Convair R3Y-2 Tradewindvon Norbert Ruhland (1:166 Revell)Einleitung:Im MODELLVERSIUM wurde hier von Thorsten Wieking der historische Bausatz schon besprochen. Dort findet ihr die Einzel-Bauteile dargestellt und besprochen. Die Vor-Geschichte zum ModellZuerst - die Gratulation an REVELL zum 50jährigen Durchhalten und Bestehen in Deutschland. Als ich diese TRADEWIND letztens kaufte, war sie wieder da, meine Kindheit. Mit glänzenden Augen standen wir 12jährigen vor den Schaufenstern in Hildesheim und bestaunten die bunten Modellbilder. Das war 1954. Die Modelle kamen von REVELL Inc. aus den USA und es war nicht leicht, nach den Kriegsereignissen, „so ein Plastikzeug...“ sich zum Geburtstag oder gar zu einem deutschen Weihnachtsfest zu wünschen. Es kam aber alles anders. Der Siegeszug des Plastikmodellbaus begann und - das sage ich als „Zeitzeuge“ mit voller Überzeugung, ohne REVELL hätte der Plastikmodellbau in Deutschland und weltweit einen anderen Verlauf genommen! …. „wenn Modell dann REVELL“ - wer erinnert sich noch an diesen Spruch? Der Modellbau 1956 - ein RückblickUnnötige Plastikabfälle wurden von Anfang an vermieden. Nämlich so: die Hersteller sparten an Plastik und lieferten lose Einzelteile mit Angüssen, ohne Plastikbeutel. Schaut euch mal die Besprechung der TRADEWIND daraufhin an und vergleicht das mit den heutigen Modellen. Die Kartons verschwanden damals nach dem Bau im Badezimmerofen. Hätte ich doch ab 1954 nur… Die Modelle haben wir „zusammengeklebt“, mit und ohne deutlichen Eigentumsnachweis, den Fingerabdrücken. Spachteln, Verschleifen oder Umbau, keine Zeit und kein Geld dafür. Zurüstteile? Völlig unbekannt. So habe ich dieses Modell auch wieder gebaut. Klarsichtteile kamen später dazu. Gab es das Modell als Geburtstagsgeschenk, so musste alles noch bis zum Besuchsende von Onkel und Tante fertig sein. Die Teile des Modells waren bei den Klebstoffmengen zwar noch nicht fest, Hauptsache schnellstens fertig. Und die verführerischen Farbangaben? Bei 50 Pfennig Taschengeld im Monat (!) war die Frage schnell geklärt ob das Modell „bunt“ wurde, es blieb unverändert. Oder, Opa hatte z. B. Ofenrohrfarbe im Keller, so kam das Fahrwerk zu seiner Silberbronze, das Taschengeld reichte so länger. Diese „preiswerten“ Farben waren für Plastik sehr aggressiv, dafür griff- und wetterfest, chemikalienbeständig, bis heute. Die REVELL-Farben, auch die von anderen Herstellern, waren hochglänzend. Seidenmatt oder gar matt, uns Jugendlichen unbekannt bis in die 1970er Jahre. So zeigt meine TRADEWIND den Glanz aus der Urzeit des Plastikmodellbaus im letzten Jahrtausend. In meiner Jugend waren die Modelle keine Modelle im heutigen Sinne, es waren Spielzeuge für drinnen und draußen. Gebaut wurde aber nicht gesammelt. Bewegliche Teile, die heute nicht mehr üblich sind, steigerten den Spielwert einzelner Typen. Nach einem starken Gewitter, wir warteten hinter der Gardine auf das Ende des Regens, schwammen z.B. die Wasserflugzeuge im angestauten Rinnstein. Klappe auf, eingeladen, Klappe zu, Abflug. Dabei störende Autos? Parkend oder gar vorbeifahrend, gab’s damals kaum. Ungestörtes, abhärtendes Spielen in freier Natur war angesagt. Die Plastik-Dinger, für uns bestens geeignet. Der Decalbogen ( ex Deutsch: Naß - Abschiebebilder)…von damals war natürlich anders als der im heutigen Bausatz. Viel dicker und damit weniger anschmiegsam. Weichmacher? Damals für uns Jungen unbekannt und viel Vorkenntnisse in der Verarbeitung lagen auch nicht vor. Was haben wir gemacht? Die Abschiebebilder wurden „ausgiebig gewässert“, rüber geschoben und danach mit „Sitzmöbellack“ für den „Außeneinsatz“ wetterfest gemacht. „Sitzmöbellack“ habe ich jetzt zwar nicht mehr verwendet, aber alle Naß - Abschiebebilder sind „historisch“ mit einer Lackschicht überzogen. Heute mit Future aus den USA… Der Bauplan…war perspektivisch gezeichnet und setzte räumliches Vorstellungsvermögen voraus, um die Teile richtig zusammen zu kleben. So lernten wir spielerisch Zeichnungen zu lesen. Bauplan und Karton waren sehr geschickt gemacht, wurde doch sofort der Wunsch nach einem weiteren Modell geweckt. Schaut euch auch mal die ganze Jubiläumskollektion darauf hin an. Auf die unterschiedlichen Maßstäbe haben wir noch nicht geachtet. Jeder Hersteller brachte in irgendeinem Maßstab seine Modelle auf den Markt. Sicherheitshinweise, damals? Wir waren aufgeklärt und schlau genug, die Plastikteile nicht zu kauen, mit dem Kleber vorsichtig umzugehen, und wenn nicht, gab’s noch was hinter die Ohren, schlagartig lernten wir dazu. Alles klar? Dieses Flugzeugmodell ist ja noch einfach, wenn ihr euch jetzt z. B. die Baupläne des Schiffbaukasten aus dieser REVELL-Jubiläumsserie anseht, so erkennt ihr den hohen Hersteller - Leistungsgrad und die geistigen und handwerklichen Anforderungen an den jungen Modellbauer vor über 50 Jahren. Vorteile damals:…das waren die beweglichen Teile. Bei der TRADEWIND kann man so richtig nachempfinden, wie die Maschine am Strand aufschwimmt, die Bugklappe öffnet sich…. - Kinderträume am Nordseestrand in den Sommerferien. Fazit:Dank an REVELL, diesen Rückblick ermöglicht zu haben. Norbert Ruhland Publiziert am 25. Oktober 2006 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |