Faszination Modellbau 2015 Teil 3Friedrichshafen, 30. Oktober bis 01. November 2015Was man alles aus Karton machen kannWir sind noch in Halle A 4, in der gleich neben den Tischen der Plastikmodelle die IG Kartonmodellbau vertreten ist. Im Verhältnis zur Halle ist das eine kleine Fläche für das schöne Hobby, aber für einen einzelnen Verein oder eine IG ist das doch eine passable Ausstellungsfläche. Und wie man sehen kann, sind die Tische mit sehr schönen Modellen bestückt. Ich kann mich noch erinnern, wie ich mich in meiner Kindheit einmal mit dem Hobby beschäftigte. Das war damals die einzige Möglichkeit, mit wenig Geld eine Burg zu bauen. Ich habe das Thema dann wieder fallengelassen, weil ich weder die Finger, noch die Geduld dafür hatte. Mir ist es heute noch ein Rätsel, wie diese Spezialisten das so tadellos hinkriegen. Vor allem, was die Rundungen betrifft. Oder die Winzigmodelle - ein Wahnsinn! Auf den ersten Blick kann man meistens nicht erkennen, dass es sich um Karton handelt. Sehr verbessert haben sich mit der Zeit auch die Druckvorlagen. Die Farben sind sehr natürlich und schon ein wenig gealtert. Das war zu meiner Zeit noch ein großes Manko. Schade, dass meines Wissens bei den Kartonmodellherstellern kaum der Maßstab 1:72 berücksichtigt wird. Da könnte man gut Figuren und Gebäude in Dioramen kombinieren. Ein Prachtstück! Die Stadtoldendorfer Gipsbahn (Spur 0e)Wir verlassen die Faszination Kartonmodellbau und begeben uns in die Halle A3, die von den Modelleisenbahnen belegt ist. Dort fesselte uns insbesondere ein großes Diorama: Die Gipsbahn von Stadtoldendorf. Vielen wird es vielleicht wie uns gehen: Wir hatten darüber noch nichts gehört oder gesehen. Der Erbauer dieses sehr umfangreichen Werkes war gerne bereit, uns mittels einer Führung aufzuklären (dass hier eine kleine Führung notwendig war, sagt schon etwas über die Größe der Anlage aus). Er hat die Module in langjähriger Bauzeit in seinem Bastelkeller hergestellt (ich glaube, es waren elf Jahre / habe das im Eifer des Gespräches leider nicht gleich notiert). Die Lokomotiven, Anhänger und Gebäude wurden größtenteils nach Originalvorlagen gestaltet. Unser Führer überließ uns eine Broschüre des Bürgervereins für Kultur- und Heimatpflege Stadtoldendorf mit Bildern aus der Zeit um 1949 mit Streckenplan. Anhand dieser Bilder kann man sehen, wie historisch genau das Diorama gebaut wurde. Ich wollte eigentlich ein paar dieser Bilder dem Bericht hinzufügen, habe aber gesehen, dass da ein strenges Copyright besteht.
Die Zeit drängtGern hätten wir noch länger mit den Bastelkollegen geplaudert. Da hätte es noch so viel Wissenswertes gegeben. Aber die Zeit ist uns durch die vielen Gespräche buchstäblich davongelaufen. Der Kaffee wird gestrichen, denn wir wollen ja noch zu verschiedenen Händlern. Unterwegs werden wir aber von einer Guiness-Rekord verdächtigen Eisenbahnanlage aufgehalten. Eine Darstellung der Gotthardbahn von der IG Gotthardbahn-Südrampe.
Beeindruckende DatenDie Dimensionen dieses gewaltigen Dioramas kommen auf einem Foto nicht so richtig zum Ausdruck. Deshalb ein paar Zahlen und Fakten zu dem Werk: Es wurde von acht Mitgliedern der IG im Maßstab 1:160 gebaut und hat die Maße 2,00 m x 20,00 m. Auch die Höhe ist mit 3,10 m außergewöhnlich. Es besteht aus 39 Modulen und die Züge der Spur N fahren auf 216 m Gleislänge. Die Wälder sind mit 52.000 Bäumen bestückt. Der Fahrbetrieb ist vollautomatisch und hat digitale Stromversorgung. Es gibt dafür 21 eigenentwickelte und im Eigenbau hergestellte Blockstellen. Das Dio der Superlative ist nach 16.500 Std. Arbeitszeit noch nicht vollendet. Es werden als nächstes die Bauten der Umgebung maßstabgerecht aus Polystyrol gefertigt. Dargestellt wird ein Ausschnitt aus der Strecke von Airolo bis Biascina der Gotthardbahn. Das meinte ich mit Guinnes-rekordverdächtig! Vielleicht steht das Dio ja schon drin im Buch, ich bin da nicht ganz auf dem Laufenden. Jetzt müssen wir uns aber sputen, damit wir noch zu unseren Händlern kommen. Wir wandern noch vorbei an diversen anderen Eisenbahn-Anlagen und an einem Stand mit wunderbaren Dampfmaschinen. Selbstverständlich war bei den Eisenbahnen jede Spur vertreten: Spur IIm (Gartenbahnen),Spur 1, Spur 0e, Spur TT, Spur N, Spur Z und Spur HO. Entsprechend zahlreich waren auch Aussteller und Besucher in diesem Bereich (Hallen A2 und A3).
Die Modellbaum Manufaktur GrünigDann finden wir einen Spezialisten für Modellbäume. Das ist der Manfred Grünig. Einige Dioramenbauer werden vielleicht den Namen noch nicht kennen, aber wahrscheinlich seine Bäume schon gesehen haben. Das sind die Bäume, die so bestechend realistisch aussehen und z.B. bei dem Diorama "Schlacht von Cröbern" vom Verein Geschichte in Miniaturen e.V. so einen hervorragenden Eindruck hinterlassen.(siehe: www.geschichte-in-miniaturen.de). Die Bäume von der Modellbaum Manufaktur Grünig findet man unter: www.modellbaum-manufaktur.de. Da es kein Ladengeschäft gibt, kann man das herrliche Grünzeug dort online bestellen. Das Wort Grünzeug passt doch irgendwie zu Manfreds Familiennamen. Der Manfred ist übrigens leicht zu erkennen an der Hornhaut auf seinen Fingern, die er sich beim Bäumchendrehen zugelegt hat. Bäumchendrehen ist nur was für harte Männer! ArtitecDie Firma ist seit 22 Jahren schwerpunktmäßig im maritimen Bereich und im WW II mit den Maßstäben 1:87 und 1:72 unterwegs. Und das mit Schiffen, U-Booten, Flugzeugen, Figuren, Fahrzeugen, Panzer, Zügen mit Waggons, Gebäuden, Leuchttürmen, Kaimauern, Kränen, diversem Zubehör und Beschriftungen. Viele außergewöhnliche und fein gearbeitete Fertigmodelle, ideal für Dioramenbauer, die nicht den Plastikmodellbau als Schwerpunkt haben. Näheres unter: www.das-kantoor.de
Unique Scenery ProductsWer für den Landschaftsbau etwas Besonderes sucht, wird bei dieser holländischen Firma fündig. Hier gibt es hervorragendes Material für Beflockung von Bäumen, Gestaltung von Gelände, Schotter und Sand von grob bis extrem fein, Büsche und Blumen. Primär für den Modelleisenbahner in 1:87 oder 1:160, ist aber genauso gut für 1:72 zu verwenden. Daneben werden auch Laser-Bausätze für verschiedene Gebäude in 1:87 angeboten. Am Stand wurde auch sehr schön die Herstellung von Bäumen demonstriert. Einfach mal reinschauen unter: www.sceneryproducts.eu
FelsenWie ein Zusammenspiel von Modur und Grillkohle zu sehr schönen Ergebnissen in der Felsengestaltung führen können, kann man an den nachfolgenden Bildern erkennen. Modur ist ein Werkbaustoff, den ich bisher auch noch nicht kannte. Grillkohle dagegen... Über diesen interessanten Baustoff (damit meine ich nicht die Grillkohle) gibt es eine schöne Homepage mit kostenlosen Bastelanleitungen und Downloads. Es werden auch die Händler aufgeführt, die dieses Material anbieten.(www.modur-hobbymodellbau.de)
Das Wunder LEDAuch im Bereich Beleuchtung gibt es auf dieser Messe immer wieder fantastische Neuigkeiten zu bewundern. Beim Bau einer Eisenbahnanlage kann man sich mit der heutigen Technik ganz schön austoben, wenn man über den entsprechenden Geldbeutel verfügt. Da gab es Modelle mit winzigen eingebauten Bildschirmen (die z.B. ein Fußballspiel auf der Stadionleinwand live zeigten) oder ein Karusell mit Originalgeräuschen (Musik, Fahrgeräusch, Ansagen), Flackerlicht und rasanter Fahrt. Auch Lokomotiven mit Dampfgeräusch und Rauch sind immer wieder schön anzusehen. Da strahlen die Augen der großen und kleinen Kinder.
Zum Schluss noch ein paar Photoshop-Spielereien mit Ausstellungsmodellen
Irgendwann muss leider Schluss seinDie Zeit von 9.00 Uhr bis 18.00 war viel zu kurz! Folgende wichtige Dinge mussten wir deshalb vernachlässigen: Kaffeetrinken, Flug-Vorführungen, Truck-Trials, um nur ein paar der vielen schönen Dinge zu nennen. Ein Zeppelin-Rundflug wäre auch nicht übel gewesen. Von der schönen Gegend um den Bodensee ganz zu schweigen. Was bedeutet das? Richtig - Wir müssen nächstes Jahr wieder hin! Herzliche Grüße vom Dioramenbauer! Wolfgang Hartung Publiziert am 10. November 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |