North American A-36 Apachevon Roland Sachsenhofer (1:48 Italeri)
Am ersten Blick sieht die A-36 Apache wie ein Vertreter jener frühen P-51 Mustang Varianten aus, die noch vom amerikanischen Allison–Motor angetrieben worden sind. Ich möchte einmal behaupten, dass selbst ein zweiter Blick nur wenig Zweifel produzieren wird, hier doch eindeutig eine „Mustang“ vor sich zu haben. Bevor nun ein dritter Blick riskiert wird, möchte ich ein wenig Licht auf das Zustandekommen der der Bezeichnung A-36 Apache werfen.
Wie jede gute Geschichte verläuft auch die Genese der P-51 Mustang nicht geradlinig - und die Dramaturgie kennt auch die Figur des Außenseiters, der wider Erwarten zum Helden wird: N.A:A., „North American Aviation“, konnte zum Zeitpunkt, in dem ein britisches Beschaffungskomitee den Entwurf und Bau eines Jagdflugzeuges für die RAF in Auftrag gegeben hat, nur auf spärliche Erfahrung im Bau einmotoriger Flugzeuge verweisen – und auf buchstäblich gar keine bei der Konzeption moderner Jagdmaschinen. Der ursprüngliche Plan der Briten sah denn auch vor, beim renommierten Hersteller Curtiss die Fertigung einer leistungsgesteigerten P-40 zu ordern. Erst nach intensiven Verhandlungen ließ man sich jedoch von N.A.A. überzeugen, auf einen völlig neuen Entwurf zu setzen.
Die folgende unglaublich kurze und erfolgreiche Entwicklung des Entwurfes NA-73X hin zur Mustang hat sich in die Geschichte geschrieben. Ein Aspekt dieser erstaunlichen Entwicklung ist auch das lang anhaltende Desinteresse der USAAC an dem überlegenen Jagdflugzeug.
Bei North American wollte man sich damit allerdings nicht zufrieden gegeben. Nachdem im zeitgenössischen Europa der „Blitzkrieg“ das Konzept des Sturzkampfflugzeuges zu bestätigen schien, entschlossen sich die Verantwortlichen, auf diesen Zug aufzuspringen: die für die Briten gebaute Mustang I wurde durch Hinzufügung von Bombenschlössern und den Einbau von hydraulisch betätigten Sturzflugbremsen zu einem Sturzkampfbomber weiterentwickelt und in dieser Form der USAAC erneut angeboten.
An einem neuen Jagdflugzeug noch desinteressiert, wollte sich das Army Air Corps einem Stuka nicht verschließen: Im Juni 1942 wurde ein Entwicklungsauftrag mit NAA unterzeichnet, der schon im Herbst des Jahres zur Lieferung von ersten Maschinen an Trainingseinheiten führte. Als offizielle Typbezeichnung für das neue Muster wurde „A-36 Apache“ festgelegt, allerdings war der von den Briten verliehene Name „Mustang“ schon so bekannt, dass er gleichzeitig verwendet wurde. Nachdem aller guten Dinge drei sind, sei hier auch noch der Name „Invader“ erwähnt, der die A-36 einige Zeit begleitete. Er geht auf die Bemerkung eines Einsatzpiloten gegenüber der Presse zurück, geisterte einige Zeit durch die zeitgenössische Berichterstattung, konnte sich aber schlussendlich gegenüber der offiziellen Namensgebung nicht durchsetzen.
Ihr militärisches Debüt hatte die A-36 ab Mai 43 in Nordafrika, wo die 27th Bombardement Group (Light) und die 86th Bombardement Group (Dive) das neue Muster in den Einsatz führten. Etwa ein Jahr lang konnten sich die Apache und ihre Piloten über Afrika, Sizilien und Italien einen hervorragenden Ruf erwerben, bevor die Einheiten umgerüstet wurden. P-40 und P-47 lösten die A-36 in der Jagdbomberrolle und als Sturzkampfflugzeug ab, die überlebenden A-36 wurden in Trainingseinheiten überführt.
Ein weiterer Schauplatz, in dem die Apache ihre Qualitäten beweisen konnte, war der Kriegsschauplatz in Indien und Burma; die RAF flog ebenfalls einige wenige A-36, die hier vor allem bei Aufklärungseinheiten zum Einsatz kamen. Insgesamt wurden um die 500 Exemplare gefertigt.
Mein Modell zeigt eine besonders interessante und fotografisch auch gut belegte A-36, die von der 112th BS, 86th BG vom algerischen Stützpunkt Tafaraoui aus im Sommer 1943 geflogen worden ist. Eine Besonderheit sind hier die zwei Namensgebungen „Herschel IV“ und „Dotsie“ sowie eine mögliche Markierung mit US-Flaggen am Leitwerk, die kurzzeitig geführt worden ist. Dies hätte ich am Modell auch gerne umgesetzt! Wieso es nicht dazu gekommen ist, werde ich ein wenig später ausführen.
Mein Modell entstand aus dem Italeri-Bausatz, der die nun schon älteren Accurate Miniatures Formen gemeinsam mit neuen Markierungsvarianten in Form eines großen und brauchbaren Decal Bogens präsentiert.
Der Bau selbst verlief entspannt. Wer Accurate Miniatures Formen kennt, weiß, wie überzeugend sie hinsichtlich Passgenauigkeit und hervorragender Detaillierung sein können. Gleichzeitig verbindet sich die Komplexität im Detail mit einem recht einfachen Teileaufbau, der ein zügiges Vorwärtskommen gewährleistet.
Auf der Minusseite habe ich vermerkt, dass eine gewisse Vorsicht hinsichtlich der Originaltreue mancher Bausatzformen angebracht ist. Ich denke hier vor allem an die Darstellung aller dem Bausatz beiliegenden MG-Läufe, jene im Bug sind von der Form falsch geraten, da sie auf eine seltsame Spitze auslaufen, während die vier MGs in den Tragflächen mit einer Ummantelung dargestellt werden, für die ich keine Vorbilder gefunden habe. Die Entscheidung, diese Teile auszutauschen, wurde zusätzlich durch eine völlig verwaschene Darstellung der Kühlmäntel leichter gemacht: die Teile wurden aus einem Brassin–Satz von Eduard ersetzt.
Ätzteile finden sich auch bei der Darstellung der Gurte im Cockpit sowie der kleinen Propeller der Bombenzünder. Ausgetauscht und selbst aus Draht aufgebaut habe ich auch das Pitotrohr sowie die Hydraulikleitungen am Fahrwerk.
Nachdem ich eine stark beanspruchte Oberfläche darstellen wollte, wurde die Oberflächenfarbe in mehreren Schichten aufgebaut, die zum Teil mit aufgetupften Maskol abgedeckt worden sind. So ergibt sich ein abgewetzter und abgeriebener Gesamteindruck der Lackierung, was der Sache ganz gut tut.
Die Decals sind zwar auf relativ dickem Trägerfilm gedruckt, lassen sich aber bei entsprechender Vor- und Nachbehandlung mit glänzendem Klarlack gut verwenden. Wie oftmals gibt es auch hier eine Ausnahme, der die Regel bestätigt: die beiden für das Leitwerk bestimmten US-Flaggen erwiesen sich als derart „dicker Teppich“ auf den fein durchbildeten Strukturen des Hecks, dass ich schlussendlich die Variante ohne „Stars and Stripes“ zum Zug kommen habe lassen.
Abschließend darf ich sagen, dass ich diesen Bau als positive Überraschung erlebt habe. Eine derartige Qualität in der Detaildarstellung bei gleichzeitiger Unkompliziertheit des Baues habe ich nicht erwartet! Die A-36 Apache bereichert nun zu meiner Zufriedenheit die anwachsende „Mustang-Herde“ in der Vitrine. Ich möchte jedem, der daran auch Freude hätte, diesen Bausatz wärmstens ans Herz legen.
Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates“ Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 20. Mai 2020 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |