Waco CG-4A Hadrianvon Max Lorenz (1:72 Italeri)Das OriginalDie Idee, Lastensegler in militärische Operationen einzubinden, kam zuerst von den Deutschen im Zweiten Weltkrieg. Da diese bei ihren Einsätzen auch erfolgreich waren, wurde schnell großes Interesse beim amerikanischen Militär geweckt, das im Sommer 1941 die Entwicklung eines solchen Flugzeugs forderte. Dafür interessierten sich aber nur wenige Firmen, darunter aber die WACO Aircraft Company aus Troy in Ohio, die den Zuschlag bekam. WACO entwickelte die CG-4A, welche mit über 13.900 gebauten Exemplaren der meist gebaute Lastensegler im Zweiten Weltkrieg war und im August 1942 zum ersten Mal flog. Im Rumpf fanden bis zu 13 Soldaten Platz, aber z.B. auch eine 75 mm-Haubitze oder ein Jeep mit vier Soldaten war möglich. Wegen geringer Kapazität im eigenen Werk wurden noch 15 weitere Firmen für die Produktion des aus 70.000 Einzelteilen bestehenden Flugzeugs beauftragt, um den Bedarf zu decken. So entstanden auch mehrere Modifikationen (aufgefallen sind mir Sichtfenster im unteren Rumpf, verschiedene Ausführungen der Verstrebungen am Höhenleitwerk, vordere Kufen mal länger/kürzer, Venturi-Rohr des Fahrtmessers mal seitlich am Bug, mal direkt auf der Verglasung). Von Regierungsseite wurde hier aber nicht eingegriffen, da die Hadrian (benannt nach einem römischen Kaiser) eher als Verbrauchsmaterial gesehen wurde, welche nach dem ersten Einsatz sowieso abgeschrieben wird. Ganz so war es aber dann doch nicht, denn der Segler erwies sich als ziemlich robust, da 70% nach der Landung immerhin kein Totalverlust waren. Die unzerstörten Flugzeuge wurden nach dem Operationsende zu Sammelpunkten gezogen und nach einer Inspektion teilweise im Dreier-Schlepp von einer C-47 zurückgeflogen. Es bestand aber auch die abenteuerliche Möglichkeit, dass die Hadrian mittels Schleppseil von einer darüber fliegenden C-47 aus dem Stand „aufgesammelt“ wurde. Neben Amerika fand die CG-4A, zum Teil auch nach dem Krieg, in Kanada, Großbritannien und Tschechien Verwendung. Das VorbildAufgrund der Tatsache, dass einer einzelnen CG-4A von vornherein kein all zu langes Leben zugesagt wurde, gibt es zum direkten Vorbild nur die Informationen aus der Bauanleitung, die man entweder so glaubt oder nicht, denn überprüfen konnte ich sie allein mit dem Internet nicht. Demnach nahm die von mir gezeigte Hadrian mit der Nummer 379545 am 6. Juni 1944 bei der „Operation Overloard“ in der Normandie teil, besser bekannt als „D-Day“. Ob sie ihr Ziel erreichte und eventuell noch weitere Einsätze flog, bleibt unbekannt. Quellen:
Der Bausatz
Wer einen solchen Lastensegler bauen möchte, dem bleibt im Maßstab 1:72 nur der erstmals 1975 aufgelegte Bausatz von Italeri. Auch in anderen Verkleinerungen sieht es eher mau aus. Von dem Italeri-Kit gab es in den Folgejahren insgesamt neun weitere Auflagen (die letzte erschien 2011), teilweise in Kooperation mit Testors und Revell. Dementsprechend fällt die Detaillierung eher dezent aus bzw. ist vom Hersteller selbst etwas freier interpretiert worden: so ist z.B. eine Trennwand mit Tür vom Cockpit zum Frachtraum beim Modell vorhanden, auf Originalbildern aber nie zu sehen. Im Cockpit selbst fehlen die sehr deutlich zu sehenden Verstrebungen und auch die Steuerhörner sind nicht vorhanden, sondern wurden durch Sticks ersetzt. Auch die Sitzbänke im Frachtraum haben mit dem Original nichts zu tun. Rumpf und Flügel sind altersentsprechend mit feinen erhabenen Gravuren versehen. Deutliche Sinkstellen gibt es am Rumpf, ansonsten ist die Abspritzung der 145 Bauteile, zu denen auch zwei Pilotenfiguren mit Klarsichtbodenplatte gehören, relativ sauber. Für ein paar Kleinteile in großer Stückzahl ist allerdings vom Hersteller auch etwas Ersatz eingeplant. Neben der Bauanleitung gibt es einen kleinen Decalbogen, welcher die nötigsten Abziehbilder für zwei amerikanische und eine britische Hadrian enthält. Der Bau
Die Hadrian gehörte damals zu meinen ersten Bausätzen, auch wenn sie nicht gerade meinem Interessengebiet entsprach. Ungefähr 2006 von der großen Schwester geschenkt bekommen, wurde das Modell natürlich trotzdem gebaut. 17 Jahre später stolperte ich bei einem kleinen Flohmarkt bei einem Flugtag wieder über den Bausatz. Das Thema mit den alten Erinnerungen ist den meisten bekannt: So landete das Modell im Rucksack und wurde ein Jahr später gebaut. Das Cockpit besteht nur aus wenigen Bauteilen und ist aus der Box gebaut recht schnell fertig. Da durch die großzügige Verglasung später einiges vom Cockpit zu sehen sein wird, habe ich zumindest die wichtigsten Teile vom Rohrgestänge mit gezogenen Gussästen nachgebildet, was vom ganzen Bau auch das Langwierigste war. Auch die vorgesehenen Steuerknüppel habe ich aus gleichem Grund durch einfache Steuerräder, ebenfalls aus gezogenen Gussästen, angefertigt. Nicht vergessen zu entfernen sollte man zudem die sehr deutlich zu sehenden Auswerfermarken auf den Pilotensitzen, welche den Originalen auch nicht so sehr ähneln. Der Cockpitbereich soll laut Bauanleitung durch eine Trennwand samt Tür vom Laderaum abgetrennt werden. Aus oben genannten Grund habe ich diese aber nicht verbaut.
Weiter ging es mit den Türen und Sitzbänken im Innenraum sowie dessen farbliche Gestaltung. Wer will, kann hier auch noch diverse Metallverstrebungen anbringen. Das lohnt sich besonders, wenn jemand sich dafür entscheidet, den vorderen Rumpf in geöffneter Position darzustellen. Nach dem Anbringen der Flügel/Leitwerke und deren Verstrebungen, sowie dem Fahrwerk, war der Großteil vom Bau schon fast geschafft. Diverse Kleinteile für die Seilschleppvorrichtung und die Räder werden erst nach dem Lackieren montiert. Die Passgenauigkeit ist wie auch die Qualität der Bauteile für so einen alten Bausatz wirklich gut! Aufgefallen ist mir nur, dass es im inneren Rumpf kleine Aussparungen für die kleinen runden Klarsichtteile bzw. Fenster gibt. Bei den Türen gibt es diese leider nicht, so dass diese Fenster nicht bündig mit dem Rumpf abschließen. Auch das Dachfenster ist nicht zu 100% passgenau bzw. zu klein. Hier muss entlang der Ränder vorsichtig gespachtelt werden. Nebenbei ist hier anzumerken, dass ich bei allen Bildern zum Original nur eine Strebe im Dachfenster sehen konnte. Beim Modell sind es zwei, kreuzförmig angeordnet. Letzter Kritikpunkt ist, dass die Cockpitsektion nicht ganz passgenau zum Rumpf bzw. das Klarsichteil etwas zu groß ist, so dass schnell unschöne Stufen entstehen. Durch geschicktes Ausmitteln hält sich der Spachtelaufwand aber stark in Grenzen.
Lackiert wurde mit Revellfarben, in den Hauptfarben Olivgrün 361 und Hellgrau 76. Das Anbringen der Invasionsstreifen war dank der Maßangaben in der Baunaleitung kein Problem. Anschließend folgten noch ganze sechs Decals. Zu guter Letzt werden noch die restlichen Bauteile sowie aus gezogenen Gussästen die kleine Verspannung am Heck und eine Antenne angebracht. Die Streben der Cockpitverglasung wurden mit dem Pinsel aufgemalt, so habe ich mir mühsames Maskieren gespart. Da diese auch gut abgetrennt sind, war das Bemalen kein Problem. Einige Vertiefungen und Stoßkanten wurden noch dezent mit schwarzer Pastellkreide hervorgehoben. Nach insgesamt 19 ½ Stunden waren dann alle Arbeiten an der Hadrian erledigt und sie landete erfolgreich in der Vitrine. Fazit
Insgesamt gesehen ein betagter, aber immer noch zu gebrauchender und gut zu bauender Bausatz (Alternativen gibt es sowieso keine), dessen größte Schwäche das eher karge und fantasievoll ausgestattete Cockpit ist. Durch die großflächige Verglasung sollte der erfahrene Modellbauer sich hier ruhig noch etwas austoben. Max Lorenz Publiziert am 09. Dezember 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |