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Halberstadt CL.II

von Frank Barkhofen (1:48 Mirage Hobby)

Halberstadt CL.II

In Halberstadt in Sachsen-Anhalt gab es eine Flugzeugfabrik mit bis zu 1.500 Angestellten, die als deutscher Ableger von Bristol gegründet wurde. Im ersten Weltkrieg wurden dort die recht erfolgreichen doppelsitzigen Schlachtflugzeuge Halberstadt CL.II in 779 Exemplaren und CL.IV gebaut, neben den Jägern der D-Serie. Die Kategorie CL steht dabei für leichte Zweisitzer mit weniger als 750 kg Leergewicht, die als Begleitjäger eingesetzt waren.

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Diese Schlachtflieger sind in 1:48 von der polnischen Firma Mirage erhältlich, die diesen Bausatz in einigen Varianten als CL.II und CL.IV vertreibt. Gerade in diesen Wochen ist eine weitere Variante, dieses mal in der Lackierung der einzig existierenden Museumsmaschine, hinzugekommen. Der Lieferumfang meiner Kitvariante 481306 war umfangreich. Viele Spritzgussteile, eine große 0,2 mm dicke Ätzteilplatine, ein bedruckter Film für Frontscheibe und Instrumente sowie Decals sind enthalten. Neben dem normalen Decalbogen mit den Markierungen gibt es zwei weitere mit verschiedenen Varianten der Darstellung der gesprenkelten Rumpflackierung, aber keine Tarnstoffdecals für die Tragflächen (es gibt auch Kitvarianten mit diesen Decals). Das macht nichts, denn ich bevorzuge die Decals von Aviattic. Das farbige Handbuch im Format A5 enthält in den jeweiligen Baustufen Farbfotos der Museumsmaschine, ist allerdings klein gedruckt und mit Informationen überfrachtet und daher etwas unübersichtlich. Mögliche Optionen beim Bau sind dargestellt, aber ohne Bezug zu den drei möglichen Maschinen. Auch sind nicht alle vorhandenen Teile beschrieben.

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Da ich es bunt mag, habe ich mich für den Bau der Maschine der Schlachtstaffel 26b mit dem geflammten Rumpfbug entschieden. Auch die Tragflächen haben eine Besonderheit, denn die Unterseite ist leinenfarben und nur die Oberseite mit der hellen Variante des Tarnstoffes bespannt, der eigentlich auf der Unterseite üblich war. Ich habe die Aviattic Decals benutzt, die den schräg aufgezogenen Tarnstoff als Komplettbogen (auf klarem Decalpapier) enthalten und darauf Rippensicherungsbänder aus Tarnstoff aufgebracht. Diese dünnen Streifen habe ich aus einem auf weißen Decalpapier gedruckten Tarnstoffdecals, ebenfalls von Aviattic und extra für diesen Zweck, geschnitten. Streifen aus den klar gedruckten Decals übereinander würden sehr dunkel aussehen!

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Neben dem Handbuch habe ich als Referenz die Windsock Datafiles 27 und 157 benutzt, wobei letzteres ein ganzseitiges Farbprofil "meiner" Maschine von Ronny Bar enthält. Bei Fragen insbesondere zur Lackierung habe ich ebenfalls das tolle Handbuch des großen Bruders dieses Bausatzes von Wingnut Wings konsultiert. Der Bau sollte ein nahezu out-of-the-box Bau werden, aber natürlich meine üblichen Verbesserungen, wie z. B. eine Holzluftschraube, bekommen. Sollte...

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Der Bausatz ist kleinteilig, z. B. ist der Tank aus sechs Teilen zusammenzusetzen (bei Wingnut Wings ein Teil!) wobei die Teile nicht richtig zusammenpassen wollten. So habe ich dann kurzerhand ein Holzklötzchen mit einem Tellerschleifer in Tankform gebracht und mit verlöteter Messingfolie umhüllt. Das erspart auch die Lackierung. Generell sind die Spritzgußteile filigran, allerdings mit dicken Angüssen, so daß ein Abtrennen mit einer kleinen Resinsäge zu empfehlen ist. Das wäre ja noch kein Problem, aber die Angüsse reichen mit einer merkwürdigen Form in die Teile hinein, was teilweise wirklich stört und nur mühsam zu versäubern ist. Ein sorgfältiges Trockenpassen ist bei allen Teilen nötig! Dafür erhält man aber auch ein gut detailliertes Modell, beispielsweise ist das zweisitzige Cockpit separat mit zwei Rahmenteilen zu bauen und zwischen die Rumpfhälften zu setzen.

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Die Struktur der Tragflächen ist sehr schön mit der Darstellung der Sperrholznase und dem sich zwischen den Holmen und Rippen spannenden Stoffes. Der Tank und Motorkühler im Mittelstück der oberen Tragfläche sind separate Teile, ersparen einem so das Abkleben bei der Lackierung und können realistisch mit einem Spalt eingebaut werden. Auch die Reifen tragen eine Beschriftung auf der Wand. Nett finde ich auch, daß winzige farbige Teile des Handbuches auszuschneiden und am Modell zu benutzen sind, wie Beschriftungen und Karten. Auch Bohrschablonen sind im Handbuch abgedruckt.

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Die Streben und Fahrwerksteile sind ebenso filigran und waren bereits teilweise am Gussast gebrochen. So sind die Fahrwerkstreben nur 0,7 mm dünn. Das war mir nicht robust genug, um das Modell z. B. zu Ausstellungen zu transportieren. Daher habe ich das Fahrwerk aus Messing und Neusilber neu angefertigt. Die neue Achse aus Pianosaite ist über die "Federgummis" aus gezogenem Gussast mit dem Fahrwerk verbunden, auch eine Begrenzung des Federweges durch ein "Seil" (0,1 mm Neusilber) ist gedacht. Auch die Flügelstreben habe ich aus gequetschtem Messingröhrchen neu angefertigt, wobei mir die Montagehilfe für die Tragflächen aus dem Bausatz bei der Anpassung der Länge half. Sämtliche angespritzte Montagestiftchen, beispielsweise an den Leitwerken, könnten die Teile nicht halten, so dass ich diese auch durch Metall ersetzt habe.

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Den Motor habe ich noch mit Resten eines Vektor-Resinkits aufgehübscht und das Messinglager für die drehbare Holzluftschraube vor der Montage in das Kurbelgehäuse geklebt. Die Verkleidungs"bleche" des Rumpfes um den Motor herum sind alles einzelne Teile und erfordern eine sorgfältige Anpassung.

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Die Bewaffnung ist umfangreich dargestellt, in Spritzguß sind zwei Spandau MGs, wobei beim Original aus Gewichtsgründen meist nur eins vorhanden war, und zwei Varianten des Parabellum MGs für den Beobachter, inklusive Reservemagazine zum Verstauen im Cockpit. Der Ätzteilbogen ermöglicht umfangreiche Detailarbeit, was ich in dieser Form in noch keinem Kit gesehen habe! Es sind komplette Patronengurte zum Aufwickeln auf Ätzteilmagazine und sogar ein leerer Gurt ist dabei! Ich hatte allerdings noch das Set vom Master für einen Parabellum-Lauf mit Kühlmantel im Lager und da ich bisher noch keinen deutschen Zweisitzer gebaut habe, habe ich dieses benutzt. Für den hinteren Teil kam ein Brassin-Set von Eduard zum Einsatz, dessen Details knackiger als das Spritzgußteil des Bausatzes war. Bei den vielen filigranen Ätzteilen des Bausatzes hierzu habe ich aufgegeben und die Eduard-Teile benutzt. Das Handbuch war nicht hilfreich. Auch das Spandau ist wie bei meinen anderen Modellen von der polnischen Firma Master.

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Mit den Decals hatte ich massive Probleme. Insbesondere die rein schwarzen Markierungen sind mir bereits auf dem Trägerpapier zerbröselt, die Kreuze unten habe ich aus der Restekiste ersetzt. Die Beschriftung der Streben ist nun leider nicht korrekt, die weißen Stencils habe ich vor dem Aufbringen durch Gunzes Mr. Metal Primer gerettet. Nach dieser Erfahrung habe ich auf den Einsatz der Decals für die Sprenkellackierung des Rumpfes und des Tragflächenmittelstücks verzichtet und bin der Hinweisseite von Wingnut Wings für eine Airbrushlackierung gefolgt. Dabei sind zuerst fünffarbige Flecken zu lackieren und auf diese mit einem weiteren hellen Farbton mit der Airbrush bei ganz geringem Druck zu sprenkeln. Um diese Aufgabe habe ich mich lange gedrückt aber bin am Ende doch ganz zufrieden.

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Der hintere Teil der mit einer weißen Linie abgesetzter Flammen ist als Decal vorhanden, der vordere Teil ist aber in einem möglichst dazu passenden Rot zu lackieren. Daher habe ich die Decals eingescannt und in Inkscape als Vektorgrafik gezeichnet, um mit dem Schneidplotter Masken zu erzeugen. So konnte ich den Rumpf maskieren und die Markierungen und Flammen in einem einheitlichem Rot lackieren. Die leicht unterschiedlichen Rottöne haben sich durch Aluminium und „Holz“ als Grundlage ergeben.

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Während der Montage der lackierten Baugruppen habe ich die Verspannung eingebaut, die wieder von Spannschlössern verschiedener Typen von Gaspatch Models gehalten wird. Weitere Details kamen während der Montage dazu, z.B. Schlauchschellen auf den Kühlwasserrohren oder die unten an einem Gewicht raushängende Antenne aus einem Kupferdrähtchen. Wie so oft von mir kann man einen ausführlichen Baubericht nachlesen.

Halberstadt CL.II

Fazit

Man sagt, daß diese Halberstadt einer der elegantesten Doppeldecker sei, die jemals gebaut wurden. Es freut mich ungemein, diese Maschine nun in meiner Sammlung zu haben. Aufgrund der vielen Teile, Decals und der aufwendigen Lackierung ist es eines der Modelle, in die ich den größten Aufwand gesteckt habe.

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Halberstadt CL.II

 

Frank Barkhofen

Publiziert am 19. Juli 2021

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