North American Rockwell OV-10A BroncoVAL-4 Black Ponies, Binh Thuy, Vietnam, 1969von Matthias Pohl (1:144 Miniwing)Zum Vorbild
Die North American Rockwell OV-10 Bronco ist ein von zwei Turboproptriebwerken angetriebenes zweisitziges leichtes Beobachtungs-, Angriffs- und Transportflugzeug mit Kurzstart- und Landeeigenschaften. Im Wesentlichen wurde der bis zu 560 Km/h schnelle Turboprop zur Unterstützung der Brown Water Navy in Vietnam eingesetzt. Die US Navy übernahm seinerzeit die Leitung des Projekts LARA (Light Armed Reconnaissance Aircraft), die Bewaffnung sah je nach Einsatzlage wie folgt aus: Vier interne Maschinengewehre vom Kaliber 7,62 mm inkl. je 500 Schuss Munition befanden sich an den Stummeln unter dem Rumpf. An den Außenstationen konnten neben Sidewinder-Lenkflugkörpern, Freifallbomben und ungelenkte Zuni-Raketen diverser Kaliber auch ein externer Behälter mit einer Gatling-Maschinenkanone vom Typ SUU-11A/A (7,62 mm) oder GPU-2A (20 mm) an der zentralen Waffenstation mitgeführt werden. Auch bestand die Möglichkeit, sechs Fallschirmjäger oder zwei Krankentragen im hinteren Rumpfteil unterzubringen. Mein Modell
Um eine OV-10 in Navy-Farben zu realisieren, griff ich auf den Bausatz von MiniWing im Maßstab 1:144 zurück – meine bevorzugte Größe für meine amerikanischen Marineflieger. Gleichzeitig besorgte ich mir aber auch den 3D-gedruckten Bausatz von Triple Nuts. Beide blieben allerdings länger in ihrer Verpackung, weil ich mir einerseits einen wirklichen Kopf darüber gemacht hatte, wie ich den kleinen Flieger zum Stand bekommen sollte, um einen Tailsitter zu verhindern. Denn offensichtlich lag der Schwerpunkt durch die Triebwerksausleger extrem weit hinten und es gab kaum Möglichkeiten, Gewicht nach vorne zu bringen! Zum anderen stand ein Umbau/Rückbau in die A-Version an, denn beide Bausätze gaben die mit einer veränderten Nase versehene späte D-Version wieder. Als vor wenigen Wochen die für meine A-Version passenden Decals von MYK-Design aus Japan erhältlich waren, musste ich mir um die Frage der Lackierung und der Decals ebenfalls keine Sorgen mehr machen. Der wunderschöne kleine Decalbogen gab diverse Versionen des kleinen Pferdchens wieder, u. a. die von mir bevorzugte taktische „106“ in hellgrauer Navy-Lackierung.
An die Arbeit! Ich entschied mich für den MiniWing-Bausatz, weil der Kit von Triple Nuts zu viel Nacharbeit durch das Abschleifen der Oberflächen erforderte. Hier ist also noch viel Luft nach oben drin, denn andere Hersteller 3D-gedruckter Modelle weisen hier eine deutlich höhere Qualität auf. Der Resin-Kit aus Tschechien zeigte hingegen eine gewohnt gute Qualität, wenn auch einen gewissen Mangel an Details. Erste Versuche, mehr Gewicht vor das Hauptfahrwerk zu bekommen, indem ich die Nase kürzte und ein Kügelchen Anglerblei einfügte und mit 2K-Spachtel die Nase der A-Version neu formte, blieb erfolglos. Zweiter Schritt: Die Motorgondeln hohlfräsen, sowohl nach hinten als auch nach vorne! Anschließend wieder ein Kügelchen Anglerblei unmittelbar hinter die Propellernabe einkleben – reichte immer noch nicht! Nun wurde es knapp mit der Möglichkeit, das Fliegerchen in die Balance zu bringen…
In regelrechter Verzweiflung griff ich zur letzten Option: Ich fräste den Cockpitboden komplett aus, fügte ein Stückchen 1,5 mm starkes Walzblei ein, was ich normalerweise zum Trimmen meiner Slotcars verwende. Anschließend wurde die Rumpfunterseite verspachtelt und verschliffen. Na geht doch - steht! Beim Fahrwerk gab ich den Bauteilen von Triple Nuts den Vorzug, hier waren die Resin-Teile von MiniWing schlichtweg schlechter. In der Konsequenz muss ich dann mal das 3D-gedruckte Modell in fliegender Position darstellen… Die nunmehr zügig erfolgte Lackierung mit Valejo-Farben und das Aufbringen der MYK-Decals war da eher Routine, einschließlich des abschließenden Mattlacks von Revell. Dann also noch die Cockpitverglasung… Wie bei MiniWing üblich, liegen immer zwei tiefgezogene Verglasungen den Bausätzen bei, so auch bei der Bronco. Der erste Versuch, das Bauteil mit einer wirklich superscharfen kleinen Schere zu beschneiden scheiterte! Sofort platzte mir ein Riss quer durch Glas! Nun gut, einen hab‘ ich ja noch!
Der zweite, sehr vorsichtige Versuch des Anpassens gelang schon besser. Jedoch stellte sich heraus, dass die Kanzel komplett unter Spannung stand und ein normales Verkleben so kaum möglich war. Aus der Not eine Tugend machen… Die Spannung konnte ich dadurch reduzieren, indem ich die Seitenscheiben geöffnet darstellte. Das war zwar nicht meine ursprüngliche Absicht, aber so gewann das Modell ein wenig an „Hinguck-Faktor“ und man konnte mein aufgewertetes Cockpit sehen, dem ich Steuerknüppel aus Messingdraht und Sitzgurte aus Tamiya-Tape spendiert hatte! Aus Besenborsten brachte ich noch zwei Hydraulik-Öffner für die Scheiben an. Dasselbe Material verwendete ich für die Antennen auf den Auslegern, der Draht zum Leitwerk ist 0,3 mm starkes Uschi’s-Garn.
Ich habe komplett darauf verzichtet, meine Bronco mit Außenlasten zu bestücken. Zum einen wollte ich mir diese Bauteile für das 3D-gedruckte Modell aufsparen, zum anderen kommt aus meiner Sicht so die Konzeption dieses interessanten Flugzeugs besser zur Geltung. Zudem gibt es genügend Bilder von waffenstarrenden Broncos diverser Maßstäbe, die tolle neue Entwicklung von Kitty Hawk im Maßstab 1:32 eingeschlossen (ebenfalls eine D-Version). Zum Abschluss noch ein paar Bilder, welche meine kleine Bronco im historischen Kontext zeigen, in einer Splitterschutzbox der „Abteilung A“ der VAL-4 Black Ponies“, Binh Thuy Air Base, Vietnam, Ende der 60er Jahre.
Das kleine Dio wird von Noy Pines aus Israel angeboten, gleich mit dem passenden Hintergrundfoto! Die Wände der Splitterschutzbox sind auf leichtem Karton gedruckt. Matthias Pohl, Publiziert am 12. November 2020 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |