Short Sunderland Mk IIIvon Thomas Hannecke (1:72 Airfix)Das Original...Über die Short Sunderland sind so viele Bücher geschrieben und Artikel im Internet publiziert worden, dass ich hier nicht auf die allgemeine Geschichte dieses Baumusters eingehen möchte. Kommen wir daher gleich zur Geschichte dieser speziellen Maschine. Die Werknummer W6031 gehörte zu einem Baulos von 20 Sunderland Mk. III, die von Blackburn Aircraft Ltd. zwischen August und Dezember 1942 in Lizenz gebaut und ausgeliefert wurden. Im Dezember 1942 kam sie zur 422. Squadron der RCAF, die zu diesem Zeitpunkt in Oban (Schottland) stationiert war. Zusammen mit zwei weiteren Maschinen wurde sie im Januar 1943 nach West Afrika verlegt und flog von Bathurst in Gambia aus Küstenaufklärung sowie eine Reihe von Transportflügen nach Lagos in Nigeria. Im Mai 1943 verlegte die 422. Squadron nach Bowmore auf der Insel Islay vor der schottischen Westküste Ein Stützpunkt am Ende der Welt sozusagen, dessen Unterbringungsmöglichkeiten und Ausstattung als „primitive in the extreme" beschrieben werden. Das Fehlen geeigneter Wartungsmöglichkeiten, insbesondere eines Slipways, und die grottenschlechte Logistik führten dazu, dass die Einheit im Oktober 1943 nach Castle Archedale in Nordirland verlegte. Bereits im Februar 1943 hatten die Sunderland Flugboote dieser Einheit begonnen, Patrouillenflüge über den Western Approaches (einem Seegebiet westlich der Britischen Inseln) zum Schutz von Konvois und zur U-Boot Jagd durchzuführen. Von einem dieser Einsätze kehrte die Werknummer W6031 am 20. November 1943 nicht mehr zurück: bei einem (erfolglosen) Angriff auf U-648 wurde die Maschine durch Abwehrfeuer des U-Bootes so schwer beschädigt, dass sie 240 km westlich von Gibraltar notlanden musste. Seit ihrem letzten Notruf fehlt von ihr und ihrer elfköpfigen Besatzung jede Spur. ...und das ModellDer Airfix Bausatz 06001 der Short Sunderland III hat schon um die 40-50 Jahre auf dem Buckel, und das merkt man auch. Plastikbausätze waren damals als Spielzeug konzipiert, und das äußert sich in vielen beweglichen Teilen, einer praktisch nicht vorhandenen Inneneinrichtung und einem geringen Detaillierungsgrad. Außerdem weichen einige Bauteile erheblich vom Original ab, vor allem der Heckturm. Positiv hervorzuheben ist allerdings die gute Passgenauigkeit ohne Verzug - bei derart großen Rumpfhälften keine Selbstverständlichkeit. Der Bau erfolgte überwiegend OOB. Das sehr rudimentäre Cockpit (das noch dazu durch die großzügige Verglasung gut einsichtig ist) wurde durch ein Armaturenbrett, eine Mittelkonsole und eine Schottwand ergänzt. Die Inneneinrichtung der Geschütztürme wurde komplett neu aufgebaut, dafür entfielen die Bordschützen (das Flugboot ist ja auf seinem „beaching gear" , also auf trockenem Boden dargestellt, bemannte MG-Stände machen da überhaupt keinen Sinn). Einige Informationen in der Bauanleitung sind falsch. Die Maschine gehörte zur 422. Squadron (Staffelkennzeichen 2 O Buchstaben) und nicht zur 423. Squadron (Staffelkennzeichen 3 O Buchstaben). Ebenso falsch sind die Werknummer (die ich daher weggelassen habe) und das vorgeschlagene Tarnschema in Grün und Dunkelgrau - 1943 war schon seit geraumer Zeit eine Zweifarbenlackierung in dunklem Schiefergrau (dark slate grey) und dunklem Seegrau (extra dark sea grey) an den Oberseiten und Weiß an Unter- und den Rumpfseiten üblich. Lohnt sich der Bausatz? Nun, wenn Sie gewisse Abstriche an Vorbildtreue und Eigeninitiative nicht scheuen, werden Sie mit einem wirklich eindrucksvollen Modell belohnt. Für „Nietenzähler" ist er sicher weniger geeignet. Mir jedenfalls hat der Bau Spaß gemacht. Quellen:
Thomas Hannecke Publiziert am 02. Juli 2014 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |