Messerschmitt Bf 108 TaifunWL-IQBRvon Roland Sachsenhofer (1:48 Eduard)
So faszinierend die Bf 108 Taifun als Flugzeug auch ist, so ging der Ansporn zum Bau dieses Modells diesmal doch eindeutig von der Lackierung aus. Kaum hatte ich diese spezielle Taifun gesehen, wusste ich, welche der fünf Markierungsvarianten des Eduard Profipacks ich bauen wollte! Das Besondere dabei: das über die Länge des Rumpfes laufende Schlangenmotiv entstand durch das Abkleben der relevanten Zonen, bevor der Farbton RLM 65 auf die Unterseiten und Rumpfflanken der Maschine aufgebracht worden war.
Der Farbverlauf zwischen dem blauvioletten RLM 24 und dem neuen Farbton war am Rumpf mit einem leichten Verlauf, am Bereich vor dem Cockpit jedoch scharfkantig gehalten. So viel gibt die die Bauanleitung wie auch das einzige Foto der Vorbildmaschine, das ich finden habe können, preis.
Leider ist es mir nicht gelungen, nähere Angaben zu Ort und Einsatzgeschichte dieser einzigartigen Taifun ausfindig zu machen. Eduard gibt zwar mit „Frankreich, Mai 1940“ einen ungefähren Hinweis zur zeitlichen und geografischen Verortung des Vorbilds, geht aber auf nähere Details nicht ein. Der Anfangsteil der Markierung „WL“- ist mir zwar als Luftwaffen-Kennung bekannt, zu IQBR konnte ich aber keine näheren Angaben dingfest machen.
So auffallend das Motiv einer rumpflangen Schlange auch ist, so fallen mir spontan zwei weitere Luftwaffen-Maschinen jener Tage ein, die ebenfalls die stilisierten Silhouetten des züngelnden Reptils an ihren Seiten tragen. Zum einen ist es eine Ju 52 eines Transportgeschwaders, ebenfalls im Frühjahr 1940 in Frankreich, zum anderen ziert sie die Me 209 V4, wenn auch aus Propagandazwecken, um der Fachpresse ein fiktives neues Jagdflugzeug zu suggerieren. Berufene Experten werden die Liste an Beispielen aber sicherlich noch verlängern können.
Die Schlange dürfte also eine gewisse Tradition innerhalb der Luftwaffe bedienen. Ob diese sicher nicht vorschriftmäßige Interpretation des Aufbringens von RLM 65 mit der sonderbar abwartend - ruhigen und ereignisarmen Frontlage des „Sitzkriegs“ beziehungsweise des „phoney war“ zu tun hatte, bleibt allerdings (m)eine Spekulation.
Eduard bietet mit der Neufassung eines seiner ältesten Bausätze nach wie vor die einzige Möglichkeit, eine Bf 108 in diesem Maßstab zu bauen. Die Teile selbst versprechen gute modellbauerische Hausmannskost, die Ausstattung als „Profipack“ hebt den Anspruch mit den beigelegten Ätz- und Resinteilen allerdings gleich auf willkommen höheres Niveau.
Was zur Freude am preisgünstigen Bausatz beiträgt, ist der qualitätvolle Decalbogen mit den Markierungen für insgesamt fünf interessante Varianten. Diesem Lob muss man allerdings eine Kritik beistellen, die sich auf die Schiebebilder der von mir gewählten WL-IQBR bezieht. Die Schlange kann als langes Decal aufgebracht werden. Im Vertrauen auf die hohe Qualität von Eduard-Produkten und da auch der erste Augenschein zu stimmen schien, ging ich davon aus, dass der Farbton des Decals und jener der vorgeschlagenen Farbe H322 von Gunze zumindest in etwa übereinstimmen würde. Leider musste ich mir nach dem Aufbringen des Schiebebildes eingestehen, dass dem ganz und gar nicht so war.
Nach einigem Überlegen entschloss ich mich, zum Trockenpinsel zu greifen, um die Acrylfarbe H322 lasierend und in Schichten auf das Decal aufzubringen. Nachdem mir klar war, dass diese Aktion auch recht entschieden schief gehen könnte, war ich umso mehr erfreut, als sich das Funktionieren dieses Plans abzuzeichnen begann. Schlussendlich bin ich so zu einem Ergebnis gekommen, mit dem ich wirklich gut leben kann. Weder drängen sich die Werkspuren des Pinsels in die Wahrnehmung noch blieb ein nennenswerter Farbtonunterschied erkennbar.
Die Gestaltung der verleimten Holzschichten des Propellers erfolgte mit dem Handpinsel und Pastellfarben, versiegelt wurde mit einer deftigen Schicht glänzendem Klarlacks.
Um zum Abschluss noch einmal zur anfänglichen Frage nach der fehlenden historischen Einbettung dieser besonderen Bf 108 zu kommen: falls diese Zeilen einen der ausgewiesenen sachkundigen Experten oder Expertinnen erreichen, wäre ich über jede Auskunft zu historischem Hintergrund oder Einsatzgeschichte von WL-IQBR äußerst dankbar. Ein Ergebniswäre sicher spannend- und mich wird jedenfalls jeder Wissenszuwachs erfreuen!
Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates“. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 15. September 2020 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |