Heinkel He 219 A-7/R2Der "Uhu" macht die Nacht zum Tagevon Alexander Jost (1:32 Revell)Das Original
Die Heinkel He 219 war das erste deutsche Jagdflugzeug, das von Beginn an als Nachtjäger konzipiert wurde. Nach ihrem Erstflug am 6. November 1942 folgten der He 219V-1 noch eine ganze Reihe Prototypen, ehe ab Juni 1943 die ersten Serienmaschinen vom Typ He 219A-0 ausgeliefert werden konnten. Die weitere Entwicklung führte schließlich im Juli 1944 zur Baureihe He 219A-2. Inzwischen hatte die He 219 längst ihre Feuertaufe mit Bravour bestanden: In der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 1943 gelang Major Werner Streib mit einer He 219A-0 des Nachtjagdgeschwaders 1 der Abschuss von fünf gegnerischen Bombern. Während der folgenden Einsätze der Nachtjagd erwies sich die He 219A als ein hervorragendes Jagdflugzeug. Die im Kriegsverlauf eingebrachten Verbesserungen führten schließlich zu einer grundsätzlichen Überarbeitung auf der Basis der A-2; ein Serienbau, der als He 219A-7 geplant wurde. Als Antrieb waren DB 603G Motoren oder schließlich der Jumo 222 vorgesehen. Da jedoch keines der Triebwerke verfügbar war, entschloss man sich dazu, die Serie mit dem DB 603AA anlaufen zu lassen, um später bei Verfügbarkeit der neuen Triebwerke den Standard A-7 zu erhalten. (nach einer Textquelle bei Revell.de) Die He 219 war übrigens das erste serienmäßig hergestellte Flugzeug mit eingebauten und einsatzmäßig verwendeten Schleudersitzen.
Der Bau:
Nachdem Revell Ende 2012 den "Uhu" im 32er Maßstab herausbrachte (ArtNr. 04666), war mir klar, dass dieser große Flieger irgendwann einmal auf meiner Werkbank landen müsste. Bei diesem Projekt wurde ich von dem auf Largescaleplanes.com aktiven Modellbauer Iain Ogilvie alias "32SIG" inspiriert, der unmittelbar nach Erscheinen des Revell-Kits umfangreiche Modifikationen am grundsätzlich recht akkuraten, aber verbesserungswürdigen Bausatz aus Bünde vorgenommen hatte. Aufbauend darauf beschäftigte ich mich über einen Zeitraum von 21 Monaten hinweg mit weiteren Modifikationen des Kits: Ich richtete die Motorgondeln durch komplettes Aussägen neu aus, indem ich sie sie hinten um etwa 2mm anhob. Dabei habe ich sie nicht so stark hochgezogen wie Iain, sondern bin nach ausgiebiger Schau sämtlicher mir vorliegender, aussagekräftiger Originalfotos und Pläne zu dem Ergebnis gekommen, dass der Heckkonus der Motorgondel nicht fluchtend mit der Tragflächenhinterkante abschließen sollte, wie es übrigens beim Zoukei Mura-Modell der Fall ist. Vielmehr bilden Heckkonus und Achsenmitte des Propellers eine Linie, die letztlich unterhalb der Tragflächenunterseite und parallel zur Flugzeugmittelachse liegt. Die Ober- und Unterseiten der Motorgondeln des Revell-Modells sind etwa 2mm zu flach und wurden mit Milliput "Superfine" aufgefüttert. Das ging wirklich super, die Modelliermasse lässt sich hervorragend mit Wasser und Fingern bearbeiten und gestalten. Die Motorgondeln wurden vorbildgemäß oval geschliffen und komplett neu graviert. Zudem nutzte ich Eduard-Ätzteile für Klappen und Verschlüsse (Set No. 32324). Bei diesen Ätzteilen ist allerdings ein wenig Vorsicht geboten, weil nicht alle Anbringungshinweise der Bauanleitung stimmig sind. Hier sollte man sich an die CAD-Pläne von Kageros 3D-Monograph-Reihe und an der dem 48er Tamiya-Bausatz beiliegenden Bauanleitung (Grundrissplan mit Bemalungshinweisen) orientieren, siehe u.a. Quellenangaben. Beim Revell-Modell sind die Kühlerklappen des DB 603 Reihenmotors geschlossen dargestellt und wirken unterdimensioniert und ziemlich leblos. Ideal sind dagegen die Resinteile der kalifornischen Firma Barracuda Studios, mit denen man die Klappen geöffnet darstellen kann und die sauber auf den zurechtgetrimmten Revell-Kühlerring geklebt werden können. Die gesamte Flügel- und Rumpfstruktur wurde von innen mit Milliput stabilisiert, weil der Kunststoff des Revell-Modells recht dünnwandig daherkommt. Die Stabilisierung war auch deshalb notwendig, weil ich das Heck des Bausatzes modifizierte: ich arbeitete ein Sichtfenster im hinteren Rumpfbereich ein, es liegt beim Original zwischen Spant 24 und 25 (Not-Platz für einen weiteren Passagier). Außerdem verschliff ich den ab dort zum Heck hin auslaufenden, von Revell eckig dargestellten Rumpfbereich, so dass eine vorbildgemäße, ovale Rumpfform entstand. Auch die Ober- und Unterkanten des Doppelleitwerks wurden mit Spachtelmasse abgerundet modelliert und verschliffen. Ich brachte auf sämtlichen Flugzeugaußenseiten zusätzliche Gravuren für Nietstruktur und Blechstöße an und tauschte die Bausatzräder, die ein wenig wie Donuts aussehen, mit dem Eduard "Brassin"-Produkt No. 632016 aus. Das Hauptfahrwerk wurde gekürzt und im eingefederten Zustand dargestellt, die unbearbeiteten Revellteile würden das Modell etwa 2 bis 3mm zu hochbeinig erscheinen lassen. Außerdem stabilisierte ich das gesamte Fahrgestell mit innenliegenden Stahlsehnen. Hierbei nutze ich eine abgelängte Fahrradspeiche und Epoxid-Klebstoff. Die Ätzteil-Sitzgurte im Cockpit stammen wiederum von Eduard. Dargestellt habe ich die von Revell als Bausatzvariante empfohlene Heinkel He 219 A-7 WNr. 310215, Stab I./NJG 1, Münster-Handorf, Januar 1945. Mangels recherchierbarer Vorbildangaben brachte ich die fiktive taktischen Kennung D9+DI an und stattete die Maschine mit dem "Rüstsatz 2" (R2) aus, der eine maximale Waffenkonfiguration von 2x 30mm Maschinenkanonen MK 108 als im Hinterrumpf eingebaute "Schräge Musik", 2x MK 108 mit 2x 20mm MGs 151/20 in der Waffengondel sowie 2xMK 108 in den Flügelwurzeln vorsah. Außerdem sollte mein Nachtjäger mit dem "Hirschgeweih"-Funkgerät FuG 220 ausgerüstet sein. Die dazugehörige Antennenlandschaft stammt "out of the box" von Revell und kommt meines Erachtens recht filigran und realistisch rüber. Die LackierungMittlerweile geht ein Teil der Fachwelt davon aus, dass einige He 219, wie übrigens auch andere Nachtjäger, auf der Flügel- und Rumpfoberseite nicht nur in Grauviolett RLM 75, sondern auch mit Graugrün RLM 74 getarnt waren. Ich schloss mich dieser Theorie an und brachte darüber ein bizarres, kräftiges Mäander-Tarnschema aus "Squiggles" in RLM 76 Lichtblau auf. Die Decals stammen von Revell und ließen sich mit etwas "Mr.Mark Softer"-Weichmacher von Gunze problemlos aufkleben. Quellenverzeichnis:Gute Referenzen für dieses Projekt fand ich insbesondere in folgender Literatur:
Außerdem halfen mir zahlreiche User im "Flugzeugforum.de" weiter, für deren Unterstützung und Interesse am Projekt ich mich an dieser Stelle herzlich bedanke. Weitere Bilder und Bauschritte:Die Resinteile von Barracuda Cast sind eine echte Bereicherung des Bausatzes. Sie passen prima zu den Revellteilen. Die Windschutzscheibe wurde mit Spachtelmasse und Sekundenkleber bündig mit dem Kleberand geschliffen.
Mai 2015 Alexander Jost Publiziert am 26. August 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |