Aviatik 30.40von Frank Barkhofen (1:48 Alliance Model Works)Vor einiger Zeit hatte ich im Internet einen Resin-Bausatz von der scheinbar nicht mehr existierenden Firma "Alliance Models" gefunden. In meinem Lieblingsmaßstab 1:48 und passend in mein Beuteschema gab es nur zwei Modelle von diesem Hersteller. Die Vorbilder stammen in beiden Fällen aus Österreich-Ungarn. Ein kleiner, aber interessant aussehender Hochdecker und nur wenige Teile im Bausatz versprachen einen schnellen Erfolg bei übersichtlichem Aufwand. Da hat mir allerdings mein Detailierungswahn einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Geschichte des OriginalsIn Steyr wurden kräftige 11-Zylinder Le Rhone Umlaufmotoren mit maximal 150 bis 160 PS produziert (ca. 150 waren bestellt, aber nur 35 sind noch ausgeliefert worden), allerdings fehlten passende Flugzeuge. Bei Aviatik hat man für diese Motoren die Doppeldecker 30.27, 30.29 und den Hochdecker 30.40 entwickelt, als Prototypen gebaut und getestet. Das verfolgte Konzept war ein leichtes Jagdflugzeug, was mit nur 366kg Leergewicht und 586kg max. Startgewicht der 30.40 auch erreicht wurde. Der Typ 30.40 wurde im Oktober 1918 formal abgenommen, aber es erfolgte keine Serienfertigung mehr. Letztlich wurde das durch fehlendes "Voltol" Öl aus Deutschland verursacht, so dass man gezwungenermaßen weiter auf die Reihenmotoren setzte. Als Referenz diente mir das großformatige und schwergewichtige Buch "Austro-Hungarian Army Aircraft of World War One". Ein absolut empfehlenswertes Werk, das zur 30.40 Fotos und eine Zeichnung in 1:48 enthält, aber leider nur noch antiquarisch zu bekommen ist. Das ModelDiesen eher seltenen Umlaufmotor wird man natürlich nicht so einfach als Modell finden. Der Motor aus dem Bausatz konnte nicht mit meinen üblichen Exemplaren von Small Stuff mithalten. Daher habe ich das Zentralstück aus dem Bausatz so modifiziert, dass ich 11 Zylinder des Le Rhone 9-Zylinder Bausatzes von Small Stuff montieren konnte. Ich hatte von anderen Projekten noch Reservezylinder übrig und auch von den Kleinteilen gibt es bei Small Stuff immer genügend. Für die Lackierung des Motors habe ich wieder Farben von Alclad benutzt.
Für den Bau des Rumpfes habe ich erstmal das Cockpit aufgehübscht. Dabei habe ich mich an andere Aviatik Flugzeuge gehalten, da es zum Prototyp nur wenig Informationen gibt. Den Sitz habe ich aus Messing gelötet, mir Modelliermasse gepolstert und farblich wie Leder lackiert. Die Sitzgurte aus flexiblem Material sind von HGW mit Eduard-Ätzteilen. Den Rest des Cockpits und das Instrumentenbrett habe ich wieder aus echtem Holz aufgebaut. Der Prototyp war unbewaffnet, aber man kann auf den Bildern die Halterungen für die üblichen Schwarzlose MGs erkennen, so habe ich diese samt Rahmen aus Messing ergänzt.
Der Clou an diesem Typ sind die vorderen Verkleidungen und Motorhaube aus Aluminium. Die Resinhaube war schön dünn und würde sich als Basis für die Darstellung von poliertem Aluminium über eine Lackierung anbieten, wobei ich mir nicht sicher war, das realistisch hinzubekommen. Den Weg über echtes Aluminium hielt ich für mich einfacher. So habe ich die Motorhaube, wie bereits bei vorigen Modellen, auf der Drehbank gefertigt, gebohrt und die Schlitze gefräst. Danach habe ich das typische Muster mit einem Gummipolierstift in meiner Proxxon einpoliert. So sind auch die weiteren Aluminiumbleche entstanden.
Auch alle Streben, das Fahrwerk und weitere Kleinteile habe ich aus Metall gefertigt. Nun sind sie vorbildgetreu filigraner und trotzdem robuster als die Resinteile des Bausatzes. Apropos Fahrwerk: es hat mich sehr gereizt, mich an der Fertigung der relativ kleinen Speichenräder des Originals zu versuchen! Die Räder mit gedrehten Felgen sind nun ein Highlight am Modell und besser als jede Lösung mit Ätzteilen. Auch für dieses Modell habe ich wieder eine Luftschraube aus Holzfurnieren verleimt und geschliffen, der Unterboden ist mit Furnier beschichtet und auch der Hecksporn und dessen Halterung sind aus Echtholz. Die Verspannung wird von Spannschlössern von Gaspatch Models aus Metall gehalten.
Der Bausatz enthielt Decals, allerdings waren die Kreuze gegenüber dem Vorbild zu klein, so habe ich diese mit Masken auf die graue Lackierung aus Gunze-Farbtönen lackiert. Auch den Bau dieses Modells habe ich umfangreich beschrieben: https://forum.ww1aircraftmodels.com/index.php?topic=12483.0 Ein Vergleich mit der als klein bekannten Fokker E.V zeigt, wie klein die 30.40 war, bis auf die größere Luftschraube für den starken Motor. FazitAuch durch die vielen Metall- und Holzteile ist es ein sehr besonderes verkleinertes Original geworden. Die Speichenräder waren eine wirkliche Herausforderung, aber mit etwas Neuem bleibt jedes Modell spannend. Weitere Bilder aus der Bauphase
Weitere Bilder fertiges Modell
Frank Barkhofen Publiziert am 29. Januar 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |