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Mark I Male

Deutsches Beutefahrzeug in Frankreich

von Theo Peter (1:72 Airfix)

Ein gekaperter englischer Mark I Male wird von den Deutschen durch die Straßen einer zerstörten französischen Stadt gefahren
Ein gekaperter englischer Mark I Male wird von den Deutschen durch die Straßen einer zerstörten französischen Stadt gefahren

Zum Original

Gezeigt wird ein gekaperter britischer Mark I "Male" Tank. Der Mark I war der erste in Serie produzierte Raupenkettenpanzer der Welt. Der Panzer stellte die unmittelbare Weiterentwicklung des Versuchsfahrzeugs "Mother" (gebaut und getestet im Jahre 1915-1916) dar. Hochrangige Militärs wollten dem Panzer allerdings keine Chance geben, obwohl die Truppen in den Grabenkämpfen des ersten Weltkriegs nur um Zentimeter vorstoßen konnten. Erst der damalige Marineminister Churchill nannte die "Tanks" Landschiffe und ebnete den Einsatz dieser gepanzerten Ungetüme.

Die Schilder am Kommunikationsmast dienten der Panzerbesatzung zur Verständigung mit der Infanterie.
Die Schilder am Kommunikationsmast dienten der Panzerbesatzung zur Verständigung mit der Infanterie.

Erstmals wurden die Panzer in der Schlacht am 15. September 1916 von Flers-Courcelette eingesetzt, aufgrund des schlechten Geländes und ungeübter Bediener allerdings ohne großen Erfolg. Den Panzer bediente ein achtköpfiges Team von aufeinander eingespielten Soldaten. Die Soldaten kommunizierten bei über 50°C und unerträglichem Lärm nur mit Hilfe von Klopfzeichen. Bei der Lenkung des Panzers wurde die Muskelkraft mehrerer Soldaten benötigt. Ebenso war die Luft im Innenraum mit Pulverstaub und Abgasen nicht besonders gesundheitsfördernd. Bei Beschuss flogen Nieten, Metallsplitter und die nicht befestigte Munition im Innenraum umher. Daher waren die Besatzungen mit Kettenhemden und Stahlplatten geschützt. Obwohl konzentriertes MG-Feuer auf eine Stelle die Panzerung nach kurzer Zeit durchschlug, waren das von Granaten durchpflügte Schlachtfeld und die feindliche Artillerie die größeren Bedrohungen für die "Tanks".  

Der Soldat rechnet wohl nicht mit Feindkontakt, da er bereits seinen Stahlhelm abgenommen hat.
Der Soldat rechnet wohl nicht mit Feindkontakt, da er bereits seinen Stahlhelm abgenommen hat.

Die Bewaffnung des Panzers war in den beiden seitlichen Erkern verbaut. Der "Male Tank" (männlich) war mit zwei Sechspfünder-Marinegeschützen, der als "Female Tank" (weiblich) bezeichnete mit vier Vickers Maschinengewehren und einem Hotchkiss-Geschütz bewaffnet. Insgesamt wurden ca. 150 Panzer dieses Typs gebaut. Während des ersten Weltkriegs wurden Panzer noch nicht als eigenständige Kampfverbände eingesetzt, sondern unterstützten lediglich die Infanterie. Die Aufgabe der "Male“ Panzer war dabei das Ausschalten feindlicher Kanonen, während die "Female“ Panzer die angreifende Infanterie unterstützen sollten.

Die Nassschiebebilder stammen von TL-Modellbau und sind von sehr guter Qualität.
Die Nassschiebebilder stammen von TL-Modellbau und sind von sehr guter Qualität.

Zahlreiche Tanks wurden von deutschen Truppen erbeutet, mit deutschen Balkenkreuzen markiert und anschließend gegen die Alliierten selbst eingesetzt. Viele dieser Panzer wurden umlackiert, um sie nicht versehentlich selbst abzuschießen. Die Deutschen besetzten die Tanks mit einem zusätzlichen Mann. Nicht selten wurden auch deutsche Geschütze eingebaut, da erbeutete Munition sehr knapp war. Die Stahlungetüme waren nicht nur schwerfällig, sondern mit ca. 6 km/h und ungefähr 30 Tonnen Gewicht auch langsam und sehr schwer.

Einer der beiden Geschützerker mit den Sechspfünder-Marinegeschützen.
Einer der beiden Geschützerker mit den Sechspfünder-Marinegeschützen.

Zum Bau

Die Qualität und Passgenauigkeit des 1:76 Kits waren in Ordnung. Sogar die wenig geliebten Gummiketten ließen sich sehr einfach montieren und später auch bemalen. Die Ketten wurden durch kleine Kartondreiecke und Weißleim detailliert. Um die breiteren Kettenteile noch realistischer aussehen zu lassen wurden Nieten aus Weißleim mit einer kleinen Pipette auf den Kartonecken aufgebracht. Ebenso erhielt der Panzer einen Stahlrahmen aus dünnen Plastikresten und Karton. Der Mast zur Verständigung mit der vorrückenden Infanterie entstand aus gezogenen Gussästen und in Form geschnittenem Papier. 

Einige Detailaufnahmen des Panzers und Blick auf den scratch gebauten Stahlrahmen.
Einige Detailaufnahmen des Panzers und Blick auf den scratch gebauten Stahlrahmen.

Bausatzcover des 1/76 Airfix-Kits
Bausatzcover des 1/76 Airfix-Kits

Bemalt wurde der Panzer mit matten Revellfarben und dem Pinsel. Die Decals stammen von TL-Modellbau (Kaiserlich deutsches Heer 1:87) und sind von hervorragender Qualität. Gealtert wurde das Modell mit einem Washing mit stark verdünnter Revellfarbe und dem Trockenmalverfahren mit mattem Hellgrau. Anschließend folgte eine Detaillierung durch einen Balken aus einem mit braun gebeizten Streichholz und einer Abschleppkette, die von einem alten Modeschmuckstück stammt.

Der arme Esel hat an der Beladung schwer zu tragen.
Der arme Esel hat an der Beladung schwer zu tragen.

Das Diorama

Das ca. 15x30cm große Diorama wurde mit Hilfe von Auhangen Teilen gebaut. Die Grundplatte besteht aus Karton und wurde mit Strukturbögen beklebt. Die Häuserzeile besteht aus Fassadenplatten von Auhagen, die mit der Zange entsprechend „zerstört“ wurden. Die Fenster- und Türzargen stammen ebenfalls von Auhagen. Auch diese wurden teilweise zerstört. Die in den Türrahmen eingepasste blaue Haustüre stammt von Miniart. Einige der Fenster sind mit Strukturplatten „zugemauert“. Für die Fensterscheiben wurde Verpackungsmaterial verwendet und mit der Schere „zersplittert“ bzw. mit dem Teppichmesser „zerkratzt“. Die Treppe habe ich aus Kartonresten gebaut.

Die Preiser Möbel in den Schuttbergen lassen die Trümmer noch realistischer wirken.
Die Preiser Möbel in den Schuttbergen lassen die Trümmer noch realistischer wirken.

Die Schuttberge vor der Häuserzeile entstanden aus Polystyrolresten, Kieselsteinen, angekokelten Streichhölzern und den aus der Mauer gebrochenen Reststücken. Anschließend wurde der Boden zwischen den Schuttbergen mit Sand bestreut. Bemalt wurden die Schuttberge mit matten Revellfarben und dem Pinsel. Die Häuserzeile wurde mit stark verdünnter schwarzer Revellfarbe einem Washing unterzogen. Einige Kanaldeckel aus dem Farbdrucker lassen das Diorama noch realistischer wirken. Die Propagandaplakate und die Flagge spendierte der Farbdrucker. Einige Teile aus der Restekiste (wie die Sessel von Revell oder das Fahrrad von Brengun) lassen die Schuttberge um einiges realer wirken.

Die 1:72 Figuren von Munich Kits und Caesar Miniatures sind von hervorragender Qualität.
Die 1:72 Figuren von Munich Kits und Caesar Miniatures sind von hervorragender Qualität.

Die Figuren stammen vom Kleinserienhersteller Munich Kits (1:72 deutsche Sturminfanterie 1918) und Caesar Miniatures (1:72 WWI German Army) und wurden mit matten Revellfarben und dem Pinsel bemalt. Die Figuren beider Hersteller sind von hervorragender Qualität und jedem Dioramabauer wärmstens zu empfehlen. Anschließend wurden die Figuren einem Washing unterzogen. Die Litfaßsäule entstand aus dem Deckel eines Füllfederhalters und wurde mit zeitgemäßen Plakaten beklebt. Den Abschluss der Litfaßsäule bildet eine Motorabdeckung eines russischen Jagdflugzeugs aus der Restekiste.

Bemalt wurden die Figuren mit matten Revellfarben und dem Pinsel.
Bemalt wurden die Figuren mit matten Revellfarben und dem Pinsel.

Fazit

Alles in allem machten der Bau des Modells und des Displays sowie die Recherche im Internet sehr viel Spaß. Das Modell ist meiner Meinung nach auch für Modellbauanfänger zu empfehlen. Leider waren die Lichtverhältnisse beim Ablichten des Displays nicht besonders gut, was auch die etwas bescheidene Qualität der Fotos erklären soll. Ich hoffe, es gefällt trotzdem...

Die hervorragend detaillierte 1:72 Resin-Figur stammt vom Kleinserienhersteller Munich Kits.Ein deutscher Infanterist versucht Neuigkeiten über den Verlauf des Krieges zu erfahrenDie Informationsquellen von damals - Zeitungen, Plakate und Litfaßsäulen.Unschwer zu erkennen, dass der gekaperte Panzer einer bayerischen Einheit angehörteNicht umsonst wurden diese Stahlungetüme auch als Landschiffe bezeichnetEs war damals üblich, dass viele Militärfahrzeuge Frauen- oder Männernamen erhielten.Ein Angehöriger der gefürchteten deutschen Sturmtruppen nutzt den Panzer, um nicht selbst marschieren zu müssen, was mit der Gasmaske auch nicht ganz so einfach wäre.
Blick auf die scratch am Modell angebrachten breiteren Kettenglieder, den Stahlrahmen und den Kommunikationsmast.Oftmals wurden die englischen Geschütze durch deutsche Kanonen ausgetauscht, da für die englischen Geschütze schlichtweg keine Munition beschafft werden konnte.

Die hervorragend detaillierte 1:72 Resin-Figur stammt vom Kleinserienhersteller Munich Kits.

Die hervorragend detaillierte 1:72 Resin-Figur stammt vom Kleinserienhersteller Munich Kits. 

Theo Peter

Publiziert am 20. Mai 2017

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