McDonnell Douglas F-4D Phantom II "The Saint"BuNo 66-8775, The Gunfighters, 366 TFW - Da Nang 1968von Oliver Zwiener (1:72 Accurate Miniatures)
Das Original:Die F-4D Phantom II "Revolverhelden" des 366. TFW flogen zumeist Geleitschutz als Unterstützung für die schwerfälligen Republic F-105 Thunderchief (Thuds) bei deren Angriffen in Nordvietnam. Neben den Missionen für die Luftüberlegenheit (air superiority) griffen diese auch feindliche Truppen entlang des Ho-Chi-Minh-Pfad an (counter air) und waren auch als Luftnahunterstützung (close air support) für die Bodentruppen vor Ort tätig. Die F-4 Phantom II ist somit das erste wirkliche Mehrzweckkampfflugzeug (multirole combat aircraft), denn in weiteren Versionen wurden auch noch Neben-Aufgaben zur Unterdrückung der gegnerischen Luftabwehr (SEAD) und Abriegelung aus der Luft (AI) wahrgenommen. Die Standardbewaffnung für die air-to-air combat role waren zuerst Hughes AIM-4D Falcon, weil diese jedoch bei 54 Abschüssen lediglich fünf Treffer erzielen konnte, schloss sich die USAF der Meinung von Colonel Robin Olds an und rüstete auf AIM-9B Sidewinder für den Nahbereich um. Für mittlere Entfernungen wurde die AIM-7D/E Sparrow eingesetzt. Für den Nahkampf (dogfight) wurde die F-4D mit dem 20 mm gun pod SUU-16A – später dem SUU-23A, nachgerüstet, zeitgleich für elektronische Gegenmaßnahmen mit den ECM pods AN/ALQ-87 und 101. Obwohl die F-4 Phantom als das zuverlässigste moderne Kampfflugzeug galt, gingen im Vietnam Krieg insgesamt 445 Maschinen verloren, davon 382 im Einsatz. Dabei absolvierte der Typ D sowohl die meisten Flugstunden und erzielte mit 45 abgeschossenen MiGs ebenfalls die meisten Luftsiege. Die farbenfrohe Maschine F-4D 66-8775 "CO" trug den Namen "The Saint". Dabei steht "CO" für den commander des 366. TFW Colonel Paul C. Watson. Jedoch flogen zahlreiche Crews ihre erfolgreichen Missionen mit diesem Flugzeug, so auch der wing commander des 480 TFS Lt Col. Ray Girard mit Capt. Carmen Luisi 1968 in Da Nang. Am 23. April 1970 wurde jedoch auch "die Heilige" durch die gegnerische Bodenluftabwehr über Laos nahe Tavouac abgeschossen.
Technische Daten:Länge 17,76 m, Höhe 4,96 m, Spannweite 11,71m, die beiden rauchenden Strahltriebwerke General Electric J79-GE-15 ermöglichten eine Höchstgeschwindigkeit von 2.414 km/h bei 19.000 m Dienstgipfelhöhe. Farben: der als SEA (South-East Asia) Camouflage bekannte Tarnanstrich oben FS 30219, FS 34102 und FS 34079 sowie unten FS 36622. Sehr gute Referenzen:
