Ford Modell T Light Delivery Carvon Roland Sachsenhofer (1:24 ICM)
Der ICM Bausatz des Model T als Lieferwagen hat mich von ungewohnter Seite erwischt: weder bin ich ein Autokenner noch von „Oldtimern“ begeistert, kein Auto-Bausatz hatte bisher den Weg auf meinen Werktisch geschafft. Insofern kann ich in aller Naivität sagen: dieses Modell wollte ich einfach bauen, weil es mir unwiderstehlich gut gefallen hat!
Natürlich fielen auch mir als Unkundigem beim Stichwort „Ford Model T“ ein paar Bilder und Fakten ein: etwa der gnadenlose Geschäftssinn und das wirtschaftliche Geschick Henry Fords oder die Einführung der Fließbandfertigung in den 1910er Jahren. Auch das „Model T“ als der Verkaufsschlager der 10er und 20er Jahre war mir ein Begriff. Bei näherer Recherche trat aber für mich Neues und höchst Erstaunliches zutage. So haben mich die Produktionszahlen schwer beeindruckt: zwischen 1908 und 1927 wurden sagenhafte 15.007.003 Exemplare des Model T produziert. In Worten: fünfzehnmillionensiebenhunderttausendunddrei Model T sind vom Band gerollt! Auch eine Tagesproduktion von bis zu 9.000 Stück weiß durchaus zu beindrucken.
Neben dem ist zu sagen, dass bei aller Modernität schon ein erster Anblick noch die rein ästhetisch-konstruktive Verwandtschaft zum altehrwürdigen Pferdewagen zeigt: von der Form des Aufbaues über den lederbespannten Kutschbock bis zu den Holzreifen… all das hätte einem bespannten Fuhrwerk auch gut gestanden. Allerdings verrichteten vor dem Fahrer nicht etwa zwei Pferde ihre Arbeit sondern gut zweiundzwanzig…. Die Höchstgeschwindigkeit wird in den Quellen mit beachtlichen 70 Km/h angeben, das unbeladene Höchstgewicht schlägt mit 850 Kilogramm zu Buche. Eine Tankfüllung sollte 400 hart gefederte Kilometer weit tragen.
Für weitere interessante und auch amüsante Details zu Technik, Vertrieb aber auch zum Fahrvergnügen im Model T möchte ich euch auf die Kitchecker-Artikel zum ICM Bausatz des Model T verweisen, etwa diesen hier.
Als Bausatz erweist sich diese Ford T Variante als relativ einfach zu realisierendes Modellbauvergnügen. Trotzdem sollte man sich für die einzelnen Bauschritte Zeit nehmen.
Die Passgenauigkeit der Teile erweist sich als recht gut und ermöglicht ein zügiges Aufbauen der verschiedenen Baugruppen. Eine Unstimmigkeit ist mir bei der Befestigung der Radnaben an den Radachsen aufgefallen. Hier weicht die Darstellung am Schachteldeckelbild von der Umsetzung am Modell stark ab. Dies mag aber durch die Unzahl an Varianten und Ausführungen ihre Erklärung finden. Der Grad der Detailierung hat mir gut gefallen und erscheint auch in diesem großen Maßstab als angemessen. Bei den Plastikbauteilen sehe ich nur die ungünstig gelegenen Gussgrate bei den runden Formen der verschiedenen Lampen etwas kritisch. Durch die runde und stark profilierte Form wird das Herausschleifen dieser Grate zu einer Herausforderung. Das gut einsehbare Innenleben der Lampen bleibt leer und sollte nachdetailliert werden.
Die prinzipiell sehr übersichtlich gestaltete Bauanleitung bleibt einzig bei den Farbangaben in manchen Bereichen etwas ungenau. Ich denke hier etwa an die genaue Abgrenzung der weißen Bodenfläche in der Fahrerkabine oder auch an die Angaben zur Gestaltung des Fahrwerks beziehungsweise des Unterbodens. ICM geht dabei davon aus, dass der gesamte Unterboden in glänzendem Schwarz zu halten sei. Ich bin davon in der Form abgewichen, als dass ich nur die Karosserie in Schwarz lackiert, die Teile der Mechanik und des Fahrwerks jedoch mit Alclad „Steel“ behandelt habe. Als Gesamtbild erscheint mir das stimmiger und etwas belebter - und der Metallfarbton „Steel“ kommt dem vorgeschlagenen glänzenden Schwarz ohnehin recht nah.
Alclads „Polished Brass“ auf einer schwarzen Grundierung hat den zahlreichen Messingteilen zu ihrem Glanz verholfen; das Ergebnis finde ich recht befriedend. Als einzige Veränderung am Bausatz wurden die beiden Stangen der Windschutzscheiben-Verstrebung mit passenden Messingstäben, die ich gerade bei der Hand hatte, ersetzt. Diese sind von den bemalten Teilen praktisch nicht zu unterscheiden, was natürlich für das Alclad-Produkt spricht.
Wer sich über den in manchen Bildern unaufgeräumten Zustand des Innenraums wundert: beim Überlegen, was ich mit dem Bausatztitel „Model T 1912 Light Delivery Car“ anfangen könnte, kam mir die Idee, das Modell mit einer liegen gelassenen Zeitung etwas zu beleben. Auf der Titelseite sollte mit dem Bericht über den Untergang der Titanic das erste Ereignis zu finden sein, dass mir zum Jahr 1912 eingefallen ist…
Ich möchte ein durchwegs positives Fazit nach diesem erfreulichen Bauerlebnis ziehen, dem Beginner wie dem Fortgeschrittene wird mit diesem ICM Bausatz viel Modellbaufreude geboten!
Einen Baubericht sowie eine Übersicht über die Bausatzteile gibt es hier bei Scalemates. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 06. Juni 2018 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |