Vorwärts (1903)erstes Handelsschiff der DDRvon Steffen Mydlak (1:1000 Eigenbau)Zum Original:Der Dampfer „Vorwärts" wurde ursprünglich als „Grete Corts" im Jahre 1903 in Rostock in Dienst gestellt. Später wurde er nach einem Eignerwechsel in „Johann Ahrens" umbenannt. Nach Ende des II. WK lag er in Rostock. Von 1947 - 1950 wurde er auf verschiedenen Werften repariert. Am 13.10. 1950 wurde das Schiff auf den Namen „Vorwärts" getauft und lief im November 1950 als erstes Schiff der jungen DDR zu seiner ersten Reise aus. Anfangs noch durch die DSU (Deutsche Schiffahrts- und Umschlagsbetriebszentrale) in Berlin bereedert, wurde es 1952 auf die DSR (Deutsche Seereederei) übertragen. Die Reisen führten in die SU. 1954 zwang ein irreparabler Kesselschaden zur Außerdienststellung. Das Schiff wurde dann als stationäres Pionierschiff in Rostock zur Ausbildung des seemännischen Nachwuchses genutzt. 1989 wurde es dann verschrottet. Zum Modell:Die Modellbauzeitschrift der DDR „Modellbau Heute" hatte in den 70ern eine Serie mit Modellplänen angefangen, die unter verschiedenen Namen bis zum Ende der Zeitschrift veröffentlicht wurden. Sie hießen „Minipläne", „Miniaturmodelle", „Minischiffe". Es wurden Schiffe vorgestellt mit kurzer Beschreibung, Farbangaben und Zeichnungen. Bis zum Ende wurden über 100 Pläne veröffentlicht von Fracht-, Passagier- und Kriegsschiffen. Bei kleineren Schiffen wurde der Maßstab etwas verändert, um den Plan darstellbar zu machen. Der Maßstab war mit 1:1000 etwas ungewöhnlich, da ja international 1:1250 üblich war und ist, bzw. heute 1:700 viele Anhänger hat. Ich habe diesen Maßstab 1:1000 aber immer als angenehm empfunden, da er sich sehr leicht umrechnen lässt und doch noch viele Details darstellbar sind. Da mein Vater bei der DSR gefahren ist, habe ich eine persönliche Beziehung zur Reederei der DDR. Deshalb hatte ich mir auch das Modell des ersten Schiffes der DDR vorgenommen. Für den Bau wurde alles verwendet, was brauchbar war, ob es Holz, Papier, Draht war. Heute würde man sagen, das Modell wurde scratch gebaut.
Der Rumpf und die Aufbauten entstanden aus Holzleisten verschiedener Abmessungen. Der Schornstein aus einem Rundstab mit dem Schornsteinband aus Papier. Die Schanzkleider bestehen aus alten Seekarten. Seekarten sind übrigens sehr gut geeignet, da sie stabil sind und sich mit Modellfarben gut bemalen lassen. Masten und Ladebäume entstanden aus Rundstäben aus Plastik, alles laufende und stehende Gut besteht aus dünnem Draht. Da es keine Fotoätzteile für 1:1000 gibt, habe ich Reling aus vorhandenen Ätzteilen angepasst. Die Anker wurden aus Draht angedeutet. Bemalt wurde das Modell mit Revell-Farben, gemäß den Farbangaben des Planes bzw. wie es auf Fotos erkennbar war. Da das Modell doch sehr empfindlich ist, habe ich mir die passende Vitrine besorgt. Die Frage war noch, wie es am besten in der Vitrine zu präsentieren wäre. Eine ansprechende Wasseroberfläche habe ich mir nicht zugetraut, den Untergrund in DSR-Farben zu malen erschien mir ebenfalls als nicht ansprechend genug. Dann kam ich auf die Idee ein Stück Seekarte entsprechend zurecht zu schneiden. Ich denke, es wirkt ganz gut. Alles in allem hat der Bau vieles an Nachdenken gefordert aber auch eine Menge Spaß gemacht. Dazu muss ich aber gestehen, dass ich an meinen Modellen länger baue, als die Werften das Original bebaut haben :).
Literatur:
Steffen Mydlak Publiziert am 03. Juni 2014 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |