Faszination Modellbau 2015 Teil 1Friedrichshafen, 30. Oktober bis 01. November 2015...und täglich grüßt das MurmeltierIch habe diesmal für den Titel ein Bild aus meinem Friedrichshafen-Bericht von 2013 gewählt. Der Grund dafür ist, dass die possierlichen afrikanischen Tierchen eine Ähnlichkeit mit Murmeltieren haben. Als meine Frau und ich die Ausstellung in Friedrichshafen nach zwei Jahren wieder einmal besucht haben, hatten wir schon den Eindruck eines Deja-vu-Erlebnisses. Derselbe Autokorso nach der Autobahnausfahrt, der auf sehr viele Besucher hinweist und dieselbe perfekte Organisation wie vor zwei Jahren. Wir kamen auch wieder reibungslos durch den Eingang Ost der Neuen Messehalle. Und wie damals tauchten wir schon in der ersten Halle in eine actiongeladene Atmosphäre ein, die durch Motorenlärm unterstrichen wurde und die uns sofort wieder bewusst machte, dass der Schwerpunkt auf Radio Control (RC) liegt. (Der Ordnung halber sei erwähnt, dass es sich hierbei um die Halle A 6 handelt, weil sich der Osteingang auf dieser Seite befindet. Wir zäumten also praktisch das Pferd von hinten auf). Autorennen sind jetzt eigentlich nicht das Highlight für einen Dioramenbauer, der sich unter Rittern, Römern oder Piraten bewegt, aber man schaut ja gerne auch mal über den Tellerrand hinaus. Sehr schnell war ich dann wieder fasziniert von den rasanten Duellen der Tourenwagen auf der Rennbahn, welche mit dem Fahrerlager die ganze Halle ausfüllt. Es ist unglaublich, mit welcher Souveränität die Wagen (oft vier Fahrzeuge nebeneinander) durch die Kurven gelenkt werden. Ab und zu fliegt auch mal einer raus, aber das ist eher die Seltenheit. Da bilden Steuerung und die Piloten am Pult eine verwachsene Einheit wie im realen Motorsport. Hier ist große Konzentration angesagt!
Rasende Zweiräder mit beheizten ReifenNoch dramatischer wird's dann bei den Motorbikes. Action pur! Am Stand eines Händlers konnte ich dann beobachten, wie bei den Rennfahrzeugen die Reifen für ein besseres Grip aufgeheizt werden. Grip bezeichnet im Reifenkontext die Reibung zwischen Reifen und Rennbahn. Es geht also um eine gewisse "Klebrigkeit" der Reifen. Das ist jetzt in der gebotenen Kürze für ein sehr komplexes Thema sehr oberflächlich ausgedrückt. Nachdem Grip auch in der Art der Reifen eine große Rolle spielt, würde es mich nicht wundern, wenn es da wie im "echten Leben" auch eine entsprechende Auswahl im Modellbereich gibt. Alles in allem: Professionelle Technik wo man hinschaut! Das ist natürlich, wie so ziemlich alles im RC-Modellbau, sehr teuer, sei es im Motorsport, bei den Fliegern oder in der Schiffahrt (oder Schifffahrt ??). Also: bei den Schiffen.
Schiffe und U-Boote in Perfektion und ActionAls nächstes gelangen wir in die Halle A 5 mit dem großen Wasserbassin. Hier ist auch ein Stand von Revell untergebracht (oder war das jetzt in Halle A 4?), belegt mit RC-Technik und ein paar Plastikmodellneuheiten. Auch von Dickie-Tamiya waren ein paar Neuigkeiten ausgestellt. Nichts Weltbewegendes für den Plastikmodellfan. Dafür sind die Vorführungen mit den schwimmenden Schiffsmodellen über und unter Wasser schön anzusehen. Mich interessierte in erster Linie die Technik der zahlreichen U-Boote, die hier im Trockendock lagen. Die wurden mir dann auch anschaulich erklärt. Es gibt grundsätzlich drei Tauchmethoden: Die einfachste funktioniert durch die Motorkraft in Verbindung mit dem Steuerruder. Komplizierter wird es dann bei der klassischen Methode, wie man sie in der Realität kennt: Zum Tauchen wird Wasser aufgenommen, zum Auftauchen werden die Tanks wieder entleert. Fluten und Entleeren wird über einen Tank ausgeführt, der Ähnlichkeit mit einer Spritze hat und auch so funktioniert. Die dritte Möglichkeit funktioniert ähnlich mit Druckluft anstelle des Wassers. Alles sehr diffizil zu bauen. Da ist ja auch noch das Tarieren des Gewichtes und die Elektronik zu bewerkstelligen. Und weil es gerade im U-Bootbereich kaum Bausätze gibt (am ehesten vielleicht noch bei Graupner), muss schließlich auch noch der Bootskörper in Scratchbauweise hergestellt werden. Das verlangt nach sehr guten handwerklichen Fertigkeiten des Modelleurs und einer entsprechenden Werkzeug- und Maschinenausstattung. Wie schon gesagt, ein sehr teures, aber auch sehr anspruchsvolles Hobby.
Tumult im WasserbeckenIn dem großen Bassin, das sich ebenfalls in Halle A 5 befindet, geht es hoch her. Es findet eine Vorführung nach der anderen statt. Auf dem Fahrerstand neben dem Becken stehen mehrere Enthusiasten, die mit ihren Fernsteuerungen Segler, Dampfboote, schnelle Boote und U-Boote dirigieren. Sogar ein Löscheinsatz auf hoher See wird mit den dazugehörigen Flammen und Rauchentwicklung demonstriert. Verschiedene U-Boot-Typen tauchen und können sogar vereinzelt Torpedos abschießen. Ein Riesenspektakel, das natürlich viele begeisterte Besucher anlockt.
Wir bleiben bei den Schiffen in Halle A 5 und sehen als nächstes wunderschöne klassische Schiffe als Holzmodelle mit authentischer Takelage. Wahre Meisterwerke! Holz ist halt immer noch das Non plus Ultra-Material für diese Art von Schiffen. Etwas genauer hinsehen musste man bei den Flaschen- Pardon - Glühbirnenschiffen. Eine Weltsensation exclusiv im Modellversium. Ich habe mir die Rechte der Berichterstattung entsprechend von dem genialen Erfinder abtreten lassen. War nicht ganz billig.
Die Scharnhorst und SOS TitanicNach den klassischen Seglern sehen wir uns diverse andere Schiffstypen an. Wir kommen dabei nicht umhin, das Schlachtschiff "Scharnhorst zu bewundern. Natürlich kommt man als interessierter Besucher sehr schnell in's Gespräch mit dem Schöpfer dieses gigantischen Schiffes. Es wurde von einem Mitglied (siehe Bild) des Schiffsmodellbauvereins "SOS Titanic" komplett in Scratchbauweise hergestellt. Bauzeit 3 1/2 Jahre. Das Modell verfügt über elektronisch gesteuerte Geschütze und hat eine Länge von 230 cm. Nach den interessanten Erläuterungen wurden wir dann auch mit einem Vereinskameraden bekanntgemacht (im Blog der "Schlossherr"), der uns ein wenig über den Verein erzählte, der sogar über ein eigenes Fahrwasser in 86343 Königsbrunn, Benzstr., im Süden der Stadt Augsburg verfügt. Der Verein hat sich auch mit einem Container ein eigenes Vereinsheim geschaffen und zählt 30 Mitglieder. Wer also zum Beispiel mal eine SMS Emden schwimmen sehen will, sollte da mal vorbeischauen. Näheres zum Verein und Events auf der Homepage des Vereins (Googeln unter SOS Titanic Schiffsmodellbauverein)
Links unten das Logo des Vereins SOS Titanic Der PMC Bodensee in Halle A 4Nach einigen Gesprächen mit den Schiffsbauern und einem Mittagsessen kommen wir endlich in die Halle A 4, in der unter anderem der PMC Bodensee seine Ausstellungsfläche verteidigt. Deswegen sind wir ja hauptsächlich nach Friedrichshafen gefahren. Wieso Ausstellungsfläche verteidigt? Das kommt daher, weil die übermächtigen RC-Bereiche wie der Track Parcours, die Roadworker Arena, der Truck Trial und der Militärmodellbau-Parcours zunehmend die Fläche für den Plastikmodellbau und den Kartonmodellbau beschneiden. Das liegt natürlich daran, dass diese Bereiche wesentlich mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Besucher wollen in erster Linie Action, die da reichlich geboten wird. Und Besuchermagnete sind Umsatzbringer. Es ist also nicht einfach sich da zu behaupten. Trotz dieser schwierigen Umstände haben es Ricardo (der Vorstand des PMC Bodensee e.V.) und seine Mitstreiter geschafft, eine Fläche zu behalten, um die sie viele Vereine beneiden würden. Und das mit hochwertigen Modellen und Dioramen. Das ist auch der laufenden Kommunikation mit anderen Vereinen zu verdanken, denen Ricardo die Ausstellungstische vermittelt. Besonders sind mir da Vereine aus der benachbarten Schweiz mit ihren Exponaten und ihrem Humor aufgefallen, was Bilder im 2. Teil des Berichtes belegen. Schwerpunkt des Plastikmodellbaubereiches sind Flugzeuge und WW 2.
Qualitativ hochwertige fliegende KistenNehmen wir uns also die Zeit und genießen die tollen Flieger. Die sind es wert! Wir beginnen mit einer kleinen Serie: Kampfmaschinen mit ihren Cockpits. Es geht nichts über ein offenes Cockpit! Da sind so viele filigrane Details zu bewundern.
PhantombilderNein, bei der nachfolgenden Bilderserie geht es nicht um Verbrechensbekämpfung, sondern um eine schöne Reihe der Kultmaschine Phantom, die auch gerne als das "Schlachtross des Kalten Krieges" bezeichnet wird. Sämtliche Maschinen sind Produkte von den "Flugingenieuren" des PMC Bodensee. Eines schöner als das Andere. Der Kult kommt nicht von ungefähr. Wie elegant doch tödliche Gefahr daherkommen kann!
Weitere LeckerbissenDer Helicopter rechts im raffinierten Dioramahintergrund hatte einen beweglichen Rotor. Fortsetzung folgtIm zweiten Teil des Berichtes sehen wir weitere Flugzeuge, lustige Schweizer, tolle Dioramen WW2 und interessante Händler. Wolfgang Hartung Publiziert am 07. November 2015 Die Bilder stammen von Gertrud und Wolfgang Hartung. © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |