkeit von 35 km/h. Die maximale Anhängelast lag bei 7.300 kg, an der Fahrzeugfront war zusätzlich eine Seilwinde angebaut, die 7.700 kg ziehen konnte.

Der Schlepper war für den Transport von mittelschwerer Artillerie mitsamt ihrer Bedienungsmannschaft und Munitionsvorrat konzipiert, wie zum Beispiel die 105 mm M2 Haubitze mit 56 Schuss Munition, die 4.5 inch M1 Kanonen mit 38 Schuss Munition oder die 155 mm M1 Haubitze mit 24 Schuss Munition. Der Fahrer saß zentral an der Fahrzeugfront, die neun Mann Geschützbedienung saßen auf seitlich angebrachten Sitzbänken. Die Karosserie war recht spartanisch, die Männer waren vor den Unbilden der Natur lediglich durch ein faltbares Verdeck und seitliche Schürzen geschützt. Ab 1944 wurde dem Schlepper zur Selbstverteidigung eine M49C Ringlafette mit einem M2 Browning Maschinengewehr spendiert.

Zwischen Mai 1943 und Mai 1945 wurden insgesamt 5.290 Einheiten des Basismodells hergestellt. Die amerikanische Armee setzte sie ab 1943 ein, 200 Fahrzeuge wurden im Rahmen des Lend and Lease Programme an die Rote Armee übergeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg standen die M5 Zugmaschinen noch ein letztes Mal bei amerikanischen Streitkräften in Korea im Einsatz, wurden aber bald darauf ausgemustert und an ein halbes Dutzend Länder rund um den Globus weiterverkauft.

Das Modell

Der Bausatz "High speed tractor M5" von Hasegawa hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel (die Bauanleitung wurde 1991 gedruckt), das macht aber nichts. Gussqualität und Passgenauigkeit sind top, Detailierung ist für 1:72 in Ordnung. Die japanisch/englische Bauanleitung ist (mit geringen Abstrichen) verständlich und fehlerfrei. Abziehbilder für eine nicht genauer beschriebene amerikanische Einheit und ein Fahrzeug der Japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte (Armee) liegen bei und lassen sich einwandfrei verarbeiten. Farbangaben beziehen sich auf die Gunze Farbpalette. Wie häufig bei Hasegawa liegen Figuren bei.

Unterm Strich kann ich das Produkt rundum empfehlen, der Bau hat einfach Spaß gemacht. Denen, die sich näher mit der Familie der Hochgeschwindigkeits-Artillerieschlepper beschäftigen möchten, sei das Buch "High speed tractor" von David Doyle und Pat Stansell, Emfour Publishing Company 2021 ans Herz gelegt, das mit vielen Detailfotos, teils auch in Farbe, zu begeistern weiß.

Thomas Hannecke

Publiziert am 06. Dezember 2024

Demnächst:

17. bis 31. November