Modellbausatz: Accurate Miniatures 1:72Der originale Bausatz ist 1985 bei Monogram neu erschienen und wurde 2008 wieder neu aufgelegt. Trotz erhabener Strukturen auf Grund des Umfangs und der vielen Details in meinen Augen ein toller Bausatz – der ohne original Karton und Decals von einem anderem Modellsammler als Privatkauf erworben wurde, mit der bitteren Erkenntnis, dass beide Rumpfhälften wahrscheinlich durch falsche Lagerung und/oder Hitzeeinwirkung schwer verbogen waren. Also Haarfön und Türstopper an die Front, um abzuklären, ob der Bausatz noch eine Chance bekommt oder in die Bastelschrottkiste wandert. Zwei Tage intensiver Bemühungen endeten leider damit, dass die Rumpfhälften zwar deutlich gerader wurden, aber leider verzog sich das Plastik durch die wiederholten Temperaturwechsel insgesamt noch mehr, so dass dieser wirklich schöne und obendrein sehr rare Bausatz ruiniert wurde :-( Aber das Glück war ein zweites Mal hold und der Bausatz wurde über Ebay in den USA für 6 USD nachgekauft. Zwei sehr gute Besprechungen in englischer Sprache gibt es darüber unter: Zubehör gibt es für die F-4 reichlich, im Bestand waren: 3 Bögen Decals (EAGLESTRIKE 72025 Vietnam Warriors, MICRO SCALE 72-76 Airforce F-4 und MONOKIO F-4E Operation Linebacker Part 2), AIM-4D Falcon aus der HASEGAWA weapons 72-X Reihe, AIRES 7241 1:72 F4B/C/D/N Phantom II Exhaust Nozzles, FLIGHTPATH - Nr. 721.36 F-4 Phantom Access Ladder, MASTER AM-72-035 F-4 Phantom II (short nose versions) F-4C/D, EDUARD Zoom SS 207 F-4B/N Phantom II und 72448 F-4 Ladder, CMK F72134 US pilots vietnam war, PJ PRODUCTION 721106, VERLINDEN 1632 airfield tarmac und USCHI VAN DER ROSTEN 3010 Da Nang Airforce Base. Monogram / Hasegawa 1:72 F-4C/D Phantom II Literatur, eine klasse Comic-Reihe aus Frankreich ins deutsch übersetzt, Vorlagen und Entwurf für das Diorama sowie bereits gebastelte oder noch zu bauende Bausätze der F-4 Phantom - insgesamt zehn :-)) Sammelwerk AERO Band 1 Heft 12 von 1982 Als Junge am Himmel mit Begeisterung beobachtet, schon am Klang der Triebwerke erkannt und zu Hause als Modell unter die Decke gehängt, um nach einem geplatzten Traum später als Mann doch noch zweimal in Wirklichkeit davor zu stehen!
Bau/ Lackierung:Der Start erfolgte mit der Planung der Diorama-Gundplatte und Grundierung der Holzplatte in Signalgelb, es folgten die Maskierung und die Lackierung in REVELL 36 Rot, 75 Steingrau und 16 Sandfarben, womit auch die vom Diorama Shop Weiß - Diorama und Modellbau Werkstatt gekauften Splitterschutzwände nachträglich bemalt wurden. Vor dem Demaskieren wurde mit einem FABER CASTELL Bleistift 8B das Flugfeld aufgezeichnet und für ein Weathering mit einem Baumwollsocken längs und quer verwischt. Die verschmutzten Bereiche der Betonplatten wurden mit einer stark verdünnten Mischung aus Steingrau und Schwarz aufgenebelt. Auf Ölflecken und Reifenspuren wurde mangels Referenzen verzichtet und zum Schluss wurden die beiden offenen Stirnseiten der Wände gelb lackiert und mit Stellplatznummern versehen.
Danach folgte erst einmal das Kitbashing der grünen MONOGRAM Bauteile, dazu wurden jeweils die beiden Landeklappen und das Seitenruder mit dem DREMEL herausgetrennt und auf Maß gefeilt, um dann nach der Trockenanpassung später im angestellten Winkel eingebaut werden zu können. Anschließend wurden die Turbinen und Schubdüsen sowie die Piloten ausgeschnitten, gefeilt und mit Sekundenkleber zusammengeklebt. VORSICHT: das Photoätzteil für den Nachbrenner ist vom Durchmesser zu groß geraten und muss gemäß der Anleitung leicht gebogen werden – die Lösung – zwei passende Buntstifte suchen und Milimeter um Milimeter von beiden Seiten schieben und immer wieder korrigieren, bis die Aussparung erreicht ist! Das Falten der EDUARD Einstiegsleiter bereitete dank einer mechanischen Biegehilfe für Fotoätz- und Metallteile von PIRANHA keinerlei Probleme. Verwertung der beweglich darzustellenden Baugruppen Es folgte das Cockpit, das leider nicht mehr zeitgemäß ist, denn so sind zum Beispiel von den Schleudersitzen nur noch der obere Teil einzubauen, was eine saubere Lackierung sehr erschwert. Nur wenig Verwendungsmöglichkeiten bezüglich Detailtreue zur F-4D als auch der Größe der Bauteile ergaben sich leider aus dem EDUARD Zoom SS 207 Phantom II, so dass entschieden wurde, die wertvollen Ätzteile für ein späteres HASEGAWA-Projekt aufzusparen. Die Bemalung von Hand wurde noch ein wenig durch Nassschiebebilder aus der Restekiste aufgewertet. Der Größenvergleich zwischen MONOGRAM, CMK und PJ PRODUCTION zeigt drei unterschiedliche Maße, lediglich letzterer erschien mir für den Einbau ins Cockpit geeignet. Die Helme der Piloten werden im Modellbau fast immer in Weisß oder sogar in Farbe dargestellt – warum das so ist, erschließt sich mir nicht! Auf Bildern aus Da Nang mit den Besatzungen vor ihren Maschinen waren diese überwiegend dunkelgrün, olivgrün oder olivgrau, was ja auch verständlicher ist, musste sich die Crew nach dem Ausstieg über Feindgebiet doch schließlich tarnen, täuschen und vom Gegner absetzen. Neben der Einstiegsleiter wurde auch noch kurzentschlossen 30 Jahre altes HASEGAWA Zubehör, damals noch per Pinsel handbemalt, vom moderneren Oliv ins Gelb der späten 60er umlackiert und mit VERLINDEN ergänzt. CMK F72134 US pilots vietnam war
Nicht ohne Probleme war der Flugzeugrumpf zusammenzubauen – hier musste sehr viel Druck noch größere Spalten verhindern. Durch das Herausschneiden von Teilen entstanden neue Spalten und kleinere Sicken, die erstmalig alle mit TAMIYA Surface Primer als flüssigem Spachtel geschlossen wurden. Anekdote für junge Modellbauer: die Bauanleitung zeigt Löcher für die Streben der inneren Hauptfahrwerksklappen, wo im Bausatz jedoch gar keine sind. Also flux zwei Löcher mit dem DREMEL gebohrt und festgestellt, dass der Bohrer leider an der Oberfläche der beiden Tragflächen wieder herauskommt! Fehler passieren also auch erfahrenen Bastlern :-)) Praktisch war, dass die Kanzel zweimal im Bausatz vorhanden ist, so konnte die geschlossene Version das Maskieren des Cockpits ersetzen, bevor die Grundierung in Silber erfolgte. Anschließend wurde das Fahrwerk weiß und alle Teile und Bereiche der Querruder und Bremsklappen rot lackiert. Dann der Schock, die komplette Grundierung in Silber löst sich unter dem Maskierband, obwohl diese in mehreren dünnen Schichten aufgetragen wurde und der Bausatz vorher mit Isopropanol entfettet wurde – also das Ganze noch einmal :-( Nachdem diese sehr demotivierende Pflicht getan war, wurden Fahrwerk und Bremsklappen mit Silikon ausgegossen und die F-4 noch einmal komplett in Weiß grundiert. Danach folgten von hell nach dunkel die vier Tarnfarben des SEA (South-East Asia) Camouflage. Zusammenbau des Rumpfs mit Zwingen, Klammern und Gummibändern In weiteren Schritten wurde abwechselnd lackiert und maskiert, zum Schluss Silber und Eisenfarben für den Bereich der Schubdüsen und Höhenruder und Schwarz für die Bugnase und die Cockpitumrandung. Aus Revell 360, 362 und 18 wurde dann noch das Grün der Nassschiebebilder nachgemischt, um noch ein paar Stellen zusätzlich farblich abzuheben. Man findet für das Heck der F-4 viele Möglichkeiten der Bemalung in Silber, Stahlfarben und verbranntes Eisen (steel und burnt iron) und auch alle Referenzen sehen unterschiedlich aus, daher wurde zu REVELL 91 noch AMMO OF MIG, GUNZE, ITALERI und LIFECOLOR hinzugekauft, wobei das "jet exhaust burnt iron" (AMIG087) schon sehr dunkel ausfällt. Erster Farbanstrich in Braun FS 30219 (flat dark tan) mit Maskierung
Die Bewaffnung waren viele Zwischenschritte. Das Internet ist übersättigt mit zahlreichen Versionen der F-4 Phantom II – aber sehr zur Verwunderung zeigt nicht eine einzige die rot-weißen AIM-4D Falcon. Dafür mussten extra zwei Pylone scratch umgebaut werden, denn die Startschienen der vier Luft-Luft-Raketen AIM-9 Sidewinder waren dafür nicht zu gebrauchen. Da dort die beiden Störbehälter (ECM pods) ALQ-87 und ALQ-101 auch nicht mehr montiert werden konnten, wichen dafür die beiden vorderen Luft-Luft-Raketen AIM-7 Sparrow. Natürlich wurde der mittlere Zusatztank durch den berüchtigten 20mm gun pod ersetzt, sonst wäre es ja auch kein Revolverheld (gunfighter) gewesen! Nur dieser Kanonenpott wurde von MONOGRAM übernommen, der Rest wurde durch die besseren und moderneren Bauteile der HASEGAWA aircraft weapons III und IV ausgetauscht. Von den 370 Gallonen Zusatztanks wurden drei benötigt, einer zusätzlich für den Dolly. Ein paar Figuren zeigen die Dimensionen der Außenlasten – aber auch einen Größenvergleich zwischen dem 600 Gallonen Zusatztank und dem Behälter für die Maschinenkanone. Nach den zahlreichen Lackierarbeiten folgte eine Schicht Klarlack matt, bevor schließlich die Nass-Schiebebilder aufgetragen wurden, die jedoch noch aus eigenen Beständen ergänzt wurden. Die Decals für die vierteilige Kanzel wurden dagegen weggelassen, da diese auf HASEGAWA zugeschnitten sind. Danach wurde der Bausatz noch einmal mit mattem Klarlack eingenebelt, so dass die Montage aller Kleinteile zum Abschluss noch einmal die volle Konzentration forderte. Auswahl der Bewaffnung zwischen HASEGAWA und MONOGRAM Nach vier Monaten waren Kampfjet und Diorama dann schließlich fertig. Ohne das Internet und die unterschiedlichsten Referenzen aus dem Modellbau ist so ein Projekt kaum zu realisieren, denn viele Quellen sind zeitbedingt in Schwarz-Weiß gehalten oder wurden nachcoloriert, insgesamt wurden von mir jedoch mehr als 20 Farbtöne eingesetzt! Lieben Dank an Claus Stephan, ehemals JG 71 Richthofen, für seine Rückmeldungen auf meine zahlreichen Nachfragen während der Bauphase, Thomas Neuss für die Überlassung seiner zahlreichen Raritäten und natürlich an meine liebe Familie, ohne deren Verständnis ein so zeitaufwendiges Hobby nicht betrieben werden kann ;-)
"Vietnam revetment Da Nang 1968 - mission ready" F-4D Phantom II BU-NO 66-8775 "The Saint" 480 T.F.S. , 366 T.F.W. The Gunfighters Im Winter bei grauen, wolkenverhangenen Himmel und 2 Grad Celsius Außentemperatur wurde die Sonne durch eine Halogen-Baulampe mit Stetoskop-Stativ vom Schwiegervater ersetzt, um für die Fotos auf den Einsatz von Blitzlicht nahezu ganz verzichten zu können.
Damit ist dann auch meine Geschichte "CSAR (Combat Search and Rescue) in Vietnam" zu Ende erzählt, denn alle drei beteiligten Luftfahrzeuge sind nun gebaut und erscheinen ehrenhalber daher auch noch einmal gemeinsam!
Oliver Zwiener Publiziert am 22. Dezember 2016 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |