Heinkel He 177 GreifEin "gestreifter" Greifvogelvon Axel Schulz (1:72 Revell)Zum VorbildDie Heinkel He 177 war sicherlich eines der interessantesten, fortschrittlichsten und erfolglosesten Flugzeuge der ehemaligen deutschen Luftwaffe. Schon Mitte der 30er Jahre konzipiert, wies die „Greif“ viele zum Teil radikale Neuerungen auf, hier sei nur das ungewöhnliche Antriebskonzept der zwei auf jeweils eine Luftschraube wirkenden Doppelmotoren, die Verdampfungskühlung und die teilweise ferngesteuerten Abwehrstände genannt. Die technisch anspruchsvollen, aber wenig erprobten Teillösungen, die in diesem fortschrittlichen Konzept Verwendung fanden, sorgten für ständige Probleme, die nie zufriedenstellend gelöst werden konnten. Gründe dafür waren z.B. zu spät angesetzte Fehleranalysen, aerodynamische Probleme und Strukturschwächen der Zelle. Legendär war die Neigung der He 177, mehr oder weniger spontan in Flammen aufzugehen, daher der Spitzname „Reichsfeuerzeug“! Ständig wechselnde und irrationale, unrealistische Forderungen und Vorgaben der Luftwaffenführung taten ein Übriges. Von einem bis zu 30 Tonnen schweren Flugzeug mit 31 Metern Spannweite zu verlangen, es sollte Angriffe im Sturzflug ausführen können, kann nicht gesund sein! Der bekannte Royal-Air Force –Testpilot Eric Brown sagte über die He 177, sie sei eins der wenigen deutschen Flugzeuge, in denen er sich unwohl gefühlt habe. Vielleicht ist schon einigen aufgefallen, dass ich eine Vorliebe für „gestreifte“ Modelle habe, und als ich vor längerer Zeit Fotos von einer He 177 mit Invasionsstreifen sah, war klar, die muß es sein! Es handelt sich um die F8+AP der II/KG 40, die 1944 in Toulouse-Blagnac während eines Kommandounternehmens in französische Hände fiel. Mit französischen Kokarden, Invasionsstreifen und der Aufschrift „Prise de Guerre“ (Kriegsbeute) wurde sie im September nach Farnborough überführt, wo sie britische Markierungen und die Nummer TS 439 erhielt. Nach ausgiebigen Tests wurde die Maschine mit der alten Werknummer 550062 nach einem irreparablen Motorschaden nach Boscombe Down überführt und in Kisten verpackt in die USA verschifft. Danach verliert sich ihre Spur endgültig 1946 in Park Ridge, Illinois. Der BausatzDen alten Airfix-Kit hatte ich schon bereit liegen, aber vor Baubeginn kam zum Glück rechtzeitig das Revell-Modell auf den Markt. Über 230 Teile, zum Teil winzig und von allerfeinster Qualität machten schnell klar, daß zwischen dem Klassiker von Airfix und dem Nachfolger von Revell Welten liegen. Was mir sofort negativ auffiel, waren die zu dicken Klarsichtteile. Das sollte noch Probleme geben! Schon die Inneneinrichtung, soweit sichtbar, bietet alles was man sich wünscht. Außer Gurtzeug und geätzten Pedalen braucht es nur eine sorgfältige Bemalung, um ein „Modell im Modell“ entstehen zu lassen. Nur die Gas- und Kupplungshebel von Pilot und Kampfbeobachter habe ich neu angefertigt. Hierzu habe ich winzige Scheibchen von gezogenen Gußästen und eines meiner Lieblingsmaterialien verwendet. Es handelt sich um die Antennendrähte aus dem Minitanks-Zubehörprogramm von Roco. Sehr dünn und stabil, lassen sie sich für alle möglichen Zwecke verwenden. Außerdem wurden die Instrumente mit feinem Messingdraht verkabelt. Wenn ich viel Arbeit in das Cockpit investiere, möchte ich hinterher auch etwas davon sehen, und das ist mit den beiliegenden Klarsichtteilen eher schwierig. Schlau, wie ich bin, hatte ich mir aber den Satz tiefgezogener Glasteile von Squadron besorgt. Der ist allerdings für das Airfix-Modell gedacht , sehr klar und paßt –zumindest bei der Bugverglasung- überhaupt nicht. Auch ist die Einteilung der Streben teilweise nicht korrekt, aber das war mir dann auch egal. Viel Spachtelmasse, Schleiforgien und Flüche später war ich mit dem Ergebnis doch einigermaßen zufrieden. Beim B2-Stand läßt sich das tiefgezogene Teil überhaupt nicht verwenden, da viel zu klein. Aber hier geht das Serienteil absolut in Ordnung. Beim Heckstand bietet das Squadron-Set die Möglichkeit, die spätere, gewölbte Haube zu verwenden. Der Bausatz sieht hinter der Verkleidung des Landescheinwerfers nur ein gähnendes Nichts vor. Um dem abzuhelfen, habe ich ein übriggebliebenes Scheinwerferglas von einem Ferrari-Bausatz von BBR verwendet. Noch ein Wermutstropfen findet sich am Fahrwerk. An sich gut gestaltet, wurde es von Revell in ausgefedertem Zustand dargestellt. Der gleiche Fehler findet sich auch am Bugfahrwerk der Tornado-Reihe. Das verstehe, wer will, aber gut. Ich habe es auf mich genommen, die Fahrwerksbeine am Drehpunkt zu trennen und eingefedert wieder anzukleben. Meiner Ansicht nach gibt das insgesamt ein realistischeres Bild.
Nach intensiven Recherchen habe ich mich für RLM 70/71 für die Oberseite und RLM 76 mit Flecken in RLM 02 Unterseits entschieden. Auf den Vorbildfotos, die die 550062 zeigen, ist eindeutig zu erkennen, daß diese Flecken auf allen unteren Flächen zu sehen sind. Die Invasionsstreifen sind lackiert, die Kokarden stammen von einer Heller-Transall und die Nationalflagge auf dem Seitenruder von einer 1:48er Mosquito. Der Schriftzug „Prise de Guerre“ ist mit einem Permanentstift von Hand geschrieben. Auf der Backbordseite ist die F8 der Verbandskennung erhalten geblieben und wurde aus dem Bausatzbogen entnommen, ebenso die Wartungshinweise und Walkways. Trotz meiner bewährten Vorgehensweise (Glanzlack-Decals-Mattlack) wurde der Trägerfilm am Ende wieder sichtbar, inzwischen bin ich dazu übergegangen, die Abziehbilder erst noch mit Future zu versiegeln. Übrigens, bei den Beutemaschinen ist die komplette Bewaffnung wegzulassen! Ich kenne kein Vorbildfoto einer erbeuteten He 177, bei der die Bewaffnung noch vorhanden war. Wer Kommentare oder Fragen hat, kann mir gerne mailen: axelschulzprivat@aol.com Axel Schulz Publiziert am 07. November 2006 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |