Blackburn Skua Mk.IIvon Roland Sachsenhofer (1:48 Special Hobby)
Ob Stercorarius skua vulgo Raubmöwe als ein hässlicher Vogel gelten darf, weiß ich nicht, bekannt ist aber, dass der Namensvetter aus dem Hause Blackburn selten als schönes Flugzeug beschrieben wird. Dabei hat das Muster in der Geschichte der britischen Marinefliegerei Anspruch auf einen prominenten Platz. Der für damalige Verhältnisse moderne Tiefdecker löste ab 1937/38 so überalterte Doppeldecker-Muster wie die Hawker Nimrod oder Osprey als Jagd- und leichtes Kampfflugzeug bei den Staffeln der FAA ab und brachte das damals hoch im Kurs stehende Sturzkampfverfahren in das Inventar der Royal Navy. Bei Kriegsausbruch galt die Skua als erstklassiges Gerät - aber schon die Erfahrungen des Jahres 1939 sollten für eine gewisse Ernüchterung sorgen. Allerdings konnte eine Skua Ende September mit dem Abschuss einer Do-18 den ersten britischen Luftsieg verbuchen, trotzdem blieben die großen Erfolge bis April 1940 aus, als insgesamt 16 Skuas der 800th und 803th Squadron im Zuge des „Norwegenfeldzugs“den deutschen Kreuzer Königsberg versenken konnten. Bis zum Frühjahr 1941 blieben die mit Blackburn Skua ausgerüsteten Staffeln 800, 801, 803 und 806 von Trägern oder vom Festland aus aktiv, folgend wurden die verbleibenden Maschinen zu Trainingseinheiten und zum Zielschleppen eingesetzt; ein nicht weniger wichtiger, wenn auch weniger spektakulärer Verwendungszweck.
Mein Modell zeigt L2991/ „Q“ der 803th Squadron im Frühjahr und Sommer 1940 auf der HMS „Ark Royal“. Diese Maschine wurde bei der Jagd auf die „Scharnhorst“ abgeschossen. Der Besatzung Lt.Cdr. Casson und Lt. PE. Fanshawe gelang eine Notlandung bei Langvik.
Wenn ich im Folgenden über einige Schwachpunkte des Bausatzes schreibe, soll das nicht bedeuten, dass dieser Bausatz zu meiden wäre. Ich gebe nur den Rat, sich viel entspannte Zeit, Lust auf's Recherchieren und Improvisieren – sowie natürlich eine gewisse Nervenstärke - bereit zu halten. Aber das sind ja ohnehin die wahren Modellbauertugenden. Der Bausatz ist in einigen Bereichen wirklich sehr rudimentär. Ich denke dabei an das Cockpit ebenso wie das Fahrwerk, aber auch an Bereiche wie etwa die Bombenschwinge oder rund um die Landelichter.
Einen gewissen Detailreichtum weist die Resin-Darstellung des Bristol Perseus XII auf. Allerdings sind die Zylinderköpfe viel zu lang, um in die Verkleidung zu passen, ich musste sie mit der Modellbausäge kürzen. Außerdem sind die Luftansaugstutzen, die recht sichtbar zwischen Zylindern heraus ragen, aus groben und voll gestalteten Plastik gefertigt. Diese hatte ich auszubohren und auch von der Form her nachzubehandeln, um zu verwendbaren Teilen zu kommen. Ähnliches gilt auch für den mächtigen Auspuff an der rechten Bugseite. Auch diesen musste ich „öffnen“, was noch dazu bei der komplexen Geometrie des Bauteils nicht mit einem einfachen Aufbohren zu erledigen war.
Wie nach der in der Bauanleitung beschriebenen Weise die einzelnen Zylinder mittels achtzehn kurzer Auspuffrohre mit dem vorne liegenden Auspuffsammelring verbunden werden sollen, ist mir bis jetzt ein Rätsel. Hier habe ich ein wenig geflunkert und die Auspuffrohre einfach an die Innenseiten der beiden Halbschalen geklebt. Von außen kann man's eigentlich nicht mehr sehen - und ich kann damit gut leben. Dadurch geht aber leider auch der korrekte Sitz des Sternmotors in der Motorverkleidung verloren, aber ich konnte mit viel Gefühl und etwas Superkleber Abhilfe schaffen.
Ein eigenes Themenfeld ist auch die Kanzelverglasung: Der bewegliche Teil der Kabinenhaube gleitet nicht, wie im Original, über die hintere Kabinenüberdachung. Um trotzdem zu einer geöffneten Haube zu kommen, habe ich Plastikstreifen an beide Unterenden geklebt und diese verspachtelt und verschliffen. Nun sitzt das Bauteil einigermaßen glaubhaft. Passprobleme haben das Projekt durch alle Bauphasen begleitet, was aber wiederum kein Problem ist, wenn man auf die eingangs genannten Modellbautugenden zurückgreifen kann. :)
War der Bau für mich trotzdem lohnend? Auf jeden Fall! Für mich hat der „hässliche Vogel“ im Zuge der Auseinandersetzung an Kontur und Charakter gewonnen - und nun bin ich sehr froh, dieses geschichtsträchtige Flugzeug als Modell in die Vitrine stellen zu können. Wenn ihr euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt ihr hier zum Baubericht. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at
Roland Sachsenhofer Publiziert am 03. August 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |