Douglas AD-5W Skyraidervon Wilfried Eck (1:48 Matchbox)
Modellbauern eine Douglas AD-6/A-1H Skyraider vorzustellen, dürfte sich erübrigen. Neben der bekannten einsitzigen Maschine gab es aber auch eine mehrsitzige (AD-5 bzw. A-1E), eine Vielzweckmaschine, die am Ende ihrer Tage durch ihre Einsätze der USAF in Vietnam der Öffentlichkeit mehr bekannt wurde. Bei der US Navy war sie zuvor als Bomber, „Night Attack-“-, Seeaufklärungs- und ECM-Flugzeug eingesetzt, in zweiter Linie dann noch als VIP-Transporter, Zielschlepper und „Station Hack“, um höheren Offizieren ihr „Flight Pay“ zu sichern. Als Bausatz in 1:48 kommt leider nur der von Matchbox in Frage. Zwar neuerdings von Revell-USA wieder aufgelegt, aber inhaltlich immer noch der Jahrzehntealte. Was allerdings die Flügel betrifft, sind sie – die sogenannte Detaillierung ausgenommen - die besten aller Bausätze. Außen maßstäblich dünn, unten leicht konkav (nach innen gewölbt). Ansonsten aber gibt es eben eine ganze Reihe von Sachen, die heutigen Ansprüchen nicht mehr genügen. Insbesondere die vorne zu stark gerundete Motorhaube, der ebenso zu runde Abschluss der hinteren Cockpithaube sowie der zu dicke und oben gerundete Seitenleitwerk-Rumpfübergang entstellen das Modell doch sehr. Aber das lässt sich mit Schleifpapier relativ schnell beheben. Die sogenannte Detaillierung ist meistens erhaben, mir aber gerade recht, denn dann kann ich so fein gravieren wie ich will. Ebenso verschwand nach Verspachteln und Gravur ein typischer Matchbox-Graben, der sich vom Cockpit bis zum Seitenleitwerk zieht. Was am Rumpf sonst noch zu tun war, kann dem Foto „Veränderungen am Rumpf“ entnommen werden.
Ob der Korrekturbausatz von Cygnus noch lieferbar ist, hätte man prüfen können, abzuraten ist aber von dem Vorschlag, den Vorderrumpf von Tamiya mit dem hinteren von Matchbox zu kombinieren. Erstens werden durch das Aufspreizen des Vorderrumpfs die Lufteinläufe zu trapezförmig, zweitens müssen die Panzerplatten, die die -5 nicht hatte, entfernt werden, und drittens gibt es erhebliche Passprobleme.
Weil bei einer geparkten Skyraider die wie Blütenblätter um das Getriebe angeordneten Abdecksegmente in der Motorhaube üblicherweise geschlossen sind, kann man sich den Austausch des rudimentären MB-Motors sparen, wenn man eine Motorhaube von Tamiya übrig hat. Bei den seitlichen Kühlklappen kann es nicht schaden, die Schlitze mit dünnem Plastik zu hinterlegen. Die Lufteinläufe sind leider etwas zu trapezförmig, vor allem der obere. Ich habe ihn durch ein Eigenbauteil ersetzt (Rechteckiges Flachteil entsprechender Stärke oben abrunden, vorne zwei Schlitze einsägen, in die zwei Blättchen dünnes Alublech gesteckt werden; das Ganze mit dünnem Plastik aus einem Quarkbecher ummanteln, Nahtstelle unten).
Das Fahrwerk ist etwas vereinfacht, wer nicht ganz genau hinsieht, kann aber damit leben. Wie es genau aussieht (und alles andere) ist sehr schön einem „Walkaround“ im Internet zu entnehmen. Ich habe leider genauer hingeguckt und festgestellt, dass das Fahrwerksbein etwas grobschlächtig daherkommt, im Gitterwerk der horizontale Träger samt Hydraulikstempel fehlt und die seitlichen Träger vorne nicht rundes, sondern kantiges Profil und einige Details haben. Weil echter Stahl besser aussieht als bemaltes Plastik, entstand das Fahrwerksbein aus einem entsprechend gekürzten und gekröpften Nagel, außen mit Röhrchen und Stäben, ebenso beim hinteren Hydraulikstempel. Abschließendes Highlight: Zwei Katapulthaken basteln und am Bein innen oben ankleben.
Wer eine Navy-Maschine bauen will (bei mir war’s Resteverwertung des Radoms einer AF-2 plus MB-Teile von meinem Freund Michael G.), muss allerdings die Fahrwerksklappen neu fertigen. Die der Navy sind gerundeter und haben keine Scheinwerfer, bei Trägerflugzeugen mit Ausschnitt für den Katapulthaken. Ich habe diese Teile – siehe Foto - nach diesem Prinzip selbst gezogen. Kurz: Stempel – hier mit horizontalem Flachteil - aus Polyester-Spachtelkitt (Autozubehör), Plastikplatte ca. 3 mm Stärke mittels Reißzwecken auf Sperrholz o.ä. mit Ausschnitt in Form des Mittelteils; Plastik über eingeschaltetem Toaster weich machen, auf eine Tasse o.ä. legen (Plastik oben) und Stempel ohne abzusetzen eindrücken; kurz warten, Teil abnehmen und zurechttrimmen. Auf die gleiche Weise entsteht auch die vordere Cockpitabdeckung. Hinten wurden nur die Beulen auf das Bausatzteil aufgespachtelt.
Beim wenig realistisch ausgebildeten Cockpit ist leider Eigenbau angesagt, insbesondere, weil am Instrumentenbrett der Teil des Navigators von Version zu Version differierte. In meinem Fall entstand es wie folgt: Links Instrumente per MS-WORD auf grauem Hintergrund; auf weißem Decalpapier passend verkleinert ausdrucken, auf dünnes Plastik aufbringen. Darüber klares PVC, Instrumente mit Maskol abdecken, horizontale und vertikale Rillen einfräsen, um die Instrumentengehäuse nachzubilden (sie stehen recht eng beieinander), dann Farbe drüber. Nach dem Trocknen Maskol abreiben. Knöpfe an Bedienpanels: Dünnes Alublech (Fastfoodschale) von hinten einprägen, vorne grau einfärben und nach dem Trocknen so schwarz übermalen, dass das Grau hervortritt (etwas drüber wischen kann helfen). Zugegeben primitiv aber besser als nichts (wo BSH seine Knöpfe bei der Guardian her hatte, hätte ich gerne gewusst). Radar- und andere Displays Ringe von Evergreen-Rohren, Scheiben aus 2K-Kleber. Sitze aus Plastik gefeilt, Gurte Zinn-Blei-Folie. Die zu dünne Halterung des Steuerknüppels wurde durch ein schmales trapezförmiges Teil ersetzt. Heißt insgesamt: A lot of work!
Die Halterungen der beweglichen Landeklappen (in Parkstellung immer eingefahren!) haben mit der originalen Form nichts gemein. Ich habe sie jeweils aus zwei getrennten Teilen (vorne dreieckig, hinten ovale Längsträger) gefertigt. Da ich eine Trägermaschine mit den typisch in Parkposition beigeklappten Tragflächen machen wollte, durfte die Darstellung mit leicht nach innen geklappten Querrudern (mechanisch bedingt) nicht fehlen. Weil die Landeklappen nicht einfach wie Bretter außen abgesägt sind, sondern die Beplankung zeigen, wurden die Außenkanten innen abgefast und ein Spant eingesetzt. Um die äußeren Tragflächen nach dem Bemalen einsetzen zu können, wurde die Bausatz-Halterung im Innenflügel teilweise entfernt und der Spant erst nach dem Einkleben eingesetzt. Die übliche, mit Druckknöpfen befestigte Abdeckplane entstand durch Alufolie, von hinten eingeprägt und vorne entsprechend bemalt. Einige Hebelchen noch dazu und fertig ist das Ganze.
Staurohr aus Stabilitätsgründen aus ummanteltem dünnen Stahldraht. Einstiegsrasten und Bremsleitungen aus Blumendraht. Im Seitenleitwerk Lufteinlass vor dem Zusammenbau aufgebohrt, danach dünnen ovalen Plastikstreifen eingesetzt, außen verspachtelt und verschliffen. Antenne ausgedünnter Faden einer Strumpfhose (berührungsunempfindlich, hält ewig), Befestigung mittels Stopfen aus dünn gezogenem Gießast. Leuchten aus mittels Kerzenflamme verdünntem und durch seitliches Drücken geformten Gießast (Prinzip s. Seite "Leuchten" http://www.pmcn.de/ABC/lights/lights.htm), mit "Edding"-Farben passend bemalt. Zum Schluss habe ich der -5W noch einen Scheibenwischer spendiert, Arm der Elastizität wegen aus dünn gezogenem Wattestäbchen, Wischerblatt dünnes Alu. Abgasspuren per Pastellkreide, mit Wattestäbchen verwischt. Keine „Alterung“ oder „Lackabplatzer“, da bei Trägermaschinen verpönt. Die Hoheitsabzeichen konnte ich meinem Fundus entnehmen (das Blau sollte fast schwarz sein) die Markierungen mussten per MS Word selbst gefertigt und auf Neutral-Decalpapier gedruckt werden. Bei den Farben hat wohl jeder seinen Favoriten (ich hatte Humbrol und Revell), es sollten folgende Farbtöne sein: Oberseiten „Light Gull Gray“ FS 36440, Unterseiten, Höhen- und Querruder „Insignia White“ FS 17875. Cockpit „Dark Gull Gray“ FS 36231. Vorderkanten Aluminium; Dekorfarbe „Maroon“ (aus Rot und Schwarz gemischt). Alle Farbtöne mit Abstufungen von "Seidenmatt", weil die "Gull Grays" entsprechend der ersten Ziffer der FS-Nummer "non specular" (aber nicht total matt) sind, umgekehrt "glossy" (FS 1...) im Modell zu glänzend herauskäme.
Abschließend: Dass das jemand nachmachen wird, wage ich zu bezweifeln, aber vielleicht kann der eine oder andere Bausatzschritt in anderer Hinsicht angewendet werden. In jedem Fall aber ist ein Bausatz nach aktuellem Stand dieses nicht unbekannten Typs dringend angesagt. Wilfried Eck Publiziert am 26. Mai 2017 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |