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Culver PQ-14

von Roland Sachsenhofer (1:48 Clear Prop!)

Wer hätte damit gerechnet, eine Zieldrohne der US-Streitkräfte aus den Vierzigerjahren als Gegenstand eines nagelneuen und wirklich erstklassigen, noch dazu top ausgestatteten Bausatzes im gängigen 1:48er Maßstab auf den Werktisch legen zu können? Nun, ich sicher nicht! Dies erklärt sich zwar auch durch den Umstand, dass ich dieses Flugzeug beziehungsweise Drohne nicht gekannt habe, ich vermute aber auch, dass ich mich mit dieser Unkenntnis selbst im Kreise der Luftfahrt-Interessierten in bester Gesellschaft befunden habe. Die Motivlage des ukrainischen Hersteller Clear Prop!, sich dieser ausgefallenen Thematik anzunehmen, kann nur vermutet werden.

Culver PQ-14

Liegt es daran, dass das Stichwort „Drohne“ derzeit in aller Munde zu sein scheint? Oder hat die erstaunliche Anzahl der dereinst produzierten Culver PQ-14 das seinige dazu beigetragen? Sicher zuträglich wird gewesen sein, dass mit diesem Muster ein zwar militärisches, aber attraktives und eindeutig farbenfrohes Flugzeug vorgelegt werden kann, das die Kenner und Liebhaber von Exoten ansprechen würde - noch dazu, wo die Culver PQ-14 eine überraschend interessante Geschichte vorweisen kann!

Culver PQ-14

Zum Original: die Culver PQ-14

Immerhin waren in der ersten Hälfte der Vierzigerjahre 2.043 Exemplare dieses schnittigen kleinen Flugzeuges im Auftrag des USAAC beziehungsweise der USAAF hergestellt worden. Von diesen hatte mit 1.198 Stück den Großteil die US Navy übernommen, wobei der Verwendungszweck bei beiden Teilstreitkräften derselbe war: die PQ-14 dienten als ferngesteuerte Übungsziele für FlaK-Kanoniere.

Dabei wurde die Culver vom Boden oder von einem Mutterflugzeug aus über Funk kontrolliert, allerdings blieb das Cockpit des Flugzeuges voll instrumentiert: für Verlegungs- oder Gelegenheitsflüge konnte die Maschine so ohne Umbau bemannt geflogen werden.

Culver PQ-14

Nur eine Handvoll PQ-14 hat die Verwendung als Zieldarsteller überlebt. Dieses gute Dutzend Maschinen hatte nach ihrem Verkauf aus Militärbeständen dafür aber auch gute Aussichten auf eine erfreulichere zivile Karriere: die Culver PQ-14 erwies sich als einfach und angenehm zu fliegen, zuverlässig im Betrieb und so günstig in der Wartung, so dass sie sich als Sportflugzeug noch einige Zeit lang großer Beliebtheit erfreute.

Culver PQ-14

Das ist nicht ganz überraschend, wenn man weiß, dass die vielseitige Drohne aus dem zweisitzigen Sportflugzeug Culver LFA Cadet entwickelt worden ist. Nachdem im Jahr 1940 das USAAC an die Culver Aircraft Company herangetreten war, wurde aus der bewährten Cadet die PQ-8 Zieldrohne abgeleitet, von der anschließend gut 200 Stück ausgeliefert werden sollten. Allerdings ging schon 1942 die PQ-14 als verbesserter Nachfolger in Serie. Mit einziehbarem Bugradfahrwerk, aerodynamisch verfeinerten Linien und einem auf 150 PS verstärkten Antrieb gelang ein Leistungssprung, der dem Muster auch in seiner späteren zivilen Rolle noch zu Gute kommen sollte.

Die knapp 6 Meter lange und mit einer Flügelspannweite von 9,14 Metern recht kleine Konstruktion schraubte sich mit ihrem 150 PS starken Franklin 6ACT-Boxermotor mit respektablen maximalen 300 km/h durch die zeitweilig explosions- und schrappnellgefüllten Lüfte.

Culver PQ-14

Zu Bausatz und Bauprozess

Wenn anfangs über die Motivation spekuliert wurde, warum ein derart exotisches Flugzeug aufgelegt wird, so ist meine Motivation, es zu bauen, dagegen leicht erklärt! Tatsächlich war mir die PQ-14 ein willkommener Anlass, endlich einmal einen Bausatz von Clear Prop! auszuprobieren. Dass dabei ein so seltener Vogel mit einer attraktiven Form- und Farbgebung Gegenstand der Bemühungen sein sollte, machte die Sache unwiderstehlich! Tatsächlich hat dieser Bausatz einen rekordverdächtig raschen Weg von seinem Ersterscheinen auf meinen Werktisch und, last but not least, zum fertig gebauten Modell genommen.

Culver PQ-14

Letzteres liegt, wenig überraschend, vor allem an der einfachen Struktur dieses kleinen Flugzeuges. Clear Prop! hat wahrlich nicht an Details gespart, die grafisch sehr gut gemachte Anleitung lässt sich in überraschend vielen Bauschritten auch Zeit, diese zu einer stimmigen und in die Tiefe strukturierten Wiedergabe der schnittigen Formen dieses Flugzeuges zu arrangieren.

Culver PQ-14

Dies gilt schon für das Flugzeuginnere. Hier will allerdings die Reihenfolge der Montage von Pedalen, Steuerknüppel und verschiedenem Gestänge gut überlegt sein, da diese in zumindest vier unterschiedlichen Farben gefasst werden müssen. Eine unterhaltsame Herausforderung ist stets die Darstellung von Holzoberflächen: im uneinsehbaren Rumpfinneren hat man genug Platz zu üben, weiter vorne dagegen wird es ernst: das Cockpit mit der großzügigen Verglasung der Schiebehaube bleibt gut einsehbar.

Culver PQ-14

Die Passgenauigkeit der Teile ist durchgehend hervorragend, dazu weisen die Teile auch noch eine weitere wichtige Qualität auf: die Beschaffenheit des Kunststoffes ermöglicht ein sicheres Abtrennen der vielen fragil-zarten Teile von den Gussästen.

Ersetzt habe ich bei diesem Projekt nur die Auspuffrohre - hier kamen abgezogene Kabelisolierungen zum Zug - und die oben an der Motorverkleidung herausstehenden Ansaugstutzen. Diese wurden aus gebogenem Draht gefertigt. Neu hinzugekommen sind neben der Antennenverkabelung noch die Bremsleitungen an den beiden Hauptfahrwerksbeinen sowie im Cockpit das Ätzteil-Gurtzeug von Eduard.

Culver PQ-14

Ein „gewichtiger“ Punkt noch zum Schluss: etwas stressig wurde es, als es um den Einbau der notwendigen Gewichte gegangen ist, um die PQ-14 auf dem Bugrad zu halten. Ich habe nicht abgewogen, wie viel schlussendlich verbaut worden ist, kann aber nur den Rat geben, nicht mit Gewicht zu sparen! Man muss etwas einfallsreich sein, um genug Platz dafür zu finden (siehe Baufotos), denn der Raum im Bug ist beinahe vollständig mit einer schönen Wiedergabe des Franklin 6ACT gefüllt.

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Abschließend gibt es für meinen „Erstkontakt“ mit Clear Prop! nur Lob: Lob für die interessante (und wohl auch mutige) thematische Auswahl, Lob für das Teile-Layout und den tollen Formenguss und Lob - aller guten Dinge sind ja drei - für die attraktive Ausstattung des Bausatzes. Ich sehe einem folgenden Projekt mit einem Bausatz dieses Herstellers mit Neugier und Freude entgegen!

Culver PQ-14

Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates.

Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofder@gmx.at

Weitere Bilder

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Roland Sachsenhofer

Publiziert am 16. September 2024

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