PZL P.24GPolnisches Kuriosumvon Bernhard Schrock (1:48 Mirage Hobby)Die Geschichte dieser polnischen Konstruktion könnte als bemerkenswert bezeichnet werden: entgegen der weitverbreiteten Meinung wurde das Flugzeug nicht aus der P.11, sondern aus seinem Vorgänger P.7 bereits 1932 vor der P.11 entwickelt und weckte auf der Luftfahrtausstellung 1934 in Paris großes, internationales Interesse. Die staatlichen Flugzeugwerke (PZL) waren sehr kundenorientiert und gingen auf Kundenwünsche hinsichtlich der Motoren, Bewaffnung und Ausstattung bereitwillig ein. So wurde z.B. die P.24 B für Bulgarien sowie eine weitere Variante (P.24 G) für Griechenland entwickelt, die als Novum eine aus vier Kanonen bestehende Bewaffnung besaß. Später wurde das griechische Modell auch von der Türkei bestellt und eingesetzt. Der Verkauf ins Ausland ging so gut, dass die polnische Luftwaffe „vergaß“, ihre eigenen Staffeln mit dieser modernen Konstruktion auszustatten. Im Ergebnis fand keine einzige P.24 den Weg in die eigenen Staffeln und so standen der polnischen Luftwaffe im September 1939 nur die veralteten P.7 und P.11 C zu Verfügung. Der BausatzIn einem ansprechenden Karton erwartet den Modellbauer eine solide Grundlage, die neben sauber gespritzten Plastikteilen vier Resinteile für Kühler und Auspuffkrümmer sowie eine kleine Ätzplatine beinhaltet. Insbesondere das geätzte Instrumentenbrett (ein Film liegt auch vor), Gurte, Wartungsdeckel, Spannbänder für das Fahrwerk sowie das Fadenkreuz können begeistern und werten das Gesamtergebnis deutlich auf. Der Abziehbilderbogen ist auf hauchdünnem Trägerfilm sauber gedruckt und erlaubt die Markierung von drei Maschinen. Die zwei Glasteile stellen hingegen das größte Manko des Bausatzes dar und sollten zumindest im Fall der Windschutzscheibe auf der Außenseite von ihren Streben befreit bzw. dünner geschliffen werden. Tragfläche und StrebenDie im Original aus Wellblech bestehende Tragflächenbeplankung wurde im Modell sehr realistisch umgesetzt. Es ist aber nicht alles Gold, was glänzt. Deswegen sollte der anspruchsvolle Modellbauer den Hinterkanten sowie den Gravuren auf der Vorderkante besondere Aufmerksamkeit schenken. Die Hinterkanten sollten unbedingt zuerst dünner gearbeitet werden. Anschließend ist beim Kleben größte Vorsicht geboten, um die Wellblechstruktur nicht zu beschädigen: Äthylacetat stellt bei diesem Job die beste Alternative dar. Die Gravuren auf der Vorderkante weisen leider auf der Ober- bzw. Unterseite einen seitlichen Versatz auf und müssen teilweise neu graviert werden. Unglücklicherweise leidet auch die P.24 unter der Krankheit „zu kurze Stützstreben“. Nachfolgend ein Vorschlag, um den Korrekturaufwand möglichst klein zu halten: wenn die hinteren bzw. längeren Streben vorn installiert werden, brauchen nur noch die übrigen zwei Streben eine Verlängerung um ca. 3 mm. Auch an den trichterförmigen Verkleidungen gibt es leider etwas zu tun: Sie sind zu breit und passen nicht zwischen zwei „Verstärkungsstreifen“ auf der Tragflächenunterseite. Ein Zurechtschnitzen mit einem Skalpell bzw. Verschleifen ist an dieser Stelle ein Muss. MotorDer Gnôme-Rhône besteht aus zwei einzelnen Sternen sowie vierzehn V-förmigen Bauteilen für die Stößel und macht einen ordentlichen Eindruck. Das Entgraten der vierzehn nicht ganz runden Teile schien dem Autor zu mühsam, so dass ca. 30 cm eines 0,5 mm starken Plastikrundstabes verbaut wurden. 0,25 mm starker Draht für die Zündkabel sowie 0,5 mm starker Draht für die Befestigung der Motorhaube vervollständigten das Werk. Als Minuspunkt muss in diesem Bereich das Fehlen der tropfenförmigen Schlitze im Konus der Motorverkleidung genannt werden. LeitwerkAnalog zu der P.11 ist es ratsam, zwecks einfacherer Montage der Höhenflossen das Seitenruder herauszutrennen. Die Höhenflossen sollten allerdings vor der Montage z.B. mittels zweier Drahtstücke derart verbunden werden, dass die Vorderkante der Höhenruder eine gemeinsamen Linie bildet. Die Stützstreben für das Leitwerk fand der Autor nicht optimal und ersetzte sie durch Profile von Contrail, die am Ende mit einem Drahtstück versehen wurden. Abschließend sei Ihnen ein kleiner Tipp für die Montage der oberflächenbündigen Wartungsdeckel verraten: Mit einer Kugelfräse werden in den Rumpf „Trichter“ hineingefräst, in welchen die geätzten Wartungsdeckel Platz finden. AbziehbilderVom Bekleben des Seitenruders mit Abziehbildern sei Ihnen jedoch wärmstens abgeraten: das Lackieren geht viel schneller und ergibt ein viel besseres Ergebnis. Bare Metal Foil liefert an dieser Stelle das optimale Maskiermittel, Revell hingegen mit R50 den richtigen Farbton, der allerdings mit einem Klecks Weiß aufgehellt werden muss. Wie bereits erwähnt, sind die Abziehbilder dünn, sauber sowie ohne Versatz gedruckt und ließen sich gut verarbeiten. Bei Anwendung des roten Weichmachers von Microscale zogen die Elemente brav in die Gravuren ein. Gegen die Verstärkungsstreifen auf der Tragflächenunterseite sowie die beulenförmigen Verkleidungen für die Kanonen war leider kein Kraut bzw. kein Weichmacher gewachsen. Mir schien es an dieser Stelle leichter, die Kokarden entlang jedes Streifens anzuschneiden bzw. an der Stelle der Beulen das Decal einfach zu entfernen und das fehlende Blau nachträglich mit einem kleinen Pinsel auszubessern.
FazitMit der P.24 ist Mirage ein schöner Bausatz gelungen, der das Original gut trifft und dem Modellbauer rundum eine solide Basis an die Hand gibt. Die wenigen korrekturwürdigen Punkte können durch einen Durchschnittsmodellbauer leicht gemeistert werden. Literatur: Wydawnictwo Militaria nr. 2, Andrzej GlassScale Aviation Modeller International, 2004-9 Bernhard Schrock Publiziert am 28. Dezember 2010 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |