Fokker D.XXIIIvon Roland Sachsenhofer (1:48 RS Models)
Die Fokker D.XXIII sieht nicht nur interessant aus, sie ist tatsächlich in vielerlei Hinsicht ein hochinteressanter Entwurf, in dessen Layout zentrale Themen der Luftfahrttechnik auf ungewöhnliche Weise angegangen worden sind.
Da ist etwa das Thema des zweimotorigen Antriebs: doppelte Antriebskraft ist ja an sich erstrebenswert, allerdings wird sie in gängigen Konstruktionen mit einer Verdoppelung des Luftwiderstands sehr teuer erkauft. Überlegungen zum Traum, zwei Triebwerke mit dem Querschnitt eines einmotorigen Rumpfes zu kombinieren und so nur die Vorteile zu ernten, tauchten immer wieder einmal auf. Als Beispiel verweise ich hier auf die Do-335 der späten Kriegsjahre. Ein Vorteil, den diese Konzeption mitbringt, ist auch der Ausgleich der Drehmomente, den die beiden Antriebe erzeugen.
Eine Möglichkeit, diesen Traum umzusetzen, besteht in der Auslegung als Doppelrumpfflugzeug, wie es auch hier bei der Fokker XXIII ungesetzt worden ist. Eine Konsequenz dieser Konzeption ist die Notwendigkeit, ein hochbeiniges Bugradfahrwerk zu konzipieren- was gerade in Europa eine weithin unerprobte Novität darstellte.
Ein ungelöstes Thema stellt sich auch mit der Frage ein, wie sich der Pilot im Notfall retten sollte, denn ein Absprung auf üblichem Wege kam wegen des Heckpropellers nicht in Frage. Der das Projekt leitende Ingenieur Marius Beeling sah daher für die Serie den Einbau eines Schleudersitzes vor.
Die Fokker XXIII steckt also voller Innovationen- und erweckte gleich nach ihrer Präsentation auch bei anderen Nationen Anerkennung und Interesse. Die in dem einen Prototyp verbauten Motoren vom Typ Walter-Sagitta I-SR wurden als zu schwach erkannt und sollten in der Serie durch Daimler-Benz oder Rolls-Royce Motoren ersetzt werden.
Die D.XXIII litt allerdings unter Problemen, die für diese Konzeption sich als typisch erweisen sollten: die Überhitzung der Motoren stellte ein Problem dar, das bis zum Ende der Entwicklung nicht behoben werden konnte.
Das Projekt, dessen Flugerprobung im Frühjahr 1939 gestartet hatte, kam durch den deutschen Überfall zu einem Ende. Der Prototyp wurde im Zuge der Invasion noch im Mai 1940 in Schiphol zerstört.
Das Model von RS-Models bietet eine solide Ausgangsbasis für den Bau des einzelnen Prototypen in zwei verschiedenen Lackier-Zuständen. Ich habe das Aussehen während der Flugerprobung im Frühjahr/Sommer 1939 gewählt. Die zweite Möglichkeit besteht in der bekannteren und auch durchaus attraktiven Lackierung mit einem vollständigen Satz niederländischer Hoheitszeichen.
Die Teile dieses short run-Bausatzes weist eine mittelmäßige Passgenauigkeit auf, Anpassen, Schleifen und Spachteln zählen gerade beim Übergang Rumpf/ Flächen zum Pflichtprogramm. Die Montage der beiden Rumpfträger an die Flächen wird in den Besprechungen meist als zu rudimentär kritisiert. Ich persönlich fand die Vorgaben aber durchaus ausreichend. Intensive Nacharbeit gehört, wie angesprochen, ohnehin zu den Freuden, die dieses Modell verspricht.
In Eigenregie habe ich die 24 Auspuffstutzen hergestellt, denn hier bieten die Bausatzteile eindeutig zu wenig Detail. Nach ersten Versuchen, die Teile mit hohlen Messingrohren nachzustellen, habe ich am Ende des Baues doch zu einer bewährteren Methode gegriffen: angemessen dimensionierte Kabelisolierung, die mit Alclad Metalltönen lackiert wurde, stellt nun recht glaubhaft die Auspuffanlagen dar.
Die Dreiton-Tarnbemalung wurde in einzelnen Schritten abgeklebt, nach dem Auftragen der Farben wurde die harten Kanten mit freihand geführtem Airbrush etwas weicher gezeichnet. Mehrere Details an Fahrwerk sowie das Pitotrohr habe ich mit Teilen aus der Restekiste beziehungsweise mit Draht und Spritzenkanülen improvisiert.
Dieses Projekt hat mich wirklich begeistert! Einmal schon durch die Tatsache, dass RS-Models ein derart formschönes aber auch historisch-technisch interessantes Flugzeug im 48er Maßstab und in gediegener Qualität überhaupt auflegt, zum anderen durch den anregenden und ein wenig Engagement verlangenden Bau selbst. Bemerkenswerter Weise existiert gutes Filmmaterial des Originals, dass ich sehr gut zu einer möglichst wirklichkeitsnahen Gestaltung des Modells verwenden konnte. Unter folgendem Link könnt Ihr Euch die Originale Fokker D.XXIII ansehen
Einen Baubericht sowie eine Übersicht über die Bausatzteile gibt es hier bei Scalemates. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 16. Mai 2019 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |