North American P-51B Mustangvon Daniel Stihler (1:72 Revell)Das Original:Über eines der berühmtesten Jagdflugzeuge noch etwas zu schreiben, hieße Spitfires nach England tragen... Deshalb will ich lediglich etwas zur Vorlage für dieses Modell sagen. Die P-51B "Shangri-La" wurde von Dominic "Don" Gentile geflogen, einem der erfolgreichsten amerikanischen Jagdflieger des Zweiten Weltkriegs. Gentile wurde 1920 in einer Kleinstadt in Ohio als Sohn italienischer Einwanderer geboren. Sein Vater hatte offenbar einen gewissen Wohlstand erworben, denn er konnte es sich leisten, seinem flugbegeisterten Sohn einen Doppeldecker zu kaufen, mit dem dieser bis Juli 1941 immerhin 300 Flugstunden erreichte. Da er von der US Army Air Force abgelehnt wurde, weil er die vorgeschriebenen zwei Jahre auf einem College nicht vorweisen konnte, ging er nach Kanada und trat in die Royal Canadian Air Force ein. 1941 wurde er nach Großbritannien verlegt und flog mit der 133 Squadron der Royal Air Force - einer aus US-Freiwilligen gebildeten "Eagle Squadron" - Spitfire Mk Vs. Während der "Operation Jubilee" (der Landung bei Dieppe) am 19. August 1942 erzielte er seine ersten beiden Luftsiege gegen eine Ju 88 und eine Fw 190. Im September 1942 wurden die "Eagle Squadrons" als 4th Fighter Group in die US Army Air Force integriert; Gentile flog nun in der 336th Fighter Squadron der USAAF. Die US-Piloten behielten zuerst ihre Spitfires, wurden dann aber ab März 1943 mit P-47s ausgestattet, zum Unwillen der Piloten, die das schwere Flugzeug nicht mochten. Trotzdem gelangen Gentile vier weitere Siege und ein Drittelanteil an einem weiteren Erfolg. Group Commander Colonel Don Blakeslee setzte schließlich durch, dass seine Gruppe ab Februar 1944 P-51 "Mustangs" erhielt. Don Gentile nannte seine neue P-51B "Shangri-la" nach einem fiktiven Ort in Tibet aus einem damals populären Roman des Briten James Hilton. Mit ihr gelangen ihm in kurzer Zeit etliche Siege, wobei sein Flügelmann John T. Godfrey (mit insgesamt 18 Abschüssen ebenfalls ein erfolgreicher Pilot) eine wesentliche Rolle spielte. Winston Churchill nannte das erfolgreichste amerikanische Pilotenduo des Zweiten Weltkriegs "Damon und Pythias", nach zwei für ihre Freundschaft bekannte Gestalten der griechischen Mythologie. Anfang 1944 lieferte Gentile sich mit Duane Beeson von der 334th FS ein "ace race" um die meisten Abschüsse. Dieses endete, als Beeson am 5. April von deutscher Flak abgeschossen wurde und in Gefangenschaft geriet. Seine letzten Erfolge erzielte Gentile am 8. April 1944 mit dem Abschuss von drei deutschen Flugzeugen. Seine Einsatztour beendete er auf spektakuläre Weise, denn nach seinem letzten Feindflug am 13. April berührte er bei einem "low level beat up" (Extremtiefflug) auf dem Flugfeld vor einer Journalistengruppe den Boden, überlebte den anschließenden Crash allerdings ohne größere Verletzungen. Group Commander Blakeslee ärgerte sich über das überflüssige PR-Desaster und den Verlust der Maschine so, dass er Gentile postwendend heim in die USA schickte (was aber ohnehin fällig gewesen wäre). Der solcherart Gemaßregelte konnte sich immerhin über eine imposante Sammlung amerikanischer und britischer Auszeichnungen und den inoffiziellen Titel eines "Asses der Asse" der 8th USAAF freuen (der erfolgreichste US-Jagdflieger war Richard Bong mit 40 Luftsiegen im Pazifik). Die Angaben zur Gesamtzahl seiner Luftsiege schwanken etwas, eine offizielle Evaluation der "Air Force Historical Research Agency" kommt auf zwei Luftsiege für die RAF, 19,83 Siege für die USAAF sowie sechs "ground kills". Bei der 8th Air Force war es üblich, am Boden zerstörte Maschinen mitzuzählen, da Tiefflugangriffe auf die meist gut durch Flak geschützten deutschen Fliegerhorste sehr gefährlich waren. Wie valide die Zahl der Luftsiege ist, wäre eine andere Frage, denn das "overclaiming" (das Beanspruchen von Luftsiegen, die es in der Realität nicht gab) war ein weit verbreitetes Phänomen. Gentile schrieb nach seiner Heimkehr zusammen mit einem Journalisten seine Erinnerungen an den Krieg nieder und publizierte sie unter dem TItel "One Man Air Force". Er machte zunächst eine Werbetour für Kriegsanleihen, blieb in der US-Luftwaffe, u.a. als Testpilot, und nahm ein Studium auf, das er allerdings nicht beenden konnte. Am 28. Januar 1951 starb er zusammen mit einem Kopiloten beim Absturz eines Jet-Trainers vom Typ Lockheed T-33 "Shooting Star" auf der Andrews Air Force Base in Maryland und erlitt damit ein ähnliches Schicksal wie Richard Bong, der sein Leben 1945 bei einem Unfall mit einer P-80 (der Einsatzversion der "Shooting Star") verloren hatte. Don Gentile hinterließ eine Frau und drei Kinder. Quelle: Wikipedia Das Modell:Die P-51B von Revell ist hier ja schon mehrfach vorgestellt worden. Das Modell ist schön detailliert, weist feine Gravierungen auf und ist einfach und ohne den Einsatz von Spachtelmasse zu bauen. Das einzige Haar in der Suppe ist die verformte und schlierige Cockpithaube, die den an sich guten Gesamteindruck doch etwas mindert und mir auch bei meinen ersten beiden Versuchen mit diesem Kit die Freude am Endergebnis etwas verdorben hat. Lackiert wurde die "Mustang" mit dem Airbrush und Farben von Xtracrylix ("faded olive drab" und "neutral grey") über einem wie immer kaum sichtbaren und deshalb eigentlich überflüssigen Preshading mit Revell Aqua Color-Schwarz. Um die schön gravierten Blechstöße hervorzuheben, habe ich zum ersten Mal die mit Wasser aufgetragenen Pigmente aus dem Alterungsset von Revell verwendet und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Hilfreich beim Lackieren sind mehrere teils farbige Aufnahmen Gentiles und seiner Maschine, die man im WWW leicht findet. Nicht zuletzt profitiert der heutige Modellbauer vom seinem maximal peinlichen Abtritt mit der Bruchlandung vor Publikum, denn bei dieser Gelegenheit entstanden einige Aufnahmen der demolierten "Mustang". Die schön gedruckten Markierungen mit der Cartoonfigur und dem großen "scoreboard" stammen aus einem Hobbyboss-Bausatz, allerdings sind die Seriennummern für das Seitenleitwerk zu klein - eine leider typische Schlamperei dieses Herstellers. Die weißen Streifen habe ich auflackiert, da sie so deutlich überzeugender als die Decals aussehen; auch die rote Nase ist lackiert. Hobbyboss gibt hier übrigens weiße Streifen auch auf den Höhenleitwerken vor, die es im Original ausweislich der Fotos nicht gab. Das Ganze wurde dann mit Revell-Mattlack überzogen. Lackabplatzer entstanden durch den Einsatz eines Silberstifts und bei den Abwurftanks habe ich erstmals die Alu-Farbe aus der Metal Color-Serie von Vallejo ausprobiert. Das Endergebnis gefällt mir durchaus, allerdings ärgere ich mich immer noch ein wenig über die Cockpithaube... Daniel Stihler Publiziert am 30. Juni 2017 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |