IMAM Ro.43von Roland Sachsenhofer (1:48 Special Hobby)
Als 2015 die IMAM Ro.43 von Special Hobby auf den Markt kam, war mein Entschluss schnell gefasst: die muss ich bauen! Ein glücklicher Zufall und ein sehr netter Modellbaukollege haben das Modell dann auch rasch zu mir gebracht - aber es sollte dann doch noch über ein Jahr vergehen, bis der Bausatz wirklich auf meinem Werktisch gelangt war.
In der Schachtel selbst findet sich neben angemessen passgenauen und gut detaillierten Kunststoffteilen eine großzügige Ausstattung mit Ätz- und vor allem exzellenten Resinteilen für den Motor mitsamt Auspuffanlagen, der Bewaffnung sowie zahlreichen Kleinteilen für das hier natürlich gut einsehbare Cockpit. Als echter „short-run“ Bausatz hat man auf Passstifte verzichtet, allerdings sind auch die im Bauplan vorgegebenen Verbindungen des Hauptschwimmers mit dem Rumpf eher, naja, optimistisch angedacht. Die vier Pylone, die den Schwimmer mit der Zelle verbinden, sollen einfach stumpf an den Rumpf geklebt werden - ein eher wagemutiger Vorschlag, bei dem mir schnell Zweifel kamen, ob denn das auch wirklich so funktionieren würde... Nicht ganz zu unrecht, wie ich beim Bauen erfahren sollte. Zu diesem Thema möchte ich allerdings noch bemerken, dass Special Hobby ein eigenes Spritzgussteil als Passform bereitstellt, das den Abstand sowie den Neigungswinkel des Schwimmers zum Rumpf festlegen helfen soll.
Einige Details dieses schönen Seeflugzeugs sind zwar in der Bemalungsanleitung zu sehen, werden aber sonst weder erwähnt noch als Form dem Bausatz beigelegt. Dies betrifft vor allem die Halterung der langen Auspuffrohre und die Trittraster an den vorderen Pylonen. Beide sind im Original gut zu sehen und tragen zum Aussehen des Originals auch wesentlich bei - also wurden sie von mir auch mit etwas gezogenem Gussast beziehungsweise mit Ätzteilblech nachgebaut. Die Details zur Verspannung musste ich zur Gänze von Originalfotos recherchieren; allerdings war das kein großes Problem, denn neben dem Umstand, dass die Ro.43 ein durchaus oft fotografiertes Flugzeug gewesen zu sein scheint, gibt es im großartigen Flugzeugmuseum Vigna di Valla bei Rom noch ein hervorragend erhaltenes Exemplar.
Doch bevor ich weiter auf meine Bau-Erlebnisse eingehe, ein paar Worte zum Vorbild - denn Special Hobby hat mit der Ro .43 einen recht verdienten und weit verbreiteten Seeaufklärer in Erinnerung gebracht. Dieses Muster war Ende der 30er Jahre aus dem schon existierenden Entwurf eines Landflugzeuges, der Ro.37bis, entwickelt worden, um den Bedarf der Marine an einem Bordaufklärer und -jäger für ihre schweren Einheiten zu decken.
Nachdem die Adaption zum Seeflugzeug anscheinend ohne Schwierigkeiten über die Bühne zu bringen war, wurde die Ro.43 ab 1937 zum Standard-Bordflugzeug auf den Kreuzern und Schlachtschiffen der italienischen Marine. In dieser Rolle hatte sie auch ihren Anteil an allen größeren Gefechten des Kriegs im Mittelmeer. Selbst nach der Kapitulation Italiens war die Nutzung der Ro.43 noch nicht zu Ende: einige in Spanien internierte Maschinen sind noch bis in die 50er Jahre geflogen worden. Mein Modell zeigt eine Maschine des Kreuzers „Montecuccholi“ aus den Vorkriegsjahren in der 1937 eingeführten Lackierung für Bordflugzeuge, die vor allem durch ihre breiten roten Streifen auf silbernem Untergrund besticht.
In beinahe allen Aspekten kann ich Special Hobby großes Lob zollen, selbst der Aufbau als Mehrdecker macht durch die stabile Konstruktion und die überlegte Formaufteilung keine Schwierigkeiten. Die Decals sind übrigens ebenfalls von allererster Qualität - selbst das Abkleben der roten Bereiche habe ich mir erspart, weil ich nach einer kurzen Probe von der Güte der Decals überzeugt war. Der einzige - aber nicht unwesentliche - Bereich, wo ich mir entschieden eine andere Vorgehensweise gewünscht hätte, war die Darstellung der Verbindung von Schwimmer zum Rumpf. Diese fällt, ginge man nach der Bauanleitung vor, zu instabil aus. Ich habe mir Abhilfe verschafft, indem ich die vorbildgetreue Verspannung der vier Pylone teils aus gezogenem Gussast, teils aus Profildraht von „R&B Productions“ auf Zug verspannt und so stabilisiert habe.
Die Verspannung zwischen den Tragflächen wurde übrigens ebenfalls in dieser Weise mit den schon genannten „aerodynamischen“ Profil-Drähten hergestellt. Die Ätzteildrähte wurden dabei an einer Seite in dafür angelegte Bohrungen geheftet und auf der anderen Seite durch die Tragfläche gezogen. Im angespannten Zustand konnten sie folgend mit Superkleber verklebt werden; mit diesem wurden auch gleich die Bohr-Löcher aufgefüllt. Das nachfolgende Verschleifen hat recht gut funktioniert und stellte keine große Herausforderung dar. Ein abschließender Hinweis bezieht sich auf die Bauanleitung: im Bauschritt 16 wird der Modellbauer aufgefordert, die Bauteile 18 sowie 22 - das sind die unteren, inneren Streben zwischen Bordwand und Tragflügel - gleich zweimal zu verbauen. Diese sucht man vergebens: statt zweimal die 18 und die 22 hätten hier die Nummern 17 und 21 stehen müssen. Mir hat das einige Zeit gekostet - ich hoffe, der Hinweis hilft, dieses im Grunde wunderschön ausgestattete und gut gemachte Modell zu realisieren.
Wert ist der Aufwand allemal, denn mit der Ro.43 von Special Hobby hat man ganz sicher nicht nur einen „Hingucker“ in der Vitrine oder auf dem Ausstellungstisch gewonnen - sondern auch einen für die Geschichte der traditionsreichen italienischen Seefliegerei wichtigen Meilenstein!
Wenn ihr euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt ihr hier zum JAM-Baubericht: Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Weitere Bilder
Roland Sachsenhofer Publiziert am 15. Dezember 2016 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |