Häfeli DH-1von Markus Stadelmann (1:72 Eigenbau)Das OriginalWer dieses Flugzeug sieht, sagt spontan: Das ist doch eine AGO C1. Obwohl dies nicht stimmt, hat er doch nicht ganz unrecht. Denn der damals für die AGO CI verantwortliche Chefkonstrukteur von AGO war der Schweizer August Häfeli, der nach seiner kriegsbedingten Rückkehr in die Schweiz als Chefkonstrukteur und Leiter zu der Abteilung Flugzeugbau der Eidgenössischen Konstruktionswerkstätte Thun berufen wurde. Als solcher ist er sofort mit der Konstruktion eines Aufklärungsflugzeugs beauftragt worden, da es der damals „schweizerische Fliegertruppe" genannten, und noch jungen Luftwaffe an allen Ecken und Enden an geeigneten Flugzeugen mangelte. So übernahm er kurzerhand das schon bewährte Konstruktionsprinzip der AGO C1 und entwickelte daraus die Häfeli DH-1. Allerdings musste das Flugzeug mangels Verfügbarkeit eines stärkeren Motors etwas kleiner als die AGO C1 ausgelegt werden. Der Einsatz der sechs gebauten Flugzeuge erfolgte ab 1916 mit den Immatrikulationen 241 bis 246. Die gezeigten Flugleistungen und Flugeigenschaften befriedigten jedoch nicht, und nachdem 1917 schon drei Flugzeuge durch Unfall Totalschaden erlitten hatten, wurde der Rest 1919 ausgemustert. Obwohl dieses Flugzeug nie berühmt und auch nur sechs Stück gebaut wurden, gehört es doch zusammen mit den gleichzeitig entwickelten Wild WTS und WT-1 zu den ersten in der Schweiz konstruierten und in die Luft gebrachten Militärflugzeugen und hat sich so seinen Platz in der Geschichte verdient.
Technische Daten
Quellen
Das Modell in 1:72Mich reizte es schon länger, mal einen Doppeldecker im Eigenbau herzustellen. Da kam mir die Häfeli DH-1 gerade recht, da das oben erwähnten Buch sehr gute Dreiseitenansichten bietet, und im Museum der Luftwaffe in Dübendorf ein nach Originalplänen 1:1 neu gebautes Exemplar zur Verfügung stand. Also die Pläne einscannen, auf die richtige Größe bringen und es konnte losgehen. Zuerst wurde die Rumpfgondel gebaut. Dank der rechteckigen Form war das einfach: Bodenplatte mit zwei Querspanten aus 1mm, die Seitenwände aus 0,5 mm und nach Durchtrocknung die gewölbte Oberseite aus 0,3 mm drauf. Im Motorraum habe ich ein 3 mm Röhrchen als spätere Aufnahme des Propellerlagers eingebaut. Bemalt wurde anschließend mit dem Pinsel in Alu und hellem Holzbraun von Revell aqua color. Der Motor besteht aus einer dünnen Grundplatte worauf die Zylinder aus Rundprofilen kamen. Ventilstößelstangen, Ansaugrohre und Auspuff sind ebenso dünne zurecht gebogene Rundprofile. Eingeklebt auf das im Motorraum vorhandene Rohrstück der Propellerhalterung wurde der Motor aber erst bei der Endmontage. Die zwei Rumpfausleger bestehen aus mehreren zusammengeklebten Elementen, welche durch Feilen und Schleifen ihre endgültige Form erhielten. Vorne drauf kam eine U-förmige Zunge als Befestigungspunkt an den vorderen Streben. Lackiert wurden sie erst hellbraun mit der Airbrush, dann folgte eine kleine Abdeckübung in mehreren Etappen. Das dunkle Holzbraun wurde absichtlich nicht ganz deckend mit dem Pinsel aufgetragen, um die Holzstruktur darzustellen. Am Ende wurden die beiden Ausleger mit dem auch bereits lackierten Leitwerk zusammengefügt. Tragfläche und Höhenleitwerk sind in der von mir schon beschriebenen Methode erstellt. Wenn man beim Zusammenkleben von Ober- und Unterseite das Ganze etwas unter Spannung hält, lässt sich sogar eine leicht einwärts gewölbte Unterseite erzielen, wie sie ja für die damaligen Profile üblich war. Die Rippendarstellung erfolgte mit ausgezogenen Gussästen (ca. 0,3 mm) die rundum im passenden Abstand aufgeklebt wurden. Beim jetzt folgenden Grundieren war ich mit der Farbe extra sehr großzügig. Das Zuviel an Farbe hat sich wie erwartet im Bereich der Rippen angesammelt und sorgte so für einen allmählichen Übergang in die dazwischen liegenden Flächen. Lackiert habe ich per Airbrush mit einem selbst gemischten Leinwandfarbton, anschließend weißen Flächen bei den Kennzeichen und dann mit aufgeklebten Schablonen für die Kreuze in Rot. Am Ende wurden alle schwarzen Kanten auf Flügeln und Leitwerk wieder mit dem CD-Marker bemalt. Bei den geraden Flügelstreben musste ich einen neuen Weg gehen. Das tragende Element bildet ein 0,7 mm Draht, an welchen auf einer Seite ein spitz auslaufender Streifen eines 0,75 mm Profils mit Sekundenkleber kam. So hatte ich einerseits die notwendige Festigkeit und andererseits ein brauchbares Profil. Die ovalen Streben sind nur aus Plastikstreifen, welche erst mal nur an einem Ende wie ein V geklebt wurden. Nach guter Durchtrocknung wurden die anderen Enden nach leichtem Vorbiegen in der Mitte unter Spannung um einen Gussast als Distanzhalter geklebt. Hat auf Anhieb besser funktioniert, als ich dachte. Nach leichtem Verschleifen wurden auch alle Streben mit dem Pinsel lackiert. Nun ging es an die Endmontage. Erst kam der Unterflügel mit Draht als Passstifte an die Rumpfgondel. In die Flügelbohrungen wurden die drahtverstärkten Streben mit Sekundenkleber gesetzt. Nach dem Aufsetzen des Oberflügels und dem Einpassen der Rumpfstreben habe ich aus Gründen der Festigkeit erst mal die Verspannung aus 0,1 mm Anglerleine angebracht. Dieses ist fast nicht elastisch, wie das von mir sonst verwendete unsichtbare Nähgarn, bringt aber dadurch auch Festigkeit in die sonst sehr fragile Konstruktion, wenn man es unter etwas Spannung verklebt. Nachher konnte das vormontierte Heckteil, bestehend aus Rumpfauslegern und Leitwerk, nur noch in die ovalen Streben eingeschoben und nach genauer Ausrichtung verklebt werden. Die bereits in den Rumpfauslegern vormontierten Steuer- und Spannkabel wurden jetzt an die Ruderhebel, respektive in die Flügel geklebt. Die Fahrwerkstreben bestehen aus Evergreen 1 mm Rund- und Flachprofilen. Für die vier Räder habe ich von Zusatztanks oder Bomben mit passendem Durchmesser und Wandstärke vier Ringe abgeschnitten und auf Reifenform geschnipselt. Die Verkleidung der Speichen besteht aus ausgeschnittenen 0.25 mm Scheiben, welche ich mit einem passen zurechtgemachten Stempel in ein Loch presste und ihnen so ihre leicht konische Form gab. Auch diese Verspannung besteht aus Gründen der Festigkeit aus Anglerleine 0,1 mm. So erträgt das Fahrwerk auch mal eine härtere Landung. Der Bremshaken an der hinteren Achse kamen auch noch dran. Was noch übrig blieb, waren Windschutz einbauen, Propeller schnitzen und mit einer 0,7 mm Drahtachse versehen in ein kleines Röhrchen als Lager einbauen. Dann konnte diese Einheit in das bereits vorhandene Rohrstück unter dem Motor nur noch eingeschoben und mit einem Punkt Leim fixiert werden. Die paar Nummern am Leitwerk sowie das Kreuz am Bug aus am PC selbst hergestellten Decals kamen auch noch drauf. Auch der antike Geschwindigkeitsmesser an einer Strebe durfte nicht fehlen. Ganz am Schluss kam wieder eine Lage seidenmatter Acrylklarlack als Versiegelung über alles. Und wieder steht ein unbekannter Exot in meiner Vitrine. Ich hoffe, er gefällt euch auch. Fragen oder Bemerkungen dazu wie immer gerne unter m punkt stadelmann at datazug punkt ch. Markus Stadelmann Publiziert am 16. November 2013 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |