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Bergepanzer C7P Klara

Der doppeldeutige Abseilvorgang

von Theo Peter (1:72 Mirage Hobby)

Ein von den Deutschen gekaperter polnischer C7P Artillerietraktor...
Ein von den Deutschen gekaperter polnischer C7P Artillerietraktor...

Zum Original

Der Bergepanzer C7P ist ein von der polnischen Armee eingesetzter und entwickelter Artillerietraktor. Entwickelt wurde der Traktor vom Ingenieurbüro Witold Jakusz in den Jahren 1931 bis 1934. 1931 bekamen die Polen einige Vickers 6T Panzer von den Briten und eine Lizenz, baugleiche Panzer zu bauen. Da die Vickers Panzer dem polnischen Wetter nicht gewachsen waren, wurden die Panzer ganz einfach von den Polen modifiziert. Diese Modifikationen wurden mit der Zeit unter dem Namen 7TP bekannt. Gleichzeitig begannen die Arbeiten an einem dem 7TP ähnlichen, aber auch auf dem französischen Citroen Kergesse Traktor basierenden neuen Artillerietraktor. Hauptvorteil des neuen Panzertraktors, der später in der Entwicklung des C7P endete, sollte ein niedriger Beschaffungspreis und eine einfache Montage bzw. Produktion sein. Daher sollte der C7P viele Teile des 7TP bekommen.  

...hat einen defekten deutschen Kübelwagen im Schlepptau.
...hat einen defekten deutschen Kübelwagen im Schlepptau.

Der Artillerietraktor-Prototyp C6P hatte noch einen Frontmotor und einen Frontantrieb. Schnell merkten die Polen, dass der Motor auf der Rückseite wesentlich effektiver wäre. So wies das Nachfolgemodell C6T bereits einen Motor im Heck, aber noch keine motorbetriebene Winde, wie der spätere C6T-Nachfolger C7P, auf. 1934 startete die Serienproduktion des C7P. Von den geplanten 300 Stück wurden lediglich 151 Stück gebaut. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs waren aber von den 151 gebauten Traktoren nur 108 Stück an die Truppen ausgeliefert. Hauptsächlich an die schweren Artillerieabteilungen, um die schweren 220mm Skoda wz32 Mörser zu ziehen. 18 Traktoren wurden an Panzereinheiten geliefert, um die polnischen Panzer von den Schlachtfeldern zu bergen. Zwei weitere Panzer gingen an das Straßenbauteam einer Pionierabteilung. Später wurden die Fahrzeuge auch an zivile Behörden geliefert, um beispielsweise als Schneepflug eingesetzt zu werden. Fast alle dieser Fahrzeuge wurden von den Deutschen gekapert und als Bergepanzer eingesetzt.

Der Traktor wog ca. 8,5 Tonnen und bot Platz für acht Soldaten. Angetrieben wurde der Panzertraktor von einem 115 PS starken PZInż 253 Dieselmotor. So erreichte der Artilleriepanzer immerhin eine Geschwindigkeit von 26 km/h und konnte mit einer Tankfüllung bis zu 150 km fahren. Der hier gezeigte, von den Deutschen gekaperte C7P Traktor wurde im Winter 1939-1940 verwendet, um liegengebliebene Fahrzeuge in der Region Warschau zu bergen. Das Fahrzeug war in Panzergrau bemalt und hatte über der Frontscheibe den markanten Schriftzug "Klara". Es wird angenommen, dass die Fahrzeuge "Klara" und der Schwestertraktor "Käthe" gegen später in den Westen überführt wurden.

Die C7P Traktoren wurden von den Deutschen sowohl als Bergefahrzeuge als auch als Artillerie-Zugmittel eingesetzt.
Die C7P Traktoren wurden von den Deutschen sowohl als Bergefahrzeuge als auch als Artillerie-Zugmittel eingesetzt.

Zum Bau des Mirage Hobby Kits

Gebaut wurde der Bausatz komplett aus der Kiste. Es handelte sich bei dem Bausatz um den ersten von mir gebauten Mirage Hobby Kit, doch im Nachhinein betrachtet sicherlich nicht um den letzten Bausatz. Da dem Bausatz neben Klarsichtteilen, Gummiketten und Fotoätzteilen auch hervorragend gegossene Spritzrahmen beilagen, wurden keine zusätzlichen Zurüstteile benötigt. Alleine der Innenraum ist extrem ausführlich detailliert. 

C7P im Rohbau mit den im Kit enthaltenen Fotoätzteilen und Gummiketten sowie Blick in den Innenraum.
C7P im Rohbau mit den im Kit enthaltenen Fotoätzteilen und Gummiketten sowie Blick in den Innenraum.

Einige der mitgelieferten Fotoätzteile wurden nicht verwendet, da bereits die Plastikteile ausreichend gut detailliert waren. Der Innenraum und die Frontscheibe wurden bereits vor dem Zusammenbau der einzelnen Baugruppen bemalt, der Rest wurde erst nach dem kompletten Zusammenbau eingefärbt. Zwischenzeitlich wurde das Abschleppseil aus gezogenen und grau bemalten Gussästen angebracht. Nach Anbringung des Revell Panzergraus mit dem Pinsel erfolgte eine Alterung mit mattem Hellgrau und dem Trockenmalverfahren. In die noch leicht feuchte Farbe wurden die hervorragend zu verarbeitenden Decals und auch ein wenig Pigmentpulver angebracht. Die Laufketten wurden mit einem weichen Bleistift bearbeitet, um die Metallrollen in blank zu gestalten.

Das Bausatzcover des 1:72 Kits von Miraga Hobby 'Bergepanzer C7P Klara German Version'.
Das Bausatzcover des 1:72 Kits von Miraga Hobby 'Bergepanzer C7P Klara German Version'.

Der Kit gibt einem die Möglichkeit vier verschiedene Fahrzeuge darzustellen. Die Entscheidung fiel mir relativ schwer, ich entschied mich aber nach längerer Überlegungsphase für das Fahrzeug mit dem markanten "Klara"-Spruch. Lediglich die Montage der Gummikette gestaltete sich relativ kompliziert und machte auch nicht wirklich viel Spaß. Doch nachdem die Ketten am Traktor angebracht waren, war ich vom fertigen Ergebnis überzeugt. Der Abschleppkran erhielt zwei neue Stangen aus gezogenen Gussästen, da die mitgelieferten Stangen beide im Rahmen zerbrochen geliefert wurden. Die restlichen Details wurden ebenfalls mit dem Pinsel und matter Revellfarbe bemalt.

Der Artillerietraktor bot Platz für fünf Soldaten und einen Fahrer.
Der Artillerietraktor bot Platz für fünf Soldaten und einen Fahrer.

Zum Bau des Green Line Hauses

Der mit 30 Euro relativ teure 1:72 Bausatz "Village Blacksmith - Dorfschmide in 1:72" von Green Line war bereits beim Öffnen des Kartons sein Geld wert. Nicht nur eine farbige, extrem ausführliche Beschreibung, sondern auch mehrere mit Laser bearbeitete Kartonbögen, Papierbögen und Schaumstoffbögen wie auch ein Klarsichtfolienbogen, mehrere Laser bearbeitete Balsaholzbögen und Drahtteile lagen dem Kit bei. Der Bau des Hauses wurde Schritt für Schritt gemäß der Bauanleitung durchgeführt und war daher auch für einen Kartonmodellbauneuling wie mich relativ gut zu machen. Bemalt wurden die Teile mit matten Revellfarben und dem Pinsel. Gealtert wurden die Teile anschließend mit extrem dünnflüssiger (stark verdünnter) Revellfarbe. Die Mauerfugen wurden mit einem mit der Schere bearbeiteten Borstenpinsel in Dunkelgrau "verfugt".  

Im Hintergrund ist der jedem zu empfehlende Kartonmodellbausatz von Green Line zu sehen.
Im Hintergrund ist der jedem zu empfehlende Kartonmodellbausatz von Green Line zu sehen.

Im Innenraum des Bausatzes bestand sogar die Möglichkeit einen Schmiedeofen mit Rauchabzug und einen Blasebalg zu montieren. Fast alle Teile wurden mit Weißleim miteinander verbunden. Sicherlich kommt das Fachwerkhaus, das eigentlich für mittelalterliche Dioramen gedacht war, in dem einen oder anderen WW2-Diorama zum Einsatz. Vor allem durch den ausgebauten Innenraum, in den man durch eine geöffnete Türe, die Fenster oder auch den Anbauschuppen hineinschauen kann, ein Schmuckstück in jedem Diorama. Sicherlich nicht das letzte Kartonmodell von Green Line, welches den Weg auf meinen Basteltisch finden wird. Als positiver Nebeneffekt lieferte der Kit unzählige Teile für die Restekiste (wie beispielsweise nicht verwendete Balsaholzteile oder auch nicht verbaute Fensterrahmen), die, wie ihr sicherlich aus eigener Erfahrung wisst, nie voll genug sein kann.

Auch das Green Line Kartonmodell wurde mit matten Revellfarben und dem Pinsel bemalt.
Auch das Green Line Kartonmodell wurde mit matten Revellfarben und dem Pinsel bemalt.

Das Diorama

Das Diorama zeigt einen gekaperten C7P Panzertraktor im Jahre 1940 im von den Deutschen eroberten Polen. Einige der Besatzungsmitglieder spielen eine Runde Karten, während ein anderer sein großes Geschäft erledigt. Die Doppeldeutigkeit des Dioramatitels "Abseilvorgang" ist dabei Absicht. Auf der einen Seite der Abschlepptraktor, der mit seiner Abschleppvorrichtung Panzer bergen kann, auf der anderen Seite der Soldat, der seine Notdurft (umgangssprachlich: Abseilvorgang) erledigt.  

Zahlreiche Details des Dioramas kann man erst auf den zweiten Blick entdecken.Die restlichen Besatzungsmitglieder nutzen die kleine Pause für ein kurzes Kartenspiel.Währenddessen nutzt ein deutscher Soldat die kleine Pause für einen Abseilvorgang anderer Art.Durch den Einsatz zahlreicher Zubehörteile wirkt das Diorama noch realistischer.Einige Bergepanzer erhielten Bergekräne, um Fahrzeuge leichter bergen zu können.

Zahlreiche Details des Dioramas kann man erst auf den zweiten Blick entdecken.

Zahlreiche Details des Dioramas kann man erst auf den zweiten Blick entdecken. 

Unter den Bäumen wurde ein Brennholzhaufen aus echten, in Stücke geschnittenen Holzästen angebracht. Zahlreiches Zubehör (Waffen von Preiser, Munitionskisten von CMK, Tische und Stühle von Preiser, Funkgerät von Revell, Radio Marke Eigenbau, Kanister von Roden, Wagenheber von Academy uvm.) lassen das Diorama deutlich realistischer wirken. Die Soldaten stammen von Preiser aus dem 1:72 Bausatz „EDW Panzersoldaten und Zubehör, unbemalt“ und sind von hervorragender Qualität. Die halbnackte Figur stammt von Schilling Miniatures aus dem Weißmetall-Figurenset „Latrine 1:72“. Bemalt wurden die Soldaten mit matten Revellfarben und dem Pinsel. Die Figuren beider Hersteller sind übersät mit Details und sind ein Highlight in jedem Diorama. Der VW Kübelwagen stammt von Italeri und wurde bereits auf Modellversium gezeigt. Allerdings wurde das Fahrzeug nochmals überarbeitet (neuer Innenraum, neues Abschleppseil, Verglasung der Scheinwerfer mit Weißleim) und hier und da noch einem Washing unterzogen. Abschließend wurden noch einige landestypische Schilder angebracht.

Die Soldaten stammen von Preiser und dem Kleinserienhersteller Schilling Miniatures.Blick auf den Major und den Soldaten, der seine Notdurft verrichtet.Bei den Polen wurde der 115PS starke Traktor verwendet, um den schweren 220mm Skoda wz32 Mörser zu ziehen.Der liegengebliebene Kübelwagen stammt von Italeri.Einige Bergepanzer erhielten Bergekräne, um Fahrzeuge leichter bergen zu können.Gute Sicht – Durch die große Windschutzseite ähnelt das Fahrzeug wirklich mehr einem Traktor als einem Panzer.

Die Soldaten stammen von Preiser und dem Kleinserienhersteller Schilling Miniatures.

Die Soldaten stammen von Preiser und dem Kleinserienhersteller Schilling Miniatures. 

Ein wenig gealtert könnten die Fotos fast als Originale durchgehen.Bergepanzer C7P KlaraAuch in vermeintlichen Ruhephasen sind die Waffen immer in unmittelbarer Griffweite.Bergepanzer C7P Klara

Ein wenig gealtert könnten die Fotos fast als Originale durchgehen.

Ein wenig gealtert könnten die Fotos fast als Originale durchgehen. 

Fazit

Ein kleiner, extrem detaillierter auch ohne Zurüstteile gut zu bauender Kit von Mirage Hobby. Nicht nur im Orginal, sondern auch im Modell, und vor allem in 1:72 ein wirklich seltenes Fahrzeug. Großen Dank an Mirage Hobby, auch solche Seltsamkeiten als 1:72 Modell auf den Markt zu bringen. Der Bau des Kits und vor allem des Dioramas machte wieder einmal sehr viel Spaß. Die Bauzeit betrug ca. drei Monate, natürlich mit der ein oder anderen etwas längeren Pause. Ich hoffe es gefällt...

Theo Peter

Publiziert am 28. Februar 2017

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