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Umlaufmotor Clerget 9B

von Bernhard Schrock (1:8 Hasegawa)

Umlaufmotor Clerget 9B

Stermotoren stehen wortwörtlich im Vordergrund eines Flugzeugmodells und nicht selten wird die interessante Technik offen dargestellt sowie mit zahlreichen Teilen ergänzt. Hierbei entstehen oft wahre Schmückstücke, welche im Grunde ein Modell für sich darstellen und eigentlich alleine ausgestellt werden sollten.

Bei diesem Umlaufsternmotor von Hasegawa in 1:8 kommt man gar nicht in Versuchung, ihn unter der Motorhaube zu verstecken, da einfach gar keine Motorhaube da ist.

Umlaufmotor Clerget 9B

Der Bausatz

Schon seit langem wollte ich einen Sternmotor im großen Maßstab bauen, aber immer kam etwas dazwischen. Entweder war mir der Preis zu hoch oder ich fand die Qualität nicht berauschend. Oder ein anderer Bausatz stahl dem Motor die Show und kam anstelle seiner mit nach Hause.

2011 war es dann soweit, als mir bei einem Besuch eines Modellbaushops in Braunschweig der kurz davor erschienene Hasegawa-Bausatz in die Hände fiel. So neu scheint der Bausatz aber nicht zu sein, denn die Recherche im Internet förderte eine ganze Menge Fotos des gleichen Bausatzes von Minicraft zu Tage.

Wie dem auch sei, sind die Detaillierung und vor allem Passgenauigkeit sehr gut. Besonders positiv macht sich die letztere bei den Zylindern bemerkbar, welche aus zwei Hälften bestehen und nach dem „Zusammenschweißen“ mit Äthylacetat keinerlei Nacharbeit erforderten.

Umlaufmotor Clerget 9B

Die Stößel sind sinnvollerweise aus Messingstab und können 1:1 ohne Nacharbeit verwendet werden. In diesem Bereich bestand die einzige Modifikation aus dem Austausch der Stößelanschlussstücke, welche m. E. nicht ganz dem Original entsprechen. Für die „Zylinderseite“ habe ich hierzu aus einem Rundstab passende Sechskantmuttern erstellt.

Wie im Original haben die Zündkabel keine Isolierung, sind einfach um die Zündkerzen geführt und mittels kurzen Stücken von Kupferrohr (Quetschbuchsen) „fixiert“. Die Sechskantmuttern wurden aus einem Rundstab passender Stärke erstellt. Auch die Zündkabel wurden mittels der Minibohrmaschine selbst „gesponnen“.

Umlaufmotor Clerget 9B

Draht ist runder als Plastik

Die Detaillierung der einzelnen Motorteile ist wirklich bemerkenswert. Besonders hervorgehoben werden können hier die Ventilhebel, von welchen die Hälfte mit filigranen Federn ausgestattet ist. Diese sind leider so filigran, dass sie zum großen Teil fast schon beim Anschauen und erst recht beim Abtrennen vom Spritzrahmen abbrachen. Groß war die Traurigkeit deswegen nicht, da die Federn im Querschnitt spritzgusstechnisch bedingt ohnehin nicht ganz rund waren und eine ganze Menge Entgratungsaufwand versprachen. Schnell fiel daher die Entscheidung, sie aus Draht neu anzufertigen.

Bereits bei der ersten, mit der Hand gebogenen Feder wurde mir klar, dass es „Mission Impossible“ sein wird, neun gleiche Federn zu biegen. So machte ich Nägel mit Köpfen und baute mir eine Biegevorrichtung aus einer Holzleiste mit einigen Nägeln ohne Köpfe. Nach dem Motto „Bilder sagen mehr aus als viele Worte“ sind die einzelnen Arbeitsschritte der „Federbiegerei“ in der Abbildung erläutert. Sinnvollerweise wurden für die Befestigung der neuen Federn die Achsen aus Draht neu erstellt.

Umlaufmotor Clerget 9B

Die Farben für den Motor

Beim Betrachten der Originalfotos war ich genauso glücklich wegen der sichtbaren Details wie ratlos wegen der vielen Farbvarianten bei der Nachwelt erhaltenen Motoren. Auf den gefundenen Fotos ließen sich mindestens drei unterschiedliche Exemplare des Clerget 9B ausmachen und alle hatten eine unterschiedliche Farbgebung. Wenn man bei Farbnuancen des Metalls überhaupt von einer Farbgebung sprechen kann.

Umlaufmotor Clerget 9B

Abweichend zu Hasegawas Vorschlag, alles in einem Einheitssilber zu lackieren, variierte ich die Farbtöne meiner Lieblingsmischung aus Testors Metalizer, Sealer und Mr.Metall von Gunze Sangyo. Bei den Ansaugrohren (im Original wohl aus Bronze) kam als Basis ein Mix aus Gold, Rot und Aluminium. Zum Schluss wurde weich mit einer Mischung aus ca. 75% Sealer und 25% Aluminium übergenebelt.

Anschließend war Washing mit Braunschwarz für die Vertiefungen und erhabene Strukturen an der Reihe. Für große Flächen wie z. B. den Deckel des Kurbelwellengehäuses kam Hellgrau zum Einsatz, um die Uniformität des Aluminiumfinish aufzubrechen. Bei recht stumpfen metallischen Farbtönen kam zusätzlich Trockenmalen mit dem recht glänzenden Alminute von Gunze Sangyo zum Einsatz.

Umlaufmotor Clerget 9B

Fertig? Nicht ganz!

Der Motor war fertig und nun stellte ich mir die Frage, wie es weiter gehen sollte. Die Idee, den Motor vor einem grauen Hintergrund zu fotografieren, überzeugte nicht wirklich. Langsam nahm vor meinem geistigen Auge eine Kulisse Gestalt an, die theoretisch in einem Museum zu finden wäre. Bei der Suche nach geeigneten Vorbildbildern bin ich auf einen in einem Museum ausgestellten Motor gestoßen, also wäre diese Idee gar nicht aus der Luft gegriffen.

Umlaufmotor Clerget 9B

Ein geeigneter Bilderrahmen war schnell gefunden, und so begann die Suche nach etwas geeignetem für die Wand dahinter sowie den Boden, natürlich unter Berücksichtigung des Maßstabes.

Beim Boden orientierte ich mich anhand der Sandsteinplatten (60 x 60 cm) unserer Terrasse. Auch bei den Ziegelsteinen schaute ich mir zuerst mit einem Zollstock unsere Fassade an. Passend zum Bilderrahmen bzw. zu dem recht dicken Karton als Basis für die Wand wurden die Bodenplatten bzw. die Ziegelmauer hinsichtlich der Größe in Photopaint „konstruiert“, in A3 ausgedruckt und mit Sprühkleber aufgeklebt. Das Kartonstück an der Rückwand wurde in etwa mittig gefaltet und mit zwei gleichen Ausdrucken beklebt.

Vor Jahren in Duxford gemachte Bilder dienten als Quelle für Ideen für die übrigen Teile des Dioramas. Der Informationsständer entstand aus Plastikplatten und Profilen anhand einer auf die Schnelle erstellten Skizze. Hierbei wurden die Seitenwände und die Querstrebe aus zwei einzelnen Teilen mit halber Stärke zusammengesetzt.

Umlaufmotor Clerget 9B

Die Absperrungen sind ebenfalls aus Plastik und erhielten gebogene Drahtstücke als Halter für die Absperrschnüre. Bei der Erstellung der letzteren leistete meine unverwüstliche Minibohrmaschine treue Dienste und half, zwei weiße und einen roten Schaltdraht zu verzwirbeln. In dem Moment drängte sich bei mir der passende Gedanke „Schrock, der spinnt ja!“ vor und sorgte für ein breites Grinsen. Die Enden der Schnüre wurden mit Alurohrstückchen komplettiert, deren Enden flachgequetscht und mit einem Loch versehen wurden.

Umlaufmotor Clerget 9B

Zur aller letzt kreierte ich mit wirklich sehr viel Freude die beiden Informationstafeln, welche mit Hilfe des kürzlich von mir „entdeckten“ Zeichenprogramms (Visio von MS) entstanden. Auch an dieser Stelle leistete das Internet als unerschöpfliche Quelle für Informationen unschätzbare Dienste und lieferte technische Daten des Motors und des wichtigsten von ihm angetriebenen Doppeldeckers, der Camel.

Umlaufmotor Clerget 9B

Fazit:

Schön, dass ich eine große Vitrine habe und nicht mehr mit dem Platz für Dioramen geizen muss. So hat es viel mehr Freude gemacht, den Motor nicht nackt sondern in dem kleinen Diorama unterzubringen.

Bernhard Schrock

Publiziert am 31. Oktober 2013

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