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Iljuschin Il-62M

Die Katastrophe der DDR-SEW

von Bernhard Pethe (1:144 Zvezda)

Iljuschin Il-62M

Geschichte:

Zu Wladimir Iljitsch Lenins hundertstem Geburtstag am 22. April 1970 erhielt die DDR-Staatsfluglinie Interflug (IF) ihren ersten Langstreckenjet vom sowjetischen Typ Iljuschin Il-62. Diese "uneigennützige, brüderliche Hilfe der Sowjetunion", so freute sich damals das Parteiblatt "Neues Deutschland“, eröffne der DDR eine neue Etappe in der Entwicklung der Zivilluftfahrt. Gut, genaugenommen war es auch so.

In der DDR waren 21 Il-62 registriert. Davon waren sechs Maschinen Il-62, eine Il-62M und 14 Il-62M(K). Technisch entspricht diese Variante der Il-62M aus dem Jahr 1978. Das "M" steht für "????????????????", auf Deutsch "Modifikation" und das "K" für "krylo", dem russischen Wort für Flügel. Das Flugzeug hatte also eine verstärkte Tragfläche bekommen. Das Abfluggewicht hatte sich um zwei Tonnen erhöht. Die Bezeichnung IL-62M(K) war nie eine offizielle Bezeichnung und wurde auch nicht in den Dokumenten und als Bezeichnung am Flugzeug aufgeführt.

Die Maschine mit dem Luftfahrzeugkennzeichen DDR-SEW (Werknummer 2850324) war erst ein Jahr alt, als sie am Morgen des 17. Juni 1989, einem Samstag, mit einer schwachen Auslastung gegen 8:15 vom Flughafen Berlin-Schönefeld starten sollte. An Bord befanden sich 103 Passagiere und 10 Besatzungsmitglieder. Ziel des Fluges IF 102 war Moskau.

Der Start erfolgte um 8:28 Uhr, als die Piloten beim Erreichen der Abhebegeschwindigkeit feststellten, dass das Höhenruder blockiert war. Daraufhin waren sie nach 40 Sekunden zum Startabbruch gezwungen. Statt die Triebwerke auf Leerlauf und anschließend die äußeren Triebwerke auf Umkehrschub zu stellen, schaltete der Flugingenieur die Triebwerke versehentlich ab. Dies führte dazu, dass die Maschine nicht mehr auf der Startbahn zum Stehen kam, sondern hinter dem Bahnende die Kurswegantenne des Instrumentenlandesystems touchierte und mit Straßenbäumen sowie einem am Feldrain liegenden Wassertank kollidierte. Das Flugzeug kam erst etwa 500 m hinter der Start- und Landebahn zum stehen, brach dabei auseinander und fing Feuer. Noch bevor der Rumpf in Flammen aufging, konnten nahezu 100 der Insassen durch Notausstiege und aufgerissene Stellen ins Freie gelangen.

Ursache des Unglücks war eine dem Herstellerwerk und beispielsweise der Aeroflot und der NVA bekannte, aber innerhalb der Interflug nicht kommunizierte Fehlkonstruktion des Höhenruders der Iljuschin Il-62M. Die entsprechenden Warnsignale im Cockpit hatten nicht funktioniert.

Ein positiver Aspekt in der Geschichte der Il-62 in Deutschland war die geplante und gut vorbereitete Rasenlandung der DDR-SEG am 23. Oktober 1989 am Rande des 350-Seelen-Dorfes Stölln.

Iljuschin Il-62M

Der Bau:

Was Zwezda hier im letzten Jahr in den Karton gepackt hat, ist bei der Zeitschrift Modell Fan richtigerweise „Modell des Jahres“ im Airlinermaßstab 1:144 geworden.

Spannend genug, sich dieses Modell mal näher anzusehen. Verschiedene Optionen hält der Kit bereit. Neben aus- und eingefahrenen Fahrwerken gibt es auch zwei Sätze von Landeklappen. Ein Modellständer für ein Schreibtischmodell liegt auch bei. Nur die beiliegenden Bemalungsmöglichkeiten haben mir nicht so zugesagt. Die sind schon qualitativ sehr gut, aber eben nur russische Bemalungen. Aber es gibt ja rührige Decalhersteller, die mir das richtige ins Haus brachten. Als alter "Interflieger" und rückblickend auf mein Arbeitsleben musste es eine INTERFLUG Maschine werden, zumal ich einige Flüge mit der Il-62 machen konnte. Es gab ab einer gewissen Betriebszugehörigkeit Anspruch auf einen jährlichen Freiflug. Nur, wo wollte man im real existierenden Sozialismus schon hinfliegen? Also öfters mal nach Russland, und dabei flog man dann auch oft mit der Il-62 der eigenen Firma. Ja, so war das damals. Die INTERFLUG ist Geschichte, aber diese Möglichkeiten gibt es bei den Airlines heute immer noch. 

Zum Bau muss man nicht viel sagen. Das Modell, in diesem Maßstab, fällt automatisch zusammen. Spachteln musste man nur am Übergang zwischen Rumpf und Tragfläche. Die kleinen Wartungsbeschriftungen kann man aus dem Bausatz nehmen und die Decals von BOA passen perfekt und lassen sich hervorragend verarbeiten. Lackiert wurde mit Xtracolor und Revell-Farben. Die Il-62M von Zwezda ist eigentlich der ultimative 144er Airliner-Bausatz. Bei verschiedenen Decalherstellern gibt es noch mannigfaltige Möglichkeiten, seiner Il-62M ein bestimmtes Farbkleid einer Fluggesellschaft überzustreifen. Probiert es einfach aus, ich würde mich freuen.

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Bernhard Pethe

Publiziert am 02. Mai 2015

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