Mörser Karl Gerät 040, Fahrzeug VI "Ziu"Dreharbeiten für die NS Wochenschaupropagandavon Theo Peter (1:72 HobbyBoss)
Zum Original:Der riesige und überschwere Mörser Karl sollte die Wende im Zweiten Weltkrieg bringen und wurde daher von der Deutschen Propaganda als Wunderwaffe betitelt. Die Planung des Monstermörsers begann bereits im Jahre 1937. Gebaut wurden die Mörser später bei Rheinmetall in Düsseldorf. Dabei sollte das Gerät 040 60cm Granaten verschießen. Die überschweren Mörser sollten schwer befestigte Bunkeranlagen bekämpfen (wie beispielsweise die Maginotlinie). Mit dem Kettenantrieb konnte sich das ca. 124 Tonnen schwere Fahrzeug mit 10 km/h fortbewegen. Es gab dabei zwei unterschiedliche Unterkonstruktionen, eine mit acht und eine mit elf Lauf- und Stützrollen. Aufgrund des enormen Bodendrucks, der nur auf einer Kettenauflagefläche von 7 m² übertragen wurde, konnten die Fahrzeuge nur auf befestigtem Boden operieren. Beim Feuern wurde das Fahrzeug komplett hydraulisch abgesenkt, um den Druck beim Feuern auszugleichen.
Von der Baureihe 040 gab es sieben Geschütze, welche alle eine Nummer und einen Namen bekommen haben: Nummer I - ADAM, Nummer II - EVA, Nummer III - ODIN, Nummer IV - THOR, Nummer V - LOKI, Nummer VI - ZIU und die Nummer VII - FENRIR. Der hier dargestellte Mörser stellt das Gerät 040 "Ziu" dar, welches heute fälschlicherweise unter dem Namen Adam in einem Militärmuseum in Russland steht.
Ab 1941 sollte die Feuerdistanz der Mörser drastisch erhöht werden. Dies wurde erreicht, indem der Lauf im Durchmesser verkleinert (verschossen werden nun 54cm Betongranaten oder Sprenggranaten) und gleichzeitig verlängert wurde. Benannt wurden die 54cm-Baureihen als Geräte 041. Transportiert wurden die überschweren Mörser zwischen zwei Eisenbahnwagen (bezeichnet als Tragschnabelwagen) montiert per Eisenbahnkraft. Zusätzlich wurden zu jedem Mörser zwei Munitionsschlepper (Umbau eines Panzer IV-Fahrgestells) benötigt. Die Munitionsschlepper wurden benötigt, um die riesigen Projektile mit ihrem 2,5 to Schwenkkran auf den Mörser-Ladetisch zu heben. Unglaubliche 16 Kanoniere wurden zum Bedienen eines Mörsers benötigt. Bei jedem Nachladevorgang musste das Kanonenrohr in die waagrechte Ausgangsstellung gebracht werden. Die Feuerrate betrug dennoch zwölf Schuss pro Stunde und die Schussdistanz sogar bis zu unglaublichen 10,5 km.
Doch all diese beeindruckenden Daten und Fakten wiegen die Nachteile nicht auf. Enorm aufwendiger Transport, sehr unbeweglich, große Projektilstreuung, leichtes Ziel für gegnerische Flugzeuge, teure Munition, teure Unterhaltung und hoher Personalaufwand. Der größte Vorteil der Waffe war tatsächlich die abschreckende und demoralisierende Wirkung dieses Monstermörsers auf die gegnerischen Truppen.
Zum Bau des HobbyBoss Mörsers:Gebaut wurde das Modell komplett aus der Kiste. Die Qualität des aus sehr vielen Teilen bestehenden Kits war hervorragend. Dem Kit lagen sogar vier Metallfedern und ein Metallstift bei, die für den Bau der schwenkbaren Kanone benötigt werden. Die Ketten bestehen aus Gummi, ließen sich aber für Gummiketten ganz annehmlich verarbeiten und vor allem bemalen. Der Kit gibt dem Bastler die Möglichkeit, das Gerät 040 oder das Nachfolge-Gerät 041 zu bauen. Ich entschied mich für die Ausführung 040 mit dem 60cm Mörser. Aufgrund der sehr guten Passgenauigkeit der Teile musste nur an wenigen Stellen zu Spachtelmasse und Schleifpapier gegriffen werden. Lediglich am Lauf des Mörsers musste gründlich gefeilt und geschliffen werden.
Grundiert wurde der Mörser mit schwarzem matten Spraylack aus der Sprühdose. Nachdem der Grundanstrich getrocknet war, wurden die wenigen Decals (ebenfalls super Qualität) am Fahrzeug angebracht. Anschließend folgte eine Alterung mit einem Washing und mehreren Trockenmalvorgängen mit verschiedenen Farbtönen. Abschließend wurde Staub und Dreck mit Hilfe von Pigmentpulver (nass verarbeitet) am Mörser angebracht und fixiert. Die Auspuffanlage erhielt einen Rostanstrich mit einer Mischung aus mehreren Braun- und Rosttönen und feinsten Sandpartikeln, für die Unebenheiten der Rostoberfläche. Der Fahrzeugführerstand wurde geöffnet dargestellt, um einen Blick in das für 1:72 gut detaillierte Cockpit zu gewähren.
Die Soldaten stammen von Preiser, Revell und Zvezda. Die Figuren wurden mit matten Revellfarben und dem Pinsel bemalt und mit 1:72 Waffen aus dem Zvezda Kit "Deutsche Waffen Weltkrieg 2" detailliert. Leider bestehen die Soldaten des Revellkits "Leichte Feldhaubitze leFH18" aus Weichplastik, was nicht nur beim Bemalen, sondern auch beim Verändern der Posen Probleme macht. Die 60cm Granaten stammen von HobbyBoss und passen hervorragend zum Modell.
Das Diorama:Die NS-Führung versuchte das deutsche Volk mit Hilfe der Wochenschauen bei Laune zu halten. Allerdings war dies mehr eine Manipulations- als eine Informationsquelle, da alle Medien durch die Nazis gleichgeschaltet waren. So wurden in den Kinos des deutschen Reiches auch nur Regime freundliche Bilder ausgestrahlt. TV-Geräte für zu Hause konnten sich nur die wenigsten Bürger leisten, so war der Radiorundfunk neben den Printmedien die einzige Informationsquelle des Volkes. Das NS Regime war daher ständig bemüht, das Volk mit neuen Wundermeldungen zu blenden. So sollte auch das Video des überschweren Mörsers die Deutschen begeistern und die Kriegsmüdigkeit vertreiben.
Das Diorama zeigt genau dies: Die Propagandaabteilung zeichnet Bilder des mächtigen Mörsers und dessen Zerstörungsgewalt auf. Aufgrund der Dreharbeiten sind auch zahlreiche hochrangige Militärs statt der einfachen Mörserbesatzung damit beschäftigt, den Mörsers zu bedienen.
Die Grundplatte besteht aus einem ca. 30x15cm großen Karton. Die Platte wurde mit Weißleim bestrichen und mit Strukturpappe (FALLER) und Streugras (Almwiese von NOCH) sowie fein geriebener echter Erde bestreut. Die Kopfsteinpflaster-Strukturpappe wurde nur sehr sparsam eingesetzt, da der Mörser im Gras stehen sollte, aber aufgrund des Bodendrucks nur auf befestigtem Untergrund abgefeuert werden konnte. Der Baum ist Marke Eigenbau und besteht aus Draht, Papiertaschentüchern, echten Ästen und viel Weißleim. Anschließend wurde der Baum mit mattem Braun aus der Spraydose eingefärbt. In die noch nasse Farbe wurden feiner Vogelsand und echte Flechten aus dem Garten gestreut.
Der Kübelwagen stammt von Italeri und ist von guter Qualität. Die Plane und das Ersatzrad wurden mit einem Weißleim-Papiertaschentuch-Mix überzogen, um so eine realistischere Planenstruktur zu erzeugen. Die Kamera ist ebenfalls Marke Eigenbau und wurde aus Karton, gezogenen Gussästen, Styrodur und Papier gebastelt. Der filmende Soldat der Propaganda-Abteilung der Wehrmacht stammt von Revell und ist leider aus Weichplastik, was das Bemalen sehr schwer machte.
Fazit:Ein weiteres 1:72 Diorama ist gebaut - und soll euch nicht vorenthalten werden. Der Bau des Dioramas und die Recherche der Fakten im Internet machten wiedermal sehr viel Spaß. Vor allem das Überlegen der Dioramaszenen macht mir beim Bau der Displays am meisten Spaß. Ich denke mit kleinen Geschichten, die das Display umschreiben, werden die Dioramen noch interessanter. Der Kit ist, meiner Meinung nach, auch Modellbauneulingen zu empfehlen. Es muss ihnen dabei allerdings bewusst sein, dass der Bausatz sehr viele Kleinstteile und auch Nicht-Plastik-Teile enthält. Mit dem Bau des Baumes aus einem Drahtskelett wurde wiedermal eine neue Technik ausprobiert und versucht im Display unterzubringen. Alles in allem wird aus dem Zusammenspiel aus dem überschweren Mörser, dem Italeri-Kit, dem Display, den Preiser- und Revellfiguren und den Zubehörteilen aus der Restekiste ein schönes und stimmiges Diorama. Ich hoffe, es gefällt...
Blick in das unglaublich große (in der Realität: 60cm!) Mörserrohr des Gerät 040. Theo Peter Publiziert am 11. Februar 2016 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |