Corner X.OP-1Avon Wilfried Eck (1:40 Eigenbau)Das Original:In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts waren Aufklärer noch immer Doppeldecker mit zwei Mann Besatzung, wobei der hintere neben seinen Aufgaben als Navigator und Kameramann auch das einzige der Verteidigung dienende MG zu bedienen hatte. Meist mit mäßigem Erfolg. Die Fred W.Corner Inc. bot deshalb 1932 dem U.S. Army Air Corps einen einsitzigen Aufklärer an, der mit seiner Bugbewaffnung auch als Jäger einsetzbar war. Die Auslegung als Eindecker bot dabei zum einen den Vorteil höherer Geschwindigkeit und zum anderen eine wesentlich verbesserte Sicht. Ein großzügig bemessener Tank sorgte für die nötige Reichweite. Die Kamera war fest im hinteren Rumpf eingebaut, Schrägaufnahmen durch entsprechende Fluglage. Das U.S. Army Air Corps zeigte sich von dem Entwurf angetan und bestellte fünf Maschinen zur Erprobung, wofür die Bezeichnung X.OP (= experimental, observation-pursuit) vergeben wurde. Die erste flog am 16.02.1932 und zeigte gegenüber bisherigen Maschinen eine Verbesserung in allen Kriterien, wobei das USAAC besonders von der Eignung als Langstreckenjäger angetan war, während Piloten die vorzügliche Sicht über und unter die Tragflächen lobten. Ein Serienauftrag kam aber dennoch nicht zustande, weil die Corner Inc. nicht über die nötige Produktionskapazität verfügte, Lizenzfertigung aber ablehnte. Über den Verbleib der gelieferten Maschinen ist nichts bekannt. Das Modell:Von dieser nahezu unbekannten Maschine einen Bausatz zu erwarten, ginge sicherlich zu weit. Aber der Rumpf einer 1:48 J2M3 Raiden konnte entsprechend modifiziert eingesetzt werden. Motor, -Haube und Luftschraube kamen von einer F3F-2 von Accurate Miniatures. Der Rest war Eigenbau, wobei in diesem Fall der Schwerpunkt auf der Wiedergabe der Bespannung von Tragflächen und Leitwerk lag. Das mag sich ganz schlimm und schwierig anhören, ist aber tatsächlich recht einfach. Vor allem, weil weder wellenförmige Durchhänger noch außen liegende Verstärkungsrippen à la Cessna nachgebildet werden müssen. Diese in Kits leider noch immer übliche Überdetaillierung ist bei der echten Bespannung gar nicht zu sehen, wie man am Foto einer Spitfire Mk.IX unschwer erkennen kann. Die Bespannung ist völlig straff, es hängt nichts durch, nur bei genauem Hinsehen erkennt man die nur minimal hervortretenden Rippen. Durchhänger würden im Flug flattern und dann abreißen. Mitunter waren noch zum Schutz der Vernähung aufgeklebte Stoffstreifen zu sehen (z.B. Bf 109), aber sicher keine aufgenagelten Zaunlatten, wie manche Kits glauben machen wollen.
Die Korrektur einer Überdetaillierung ist aber ganz einfach: Ein Kern (Material unwichtig, z.B. das dünner geschliffene Bausatzteil) wird mit dünnem Plastik, max. 0,2 mm, in das auf der Rückseite die Rippen eingeprägt sind, laminiert. Notfalls kann man sogar ein Stück einer Verpackung nehmen. Das wird auf eine Lage Zeitungspapier o.ä. gelegt, dann werden bei 1:48 und größer mit einem Kugelschreiber die entsprechenden Linien nachgezogen; bei 1:72 nehme ich die stumpfe Seite einer Messerspitze (1:144: Vergiss es). Umdrehen, Kanten der Rippen mit leichtem Druck nachziehen, damit die dazwischen liegende Sektion keine Welle bildet. Um eine scharfe Hinterkante zu erhalten, wird flach kleilförmig abgefast. Verklebung am besten mit Sekundenkleber, weil Plastikkleber in die Rippen eindringen und sie aufweichen kann. Das Teil wird dazu - Rippen nach unten - auf die Unterlage gedrückt. Evtl. Nachdetaillierung von Trimmrudern o.ä. Fertig! - Bei dünnen WK I-Tragflächen kann man sich den Kern schenken, ein eingeschobener Holm sorgt für das nötige Profil.
In meinem Fall stellte sich heraus, dass wegen des sich verjüngenden Profils ein separates Nasenteil die bessere Alternative war. Auch kein Problem: Einen Streifen Plastik mittels Reißzwecken an zwei Leisten befestigt, über dem Toaster weich gemacht und dann vorne um den Kern gelegt. Nach dem Erkalten zurecht getrimmt und eingesetzt; dann Flächenober- und Unterseite aufgebracht.
Alternative zu oben bei der „Zaunlattendarstellung": Alles plan schleifen, Klebeband so aufbringen, dass nur minimale Schlitze frei bleiben. Diese mit verdünntem Kitt (Putty) auffüllen, trocknen lassen, Maskierband wieder abziehen (Streifen evtl. noch entgraten). Wellenförmige Durchhänger verspachtelt man; da Kitt/Putty leicht schrumpft, bleiben nach dem planen Verschleifen die Spitzen des Plastiks minimal erhaben stehen. Wie im Original. Also auch keine Hexerei. Zum Thema Bespannung im Detail: www.pmcn.de
Gealtert wurde bei einer fabrikfrischen Maschine natürlich nichts, nur ein lebensmüder Pilot würde eine Maschine mit gealterter Bespannung besteigen. Farben: Orangegelb und Olivgrün, Revell, gemischt. What if:Abschließend wäre da noch ein Geständnis zu machen: Die Ausführungen zur Originalmaschine - wie der eine oder andere anhand des Herstellernamens bemerkt haben wird - sind reine Fiktion. Diese Maschine gab es gar nicht. Zuerst war die Frage, was aus der Rest-Raiden werden sollte (s. dazu oben), dann folgte die entsprechende Umsetzung. Problematisch war nur, auf dem Foto die dezente Darstellung der Bespannung auch erkennbar werden zu lassen. Wilfried Eck Publiziert am 30. Januar 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |