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Zerstörer B 110

von Lars Scharff (1:700 NNT Modell+Buch)

Zerstörer B 110

Der deutsche Zerstörer B 110 war eines von sechs Schiffen der B 97-Klasse, die für die Kaiserliche Marine gebaut wurden und als Große Torpedoboote klassifiziert waren. Der Ursprung der Klasse lag in bei Blohm & Voss vorhandenen Antriebsanlagen und Schiffsbauteilen, die von der deutschen Werft für die russischen Zerstörer der Leitnant Ilin/Orfej/Gawril-Klasse hergestellt wurden. Diese wurden nach Blohm & Voss-Plänen u.a. von der russischen Putilow-Werft gebaut, an der Blohm & Voss beteiligt war. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden die Teile nicht mehr geliefert, so dass Blohm & Voss anbot, diese für Zerstörer für die Kaiserliche Marine zu verwenden. Die Werft erhielt den Auftrag für B 97, B 98 und B 109 bis B 112.

Die B 97-Klasse ähnelte von der Auslegung und Abmessungen den russischen Schiffen stark, erhielt aber typische Modifikationen. Statt der langen Back und der auf dieser angeordneten Brücke der russischen Schiffe, erhielten die deutschen Schiffe eine kürzere Back, eine Torpedokuhl und eine dahinter angeordnete Brücke - typisch für damalige deutsche Zerstörer. Die beiden in der Torpedokuhl aufgestellten Einzeltorpedorohre konnten fast direkt nach vorne feuern. Allerdings macht diese Anordnung die Schiffe nass. Die B 97-Klasse fiel mit einer Verdrängung von fast 2000 t fast doppelt so schwer aus wie der damalige 1913er-Standardtyp. Trotz dieser deutlich größeren Abmessungen war die Bewaffnung anfangs ähnlich: vier (statt drei) 8,8 cm-Geschütze und ebenfalls sechs Torpedorohre. Die russischen Schiffe waren mit vier 10,2 cm-Geschützen und neun Torpedorohren wesentlich schwerer bewaffnet. Nach negativen Erfahrungen mit der schwachen Geschützbewaffnung deutscher Zerstörer gegen britische und russische Schiffe wurden die 8,8 cm-Geschütze 1916 durch 10,5 cm-Geschütze ersetzt. Die sechs Zerstörer der B 97-Klasse bildeten zusammen mit den vier ähnlich großen und gleich bewaffneten Zerstörern der G 101-Klasse (ursprünglich für Argentinien als Santiago-Klasse begonnen) die II. Torpedoboots-Flottille.

Zerstörer B 110

Die B 110 war 98,0 m lang, 9,4 m breit und verdrängte voll beladen 1843 t. Der Antrieb erfolgte über vier Kessel und zwei Dampfturbinen, die 40.000 PS leisteten, womit sie 36,5 kn schnell war. Bei Probefahrten wurde im leichten Zustand (1354 t) bis 38,1 kn erreicht. Die Besatzung setzte sich aus 114 Mann zusammen. Ein Stab aus 14 Angehörigen konnte eingeschifft werden.

Bewaffnung 1916 4 x 10,5 cm L/45 TK C/16 (Einzellafetten) 6 x 50 cm-Torpedorohre (zwei Einzelrohre, zwei Zwillingsrohre) 24 Minen

Der Zerstörer B 110 wurde 1914-15 bei Blohm & Voss in Hamburg gebaut. Sie gehörte zur II. Torpedoboots-Flottille, die meist mit den Aufklärungsgruppen in erster Linie oder unabhängig für Vorstöße in der Nordsee gegen britische Verbände und Handelsschiffe operierte.

Zerstörer B 110

Mit allen ihren Schwesterschiffen war B 110 an der Skagerrakschlacht am 31. Mai/1. Juni 1916 beteiligt. Sie fuhr zusammen mit den Leichten Kreuzern Frankfurt, Pillau, Elbing und Wiesbaden und weiteren Zerstörern der II. und VI. Torpedoboots-Flottille Aufklärung vor der Flotte. Ihr Stoppen des dänischen Dampfers N.J. Fjord führte indirekt dazu, dass der Kontakt zwischen den beiden Flotten hergestellt wurde. Während des Schlachtkreuzergefechts befand sich die II. Torpedoboot-Flottille im Feuerlee an der Spitze der deutschen Flotte und griff von dieser Position die 3rd Battlecruiser Squadron an, als diese als Vorhut der britischen Schlachtflotte in Sicht kam. Nach der dritten Gefechtskertwende der deutschen Schlachtflotte blieb die II. Torpedoboot-Flottille am Ende der Flotte und wurde zusammen mit Zerstörer der 12. Torpedoboot-Halbflottille für einen Nachtangriff auf die britischen Schlachtschiffe eingesetzt, der aber abgewehrt wurde.

Die B 110 wurde mit ihren Schwesterschiffen mit der Hochseeflotte in Scapa Flow interniert. Dort versenkte sie sich am 21. Juni 1919 selbst. Das Schiff wurde 1925/26 gehoben und abgewrackt.

Zerstörer B 110

Das Modell des Zerstörers B 110 baute ich aus dem Bausatz der B 98 von NNT für ein Skagerrakgruppenprojekt von Modellmarine/IG Waterline. Ich wollte eines der Schiffe bauen, das direkt an der Eröffnung der Schlacht beteiligt war. Deshalb entschied ich mich, die B 110 zu bauen, da hier keine Umbauten bei den Lüftern neben dem mittleren Schornstein notwendig waren. Der Bausatz ließ sich weitgehend problemlos bauen. An der Wasserlinie mussten etwas Grat entfernt und einige Spalten geschlossen werden. Die geschlossene Reling an den Plattformen für die beiden 10,5 cm-Geschütze mittschiffs sowie an der Scheinwerferplattform am Fockmast habe ich entfernt, da hier nur eine offene Reling vorhanden war. Die Masten sind aus 0,4 mm- und 0,2 mm-Metallstäben gebaut. Ergänzt wurde noch ein Krähennest am Fockmast. Mit einem Metallstab wurde auch der fotogeätzte Bootskran verstärkt.

Zerstörer B 110

Bei den Zwillingsrohren soll man laut Anleitung die gleiche Basis wie bei den Einzelrohren darunter bauen - was ja nicht stimmen kann, da es dann keine Zwillingsrohre wären. Ich benutzte für die Zwillingsrohre Plastikscheiben mit 2 mm Durchmesser als Basis, für die Einzelrohre 0,75 mm dicke Plastikstäbe. Bei den 10,5 cm-Geschützen habe ich die Rohre durch Messingrohre von Master ersetzt, die eigentlich für britische 10,2 cm-Flak gedacht sind.

Die im Bausatz enthaltenen Beiboote ähneln deutlich späteren Motorbooten, weshalb ich sie durch Kutter aus der Restekiste ersetzt habe. Die Scheinwerfer im Bausatz wirken wie alte Pit-Road-Teile für die US Navy, so dass stattdessen welche von HP Models an Bord kamen. Ansonsten ergänzte ich noch die Entfernungsmesser aus Draht, einen angedeuteten Peilkompass aus Plastik und fotogeätzte Rettungsringe von NNT. Getakelt habe ich mit schwarzem UNI-Caenis 20 Denier-Faden, den ich mit einem Heißwachsspachtelgerät gespannt habe.

Zerstörer B 110

Im Gegensatz zu dem, was in Gröner über deutsche Anstriche steht, scheinen die Zerstörer der Hochseeflotte schon 1915 in einem hellem Grau statt dem davor üblichen Schwarz gestrichen gewesen zu sein. Dieses Grau entsprach dem der Rümpfe der großen Schiffe, war also die Farbe, die irreführend auch als "Dunkelgrau" bezeichnet wurde. Bei den Zerstörern waren aber Rumpf und Aufbauten in dieser Farbe gestrichen, die ich mit Vallejo Model Color 154 Signalgrau dargestellt habe. Für die Decks verwendete ich 167 Anthrazitgrau, für den hinteren Schornstein 28 Verkehrsrot. Der hintere Schornstein war das Erkennungsmerkmal während der Skagerrakschlacht. Er wurde auf See rot gestrichen und vor der Ankunft im Hafen wieder grau übermalt.

Zerstörer B 110

Quellen:

Lars Scharff,
www.modellmarine.de

Publiziert am 12. Juli 2016

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