Grumman F-14A TomcatBastelspaß von Tamiya, Zubehör: Skunkmodels und Flightpathvon Alexander Jost (1:48 Tamiya)Eine Inspiration und Maschinen der VF-2 'Bounty Hunters'Ich bin seit jeher von der Komplexität und dem bunten Gewusel beim Decksbetrieb der Flugzeugträger fasziniert. Umso beachtlicher finde ich es, dass dieses organisierte Wirrwarr tausender Menschen an Bord eines riesigen schwimmenden Metallkörpers schon seit den Anfängen des vergangenen Jahrhunderts Bestand hat. Mit dem Jet-Zeitalter und zunehmender Technisierung wurde zudem durch schnellere Handlungsabläufe und wechselnde Taktiken im letzten Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts eine neue Ära eingeleitet. Besonders die Tatsache, dass Hochleistungs-Überschallflugzeuge mit hohem technischen Standard wie die F-14 Tomcat bereits in den 1970er Jahren ihre Operationen durchführten, wirkt schier unglaublich. Immerhin ist das schon fast fünfzig Jahre her. Aus diesem nostalgischen Gedanken heraus entwickelte sich die Idee zu diesem kleinen Diorama. Die Navy-Staffel VF-2 "Kopfgeldjäger" (Bounty Hunters) wurde im Jahr 1973 als eine der ersten Fliegereinheiten der US Navy mit den F-14 ausgerüstet. Im Jahr 1974 war die Einheit mit zwölf Flugzeugen voll aufgefüllt und setzte diese von Bord des Flugzeugträgers CVN-65 USS Enterprise aus ein. Seit nunmehr siebzehn Jahren sind die "Bounty Hunters" mit dem Waffensystem F/A-18F Super Hornet ausgestattet, in VFA-2 umbenannt worden und starten von Bord der USS Abraham Lincoln aus zu ihren Einsätzen. Die dargestellte SzeneWillkommen an Bord der USS Enterprise in hoher See im Jahr 1976! Auf dem Flugzeuglift Nummer vier sind die Startvorbereitungen für die F-14A, BuNo.159625, der VF-2 "Bounty Hunters" in vollem Gange. Die Tomcat mit der Nummer 201 trägt das seinerzeit übliche High-Visibility Outfit. Somit sind die Hoheitszeichen des Fliegers klar und deutlich erkennbar, und zahlreiche farbliche Akzente auf seinem grau-weißen Kleid, wie der rot-weiß-blaue Banner, die gelben Unterrumpf-Finnen und die dunkelblauen Seitenruder, verleihen dem Vogel eine bunte Eleganz. Der Jet sollte schon längst in der Luft sein, aber es gab ein paar technische Probleme an der Bordwaffenanlage, und nun muss auch noch einer der AIM-54 Phoenix Lenkflugkörper getauscht werden. Hohe Anspannung also für den Abschnitts-Chef der Waffentechniker, Lieutenant Bex Rippler, der nun alle Hebel in Bewegung setzen muss, um die Aufgaben zu erledigen. Die Austauschrakete befindet sich schon auf dem gelben Hubwagen neben dem Flugzeug. Bootsmann und Waffenspezialist Stiff schreitet auf seinen Chef zu, um die anstehenden Aufgaben anzugehen. Als Waffentechniker trägt er, ebenso wie der Lieutenant, als farbliche Kennzeichnung an Bord des Flugzeugträgers die markante rote Oberbekleidung für Waffen- und Munitionspersonal. Dahinter schleppt sich Luftfahrzeugwart "greenshirt" Terence mit zwei Bremsblöcken ab, mit denen der Hubwagen vorläufig gesichert werden soll. Navy Traktorfahrer Eddy, ein "Blauhemd", hat eine der weißen Zugstangen auf seinen MD-3 Traktor geladen und fährt zum Bug des Flugzeugs, um die Tomcat "an den Haken" zu nehmen und sie nach Abschluss der Reparaturarbeiten zur zugewiesenen Parkposition zu schleppen. Der Bau schreitet voranDer Tamiya-Bausatz No. 61114 ist die reine Wonne. Eine attraktive Box-Art auf einer stabilen Toploader-Kartonverpackung, eine Bauanleitung, die keine Fragen offen lässt (Tamiya weist sogar darauf hin, wenn Panellines mit Spachtel verschlossen oder welche Angüsse an einzelnen Bauteilen wie entfernt werden sollen...), beste Passgenauigkeit der Einzelteile, feinste Details (sogar die fabrikationsmäßigen rundlichen Sinkstellen an den Taileron-Oberflächen sind dargestellt), attraktive Decalvarianten, und als Gimmick eine zum Flugzeugtyp passende, kleine Infobroschüre: der aktuelle Tamiya F-14A Bausatz gehört meiner Meinung nach zu den derzeitigen Spitzenprodukten des Kunststoffmodellbaus bei den Jets im Quarterscale. Ich habe aus Spaß an der Freud' zusätzlich ein Eduard Brassin-Cockpit und Brassin-Triebwerksnozzles verwendet und ein SAC-Metallfahrwerk angebaut. Außerdem verwendete ich drei AIM-54 Phoenix Raketen ("frühe" Ausführung) aus der Eduard Brassin-Serie. Diese Tuningmaßnahmen sind aber bei der guten Tamiya-Qualität entbehrlich. Allerdings ersetzte ich ganz bewusst die Räder des Bausatzes mit Resin-Pendants - ebenfalls von Brassin -, weil die Tamiya-Teile hier deutlich erkennbar bei den Details zurückfallen. Kanzel mit SchwächenIm Canopy haben es sich die Japaner bei der Darstellung der Verriegelungshaken etwas zu leicht gemacht und die Teile bündig an die Innenstruktur und ohne Klimaleitungen angegossen. Tatsächlich steht aber jeder einzelne Haken sichtbar über den Canopy-Rand hinaus, darüber verlaufen die Lüftungsleitungen. Abhilfe schaffen Fotoätzteile. Ich verwendete ein paar alte Schätzchen von Airwaves aus dem Jahr 1996.
Die Konstruktion der Diorama-Basis......erfolgte wie immer mit einer zurechtgeschnittener Styrodurplatte, die ich doppelt legte, um die Stärke des Flugzeuglifts zu imitieren. Um die Oberfläche der Rampe darzustellen, mussten zahlreiche Verzurrösen ("tie down points") und weiteres Flugzeugträger-Zubehör herangeschafft werden. Gute Dienste leistete dabei das große US Navy Carrier Deck Diorama Set von Flightpath mit zahlreichen Ätz- und Weißmetallteilen. Ich markierte die Positionen der Tie-Downs im Styrodur, indem ich eine Krepp-Schablone mit einem Dorn durchstieß. Die Oberfläche der Dio-Basis wurde dann mit einer schwarz eingefärbten Trocken-Spachtelmasse und einer Bürste überzogen, um die typische rauhe Antirutschbeschichtung eines Flugzeugträgerdecks darzustellen. Man beachte die zuvor in das Styrodur mit einer heißen Metallspitze eingebrannten Senken der Tie-Downs, die von der Paste freigehalten bzw. im Nachhinein versäubert wurden. Die Tie-Down Verzurrpunkte/Grätings von Flightpath wurden mit Weißleim auf den Senken festgeklebt.
Alles sicher verzurrtFür die ordnungsgemäße Fixierung der Tomcat auf dem Flugzeugträgerdeck nutzte ich insgesamt zehn der Verzurrhaken aus dem Flightpath-Set, um das Modell mit Spannketten an den tie-down points zu befestigen. Dabei mussten einzelne Verzurrösen aus dünnem Draht am Fahrgestell des Fliegers angebracht und die einzelnen Kettensegmente der Spannketten abgelängt, aufgespleist, mit den jeweiligen Haken-Ätzteilen verklebt und in die Verzurröse des jeweiligen Fahrgestells und tie-down points der Bodenplatte eingehakt werden. Eine zeitaufwändige, aber im Ergebnis lohnenswerte Aktion.
Der RaketenhubwagenEine der tomcattypischen, mit etwa einer Millionen Dollar Kaufpreis exorbitant teuren AIM-54 Phoenix-Raketen sollte offen "zur Schau" gestellt werden, zumal sie von Eduard Brassin stammt und von hervorragender Resin-Qualität ist. Dazu wollte ich sie auf einem weapon cart, also einem Raketen-Transportkarren, darstellen. Leider gibt es so einen nicht in 1:48, zumindest keinen brauchbaren für meine Zwecke. Also hieß es mal wieder: selbermachen! Sheet und Profilleisten in verscheidenen Stärken liegen immer bereit, dazu vier Räder, eine Zugstange aus Rundprofil, ein bisschen Alublech und Kleinteile aus der Grabbelkiste, und los ging es! Für die Darstellung der perforierten Trägerstangen des Hubwagens kamen "Nieten"-Decals von Mike Grant zum Einsatz. Der MD-3 navy tractor und drei der Figuren stammen aus dem Skunkmodels-Set 48003, der Offizier mit Klemmbrett kommt von Verlinden.
Eine abschließende FleißarbeitUm die beim Original-Trägerlift außenbords befestigten Rettungsnetze dazustellen, mussten viereinhalb Auffanggitter angefertigt werden. Dazu längte ich rechteckige Profilrahmen aus 2 mm starken Styrolleisten zurecht, in die ich passend geschnittenes Fliegengitternetz einsetzte. Ich vernähte dabei jede einzelne Masche des Fliegennetzes mit dünnem Garn an den Profilrahmen und sicherte das Ganze mit Sekundenkleber. Die Seitenverkleidung des Flugzeuglifts besteht aus einer Kunststoffplatte und scratch ergänzten Haltebacken, an der die Rettungsnetzkonstruktion Platz fand. Mehrere zurechtgebogene Ätzteile von Flightpath stellen die Abschlussverkleidung am Rand der Rampe dar.
FazitZum Tamiya F-14A-Bausatz kann ich nur Positives sagen. Einfach spitze! Wer eine absolut passgenaue, fein gravierte, akkurate und reichlich mit Zubehör/Waffen und tollen Decalvarianten ausgestattete F-14A sucht, und die Steuerflächen nicht aktiviert darstellen oder Waffen- und Avionikschächte aufreißen möchte, wird mit Tamiya out of the box glücklich werden. QuellenverzeichnisInternet:
Literatur:
Dezember 2020 Alexander Jost Publiziert am 02. Januar 2021 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |