Focke-Wulf Fw 190 TLTurbinen-Langnase als zivile Vorführmaschinevon Thomas Brückelt (1:72 verschiedene Hersteller)
Mit dem Umbausatz von Enhance! Models entstand das Modell der nie realisierten Turbinen-Version der Fw 190.
Ich pflanzte das Strahltriebwerk an eine Fw 190 D-9, da diese den gestreckten Rumpf hat. Würde man diesen riesigen „Kübel“ an den Rumpf einer kurzen Fw 190-Variante montieren, wäre das Flugzeug garantiert instabil um die Hochachse. Das würde bedeuten, dass schon bei geringer Querlage das Flugzeug heftig „schiebt“ und der Seitenruderausschlag kaum ausreichen würde, um damit eine steilere, saubere Kurve zu fliegen. Schon bei geringen Querlagen wäre ein recht großer Seitenruderausschlag nötig. Sicher würde das Flugzeug auch ein kritisches Trudelverhalten aufweisen, da es hinten an Dämpfungsfläche fehlt. So würde sich das Trudeln sicher nur mit dem Aufschlag am Boden beenden lassen, und das will ja keiner.... Mit dem langen Rumpf hat das Gerät auch optisch „gesunde“ Proportionen.
Als Basis nutzte ich die Langnasen-Dora von HobbyBoss (#80228) aus deren „Easy Assembly“-Reihe. Wie üblich erhält man einen äußerlich schön detaillierten Bausatz, der sich dank seiner guten Passgenauigkeit und ausgeklügelten Aufteilung einfach und schnell bauen lässt. Das Cockpit ist jedoch äußerst schlicht gehalten, da es komplett am Rumpf angeformt ist. Daher trennte ich dieses heraus und baute ein neues mit etwas mehr „Tiefgang“ ein. Dazu nutzte ich eine übrige Cockpitwanne und einen Sitz aus anderen Bausätzen. Der Steuerknüppel entstand aus einem gezogenen Gießast.
Die Resindruckteile von Enhance! Models besitzen absolut saubere Oberflächen und sind hervorragend detailliert. Auch die Passgenauigkeit lässt keine Wünsche offen. Da das Umrüst-Set jedoch für eine Fw 190 A konstruiert wurde, musste ich den Übergang zum Triebwerk anpassen, da die D-9 im vorderen Bereich einen deutlich schlankeren Rumpfquerschnitt hat. In der Breite fehlten ca. 2 mm. Ich zog eine 1 mm starke Polystyrolplatte über einen Hammerstiel, der in etwa die selbe Krümmung aufwies und klebte die ausgeschnittenen Segmente daraus seitlich an den Rumpf. Mit Spachtelmasse und Schleifarbeit wurde die Kontur angeglichen.
Das Seitenruder passte ich gemäß der Seitenansicht des Entwurfs an, es wurde im unteren Bereich etwas erweitert. Es gibt Darstellungen mit dem konventionellen Leitwerk, als auch mit dem T-Leitwerk, welches ich anbrachte und das auch im Set von Enhance! Models (nur das Höhenleitwerk) enthalten ist. Das Höhenleitwerk besitzt eine markante V-Form, die ebenfalls zur Stabilität um die Hochachse beträgt. Außerdem sitzt es außerhalb des heißen Strahls, was natürlich auch ein Vorteil ist, weil so das Höhenleitwerk nicht thermisch belastet wird. Zusätzlich wird der Strahl dadurch nicht gestört, was wiederum den Schub minimieren würde. Der im Strahl sitzende Rumpf ist sowieso ein Effizienz-Killer, weshalb sich diese Konfiguration auch nie durchgesetzt hat. Welche Temperaturen da wohl im Cockpit geherrscht hätten...? Das wäre wohl eher ein Jäger für die Ostfront geworden. Um dem entgegenzutreten, habe ich die Läufe an den Tragflächen nahe der Wurzelrippen entfernt und Bohrungen gesetzt, die Kühlöffnungen darstellen und Luft zwischen die Cockpitwanne und Rumpfbeplankung befördern sollen. Genauso hätte man die Mündungen der MGs vor dem Cockpit umfunktionieren können, für eine unbewaffnete Vorführmaschine.
Ich wollte aus meinem Modell einen zivil zugelassenen Demonstrator machen. Ich dachte mir eine schlichte Lackierung aus und ließ die weißen Decals dafür von Brent Air Decals drucken. Diese kamen auch zeitnah an, in gewohnt guter Qualität. Ich denke, mit dem dunkelroten Anstrich und den weißen Zierstreifen wird die nicht gerade gefällige Erscheinung des Entwurfs ein wenig kompensiert. Auch der längere Rumpf lässt die Maschine etwas flotter aussehen.
Lackiert habe ich das Modell mit dem Pinsel und Email-Farben von Humbrol und Revell. Das Dunkelrot (20) von Humbrol erforderte trotz Grundierung mehrere Schichten, um eine homogene Farboberfläche zu erzielen, so dass leider sämtliche Oberflächenstrukturen verloren gingen. Da jede Farbschicht zwei Tage zum Trocknen brauchte, zog sich die Fertigstellung des Modells in die Länge. Auch das Liquid Chrome von Molotow benötigt einige Zeit, bis es trocken ist. Damit lackierte ich die Einlauflippe. Vor und nach dem Anbringen der Decals versiegelte ich mit glänzendem Klarlack. Nachdem ich - ganz dezent - eine Verschmutzung durch die Abgase mit dem Schwamm auftupfte, versiegelte ich die Turbinen-Langnase mit seidenmattem Klarlack von Mr. Hobby.
Anstoß zu dem interessanten Projekt gab Stefan „Zimmo“ Zimmermann, der bei einem Schwobabaschdler-Treffen sein hervorragend gebautes Modell in 1:48 dabei hatte und mir den Kontakt zu Marius De Bruyckere von Enhance! Models herstellte, um das 1:72er-Set zu bestellen. Vielen Dank nochmal dafür!
Thomas Brückelt, Publiziert am 12. November 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |