Messerschmitt Bf 109 G-10JG 52, I.Gruppe, Hptm. Erich Hartmann, Tschechoslowakei 1945von Tobias Hennig (1:32 Revell)HistorischesDie I. Gruppe des Jagdgeschwaders 52 operierte vom 5. April - 18. April 1945 von Raudnitz aus und vom 19. April bis zur Kapitulation am 8. Mai 1945 von Deutschbrod und Altkemnitz. Aufgrund von Treibstoff- und Ersatzteilemangel wurden Einsätze aber nur noch spärlich geflogen. Erich Hartmann (Spitzname "Bubi") errang bei 1.404 Einsätzen (davon 825 mit Luftkämpfen) insgesamt 352 Abschüsse (hauptsächlich Ostfront) und ist damit der erfolgreichste Jagdpilot der Luftfahrtgeschichte. Bei der Roten Armee war er als "der schwarze Teufel" bekannt, aufgrund des schwarz gezackten Musters an der Spitze seiner Flugzeuge. Da ich ein Flugzeug mit geöffneter Cockpithaube darstellen wollte, besorgte ich mir noch Fotoätzteile von Eduard, um diesen Bereich weiter aufzuwerten. Begonnen haben die Bastelarbeiten dieses Mal mit einer Handfräse, mit deren Hilfe ich alle durch die Fotoätzteile unnötig gewordenen Details an den Cockpit-Bauteilen entfernte. Dabei wurden auch gleich die Abgaskrümmer-Öffnungen aufgefräst. Oft sind es nur kleine Arbeiten, welche das Gesamtbild eines fertigen Modells deutlich verbessern. Das Aufbohren von Lufthutzen, Kanonen und Abgasrohren gehört auf jeden Fall dazu. Nun wurden alle Fotoätzteile, welche mitlackiert werden sollen, in das Cockpit mittels Cyanacrylat-Klebstoff (Sekundenkleber) angebracht. Dabei habe ich auch gleich zwei Passstifte an das Cockpithauben-Scharnier eingesetzt, um der Haube im offenen Zustand einen besseren Halt zu geben (Draht mit einem Durchmesser von 0,45 mm). Bevor die Lackierarbeiten beginnen konnten, habe ich noch mit allen separat lackierten Bauteilen eine Trockenpassung durchgeführt, um später keine unangenehmen Überraschungen zu erleben. Hier zeigte sich eine hervorragende Passgenauigkeit und Korrekturen waren nicht notwendig (Daumen hoch für Revell). Die Bemalung des Cockpits erfolgte nach dem üblichen Schema. Der Reihenfolge nach:
Zum Schluss wurde noch ein Tropfen "Revell Contacta Clear" auf jedes Instrument aufgetragen, um das Glas zu imitieren. Nach dem Einbau des Cockpits in den Rumpf bekam ich einen kleinen Schreck, da das Ergebnis nicht so ausfiel, wie von mir erwartet. Es zeigten sich größere Spalten zwischen Rumpf und Cockpit. Außerdem passte die Cockpithaube auf einmal nicht mehr an die Metallstifte (der Platz wurde durch den Zusammenbau enger). Da ich immer noch etwas verunsichert war, ob die Haube beim späteren Spannen der Funkantenne überhaupt halten würde, entschied ich mich kurzerhand, das Cockpit geschlossen zu bauen. Zum Glück liegen dem Bausatz zwei Cockpithauben bei, somit hatte ich gleich geeigneten Ersatz parat (in der eigentlich vorgesehenen Haube waren schon die Bohrungen für die Haltestifte). Bei der oberen Motorabdeckung mit den Maschinengewehr-Öffnungen führte ich eine kleine Änderung durch (Bauteil Nr.51). Da ich die MG´s erst nach der Lackierung einbauen möchte, schloss ich das Innere mit Plastik-Sheet, da sie sonst beim späteren Einbau unwiederbringlich in das Modell fallen könnten. Im Allgemeinen ist die Passgenauigkeit aller Bauteile sehr gut und stellt auch den ungeübten Modellbauer vor keine großen Herausforderungen. Trotzdem sollte man immer eine kurze Trockenpassung aller Bauteile durchführen, da an einigen Stellen Löcher zu klein sind oder komplett fehlen (Antenne auf Cockpithaube, Höhenruder, Spornrad usw.). Auch die Hauptfahrwerksbeine mussten für den korrekten Sitz etwas mit der Feile angepasst werden. Des Weiteren sollte man sich beim Zusammensetzen der Tragflächen etwas Zeit nehmen, da sie doch recht verschachtelt konstruiert sind. Nach dem Abdecken der Klarsichtteile mit Flüssig-Maskierung ("Mr.Hobby Mr.Masking Sol R", aufgetragen mit einem Zahnstocher) wurden die Fensterstreben in Cockpit-Innenfarbe lackiert (Gunze H416). Anschließend wurde das komplette Modell in Weiß grundiert, um den richtigen Untergrund für die Hauptlackierung zu schaffen (Gunze H451). Nun trug ich mit mattem Schwarz ein grobes Pre-Shading auf alle Blechstöße, Nietenreihen und Kanten auf (Gunze H12). Auf der Unterseite wurde zusätzlich ein Erdbraun verwendet, um schon leichte Verschmutzungs-Akzente zu setzen (Gunze H72). Grundsätzlich kommt es beim Pre-Shading nicht sonderlich auf Sauberkeit an, da später jeder Fehler durch die Hauptlackierung retuschiert werden kann. Deshalb ist diese Technik der Schattierung auch sehr gut für Airbrush-Neulinge geeignet. Jetzt zeichnete ich mit einem hellgrauen Aquarell-Stift ganz leicht die Ränder der Tarnung vor. Da nach dem Pre-Shading nur noch lasierend lackiert wird (leicht transparent), dürfen hierfür keine dunklen Farbtöne benutzt werden (ein Bleistift wäre hier die schlechtere Wahl). Begonnen habe ich die Lackierarbeit mit Dunkelgrün (Gunze H423 - RLM83), gefolgt von dem Dunkelgrau (Gunze H68 - RLM74). Schnell stellte ich fest, dass Kontraste und Farbübergänge kaum wahrnehmbar waren, da die Farben auf dem Modell viel zu dunkel wirkten. Hier hat der Scale-Effect voll zugeschlagen, obwohl ich vorher alles in Weiß grundiert hatte. Um die Lackierung etwas aufzuhellen und die Kontraste mehr zu betonen, trug ich mit sehr stark verdünnter Farbe Lichter (Highlights) in der Mitte der Bleche auf (Innengrün - Gunze H58 und Dunkelgrau - Gunze H82). Ganz wichtig ist hier, dass die Farbe extrem verdünnt wird (ca. 2-5 % Farbe) und man sehr behutsam arbeitet (schnell sind die Aufhellungen zu stark und es muss mit Grundfarbe verblendet werden). Das Arbeiten mit so stark verdünnter Farbe benötigt etwas Übung / Erfahrung mit der Airbrush und sollte eventuell beim ersten Mal an einem Probestück trainiert werden. Als letzte Hauptfarbe trug ich das Lichtblau (Gunze H417 - RLM76) auf. Auch diese Farbe fiel deutlich dunkler aus, harmoniert aber zum Glück sehr gut mit dem aufgehellten Dunkelgrau und Dunkelgrün, weshalb ich dort auf die Lichter verzichtete. Etwas ungewöhnlicher ist für eine Flugzeuglackierung, dass der Cockpitfenster-Rahmen einen eigenen Farbton erhält (ich denke, dieser Umstand war produktionsbedingt, konnte es aber bis jetzt nicht näher verifizieren). Aus diesem Grund klebte ich mit Masking-Tape und etwas Kopierpapier die Cockpithaube ab. Dieser Arbeitsschritt ist ein gutes Beispiel dafür, wie man mit relativ wenig Maskierband große Flächen des Modells abdeckt (alternativ kann auch Adhäsionsfolie (Frischhaltefolie) benutzt werden). Nun wurde die Bf 109 Cockpit-Interieur-Farbe Schwarzgrau (Gunze H416 / RLM66) auf die Fensterstreben aufgetragen. Der Lohn für das ordentliche Abkleben sind saubere Farbkanten und keinerlei Farbnebel auf der fertigen Lackierung. Als letztes kamen die Farbflecken auf das Modell. Hier wurde Dunkelgrün (Gunze H423 - RLM83) und Dunkelgrau (Gunze H68 - RLM74) stark verdünnt aufgetragen (ca. 10 % Farbe / 0,5 - 0,7 bar Druck). Dabei werden die Flecken langsam von innen nach außen aufgebaut. Der Sprühstrahl wandert dabei immer wieder zur Mitte, um den Farbauftrag mittig höher zu halten, als an den Rändern. Ich musste hier sehr stark improvisieren, da die Lackiervorgaben von Revell und anderen Herstellern mich nicht wirklich überzeugten. Auch historische Fotos konnten mir hier nicht weiterhelfen (bei allen Flugzeugen sahen die Flecken damals etwas anders aus und Bilder der Original-Maschine hatte ich nicht). Aus diesen Gründen ist das Ergebnis bestenfalls mittelmäßig geraten und sollte nicht als Vorlage dienen (für mich war diese Lackierung übrigens auch "Premiere"). Nun wurden Details und kleinere Flächen mit dem Pinsel bemalt (Öl- und Wasserkühler, Fahrwerkschacht, Lader und Ansaugkrümmer). Dann konnten auch schon die Decals auf das Modell aufgebracht werden. Hier musste ich stark mit Weichmacher arbeiten (Revell Decal Soft), da der Druck teilweise ziemlich dick ausfiel. Jetzt wurden einige Kratzer mit diversen Aquarell-Stiften an besonders beanspruchten Bereichen gesetzt (Wartungsöffnungen, Trittflächen für Wartungspersonal und Pilot, Einstiegsbereich Cockpit). Hier sollte unbedingt auf mattem Untergrund gezeichnet werden (notfalls matter Klarlackauftrag). Nach einer Schicht glänzenden Klarlacks, wurden gezielt Verschmutzungen auf einige Bereiche der Unterseite aufgetragen (Vallejo Model Wash) und eine kleine Abgassfahne an beide Seiten des Rumpfes (Gunze Farben mit Airbrush). Nun wurden einige separat lackierte Bauteile angebracht (Höhenleitwerk, Ansaugstutzen, Ölkühlergehäuse und diverse Klappen). Danach trug ich ein kräftiges Panel Line Wash in Schwarz auf. Abgeschlossen wurde die komplette Lackierarbeit mit mehreren satten Schichten matten Klarlack. Die separat lackierten Bauteile wurden in derselben Reihenfolge bemalt, wie der Rumpf und das Cockpit. Das Decal für die Propellerspitze sollte nach Möglichkeit nicht benutzt, sondern stattdessen lackiert werden (ich musste das Decal in mehrere Teile zerlegen, um es überhaupt irgendwie passend zu bekommen). Bei den übrigen Bauteilen gab es, auch aufgrund der vorherigen gründlichen Trockenpassung, keine Überraschungen mehr. Zum Schluss wurde noch die Antenne mit elastischem Garn von "Uschi van der Rosten" gespannt. FazitHier hat Revell ein super Modell auf den Markt gebracht. Die Passgenauigkeit war an den meisten Stellen hervorragend. Aus diesem Grund kann der Bausatz auch gut von Unerfahrenen bewerkstelligt werden, auch weil er nicht "Over-Engineered" ist. Die Anzahl der Bauteile ist wirklich übersichtlich, gibt aber trotz allem genügend Spielraum für ausreichend Dynamik am Modell (ausgelenkte Klappen, Ruder usw.). Einziger Wermutstropfen sind die fehlenden Nieten und die qualitativ mittelmäßigen Decals. Der Bauplan ist im Vergleich zu vielen anderen Herstellern sehr ausführlich und auch von der Reihenfolge durchdacht (war aber noch nie ein Revell-Problem). Im Großen und Ganzen ein toller Bausatz, der viel Spaß macht und keine Frustrations-Momente kennt. Das Flugfeld kommt von "Uschi van der Rosten" und der Pilot von ICM.
Tobias Hennig Publiziert am 06. April 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |