Grumman AF-2W GuardianDie Unzertrennlichenvon Wilfried Eck (1:48 Special Hobby)Das Original:AF-2 Guardians flogen immer paarweise. Die mit Radar und Elektronik ausgerüstete AF-2W mit vier Mann Besatzung (Radaroperator doppelt besetzt) suchte den Ozean nach russischen U-Booten ab, der dreiköpfigen Crew der -2S oblag dann - ebenfalls elektronisch unterstützt - mit einem Torpedo und/oder Wasserbomben oder Raketen die Bekämpfung. Man befand sich in Zeiten des Koreakriegs, eine tatsächliche Versenkung aber wäre diplomatisch unklug gewesen. Angefangen hatte aber alles ganz anders. 1944 erhielt Grumman den Auftrag zum Bau eines zweisitzigen Torpedobombers, der mit einem R-2800-34W Sternmotor vorne und einem Westinghouse J-30-WE-20 Düsenantrieb hinten rund 180 km/h schneller als die TBF Avenger sein und eine ungleich schwerere Bewaffnung tragen sollte. Schwierigkeiten mit dem Düsenantrieb führten aber zur Verzögerung und ein Umdenken seitens der US Navy führte schließlich dazu, dass 1947 der Vertrag in ein Paar zur U-Bootbekämpfung abgeändert wurde, Bezeichnung AF-2W für die Such-, AF-2S für die bewaffnete Maschine. Beide mit dem Namen Guardian, im Navy-Slang „Hunter" bzw. „Killer" (oder auch „Scrapper"). Ab 1950 auf fünf Geleiträgern (das größte trägertaugliche Flugzeug auf dem kleinesten Träger), später dann auf entmotteten Flottenträgern in Dienst. Ab 1955 noch zwei Jahre bei den Naval Reserves im Einsatz. Anschließend wurden noch zwei Maschinen - entsprechend umgebaut - von der Aero Union in Kalifornien als Löschflugzeuge eingesetzt (auch eine Modellbauidee). Der Bausatz:Dass die AF-2 Guardian hierzulande jedermann bekannt ist, wird wohl niemand behaupten. Umso erfreulicher, dass Special Hobby sich dieses interessanten und ungewöhnlichen Typs angenommen hat. Bei einer Originalspannweite von 18,5 m bekommt man jedenfalls ein recht ansehnliches Modell und, soviel gleich vorweg, es überzeugt nicht nur in der Form, sondern auch mit einer Fülle von gelungenen Detaillösungen. Teils in Resin, teils als Ätzteile, aber auch in der Bespannung (keine Durchhänger, keine übertriebenen Rippen) und einer wohlgelungenen Darstellung der Schlitze in den Außenflügeln. Dass dies ein sogenannter Short Run-Kit ist macht sich nur durch das Fehlen von Pins bemerkbar, ansonsten passt alles bestens. Damit sollte es eigentlich zum Bau nicht viel zu sagen geben. Aber der Teufel liegt im Detail. Da Special Hobby die AF-2W und die AF-2S zwar in getrennten Schachteln anbietet, der Inhalt aber bis auf Bauanleitungen und Decals gleich ist, will ich es aus Platzgründen an dieser Stelle gut sein lassen und auf den Text des AF-2S-Modells verweisen (dort auch, wie man die Räder mit acht statt sechs Speichen korrigiert; in meinem Modell leider noch nicht berücksichtigt). Im Übrigen war der Fall klar: Will man nicht nur ein gut gebautes, sondern auch realistisches Guardian-Modell, kommt man nicht darum herum, die Tragflächen beizuklappen. Beide Markierungsvarianten der AF-2W zeigen Trägerflugzeuge, die nur dort und nicht auf einer tropischen Südseeinsel stationiert waren. Ein Flugzeugträger "lebt" von der Menge der Flugzeuge, die er zum Einsatz bringen kann. Da der zur Verfügung stehende Platz begrenzt ist, gibt es nur zwei Situationen, in welchen ein Flugzeug ausgeklappte Tragflächen zeigt: Kurz vor dem Start oder unmittelbar nach der Landung. Da sitzt dann die Besatzung drin (fehlt bei Special Hobby). In allen anderen Fällen sind die Maschinen nur mit beigeklappten Tragflächen dicht an dicht geparkt zu sehen. Wartung an Deck nur auf Propagandafotos (herumliegende Bleche würden schnell fortgeweht werden). Sorry, ist einfach so. Eine Maschine mit ausgeklappten Tragflächen ohne Piloten im Cockpit und mit schwatzenden Leuten davor bildet zwar ein beliebtes Diorama, ist aber leider bar jeglicher Realität. Idyllische Volksversammlungen vielleicht für Propagandafotos, aber da müsste dann ein Fotograf dabei sein. Für beigeklappte Tragflächen braucht man jedoch mitnichten teure Zurüstteile. Selber machen ist einfacher, als man meinen möchte, und unumgänglich, wenn es nichts zu kaufen gibt. Meistens. Generell vorweg: Nachbau der originalen Halterungen bzw. Scharniere kann man vergessen, da zu bruchanfällig. Die Lösung kann also nur lauten (siehe dazu auch Sketche auf www.pmcn.de): Der Außenflügel sitzt auf einem Stahl- oder Messingdraht wo sich im Modell ein Hydraulikarm und/oder ein dickes Kabelbündel befindet; im Modell natürlich entsprechend verkleidet. An den Trennstellen werden die Teil-Tragflächen innen keilförmig abgeschliffen, um die im Original sichtbare Blechstärke nachzubilden. Die durch das Abtrennen der Außenflügel sichtbaren Öffnungen werden durch entsprechend detaillierte Spanten verschlossen. En detail (siehe dazu auch das anliegende Foto): Hat das Original wie im Falle der Guardian weder Hydraulikarm noch Kabelbündel, wird der Draht dort eingebaut, wo im Original das innen liegende Scharnier saß. Um dem Draht (Stärke je nach Belastung, 0,2-0,3 mm) eine Halterung zu verpassen, werden in beiden oberen Flügelhälften links und rechts Plastikstreifen in Stärke des Drahts bündig anliegend eingeklebt. Oben drauf einen Deckel, so dass eine dicht schließende Ummantelung entsteht. Lage entsprechend den vorliegenden Verhältnissen. Bei der Guardian musste der Draht beim Außenflügel am Radkasten vorbei, was eine markante Kröpfung erforderlich machte. Um die Form der Spanten zu erreichen, hat es sich bewährt, ein Stück Papier auf die provisorisch zusammengefügten Tragflächenteile zu drücken und die so erhaltene Kontur auf Plastikplatte zu übertragen; ausschneiden und entsprechend außen schräg abschleifen, bis sie in die Öffnung passen. Nach dem Einbau alles entsprechend vorliegender Unterlagen oder Blick ins Internet detaillieren. Faustregel falls man gar nichts findet (eine Phantasiedetaillierung ist immer noch besser als ein Trägerflugzeug mit ausgeklappten Tragflächen aber ohne Besatzung drin): Mit Ausnahme der Flügel von F4F, F6F und TBF/TBM waren und sind in beiden Flügelteilen Scharniere wie bei einem Klavierband vorhanden. Ist der Außenflügel unten, greifen die gelochten Scharnierteile ineinander und werden durch daneben liegende Bolzen fest miteinander verbunden. Anzahl typabhängig. Dazu noch etwas Gestänge und Leitungen. Die Außenflügel werden erst auf den hervorstehenden Draht aufgeschoben und mit etwas Sekunden- oder Zweikomponentenkleber fixiert, wenn alles andere fertig ist. Farben:Bei der Guardian ist der Anstrich die Einfachheit schlechthin. Wie seit Herbst 1945 üblich „Glossy Sea Blue" (FS 15042) auf allen von außen sichtbaren Flächen, und damit auch am Fahrwerk, -Schächten und den Faltflügelpartien. Sea Blue wird im Modellbauhandel angeboten, so dass das Thema damit eigentlich erledigt wäre. Dummerweise passt aber die Originalfarbe - wie bei allen Modellen - nur für ein 1:1 Modell in hellem Sonnenlicht, wo ein Modell nur selten präsentiert wird. Anstatt die Originalfarbe mit Dunkelblau aufzuhellen oder gar der Modellbauermär Dunkelblau zu erliegen, töne ich deshalb Revell 54 "Midnight Blue" mit Revell 7 Schwarz und einer winzigen Spur Grün ab, wobei ich mich an meiner Erinnerung des Originals, Filmen und Farbfotos (nie Profiles) orientiere. Nach dem Aufbringen der Decals wird dann mittlerer Glanzgrad aufgetragen. Radom: Helles Holzbraun, im Original differierte diese Farbe etwas, so dass man hier nicht pingelig sein muss. Was das Cockpit anbelangt fiel die Guardian in eine Übergangszeit. Nur die ersten mit "Interior Green" bis zur Unterkante Instrumentenbrett, darüber Schwarz, die meiste Zeit aber war alles in Schwarz. Gegen Ende zu tauchte dann an Einzelpartien auch Grau auf. Weil aber niemand mehr weiß, was wann an welcher Maschine zu sehen war, kann man sich auch an die Bauanleitung halten. Um am rechten Paneel die Drehknöpfe des Originals nachzubilden (S.H. zeigt nur Löcher) und ich nicht die Möglichkeiten von Meistermodellbauer BSH habe, wurden auf der Rückseite eines dünnen Alublechs (Fastfoodschale) mit einer spitzen Nadel die entsprechenden Knöpfe seitenverkehrt eingeprägt, mit dem Bleistift auf der Vorderseite angeglichen und dann auf der Oberseite "Dark Gull Gray" (FS 36231) bemalt. Nach dem Trocknen wurde dünne schwarze Farbe aufgetragen, so dass das Grau stehen blieb (nach dem Trocknen noch etwas darüber gerubbelt). Abweichend von der Bauanleitung beim Motor kein Metallton. Bei allen P&W-Motoren waren die Zylinder aus Grauguss gefertigt und sahen auch so aus, also hellgrau. Ebenso das Getriebegehäuse (vorderer Teil ab 1945 oftmals in Farbe der Zelle). Beim Verteilerring wechselte die Farbe, meistens war er chromsilbern oder messingfarben. Stößelstangen in Schwarz. Auf Schattierungen konnte ich verzichten, da im Original nicht zu sehen. Auch keine "Alterung". Die jeweilige Einsatzdauer war nur kurz und Glossy Sea Blue sehr widerstandsfähig. Keine "üblichen Lackabplatzer" (ist nirgends üblich). Bei der US Navy achtete man aus Korrosionsschutzgründen peinlich darauf, kein blankes Metall zu sehen. Keine Abgasspuren, da die Auspuffrohre weit abstanden und die Öffnungen (im Kit zu sehen!) nach außen wiesen. Decals:Die Decals sind einerseits hauchdünn und von vorzüglicher Klebekraft, andererseits fehlerhaft. Bei den Hoheitsabzeichen sollte der rote Balken breiter sein, 1/3 Höhe des weißen; ich habe einen passenden Streifen aus einem Restdecal aufgetragen. Die Nummer zu den Kennbuchstaben der Squadron auf den Tragflächen sollte nicht die gleiche, sondern nur 2/3 Höhe haben; also im Fundus nachsehen. Die zahlreichen Wartungsaufschriften sind einen Tick zu groß aber noch tolerabel. Fazit:Das Modell zu bauen hat viel Freude gemacht, sehr empfehlenswert. Decals allerdings mangelhaft. Wilfried Eck Publiziert am 02. Januar 2016 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |